...wird die Linkspartei regelmäßig von Journalisten gefragt.

Hier ein aktuelles Interview des ZDF im Zuge ihrer Sommerinterview-Serie mit Oskar Lafontaine:


ZDF: Warum profitiert die Linke nicht mehr von den Zeiten, wo selbst der Papst den Kapitalismus kritisiert. Die Umfragen werden ja schlechter und nicht besser.


Lafontaine: Wir haben ein Medienproblem, das haben wir jetzt gerade wieder festgestellt. Die Medien sind uns gegenüber nicht gerade freundlich gesonnen. Beispielsweise werden Vorschläge von uns gar nicht diskutiert. Auch dann, wenn allgemein in Deutschland darüber verhandelt wird. Zwei Beispiele: Wir haben Kurzarbeit. Wer redet darüber, dass die Linke einen Gesetzentwurf im Bundestag hat, Kurzarbeitergeld nicht zu versteuern? Wir haben Wucherzinsen in Deutschland. Wer redet darüber, dass die Linke als einzige Partei im Bundestag einen Gesetzentwurf hat, die Zinsen für Überziehungskredite, die die Ärmsten betreffen, auf sechs Prozent zu begrenzen. Ich danke Ihnen aber, dass ich das jetzt hier einmal sagen kann.

ZDF: Das wollen wir doch sagen. Wir haben immerhin 20 Minuten die Möglichkeit dazu, und Sie werden genauso behandelt wie alle anderen Parteivorsitzenden im ZDF-Sommerinterview.
Es ist sehr interessant einmal das Sommerinterview von Lafontaine...
http://berlindirekt.zdf.de/ZDFde/inh...603783,00.html

...und das gekränkte Nachkarten des ZDF-Interviewers über Lafontaine...
http://berlindirekt.zdf.de/ZDFde/inh...603772,00.html

...zu vergleichen mit dem Sommerinterview unseres neoliberalen Bundespräsidenten:
http://berlindirekt.zdf.de/ZDFde/inh...601727,00.html

Während Lafontaine von nahezu allen Massenmedien - das "objektive" ZDF bietet hier keine Ausnahme - aggressiv wegen seines Rücktritts als Finanzminister vor 10 Jahren angegangen wird - wie auch mit massiver Kritik zu seinem heutigen Job als Parteivorsitzender, beinhaltet das Interview mit Horst Köhler nicht eine einzige kritische Frage zu dessen Vergangenheit, zu seiner aktuellen Amtsführung oder zur Bundesregierung.

Dies ist derselbe Horst Köhler, der als Finanz-Staatssekretär unter Helmut Kohl wesentlich zur vermurksten Wirtschaftspolitik der Einheit beitrug. Derselbe Horst Köhler, der die Finanzkrise damit begründet dass "wir Alle über unsere Verhältnisse gelebt haben", obwohl er genau weiß dass die Einkommen der meisten Bürger in unserem Land seit 20 Jahren zugunsten der Reichen schrumpfen. Derselbe "unparteiische" Bundespräsident, der das Krisenmanagement der Großen Koalition (Umverteilung hunderter Milliarden Euro in Nacht und Nebelaktionen) "positiv" findet.
Es hätte in der Tat viele Gelegenheiten für kritische Nachfragen ergeben.

Demgegenüber Lafontaine, der vor 10 Jahren die Privatisierungs- und Deregulierungsorgien von Schröder nicht mehr mitmachen wollten, und sich den Vorwurf der "Flucht aus der Verantwortung" wohl noch in 20 Jahren anhören darf, obwohl die Geschichte ihm mittlerweile vollends Recht gegeben hat. Denn Schröders gezielte Deregulierung der Finanzmärkte trägt erheblichen Anteil daran, dass Deutschland weit mehr als unsere Partnerländer von dieser Krise getroffen wurde. Interessant an dieser Causa ist auch, dass die Medien für gewöhnlich Politiker verachten die ihre Prinzipien verkaufen um an der Macht zu bleiben, und nicht jemanden, der das Gegenteil tut, nämlich Konsequenz zu beweisen und seine Macht abzugeben, wenn etwas gegen seine Überzeugungen verstößt.

Ich bin nicht einmal ein Fan von Lafontaine oder seiner Partei, und werde bei der Bundestagswahl auch meine Stimme nicht der LINKEN, sondern der Piratenpartei geben.

Dessen ungeachtet finde ich es bezeichnend, wie die vierte Gewalt im Staat - unsere Massenmedien von ARD, ZDF, den Privatsendern, Spiegel, Focus und den großen Tageszeitungen - gezielt Stimmung machen gegen jegliche Politik links der neoliberalen "bürgerlichen Mitte". Dieses Interview mit Lafontaine ist nur eines von Vielen dass ich in den letzten Monaten verfolgt habe, und wurde von mir hier verlinkt, weil man gerade in der Gegenüberstellung zum Interview des CDU-Bundespräsidenten sieht, wie gezielt die Indoktrination der Bürger von Statten geht. Hinter diesen Medien stehen entsprechend mächtige Eliten, die sich dieser Meinungsmache gerade in Zeiten einer solchen Wirtschaftskrise bedienen, damit der Gesetzgeber ihren Interessen auch in Zukunft nicht alzu sehr auf die Füße tritt.

Parteien und Politiker die gegen Privatisierung öffentlichen Eigentums, Umverteilung des Wohlstands von Unten nach Oben und Deregulierung der Finanzmärkte sind, stehen diesen Interessen im Weg. Lafontaine ist nicht der Erste, den dieser Bannstrahl der Medien trifft - auch Mitglieder des linken SPD-Flügels wie z.B. Kurt Beck und Andrea Ypsilanti, die zumindest Tendenzen einer echten sozialdemokratischen Politik erkennen ließen, wurden durch bequemere Politiker wie Müntefering, Steinmeier, sowie eine weitere Koch-Regierung in Hessen ersetzt.

Für unsere "Qualitätsjournalisten" wird die Frage, warum die LINKE nicht vom katastrophalen Scheitern der neoliberalen Ideologie profitieren kann, auch weiterhin ein Mysterium bleiben. Kein Wunder: Wer Teil des Problems ist, kann nicht über dessen Ursachen aufklären.