David Simon war nicht nur Journalist, sondern viele Jahre Polizeireporter und macht auch keinen Hehl daraus dass einige Charaktere in "The Wire" auf realen Personen basieren - der freundlich-kompetente Major Rawls zum Beispiel.
Nun auch Personen die keine Journalisten sind respektive waren koennen durchaus sehr detailversessen sein sowie ausfuehrlich, gut recherchieren und hinreichend neutral recherchieren.
Insofern trifft es m.E. weniger eine faktische Aussage hinsichtlich einer ggf. gar ueberlegenden Qualitaet.

Der Produzent von Fringe war zuvor bereits in der Filmbranche taetig, und mit dem Medium vertraut. Darueber hinaus arbeitete er als Pianist! Macht das seine Serien handwerklich besser, hinsichtlich der Erzaehlweise versierter und hinsichtlich des Pacing ueberlegener?

Ich verstehe nicht recht wieso offenbar der Drang besteht Serien die man mag, sei es The Wire, Broadwalk Empire oder andere, als anspruchsvoll zu stilisieren, mit unter auch einfach nur als Fakt und gleichzeitig nach allen anderen Serien zu treten.
Nun und imho ist es ein treten, wenn man ohne richtige Argumentation, ausser wie geil und anspruchsvoll die eigenen Autoren anfaengt die anderen Serien als "leichte Kost" abzutun. Serien fuer zwischendurch, die dem Zuschauer keiner geistige Leistung abverlangen oder gar Anspruch bieten.


Dazu kommt das HBO nicht unbedingt innoviert hat.
The Wire ist derart gut das man anschliessend das Gefuehl mehr hat das CSI keinen Stich mehr sieht? Naja, es ist ja auch nach CSI entwickelt und gefilmt worden.

Insofern faellt es mir schwer zu erkennen wo genau die von HBO orginaer ausgehende Revolution / Veraenderung des TV Marktes liegt.

Der Mann ist unheimlich detailversessen, ähnlich wie ein Kubrick im Kino, damit können natürlich Viele auch nix anfangen, man sollte aber die kreative Leistung und den Aufwand der dahinter steht schon anerkennen können.
Ich halte den Vergleich fuer geistig verwirrtes Fan-Gewanke.
Natuerlich ist der Mann der Kubrick des TV! Vermutlich der Thomas Mann der Medien!
Und wenn man schon zu bloede ist damit etwas anfangen zu koennen soll man sich doch zumindest vor der kreativen Leistung und dem Werk da nieder werfen.

Immerhin fehlt die Betonung wie bloede und unterlegen doch so Serien wie Fringe oder Supernatural sind [Die man sich natuerlich auch anschauen darf. Immerhin hat Bloedsinn auch seine Berechtigung].
Ah, sorry, ganz verkneifen kann man es sich doch nicht gegen die simplen Serien. [Die dann die einfachen Gemueter bedienen]

Was HBO von den Networks unterscheidet ist das kreative Umfeld welches den Autoren wesentlich mehr Freiheiten bietet, da der Sender eben nicht von Werbekunden abhängig ist die bestimmte, simple Formate einfach bevorzugen weil sich in deren Rahmen Produkte besser verkaufen lassen.
Eigentlich ist HBO doch noch stets von seinen Abonnement-Kunden abhaengig.
Wenn die sich, das recht teuere, Abonnement nicht mehr leisten wollen, hat HBO ein Problem.
Natuerlich kann man behaupten das die Sexszenen und gelegentliche lesbische Einstreuer nur dafuer da seien weil es die Geschichte verlange. [Letztere hat auch sicherlich SoIaF bereichert] Aber ganz nuechtern gesehen, sind die da drin, und werden in der Ausfuehrlichkeit gezeigt, weil es, hart gesagt, das Publikum geil findet und fuer sein Geld etwas sehen will.

Es gibt wenige Serien die eine Mischung aus Mythologie- und Einzelepisoden gut hinbekommen haben.
Der Punkt ist weniger in welcher Qualitaet Serien im Fiction Bereich die Geschichtstragenden Episoden mit gelegentlichen Einzelepisoden vermischt.

Der Punkt den ich ansprechen wollte ist, das der Artikel, die These das Sender wie HBO im Grunde als erste und praegend Serien schufen welche sowohl Staffel bezogene wie Staffel uebergreifende Handlungen praesentieren.
Im Artikel als Gegenthese zu Dallas dargestellt, welches mit der Dusch-Szene die beliebigkeit der Episoden hervorhob.

Nur kommt der Trend dem Zuschauer nicht nur Episodenhafte Handlungen zu erzaehlen, nicht von HBO sondern von, unter anderen, Serien wie Babylon 5, welche mit einem deterministischen Handlungsbogen arbeiteten.
Auch wenn die ersten oder zumindest einige Versuche noch nicht allzu ausgefeilt waren.

Natuerlich kann man versuchen zu behaupten es habe HBO erfunden, jedoch waren selbst Drama-Serien wie Twin Peaks schlicht als erste da.

Hinsichtlich der Schilderung zweifele ich daran das es eine Serie gibt, die so komplex ist, das der Zuschauer nicht zwischendrin einsteigen kann. Unabhaengig ob Babylon 5 oder Deep Space Nine, SHIELD oder Fringe. Irrelevant wie zufriedenstellend man nun den Schluss bewertet.