Gestern kam endlich meine lang ersehnte Voyager-Box an, und somit war klar, wie sich mein gestriger Abend gestaltete. Hier nun ein kleines Resumee des Pilotfilms mit dem Titel "Der Fürsorger".

Mein erster Gedanke war: Man, ist das wirklich schon 15 Jahre her? Ich erinnere mich gut, wie ich mir als Teenager - damals auf dem Höhepunkt meines Trekkie-Daseins - die ersten Folgen auf VHS zugelegt hatte, weil Sat.1 mit der Ausstrahlung dieser neuen Star Trek Serie nicht in die Hufe kam. Ich meine, es dauerte fast 1,5 Jahre, ehe sich der sog. "Kuschelsender" dazu erbarmte, VOY endlich an einem Freitag um 20.15 Uhr als "FilmFilm" Premiere feiern zu lassen.

Es ist sicher schon 6 oder 7 Jahre her, dass ich zuletzt etwas von VOY zu sehen bekam. Die Sat.1-Ausstrahlungen waren mir dank der fragwürdigen Programmpolitik und der Werbeunterbrechungen eh immer zu blöde, mittlerweile besitze ich auch keinen VHS-Rekorder mehr und auf DVD lag mir keine einzige Episode vor. Bis gestern :-)

Ich stelle fest, auch nach 15 Jahren weiß die Pilotepisode immer noch zu begeistern. Die Sets sind über jeden Zweifel erhaben, und die Brücke hat es mir besonders angetan. Ich denke, hier sehen wir die beste Brückenkulisse, die jemals für eine Star Trek Produktion gestaltet wurde. Das Außendesign der Voyager ist ein beachtlicher Fortschritt und unterstreicht, dass es sich hier nicht um eine Neuauflage der Enterprise handelt, sondern um ein eigenständiges Konzept. Dennoch ist die Familienähnlichkeit erkennbar, so dass sich das Trekkie-Herz sofort wie zu Hause fühlt.

Den Tricksequenzen sieht man ihr Alter bis auf wenige Ausnahmen keineswegs an. Hut ab! Gerade der Showdown weiß mit guten Weltraumszenen und rasanten Gefechten zu gefallen.

Eine lobende Erwähnung verdient auch der ausgesprochen gute Soundtrack von Jay Chattaway. Die Musik vereint sich perfekt mit den Bildern, ist abwechslungsreich, stimmungsvoll und sicher einer der besten Soundtracks, die Star Trek auf TV-Ebene zu bieten hat. Es ist allerdings schon auffällig, dass das Titelthema eben nicht aus Chattaways Feder stammt. Hier war Altmeister Jerry Goldsmith am Werk und schuf eine herausragende Melodie, die in ihrer Orchestrierung Chattaways Musik natürlich weit überlegen ist. Vielleicht hätte man es wie bei Deep Space Nine handhaben sollen, wo Dennis McCarthy die gesamte Komposition übernahm.

Die Story präsentiert sich auf recht hohem Niveau. Man erinnere sich an Picards "Mission Farpoint" oder an "Der Abgesandte" (DS9), die eher wie eine Ansammlung lauter kleinerer Handlungsfetzen daherkamen und kaum einem klaren roten Faden folgten. Doch Janeways erstes Abenteuer wird ohne viel Drumherum konsequent und zumeist temporeich erzählt. Man erfährt einiges Grundsätzliche über die Figuren, die detaillierte Ausarbeitung sollte aber erst in den kommenden Episoden erfolgen. Einige Schwächen offenbaren sich jedoch im Mittelteil. Für meinen Geschmack sind die Szenen auf der Farm und im Ocampa-Klinikum zu ausgedehnt. Wer hier eine Raucherpause einlegen möchte, kann es getrost tun, ohne auf Pause zu drücken. Man verpasst hier wirklich nicht viel.

Die Zusammenstellung der Crew ist übrigens sehr vielversprechend. Mir gefällt die Idee, zwei verfeindete Mannschaften zusammenzuwürfeln. Welches Potenzial sich hier bietet, wird in einigen Szenen bereits angedeutet. Der Cast spielt bemerkenswert routiniert, und insbesondere Robert Picardo spielt seine Rolle als holographischer Doktor so professionell, als hätte er nie etwas Anderes gemacht. Was aber Jennifer Lien (Kes) in diesem Ensemble zu suchen hat, wird sich mir wohl niemals erschließen. Die Frau hat kein Talent, eine dämliche Rolle und eine lächerliche Perücke. (Im Nachhinein haben das wohl auch die Produzenten festgestellt. Zuerst verschwand die Perücke und schließlich die ganze Frau, um Platz für Jeri Ryan zu schaffen.)

Insgesamt ist "Der Fürsorger" ein brillianter Auftakt zu einem weiteren Star Trek Abenteuer. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn die Serie dieses hohe Niveau gehalten hätte. Oder was meint Ihr?