Im Grunde wurde in Konsequenz schon alles gesagt, deshalb möchte ich zum Auslöser der Überlegung zurückkehren. Zum Schluß komme ich wieder in die bisherige Richtung, also bitte das Posting nicht gleich überlesen.

Ein Großteil der westlichen Zuschauer sieht in den (doch schon recht betagten) Godzilla-Filmen nur einen Statisten in einem knuffigen Gummikostüm, der Modellbau-Städte demoliert und um den als Staffage allerlei krude Gestalten in asiatischer Hektik herumwuseln; wobei die Charaktere alle Klischees (von fies/coolen Spionen, kleingeistigen/tapferen Soldaten und verrückten/genialen Wissenschaftlern) erfüllen. Der kleine Rest sieht etwas Anderes, der er beachtet die Kultur, auf die der Film zugeschnitten ist: Godzilla als radioaktives Sinnbild für das japanische Trauma von Hiroshima und Nagasaki; die anfängliche Unaufhaltsamkeit des Tieres als gestaffelter Schlag gegen die erfolgsorientierte japanische Gesellschaft, und nicht zuletzt der finale Sieg der eigenen Kultur über das mythische Ungeheuer, der allerdings kein endgültiger Sieg sein kann. Denn Godzilla kommt immer wieder, und ist nicht selten Bedrohung und Rettung zugleich.

Schließen wir den Gedankenkreis: Fantasie ist etwas Kulturelles. Der durchschnittliche westliche Mensch ist aufgrund seiner historischen Prägung stets bemüht, Traum und Realität zu trennen, und aus genau diesem Grund neigt er dazu, seine Fantasie ebenfalls in Kategorien von "erfüllbar" und "unerfüllbar" einzuordnen. Das kann nicht ohne Auswirkungen bleiben, was die Umsetzung im medialen Bereich angeht, somit haben wir eben diese Trennung von Vision und tiefenfreiem Abenteuer. Ausnahmen bestätigen die Regel.