Auf die Gefahr, kaltherzig zu klingen - ich 'trauere' eigentlich um die Londoner auch nicht mehr als um die vielen Leute, die jeden Tag sonst irgendwo auf der Welt sterben. Der London-Anschlag trifft mich nur stärker als andere Katastrophen, weil ich Freunde in London habe und selbst öfters mal dort bin. Und prinzipiell macht er eben deutlich, daß wir hier in den wohlhabenden Ländern keineswegs vor allem gefeit sind, wie wir uns das so gerne einbilden, und das zu begreifen geht einem natürlich irgendwie immer nahe. Es bringt das Bewußtsein der Zerbrechlichkeit unseres Lebens näher. Wir leben hier so bequem, daß wir oft vergessen, daß wir letztlich genauso sterblich sind wie die Menschen in Afrika oder wo auch immer.

Es geht hier also nicht so sehr um moralische Entrüstung ob der vielen 'unschuldigen' Toten als um ganz egoistische Angst ums eigene Leben. Deren wir uns aber, m.E., nicht zu schämen brauchen, denn Angst um das eigene Leben ist ja wohl ein ganz normaler menschlicher Zug, und so lange man daraus nicht die Devise ableitet, daß außer einem selbst alles andere unwichtig ist, auch nicht prinzipiell unsozial oder so.