Heute vor 20 Jahren lief Star Trek: Voyager in den USA an - es sollte noch geschlagene eineinhalb Jahre dauern, bis die Serie schließlich auch nach Deutschland kam.



Mit Voyager wurde ich nie so richtig warm, auch wenn ich die meisten Episoden in der Erstausstrahlung auf Sat.1 damals gesehen habe. In meiner Erinnerung verblaßte die Serie recht schnell als ziemlich lahme Ente. Vor drei oder vier Jahren führte ich dann einen kompletten Revisit aller Episoden im Zeitraum weniger Monate durch (ein bis zwei Episoden pro Tag) und war relativ überrascht, dass die Serie doch besser war als in meiner Erinnerung - oder nicht so mies, wie ich gedacht hatte.

Letztlich ist Voyager für mich eine geradezu unheimlich durchschnittliche Serie. Anders als bei The Next Generation gibt es kaum wirklich grottenschlechte Episoden wie "Rikers Träume" für die sich das Produktionsteam in Grund und Boden schämen müsste. Es fehlen aber auch bis auf wenige Ausnahmen wie "Tuvix" oder "In the blink of an eye" die echten Highlights - und der Standard der Episoden kann, zieht man die üblichen ersten beiden Staffeln als Geburtskrankheit ab die alle Trek-Serien durchlitten, nicht annähernd mit TNG und DS9 mithalten - und wird auch von Enterprise ausgestochen.

Dabei ist Voyager immer wieder eine Serie der verpassten Chancen, wenn gute Episoden und vielversprechende Zweiteiler wie z.B. "Equinox" doch am Ende wieder in das ruhige Fahrwasser des Berman und Braga-Durchschnitts eingeschifft werden. Jede Möglichkeit, den Zuschauer mal zu überraschen oder zu schockieren wird konsequent vermieden. Um es mit Q's Worten zu sagen (dessen Auftritte in der Serie und Rapport mit Janeway nicht annähernd an seine TNG-Steppvisiten und die Auseinandersetzungen mit Picard heranreichen): "They've learned to play it safe. And they were never, ever noticed by anyone."



Ich schrieb eingangs, dass ich mit Voyager nie so richtig warm wurde. Das liegt neben der Episodenqualität auch an den wenig interessanten Charakteren, die kaum eine Charakterentwicklung durchmachen und der blutarmen Ausstrahlung des Schiffes selbst. Es gibt in Voyager, vielleicht von dem Doktor abgesehen, kaum einen sympathischen Charakter mit Ecken und Kanten der wie ein echter Mensch wirkt und das Schiff selbst wirkt nicht wie ein lebendiger, realer Ort an dem man leben könnte. Das unterscheidet die Serie ganz wesentlich von DS9 beispielsweise, einem in jeder Hinsicht viel belebteren Setting mit komplexeren und interessanteren Charakteren die im Laufe der Jahre Veränderungen durchlaufen und unterschiedliche Beziehungen zueinander eingehen. Dieses "Mittendrin"-Gefühl geht Voyager völlig ab. Das hat selbst Enterprise besser geschafft, auch wenn die Serie sonst viele der Schwächen von Voyager teilt, vor Allem die wenig originellen und mitreißenden Geschichten der typischen Durchschnitts-Episode.

Alles in Allem ist und bleibt Voyager für mich eine Serie die bis auf vielleicht 10 Episoden (von 180!) so derart durchschnittlich ist, dass man sie nur als echter Star Trek-Fan einmal komplett gesehen haben sollte. Für jeden Nicht-Fan reicht es problemlos aus, sich irgendwo eine Top 10-Liste der besten Episoden zu holen und den großen Rest einfach zu überspringen. Das ist schade, denn der Ausgangspunkt der Serie - einsames Raumschiff muss sich alleine am anderen Ende der Galaxis durchschlagen - hätte deutlich mehr Möglichkeiten für aufregende Geschichten geboten. Immerhin konnten einige an Voyager beteiligte Personen wie z.B. Ronald D. Moore das dann später bei besseren Serien wie Battlestar Galactica nachholen.