Originally posted by cayburn@14.11.2004, 22:50
Aber was ich persönlich an Threads schlecht finde sind die hypermegalangen posts. Ich hab mir das hier alles so mehr oder weniger durchgelesen. Aber letztlich les ich persönlich maximal bis zum ersten Absatz. Ist es nich manchmal einfach besser etwas weniger zu schreiben und sich dann direkter auszudrücken?

ein grund, weshalb ich meine anzahl von beiträgen in den letzten monaten wesentlich verringert habe. wenn mir ein thema nahe geht, schreibe ich nicht gern in kurzen emotionslosen sätzen, die lediglich einen sachcharakter und sonst nichts erfüllen. davon gibt es genug, da brauch ich mir nur die kurzmeldungen im videotext durchlesen, die gehen über die länge eines 5zeiligen absatzen meistens kaum hinaus. alternativ könnte ich zu deutschlands liebstem papier-ungeheuer und legalen dauerspammer, der bild-zeitung greifen, die zur deutschen sprachentwicklung anscheinend leider mehr beigetragen hat als wir gern wahrhaben wollen.

ich las mal eine zeitlang die bild-zeitung. damals dachte ich, menno, ich hab so wenig zeit, will aber trotzdem noch bescheid wissen und sicher trug auch der reiz, voyeuristisch am boulevard teilnehmen zu können, dazu bei. nach dem fertiglesen (das oft nicht viel mehr als ne halbe stunde brauchte -sportteil ausgenommen) war ich jedesmal mit demselben gefühl konfrontiert: innere leere, unzufriedenheit. niemals kam es mir vor, als wäre ich genügend informiert worden. das viel angeprangerte klischee stimmte also wirklich: die bild geht über den inhalt ihrer plakativen überschriften selten hinaus. oft stellt sich sogar der inhalt der überschriften als unwahr bzw. völlig überzogen heraus. der leser wurde damit auf einen artikel gelockt, der während 5 zeilen billigstem journalistendeutsch eine mücke zum elefanten aufbläht. vieles, was anfangs interessant erschien, entpuppte sich so als schlecht oder gar nicht rechechierte luftnummer.
genug zur bild. bestimmt liest cayburn und auch sonst niemand hier dieses blatt. das tun ja eh immer die anderen.

was ich damit sagen will, ist, dass ich, wenn mich ein thema bewegt oder wenigstens interessiert, nicht nur 5 zeilen dazu lesen möchte. zu gewissen themen schon. oder wenn es z.b. darum geht, lediglich interesse zu wecken, ist ein kurzer absatz je nach thema eventuell auch genug. allerdings kann es nicht dabei bleiben. ein gutes beispiel dafür ist das thema "FrauenMännerFrauenMänner...." im "k, p & g"-forum. hätte jeder der diskussionsteilnehmer seine argumente lediglich in wenige zeilen, stakato-artig runtergerasselt, wäre aus diesem thread nie das geworden, was er letztlich wurde: eine komplexe, vielseitig interessante sowie emotial stark durchwachsene diskussion zu einem ebenso vielschichtigen wie gefühlsgeladenem thema. sicher ließ sich auch hier letztlich nicht auf "einen" punkt kommen. nein, vielmehr wurden viele kleine punkte aufgedeckt, die aber nur sichtbar werden konnten, weil jeder diskussionsteilnehmer viel von seinem wissen und seinen gefühlen preis gab. hier wurde nicht nur der sachcharakter, also bloße trockene information, erfüllt, sondern man näherte sich etwas an, das selten möglich ist: dem ganzen thema gerecht werden.

die frage ist ja auch, was ist hyperlang? z.b. wird manch einem auch dieser beitrag schon viel zu lang und kaum des lesens wert vorkommen. um zu überprüfen, wie lang er wirklich ist, kopierte ich ihn mal auf eine open-office-seite in standardgröße 12. und siehe da: was dem 5zeilen-leser als hypermegalanger post vorkommt, umfasst nicht mal eine ganze seite.
wenn das schon zu viel ist, können wir spam wirklich zum neuen standard in sachen zumutbarem lesepensum der deutschen durchschnittsbevölkerung erheben. jedem deutschen seine viertel seite. und irgendwann sind wir vielleicht soweit, dass der inhalt eines artikels in eine sms passen muss. schließlich reichen die manchen leuten heutzutage bereits, um liebesbekenntnisse, verlobungen oder gar heiratsanträge loszuwerden.

in diesem sinne: wenn der text zu lang ist, was ist dann eigentlich zu kurz?


ps: respekt und ein dickes dankeschön an alle, die bis hierher gelesen haben.