Tatsächlich wird Obama 2011 den Rückzug beginnen. Er hofft dass dieser Rückzug durch die jetzige Truppenerhöhung einigermaßen geordnet stattfinden kann, und nicht wie in Vietnam in einem überstürzten Desaster endet. Spätestens zu diesem Zeitpunkt werden die Taliban als politische Kraft auch offiziell wieder mit am Tisch sitzen und ein gewichtiges Wörtchen in der afghanischen Politik mitreden. Hamid Karzai ist ein korrupter Pragmatiker der sich für die Beibehaltung des Jobs als Bürgermeister von Kabul auch schon an die schlimmsten Kriegsverbrecher und Drogenbarone wie General Dostum verkauft hat, der ist einer Beteiligung der Taliban aufgeschlossen, so lange er weiter etwas Macht behalten darf.

Bis es aber soweit ist, spielt jede weitere Truppenerhöhung den Taliban und diversen anderen Fraktionen, lokalen Warlords, Transport- und Sicherheitsunternehmen in die Hände. Sie alle verdienen an den ISAF-Soldaten, denn jeder Soldat muss versorgt werden mit Verpflegung und Ausrüstung. Je mehr Soldaten, desto mehr Konvoys müssen durch das riesige Afghanistan fahren, je mehr Konvoys, desto mehr Schutzgeld wird an die das jeweilige Gebiet kontrollierende Fraktion gezahlt, damit eben diese Versorgungsrouten nicht attackiert werden.

So sollen die Taliban mittlerweile ca. 1 Mrd $ nur durch die enormen Schutzgelder einnehmen, welche 10 - 20 % der Kosten für die Transportunternehmer ausmachen. Diese Kosten werden natürlich an die westlichen Auftraggeber weitergeleitet, was zu der absurden Situation führt dass dieselben Regierungen welche mit unseren Steuergeldern Soldaten in das Land schicken um die Taliban zu bekämpfen, denselben Taliban mit denselben Steuergeldern Schutzgeld zahlen um sie nicht bekämpfen zu müssen. Die Truppenerhöhung Obamas ist für eine ganze Branche noch mal ein "Gold rush", bevor die Lichter dann in ein paar Jahren ausgehen wenn unsere Soldaten geschlagen abziehen. Das ist die Logik der Privatisierung des Krieges.

Warum macht Deutschland hier mit?
Weil unsere Politiker seit Schröder und Fischer endlich die Gelegenheit haben, auf dem außenpolitischen Parkett auf Augenhöhe mitzureden, mehr zu sein als der Zahlonkel welchen die Bonner Republik bei Kriegen stets geben durfte. Wer auf dem Pokertisch der Weltbühne mitspielen will, muss natürlich auch den Mindesteinsatz bringen - und der ist das Leben und die Gesundheit unserer Soldaten. Angie, die immer noch besoffen davon ist dass sie im prunkvollen amerikanischen Kongress eine Rede halten durfte, wird im Januar nach der Afghanistankonferenz den Einsatz erhöhen müssen, und einen deutlich vierstelligen Nachschub an Soldaten als Dankeschön an Barack in unseren Lieblings-Wüstenstaat entsenden.

Jeder dieser Soldaten wird sich für die Taliban in barer Münze auszahlen. Die Zeche für Angelas Sandkastenspiele zahlt allerdings der Steuerzahler, und die Soldaten welche in wachsender Zahl mit lustigen psychischen Störungen nach Hause zurückkommen werden, sowie die vielen Familien die selbige Soldaten dann ertragen dürfen. 65 Jahre nach unserem letzten Versuch endlich wieder auf der Weltbühne mitzuspielen, wird es auch langsam mal Zeit, dass die Sozialämter wieder von Kriegsveteranen bevölkert werden. Wir sind schließlich Germanen, und keine Helvetier.