Ich habe mir - Hmpf sei Dank - gestern die ersten zwei Bände der 20th Century Boys reingezogen. Zunächst einmal ist zu sagen, dass ich es kaum erwarten kann, weiterzulesen. Und doch sind meine Gefühle bisher noch relativ gemischt. Die Geschichte hat mich bisher nicht ganz so gepackt, wie ich es gern gehabt hätte. Ich tröste mich damit, dass die folgenden Bände wahrscheinlich in jeder Hinsicht noch einige "Zähne zulegen" werden.
Während bereits in diesen zwei Bänden einiges an Spannung erzeugt wird,
habe ich leider von "meisterhaft ausgearbeiteten" Charakteren bisher noch nicht viel mitbekommen. Zumindest nicht, was die Hauptcharaktere angeht, mit deren Entwicklung sich der Autor wohl bewusst Zeit lässt...
Denn mehr als diese bleiben die scheinbar "unwichtigen" Nebencharaktere im Gedächtnis haften, wie der kurz vor seiner Pensionierung stehende Polizeibeamte, der sich von seiner Familie entfremdet hat oder der alte Penner, den alle andächtig "Heiliger Vater" nennen. Die Hauptcharaktere wirken dagegen irgendwie blass. Sie sind kaum mehr als angedeutete Skizzen, die darauf warten, dass mal jemand die Zeit findet, ihnen etwas abzuverlangen...
Nicht einmal mit dem Hauptcharakter, Kenji, bin ich wirklich zufrieden. Zwar wird er sehr gut eingeführt und ist mir aufgrund der chaotischen familiären Umstände, in denen er lebt, sofort symphatisch, aber in einigen Situationen verhält er sich so "klischeehaft" (in Ermangelung besserer Worte), dass er bei mir sofort wieder einiges an Bonus verliert. [Spoiler] Als er zum Beispiel aufgrund schlechter Umsätze von seinem "King-Mart"-Boss zusammengeschnauzt wird, wartet man nur auf den Moment, wo Kenji - nach all den "ich bin unbesiegbar"-Zitaten vorher - ganz plötzlich den "Helden" raushängt und den Boss seinerseits anfährt. Und dass der dann auch prompt den Schwanz einzieht und in einem kompletten Rollentausch seinerseits stotternd den Rückzug antritt - darüber kann ich mich leider nur wundern.
Sehr wundere ich mich auch über die ganze Geschichte mit dem "Freund". Nicht nur, dass die ganze Konstruktion (und es ist alles furchtbar zurechtkonstruiert - und nicht mal subtil, sondern immer mit der Brechstange auf's Auge) in meinen Augen jegliche Plausibilität vermissen lässt, auch ist der Kerl selbst (nur echt mit Schatten im Gesicht), sowie seine obligatorische "Nummer 1" mit dem gewissen Look, der einen sofort wissen lässt: "Bad guy", bisher auch nur ein Abziehbild des Typen "psychopatischer aber auch genialer Sektenanführer mit Allmachts-Fantasien, der über Leichen geht". Immerhin, bei James Bond beschweren wir uns über sowas auch nicht, also Schwamm drüber, das ganze denk-befreite Gefolge des Oberhirten ignorieren und abwarten, was noch so kommt...
Wahrscheinlich stochert Kenji noch eine gute Weile weiter im Halbdunkel herum und bekommt so wie der wissbegierige Leser die wichtigen Infos (falsche, irreführende und halbwahre) weiter schön häppchenweise von Leuten serviert, die ihr Leben aushauchen, bevor sie das Entscheidende gesagt haben oder immer einen Tick zu spät kommen, um das Entscheidende mitzubekommen, oder aus irgendeinem anderen Grund, ihr erworbenes Wissen nicht teilen können, aber immer soviel in nebulösen Andeutungen erahnen lassen, dass man irgendwie bei der Stange bleibt, während man nebenbei völlig unerwartet über die nächste superböse Zurschaustellung des Wirkens des Obermotzes stößt.
Irgendwie erinnert mich das unangenehm an Akte X. Ich habe Akte X geliebt, aber die ganze Verschwörungstheorie-Storyline fand ich irgendwann ziemlich doof, so gut sie auch aufgebaut war.
Man kann so eine großangelegte Verschwörungsstory auch ganz anders rüberbringen. Ich deute z.B. unauffällig Richtung "It's Walky" - was natürlich im Großen und Ganzen etwas völlig anderes ist..
Jedenfalls klingt dieser ungeordnete und einfach nur so der Nase nach hingerotzte Kommentar jetzt schrecklich negativ und täuscht komplett darüber hinweg, dass ich trotz alledem recht angetan von den 20th Century Boys bin und es wie gesagt kaum erwarten kann, weiterzulesen. Falls Hmpf mich jetzt nochmal an die Bücher ranlässt.
Ich glaube ja wirklich, dass da noch einiges passieren wird und irgendwie hat die ganze Geheimniskrämerei schon etwas Fesselndes... und nebenbei gesagt - die Grundidee mit den Hauptcharakteren und Freunden in den verschiedenen Zeitebenen ist einfach phänomenal klasse und dafür allein lohnt es sich schon weiterzulesen. *g*
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