Eure besten Comic-Neuentdeckungen im Jahr 2006?

**Hmpf** · 09.01.2007, 02:28

Postet hier wahlweise - je nachdem, wieviel Ihr neu entdeckt habt! - Eure Top 5 oder Top 10 oder wieviel auch immer unter den Neuentdeckungen des vergangenen Jahres. "Neuentdeckung" heißt dabei nicht unbedingt, daß es neue Comics sein müssen, sondern lediglich, daß Ihr sie erst im Jahr 2006 kennengelernt habt. Und damit sie in die Top 10, 5 oder meinetwegen, wenn es bei Euch ein unergiebiges Jahr war, auch bloß in die Top 3 kommen, sollten sie Euch schon so richtig die Socken ausgezogen haben.

Hier sind meine:

Digger von Ursula Vernon: Webcomic über einen bodenständigen weiblichen Wombat (oder heißt es 'das Wombat'?) in einem bizarren fremden Land voller sprechender Statuen, hellsehender Schnecken und toter Götter; bei Graphic Smash. Zwei Sammelbände; Serie läuft noch.
http://www.graphicsmash.com/comics/digger.php (285 Seiten kostenlos!)

Transmetropolitan von Warren Ellis: Cyberpunk-Comic über einen bitteren, sarkastischen, aber irgendwie dennoch zutiefst idealistischen Journalisten in einer sehr wilden Zukunft; bei DC Vertigo, lief von Ende der 90er bis vor ein paar Jahren. Abgeschlossen in zehn Bänden.
Kein Link, da kein Webcomic, aber hier gibt's das erste Heft legal zum Runterladen: http://www.dccomics.com/graphic_novels/?gn=1719

The Desert Peach von Donna Barr: amerikanischer Independent-Comic über einen fiktiven schwulen Bruder von "Wüstenfuchs" Rommel im zweiten Weltkrieg in der nordafrikanischen Wüste (und später in der Hölle und im Leben nach dem Tode). Unbeschreiblich seltsam. Ende der 80er bis Gegenwart bei verschiedenen Verlagen und später im Selbstverlag, heute als Webcomic bei Modern Tales. Gegenwärtig bei (virtuellem) Heft Nr. 33.
http://www.moderntales.com/comics/desertpeach.php

Japan Tengu Party Illustrated/Le Clan des Tengu von Io Kuroda: Die Tengu, traditionelle japanische Vogelgeister, wollen im modernen Japan die Macht übernehmen und gründen zu diesem Zweck eine Partei; von da ab wird schnell alles sehr bizarr. Manga, engl. Scanlations und französische Printausgabe, vier Bände, abgeschlossen.
http://www.sakka.info/isbn/2-203-37325-8

Donjon von Sfar, Trondheim und anderen: irrwitzige französische Fantasyparodie von Mitgliedern bzw. Ex-Mitgliedern von L'Association, bisher gut über zwei Dutzend Bände und kein Ende in Sicht.
http://www.bibou.org/donjon/

Gunnerkrigg Court von Tom Siddell: Relativ neuer Webcomic, der aber schon ordentlich für Aufsehen gesorgt hat - sogar Neil Gaiman ist ein Fan. Dämonen, Drachentöter und eine durch nichts einzuschüchternde junge Heldin in einer Schule, die wirkt wie Hogwarts gekreuzt mit den endlosen Metallkorridoren von BLAME.
http://www.gunnerkrigg.com

Templar, Arizona von Spike: Ebenfalls ein recht neuer Webcomic, der aber ebenso wie GC dieses Jahr eine Art Bekanntheitsexplosion erlebt hat - zu Recht. Großartiges Worldbuilding und noch großartigere Charaktere. Bei Webcomics Nation.
http://www.webcomicsnation.com/spike/Templar/series.php

Narbonic von Shaenon Garrity: Zuguterletzt noch ein Webcomic, der pünklich zum Ende des letzten Jahres geendet hat. Typisch - auch It's Walky!, in vieler Hinsicht vergleichbar, habe ich ja nur kurz vor Schluß entdeckt. Grmpf. Für alle, die neu einsteigen wollen, gibt es jetzt aber Reruns - mit director's commentary! Ebenfalls bei Webcomics Nation.
http://www.narbonic.com/

Honorary Mentions:

Julius Corentin Acquefacques, Gefangener der Träume von Marc-Antoine Mathieu
Hellboy von Mike Mignola
Cyann von Francois Bourgeon

(For the record: "Best of 2005" waren: Hellblazer, 20th Century Boys, V for Vendetta, Naru Taru, Aldebaran, Shade the Changing Man, Dicebox, Freesia, Bokurano.
"Best of 2004": Finder, Watchmen, Nausicaa aus dem Tal der Winde, Zebra Girl, It's Walky!, girly, Scary Go Round, Triangle & Robert, die Nikopol-Trilogie, Les Cités Obscures.
2003 habe ich noch keine Comics gelesen. *g*)

**Miroshima** · 11.01.2007, 10:35

Hier meine Comic/Manga/Anime Favoriten des Jahres 2006:

Le Combat Ordinaire von Manu Larcenet. Der ganz alltägliche Kampf des Kunstphotographen Marco. Was uns in diesem Comic an menschlichen Gefühlen Problemen geboten wird, übersteigt alles was ich bisher in einem Comic gelesen habe. Vorallem die Sorgen und Nöte des Künstlerdaseins werden sehr lebendig und realistisch wiedergegeben. An mehreren Stellen hab ich mich in Marco wiedererkannt. Unbedingt mal reinlesen, auf deutsch beim Reprodukt Verlag erschienen.

L'Idole dans la Bombe von Stéphane Presle und Jérôme Jouvray. Im totalitären Staat Monoposien herrscht der Diktator Monopose. Seine Politik: Alles von Aussen ist gefährlich, daher muss es vernichtet werden. Doch in diesem, von dauerndem Kriegsstress geplagten Staat, gibt es eine kleine Gruppe die Leute ins Ausland schmuggelt, wo scheinbar das bessere Leben auf sie wartet. Das Chanson-Idol Tho-Radia und der Schwindler Spongia werden auf getrennten Wegen ins Ausland geschmuggelt, auf ihren Versen der, doch etwas irre, Professor Barzavotzig.
Ein sehr zynischer Comic über Politik und Krieg, gewürzt mit einem sehr schrägen Humor. Erschienen im französischen Verlag Futuropolis.

La Mémoire dans les Poches von Etienne Le Roux und Luc Brunschwig. Im Pariser Viertel Les Tommettes lebt irrt ein alter Mann mit einem arabischen Baby durch die Strassen. In seinen Taschen hunderte kleine Zettel mit Erinnerungsfetzen. Wem gehört das Baby, hat es etwas mit der illegal eingewanderten Freundin seines noch zuhause lebenden Sohnes zutun? In einem kleinen Strassencafé muss der Alte schliesslich auspacken und nach und nach wird das Puzzle der Erinnerungen wieder zusammengefügt.

Eine sehr bewegende Geschichte, opulent in Szene gesetzt durch das unglaubliche zeichnerische Talent von Etienne Le Roux. Luc Brunschwig besticht durch seine brillante verschachtelung des Hauptstrangs der Geschichte. Für mich einer der absoluten Top-Comics dieses Jahres.
Erschienen im französischen Verlag Futuropolis.

Yotsuba& von Kiyohiko Azuma. Die kleine Yotsuba zieht mit ihrem vater um. Im neuen Quartier angekommen, macht sie sogleich die Bekanntschaft ihrer neuen Nachbarinnen Ena, Fuuka, Asagi und deren Mutter. Bei diesem Manga handelt es sich um kurze, amüsante Alltagsgeschichten der kleinen Yotsuba. Mit ihren abstrusen Einfällen schafft sie es, ihr Umfeld zu faszinieren und auf die Palme zu bringen.
Ein niedlicher Manga zum entspannen, vorausgesetzt man mag Alltagsstories ohne grosse Explosionen und moe Klischees.
Erscheint dieses Jahr auf deutsch im Tokyopop Verlag.

Ghost in the Shell 2 Innocence von Mamoru Oshii nach dem Manga von Masamune Shirow. Viel gibts zu dieser visuellen Bombe nichts zu sagen. Als ich den Film das 1. Mal sah, war ich ab der stärke der Bilder und der bombastischen Musikuntermalung total überwältigt. So überwältigt, dass ich der Geschichte nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit schenken konnte. Dieser Film lebt von seinen philosophischen Zitaten und Anspielungen, dadurch entsteht eine sehr interessante Atmosphäre. Wer ein Actionspektakel oder eine Fortsetzung im Sinne des 1. Ghost in the Shell Filmes, sucht, ist bei diesem Film falsch, dieser Film ist eine total andere Annäherung an das Ghost in the Shell Universum.

Suzumiya Haruhi no Yuuutsu von Kyouto Animation. In meinen Augen die gelungenste Anime Serie dieses Jahres. Zwar ist sie für Nicht-Otakus eher abschreckend, da doch sehr viele Anime-Klischees benutzt und auf den Arm genommen werden. Die Story an sich ist nichts spezielles, dafür ist es die Erzählform. Ähnlich wie in Pulp Fiction folgt die Geschichte keinem chronologischen Faden, dieser bildet sich erst nachdem man alle 14 Episoden gesehen hat. Alle die sich nicht von grossen Augen und kleinen Mündern abschrecken lassen, sollten diesen Anime anschauen, Unterhaltung garantiert!

**Teylen** · 11.01.2007, 15:49

Da ich ein Gedaechtnis wie ein Sieb habe ergaenze ich die Liste sofern mir ein weiterer Titel einfaellt.

Toulouse-Lautrec und die Belle Epoque von Gradimir Smudja. Henri de Toulouse-Lautrec, wohl ein franzoesischer Maler und Lebemann, lebt in Frankreich und erzaehlt von seiner Liebe zu Mimi, der Stadt und seinem Leben sowie denn anderen Kuenstlern oder bedeutenden Personen die er trifft. [Gaugin, Renoir, Monet, Tolstoi, Dreyfuss usw.]
Obwohl die Geschichte erkennbar fiktiv ist - selbst mit geringen Kunstwissen weis ich das die nicht alle an einem Flair waren - ist der Flair, die Atmossphaere authentisch und die Geschichte kurzweilig und Humorvoll.
Erschienen bei Carlsen.

House of M von Brian Michael Bendis. Wohl das Grossevent Marvels des letzten Jahres im X-Men Universum. Da es schwierig wird eine Inhaltsangabe zu machen ohne allzusehr zu spoilern sei lediglich gesagt das endlich einmal etwas geschieht was Auswirkungen hat.
Haben koennte, wenn es denn konsequent weitergegangen waere. In sich geschlossen ist das vierbaendige House of M allerdings stimmig.