division five: chapter 1

Keuchend läuft Andrew um die Ecke. Er sieht auf seine Armbanduhr. Noch 14 Minuten bis die U-Bahn die vom 1. Ring bis aus der Circlotron Stadt fährt. „14 Minuten, eine lange Zeit.“, denkt sich Andrew. Verzweifelt schaut er sich um ein Versteck um. Viele Menschen tummeln sich an dieser Haltestelle. Einige mit schweren Koffern und der gesamten Familie, andere mit gar nichts. Hier im 1. Ring findet sich der Abschaum der Circlotron Stadt wieder. Viele die fliehen wollen. Viele die gerade erst in der Circlotron Stadt angekommen sind um ihr Glück zu finden. Die einzige Möglichkeit für ‚normale Menschen’ die Circlotron Stadt zu betreten, ist über die U-Bahn, die sie direkt in den 1. Ring fährt. Von dort sind sie meist auf sich allein gestellt. Sie müssen versuchen zu überleben. Die einzige Chance in den 2. Ring zu gelangen ist sich eine Empfehlung von jemand aus dem 2. Ring zu holen. Es gibt nur 4 große Tore die vom 1. in den 2. führen. Jedes dieser Tore wird von unzähligen Männern bewacht. Einige in zivil, andere wiederum in Uniform. Sie haben den Befehl alle zu erschießen, die gewaltsam in den 2. vorstoßen wollen.
Andrew ist einer von denen, die in den 1. Ring geflüchtet sind. Damit nicht genug: er will aus der Circlotron Stadt heraus. Er befindet sich mitten in einer Jagd. Das einzige Problem: Andrew ist das Opfer. Seit einiger Zeit ist er ständig auf der Flucht und das obwohl er eigentlich aus dem 7. Ring kommt. Mitarbeiter bei Naevisus. Identity Backup and Restore. In Andrews Kopf ist das alles schon sehr weit weg. Beinahe als wäre er nie wirklich Angestellter gewesen.
Laute Schreie reißen ihn aus der Suche nach einem Versteck. „Sie kommen!!! Sie kommen!!! Eine ganze Armee von Ihnen! LAUFT!!!“, ertönt eine hysterische Stimme. Er wusste warum sie kommen. Es besteht kein Zweifel. Noch 13 Minuten. Das ist viel zu lange. Nur wohin sollte er laufen?
Die Menschen rund um ihn geraten in Panik und laufen ohne ein Ziel wirr umher.
„Der U-Bahn Schacht! Ich muss es versuchen.“, schießt im die Idee in den Kopf. Andrew weiß, dass wenn er hier bleibt mit Sicherheit getötet wird. Im Schacht gibt es die Möglichkeit, nach allen 2 Kilometern in den Abfluss zu gelangen. Riskant, aber Andrews einzige Chance. Mit einem ruckartigen Sprung springt er auf die Schienen. So schnell es seine Beine erlauben, läuft er in die Richtung aus der die U-Bahn kommt. Seine Gedanken laufen ebenso schnell. Krampfhaft versucht er sich zu erinnern wie es zu dieser Situation kam. Alles woran er sich erinnern konnte, war der Anschlag mit dem alles begann.
Er war in seinem Apartment. Sein Wecker läutete und plötzlich ein Schuss. Direkt neben seinem Kopf schlug die Kugel auf. Nach diesem Schuss war er hell wach und sah eine Frau in seiner Schlafzimmertür stehen. Aus einer Reaktion heraus sprang er aus dem Bett und schlug die Frau zu Boden. Danach rannte er. Bis jetzt.
Einige Kilometer weiter vorn vernimmt Andrew die U-Bahn. Er läuft etwas schneller und sieht vor ihm schon den ersten Schacht zum Abfluss. So schnell wir möglich öffnet er den Deckel. Es gibt keine Leiter die zum Abfluss hinunter führen. „In den Abfluss springen. Wunderbar.“ Er erkennt in der ferne die Lichter der U-Bahn und springt hinunter.
Ein Schuss hallt im Abfluss. In Andrews Hinterkopf tritt eine Kugel ein. Die Kugel tritt aus seinem Gesicht aus, nicht ohne dieses bis zur Unkenntlichkeit zu zerfetzen. Sein Körper fällt nach kurzem wanken zu Boden.
„Hier spricht Sandy. Habe das Objekt gefunden und mittels eines Kopfschusses eliminiert. Schicken Sie bitte ein Abholteam in den Abflussschacht im 1. Ring. Ich bin bei Kilometer 4 in Richtung Ausgang.“, sagt eine etwa 40 jährige Frau in Uniform scheinbar zu sich selbst. Sie greift in eine der vielen Taschen der in blau gehaltener Uniform und zieht einen Plastiksack heraus. Sandy kniet sich vor die Leiche und greift mit den Fingern in das zerfetzte Gesicht des Toten. Ohne Skrupel durchwühlt sie die Überreste. Ihre Finger wandern zielsicher durch das Gesicht, bis sie das gefunden hat wonach sie gesucht hat. Sie reißt mit aller Gewalt an Andrews Zunge. Mit einem Ruck gibt die Zunge nach und Sandy fliegt nach hinten in den Abfluss. Ihr Gesicht füllt sich mit Genugtuung. „Jetzt wirst du sicher nicht mehr sprechen.“, sie lächelt.
Wenig später kommen einige Männer und Frauen in ebenfalls blauen Uniformen. Sie sagen kein Wort, packen die Leiche ein und verschwinden wieder. Sandy schließt sich Ihnen an.
Sie verlassen den 1. Ring und machen sich auf den Weg zum 7. Sandy verlässt die Gruppe um in ihr Apartment zu fahren. Nach einer ausgiebigen Dusche, in der sie die ganze Jagd erneut in ihrem Kopf Revue passieren lässt, legt sie sich schlafen.
Am nächsten Morgen macht sie sich auf den Weg zur Arbeit. Sandy arbeitet bei Naevisus in der Division Five. Sie ist Aufseherin in der Menschenfleisch Aufbereitung. Die Maschinen laufen auch Hochtouren, als sie in das Büro von Dr. Shandow gerufen wird.
Sandy wusste das sie noch bericht erstatten muss und war deswegen nicht weiter überrascht sich heute Morgen bei Dr. Shandow im Büro wieder zu finden.
„Guten Morgen Dr. was kann ich für Sie tun?“, begrüßte Sandy Dr. Shandow obwohl sie genau wusste was er von ihr wollte.
„Sparen wir uns die Floskeln. Ist Objekt Nummer 7954 eliminiert?“
„Objekt Nummer 7954 wurde gemäß unserer Regeln und seines Vergehens hingerichtet. Er wurde heute Morgen bereits wieder aufbereitet.“, sie spricht sehr kalt.
„Andrew wird uns nicht mehr verraten Sir. Egal was er gesehen hat er ist kein Problem mehr“, sagt Sandy mit deutlich emotionalerer Stimme.
„Was er gesehen hat? Als er in die Sitzung der Ethnic Commission eingedrungen ist hat er wohl einige der geheimsten Pläne der Firma gesehen. Unter anderem auch die Liste die für Ihren Job lebenswichtig ist. Sie verstehen?“
Sandy nickt schweigend.
„Sie haben gute Arbeit geleistet. Wie üblich werden wir sie gut entlohnen.“
Ein erneutes anerkennendes Nicken von Sandy.
„Leider habe ich auch eine schlechte Nachricht für Sie.“
„Sir?“, verwundert schaut Sandy ihn an.
„Sie sind bis auf weiteres aus den Spezialaufträgen der Division Five enthoben!“
„Aber Sir?!“
„Es ist mir zu Ohren gekommen das die Leiche keine Zunge mehr hatte als das Team eingetroffen ist. Ich weiß, dass Sie schon in früheren Fällen des Öfteren dazu geneigt haben zu übertreiben. Naevisus kann es sich nicht leisten Psychopaten aus seinen Mitarbeitern zu machen. Deswegen bekommen Sie eine kleine… Pause. Sie verstehen?“
„Sir das können Sie nicht machen!“
„Halten Sie den Mund! Wenn Sie nicht einer unserer besten Mitarbeiterinnen wären, wären sie bereits selber auf der Liste! Sie verdanken es mir, dass Sie noch hier stehen.“
Dr. Shandow zeigt auf eine VF hinter ihm. Es zeigt wie Sandy in ihrem Bett liegt.
„Gestern war bereits eine Exekutive in ihrem Schlafzimmer. Ich konnte sie ihm letzen Moment noch zurückziehen. Also gehen sie zurück zu Ihren Arbeitsplatz und halten Sie den Mund.“
Sandy dreht sich um und geht langsam aus dem Büro. Bevor sie die Türe schließt dreht sie sich noch einmal in den Raum.
„Naevisus wird diesen Schritt noch bereuen Dr. Shandow.“
Sie schließt die Türe und verschwindet.
Seufzend schreibt Dr. Shandow Sandy auf eine Liste auf seinem Schreibtisch. „Sie hatten Recht. Sandy ist eine potentielle Gefahr für Naevisus.“, sagt er zu sich selbst.
„Anruf: Sam.“
Kurze Zeit später meldet sich eine Stimme: „Guten Morgen Dr. Shandow. Was kann ich für Sie tun?“
„Objekt 7955 freigegeben.“, antwortet Dr. Shandow sichtlich berührt.
„Vielen Dank Dr. Shandow. Sie bekommen den Bericht so schnell wie möglich. Einen schönen Tag.“
Dr. Shandow beendet das Gespräch ohne ein Wort zu sagen und schüttelt enttäuscht den Kopf. „Sie war eine der besten die es je gab…“