Lang ist es her, seit ich hier im Forum das letzte Mal geschrieben habe, aber ich wollte doch mal diesen Meilenstein des "Science Fiction-Tourismus"-Genres zur Sprache bringen.

Dieser Film mit dem wohlklingend dezenten Titel "APOKALYPSE EIS", der zwar kein Ausrufezeichen enthält, aber man im Geiste mindestens drei hinzufügt, lief vor einigen Tagen auf dem Qualitäts-Sender RTL. Offiziell eine Koproduktion von irgendwelchen unwichtigen amerikanischen Filmfirmen und RTL, wobei ich mir jedoch nicht vorstellen kann, dass dieser Film jemals im amerikanischen Fernsehen lief.

Synopsis:
In der amerikanischen Botschaft in Berlin feiert man einen Kometen, den irgendeine wichtige deutsch-amerikanische Forschungseinrichtung in Berlin entdeckt hat, von denen es ja so viele gibt. Irgendjemand rechnet aber dann noch mal nach (verwendet vielleicht versuchsweise mal das metrische System) und kommt darauf, dass der Brocken direkt auf die Erde stürzt. Interessanterweise hat man gerade einen neuen orbitalen Mikrowellen-Grill im Einsatz und schießt damit ein bisschen auf den Kometen, der daraufhin kurz zischt und trotzdem westlich von Moskau einschlägt (Asteroiden und Kometen scheinen sich irgendwie auf Russland/Tunguska fixiert zu haben). Es folgt der nukleare Winter, von dem wohl mal einer der Drehbuch-Autoren in der BILD gelesen hat, dass es da immer schneit.
Die amerikanischen Botschaftsangehörigen und Wissenschaftler flüchten daraufhin aus Berlin, Richtung südliche Hemisphäre und auch der Secret Service-Agent Dean Cain fliegt mit (leider nicht selbst im roten Cape, sondern im Flugzeug).
Ein paar Jahre später sitzt die Regierung der "Vereinigten Nordstaaten" inklusive Frau Präsident und tapferen amerikanischen Soldaten in Algerien oder Morokko (so ganz war mir das nicht klar, weil es immer noch schneit) und regiert vor sich hin, als PLÖTZLICH der orbitale Mikrowellen-Grill unkontrolliert um sich schießt. Man kommt zu der Erkenntnis, dass noch jemand im vereisten Berlin sitzen muss und damit spielt.
Also brechen einige Soldaten, inklusive dem inzwischen Wahl-Mountie Dean Cain mit Huskey und der Wissenschaftler-Tochter Bettina Zimmermann, auf zu einer Sightseeing-Tour. Jetzt beginnt der touristische Teil: Man überquert den Rhein, besucht Köln inklusive zugeschneitem Dom, fährt später einen Hügel hinauf und steht spannenderweise AUF dem Brandenburger Tor, besucht den Reichstag, wo ein kluger Kopf ein Treibhaus eingerichtet hat, um die ca. 600 Rest-Berliner mit Essen zu versorgen und spricht immer wieder davon, wie geil doch früher Berlin und überhaupt Deutschland war. Ich habe selten Szenen gesehen, die gestellter aussahen. Soldaten, die davon reden, dass Berlin früher eine "wilde Stadt" war, sich High-Five geben und dabei hysterisch lachen.
Der Rest der Handlung ist eigentlich Nebensache. Irgendwann schießen sie alle aufeinander, übrig bleiben der Dean (schwer blutend) und die Bettina (blutend) und tauen mit dem Mikrowellen-Grill Berlin wieder auf.

Tja, wie schon gesagt, ein Highlight. Deutschland ist schön, dass wissen offenbar auch die Amerikaner. Außerdem ist Berlin der Nabel der Welt und innovativen Weltraumschrott können nur Deutsche und Amerikaner gemeinsam bauen. Dass die Special Effects unterstes Niveau waren, versteht sich von selbst, aber da es ununterbrochen schneit, fällt das nicht so auf. Huskeys sind auch toll und müssen mindestens alle 10 Minuten jemandem das Leben retten und in einer Gruppe Marines ist immer ein Verräter.

RTL, ich will mehr davon. Wie wärs mit "Alarm für Orbit 11 - Die Weltraumpolizei"?