ich würde sagen, kein mensch kann sich da ganz ausschließen. jeder wird schon mal in der not gelogen haben. auch wenn man, um sein ego nicht zu sehr anzukratzen, solche persönlichen patzer meist verharmlost, hinterlassen sie bei den verarschten oft ein mieses gefühl im magen.
ist man selbst der verarschte, ja dann... viele stellen sich die frage "warum immer ich?". menschen, die oft belogen werden, denken irgendwann, die ganze welt ist ein einziger falscher haufen, dem man nichtmal ein fünkchen vertrauen schenken darf. aber warum gerät jemand immer wieder an menschen, die ihn für dumm verkaufen? wählt sich nicht jeder sein umfeld selbst aus? ich denke, oft sind wir mit der wahl unserer "freunde" nicht allzu kritisch. jeder erzählt zwar immer noch gern von der phrase, dass er seine wahren freunde an einer hand abzählen kann. trotzdem umgeben sich viele leute gern wiederum mit vielen leuten, um sich nicht alzu allein zu fühlen oder eine gewisse lockere, gesellige athmosphäre aufkommen zu lassen. diese partybekanntschaften werden dann auch gern mal als seelischer mülleimer benutzt. ich erlebte es schon öfter, dass mir fast noch fremde menschleins schon nach wenigen stunden kennen lernen, heulend am ohr rumkauten, weil sie unbedingt einige kapitel ihres verkorksten seelenlebens loswerden mussten. ich selbst nutzte solche schmerzvollen persönlichen details nie, um jemanden bloß zu stellen. es gibt jedoch genug zünftige gaudi-boys und -girls, die daran grpße freude haben. mittlerweile ist lästern ja wieder schick, wenn man es entsprechend zu verpacken weiß. und dafür muss man meist kein verpackungskünstler sein. ich will damit sagen, dass jeder selbst verantwortlich ist, wieviel angriffsfläche er seinem gegenüber bietet. breitet man sein privatleben aus wie einen fußabtreter, auf dem jeder seine schmutzigen füße uneingeschränkt austrampeln darf, braucht man sich nachher nicht zu wundern, wieviel übel riechender dreck sich dadurch ansammelt.

Simara:Und was mir noch aufgefallen ist, diejenigen, die am doppelzüngisten sind, sind sehr in der Kirche engagiert? Ein Produkt ihrer Prägung?
dieser thread soll nicht zu seiner diskussion über kirche ausarten, aber solche bemerkungen finde ich nunmal ziemlich platt. ich weiß, dass es cool ist, die kirche scheiße zu finden. ich weiß auch, dass dieses trenddenken wieder die üblichsten aller vorurteile mit sich bringt. z.b. dass menschen, die einer bestimmten gemeinschaft angehören, immer bestimmte eigenschaften zu eigen haben. und ist diese gemeinschaft nicht cool, sind das natürlich auch keine coolen eigenschaften. oh yeah! die kirche hat viele fehler gemacht. trotzdem kann man deswegen nicht jeden, der sich dafür engagiert als doppelzüngig, scheinheilig oder sonstwie hinstellen. dass du leute kennst, die einerseits per kirche ihr reines gewissen beschwören und anderseits ihren mitmenschen prächtigste lästerein auftischen, solltest du an der wahl deines bekanntenkreises festmachen und nicht an der institution kirche im allgemeinen. es gibt immer menschen, die sich unter dem deckmantel irgendwelcher höherer moral verstecken, um von ihrem eigentlich miesen charakter abzulenken, ihr gewissen zu beruhigen usw. diese schwarzen schaafe schaffen es leider viel zu oft, schon gestreute vorurteile in den köpfen stärker aufkeimen zu lassen. das dies nicht passiert, können wir nur selbst beeinflussen, indem wir nicht in schubladen, sondern differenziert denken. dann würde es manchem vielleicht auch besser gelingen, einzuschätzen, wieviel wahrheit in den worten seiner gesprächspartner steckt.



Last edited by Dr.BrainFister at 09.11.2002, 18:26