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Thema: Wieviel Realismus brauchen wir in SciFi?

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  1. #1

    Standard AW: Wieviel Realismus brauchen wir in SciFi?

    Zitat Zitat von Sepia
    Psychologischen Realismus würde ich nicht als neues Phänomen in der SF beschreiben. Natürlich muss man bei Literatur lange Zeitraume als verhältnismässig kurz ansehen, aber da man die SF speziell gerne auf die 30er datiert würde ich durchaus sagen, dass der psychologische/emotionale Realismus, der bekanntlich durch die New Wave in den 60ern in die SF gekommen ist durchaus alt ist.
    Siehe erster Satz meines zweiten Absatzes im vorigen Posting. ;-)

    Genaugenommen ist er aber in der Literatur sogar noch älter. Da ist er spätestens seit den fünfziger Jahren eine wichtige Zutat, zumindest bei einigen Autoren. Möglicherweise sogar schon vorher, aber von vorher kenne ich nicht viel - nur ein bißchen Stapledon, und der malt ja auf der ganz großen Leinwand, wo individuelle Gefühle keine Rolle mehr spielen, und ein bißchen Wells und so.

  2. #2
    Tastaturquäler Avatar von Crystal
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    Standard AW: Wieviel Realismus brauchen wir in SciFi?

    Yeah, mein erster Post im neuen Forum.

    Ich beziehe mich jetzt nur auf die Fernseh-SciFi, denn ich lese generell ziemlich wenig und noch weniger reine SciFi und Kino-SciFi ist wieder eine völlig andere Sache.

    Wenn man vom Begriff ausgeht, ist SciFi ja wirklich nur erdachte "Technik". Dabei dreht sich dann hauptsächlich alles um Raumschiffe, Zeitmaschinen usw. Für mich habe ich SciFi allerdings schon längst anders definiert und dabei geht es vor allem um die Charaktere. Wie reagieren die Fernseh-Figuren auf die ungewöhnlichen Umstände, in die sie sich reinreiten oder in die sie geschleudert werden? Um sie herum kann nun wirklich alles passieren, egal ob wissenschaftlich erklärbar oder nicht, das wichtigste ist, dass der Charakter so relistisch ist, dass man die Situation nachvollziehen, mit ihm mitfühlen kann und die Situation dadurch möglich wird.

    Ich bin gerade dafür, dass man die technische Seite aus der SciFi rauslässt. Was interessiert mich endlos langes Technobabble, wenn man die Zeit genausogut für die Reaktionen der Figuren auf das Problem verwenden kann? Dadurch lernt man zum einen die Charaktere besser kennen, zum anderen lernen sie sich untereinander besser kennen.

    Auf der Seite der alten SciFi steht deshalb für mich auch Star Trek, da die Charaktere hauptsächlich blass bleiben, sich über Staffeln kaum verändern und Folge für Folge einfach nur Szenarien ablaufen, die dann möglichst wissenschaftlich erklärt werden. Wenn Fans einem erklären könnten, wie man theoretisch einen Warp-Reaktor oder ein Holodeck baut, dann ist das für mich keine SciFi mehr. Auf der anderen Seite stehen deshalb bei mir z.B. Farscape und Battlestar Galactica als reinste SciFi. Experimente und Überraschungen sind dabei auch eine ganz wichtige Zutat. Denn gerade diese Möglichkeiten bietet ja SciFi und so sollten diese auch ausgenutzt werden.

  3. #3
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    Standard AW: Wieviel Realismus brauchen wir in SciFi?

    Hmpf:
    Siehe erster Satz meines zweiten Absatzes im vorigen Posting
    Excusez-moi. Dann also zu TV-SF & Kino-SF.
    Ersteres heisst für mich vor allem erstmal Star Trek und da muss ich sagen, stehen eigentlich immer wenn es gut wird die Charaktere im Vordergrund. Das war bei Mirror, Mirror so, ist bei All Good Things nicht anders gewesen und ist auch bei Dear Doctor so geblieben. So gesehen würde ich von meinem sehr subjektiven TV-Konsum ausgehend den emotionalen Realismus ähnlich wie in der Literatur datieren, was nicht heissen soll, das GR in irgend einer Weise von Delany beeinflusst worden ist...
    Im Kino sieht die Sache etwas schwieriger aus. Vielleicht würde ich Ridley Scotts Eskapaden an den Anfang setzen. 2001 markiert man allgemein als Anfang der ernsthaften SF, Star Wars prägte eher durch den Märchen-Einfluss, daher würde ich mal Blade Runner an erste Stelle stellen. Okay so?

    Crystal:
    Um sie herum kann nun wirklich alles passieren, egal ob wissenschaftlich erklärbar oder nicht, das wichtigste ist, dass der Charakter so re[a]listisch ist, dass man die Situation nachvollziehen, mit ihm mitfühlen kann und die Situation dadurch möglich wird.
    Irgendwas ist mir wahrscheinlich genau wie beim letzten Post entgagen, aber wie soll ich beurteilen, ob Charaktere realistisch handeln, wenn ihre Situation nicht erklärt worden ist. Es muss doch was gesagt werden, was geschieht. Im Gegensatz zu normalen Serien kommt es bei SF doch zu Ereignissen, die ich ohne Erklärung überhaupt nicht begreife, weil in meiner Welt solche Dinge nicht geschehen.
    Oder meinst du gewisse Dinge wie Zeitreisen sind inzwischen Allgemeinwissen und bedürfen keinerlei Erklärung? Wenn man nur solche Ideen verwendet, die quasi-alltäglich geworden sind hat man natürlich schöne SF. Auf Charaktere fixiert und anderweitig degenierend und parasitär, da sie nichts neues, nichts eigenes erdenkt.

    Interessanterweise ist es das TV-Pendant zu PKD: Nur das er vielleicht der erste war, der es gemacht und es geschafft den SF-Ideen durch die Charakter-Fixierung etwas neues abzugewinnen.
    I mean, after all; you have to consider we're only made out of dust. That's admittedly not much to go on and we shouldn't forget that. But even considering, I mean it's a sort of bad beginning, we're not doing too bad. So I personally have faith that even in this lousy situation we're faced with we can make it. You get me?

  4. #4

    Standard AW: Wieviel Realismus brauchen wir in SciFi?

    Zitat Zitat von Sepia
    Ersteres heisst für mich vor allem erstmal Star Trek und da muss ich sagen, stehen eigentlich immer wenn es gut wird die Charaktere im Vordergrund. Das war bei Mirror, Mirror so, ist bei All Good Things nicht anders gewesen und ist auch bei Dear Doctor so geblieben. So gesehen würde ich von meinem sehr subjektiven TV-Konsum ausgehend den emotionalen Realismus ähnlich wie in der Literatur datieren, was nicht heissen soll, das GR in irgend einer Weise von Delany beeinflusst worden ist...
    Also, von Delany beeinflußt zu werden wäre ja nun wahrhaftig keine Schande. (Dhalgren ist eines meiner Lieblingsbücher!)

    Zugegeben, vom alten Star Trek aus den Sechzigern habe ich nicht mehr als vielleicht drei halbe Folgen gesehen, kann es daher also kaum fair beurteilen. TNG habe ich zu großen Teilen gesehen, aber das ist ja auch eine neuere Produktion und ungefähr da ginge es auch für meine Begriffe mit dem psychologischen Realismus im SF-Fernsehen los - insbesondere hat mich da die Tatsache beeindruckt, daß Captain Picard sowohl nach der Episode, wo er 'borgifiziert' wurde, als auch nach der Folge, in der er ein ganzes imaginäres Leben lebte, langfristig Reaktionen auf diese Erlebnisse zeigte. In den 80ern und frühen 90ern setzte aber, soweit ich weiß (habe mich mal für eine Arbeit etwas mit dem Thema auseinandergesetzt), allgemein im Fernsehen ein Trend ein, sich mehr mit den Charakteren und nicht mehr so sehr mit dem Problem der Woche zu beschäftigen, das zwar noch auftrat, aber nicht mehr uneingeschränkt im Mittelpunkt stand.

    Eine der Sachen, die mich bei älteren Fernsehserien (prä-80er Jahre, teilweise aber auch noch 80er und später) im allgemeinen öfters ärgert ist, daß sie allzu fixiert auf das episodische Format scheinen - in vielen älteren Serien scheinen die Charaktere unter wöchentlicher Amnesie zu leiden. Das Problem der Woche wird zwar mit seinen (auch psychologischen) Folgen für die Charaktere einigermaßen zufriedenstellend abgehandelt, aber in der darauf folgenden Woche ist es für immer vergessen; so etwas wie Langzeitfolgen gibt es nicht. Alle Probleme scheinen sich letztlich durch ein klärendes Gespräch oder eine kathartische Handlung für immer aus der Welt räumen zu lassen. Reale Menschen werden aber nun einmal ganz extrem von den Langzeitfolgen ihrer Erlebnisse definiert. Und seit einiger Zeit scheint sich diese Erkenntnis auch im SF-Fernsehen durchgesetzt zu haben (zumindest weitgehend).

    Interessanterweise ist es das TV-Pendant zu PKD: Nur das er vielleicht der erste war, der es gemacht und es geschafft den SF-Ideen durch die Charakter-Fixierung etwas neues abzugewinnen.
    PKD? Philip K. Dick?

  5. #5
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    Standard AW: Wieviel Realismus brauchen wir in SciFi?

    Irgendwas ist mir wahrscheinlich genau wie beim letzten Post entgagen, aber wie soll ich beurteilen, ob Charaktere realistisch handeln, wenn ihre Situation nicht erklärt worden ist. Es muss doch was gesagt werden, was geschieht. Im Gegensatz zu normalen Serien kommt es bei SF doch zu Ereignissen, die ich ohne Erklärung überhaupt nicht begreife, weil in meiner Welt solche Dinge nicht geschehen.
    Wie meinst du? Natürlich hat eine Serie immer mindestens eine Person, über die man irgendwie in das Geschehen hineinkommt. Ich kann mir jetzt nicht wirklich eine Situation vorstellen, an die du anspielen könntest. Natürlich wird der Hauptcharakter nicht einfach ein schwarzer Punkt sein, der Folge für Folge in einem lilanen Wirrwarr umherkreist und man eigentlich keine Ahnung hat, was das soll.

    Was ich jetzt meine, ist die Fixierung auf das technische. Beispiel Star Trek, bei dem ich erklärt bekomme, dass der und der Teil ausgetauscht werden muss, etwas Warpspulen mit rein und schon höre ich mir über eine Minute lang an, was getan werden muss, um die Schilde anzupassen. Technisch dann korrekt, dafür bringt es von der Handlung absolut nichts. Im Gegensatz dazu fällt mir gerade die SG-Folge mit dem schwarzen Loch ein. Bei sowas ist es natürlich in Ordnung, kurz zu erwähnen, dass durch die Anziehungskraft die Zeit "verlangsamt" wird, aber zu sehr ausarten sollte es dann auch nicht. An der Stelle darf es vielleicht etwas mehr sein, da man es mit etwas Realem zu tun hat, aber vor allem bei rein fiktiven Dingen sollten solche Erklärungen gekürzt werden. Am Ende kann sich der Zuschauer schließlich auch noch selbst was dazudenken, wie es denn funktionieren könnte.

    Wenn man nur solche Ideen verwendet, die quasi-alltäglich geworden sind hat man natürlich schöne SF. Auf Charaktere fixiert und anderweitig degenierend und parasitär, da sie nichts neues, nichts eigenes erdenkt.
    Gewisse Storys treten natürlich immer wieder auf, aber allgemein gehe ich bei SF-Serien davon aus, dass sie etwas neues, anderes zu bieten haben und die ein oder andere Geschichte auch mal neu erfinden. Aber das Spielen mit Klischees gehört für mich auch zu den Experimenten, die ich oben erwähnt habe.

    Interessanterweise ist es das TV-Pendant zu PKD: Nur das er vielleicht der erste war, der es gemacht und es geschafft den SF-Ideen durch die Charakter-Fixierung etwas neues abzugewinnen.
    Wer PKD ist, wüsste ich jetzt auch gerne. Und was meinst du mit "es" (also das TV-Pendant)? Bezug auf den Absatz davor "parasitär" und " nichts eigenes erdacht"?

  6. #6
    Frischling
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    Standard AW: Wieviel Realismus brauchen wir in SciFi?

    Zitat Zitat von Crystal
    Ich bin gerade dafür, dass man die technische Seite aus der SciFi rauslässt. Was interessiert mich endlos langes Technobabble, wenn man die Zeit genausogut für die Reaktionen der Figuren auf das Problem verwenden kann? Dadurch lernt man zum einen die Charaktere besser kennen, zum anderen lernen sie sich untereinander besser kennen.
    Dem stimm ich zu.

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