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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie die Cinemaxx-Kette ihre Mitarbeiter ausbeutet



DerBademeister
14.12.2009, 11:31
"Sie haben mich beruflich getötet"
Mobbing bei Cinemaxx
Bei der Kinokette Cinemaxx klagen Mitarbeiter über Einschüchterung und Bespitzelung. Einige Fälle beschäftigen inzwischen die Gerichte.
http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/86/497392/text/

Ein lesenswerter Artikel über den Umgang einer großen Kinokette mit ihren Mitarbeitern. Da Viele von uns ein Cinemaxx in ihrer Stadt haben, auch eine Anregung vielleicht lieber sein Geld in einem Inhabergeführten Kino zu lassen, als im Cinemaxx oder anderen großen Ketten.

Starcadet
14.12.2009, 11:53
Interessanter Artikel. Unser hiesiger Cinemaxx heisst zwar Cinemaxx, gehört aber zur Kinopolis-Kette, die Eigentümer ALLER Darmstädter Kinos ist. Da gibts also keine Alternative. Es sei denn, man möchte in einem Dorfkino des Umlandes einen Film Wochen nach Start und evtl. im "netten" Ambiente der 50iger Jahre "geniessen". Tut mir leid, aber für Holzsitze und knarzende Soundanlagen gebe ich kein Geld aus. Und auf das ach so "anspruchsvolle" Programm kommunaler Kinos kann ich als bekennender Popcorn- und Blockbuster-Fan auch verzichten. Also tragen wir unser Geld halt weiter mit viel schlechtem Gewissen zu den Ketten...::/:

Dr.BrainFister
14.12.2009, 13:54
solche artikel sind zwar lesenswert und interessant, werden aber in den wenigsten fällen irgendwas ändern. man erinnere sich nur an die zahlreichen LIDL-skandale. hat das diesem discounter langfristig geschadet? nein, tatsächlich konnte sich der laden in den letzten jahren sogar noch vergrößern.

man sieht es ja an starcadets "argumenten": der schnöde mammon siegt letztenendes.

selbst chinesische arbeitsbedingungen würden in unserer gesellschaft fast niemanden dazu veranlassen, sein geld nicht zu einem bestimmten anbieter zu tragen. erst wenn man selbst davon betroffen ist, im eigenen job, wird ausgiebig gejammert.


.

DerBademeister
14.12.2009, 14:35
In München gibt es zum Glück noch viele andere Kinos. Allerdings weiß ich nicht, wie die Arbeitsbedingungen und Löhne dort sind. Betriebswirtschaftlich wäre es wohl die Frage ob es sich lohnt, z.B. 50 Cent pro Karte mehr zu verlangen als die Konkurrenz, dafür aber mit fairem Umgang mit den Mitarbeitern zu werben (ähnlich wie das z.B. Eine Welt- und fair trade-Läden machen). Es gibt durchaus Menschen (wie z.B. mich) die gewillt wären so einen kleinen Aufpreis zu zahlen, ebenso wie es diejenigen gibt, welche ausschließlich auf den billigsten Preis achten (siehe unsere Diskussion über DSL-Anbieter). Das Grundproblem in vielen Branchen ist wohl, dass uns als Kunden die Kostenkalkulationen dieser Dienstleister völlig im Dunkeln bleiben, wir haben kein Bewusstsein dafür dass gewisse Preise auch auf gewisse Arbeitsbedingungen hindeuten. Somit treffen wir, ob aus Desinformiertheit oder Gleichgültigkeit, unreflektierte Kaufentscheidungen.

Teylen
14.12.2009, 15:40
Ich finde es teils merkwuerdig welches Kunden Verstaendnis dort vorrausgesetzt wird.

Im Grunde haben die Kino Betreiber doch erstmal etwas positives getan. Sie haben die Technik verbessert. Obwohl es finanziell angespannt war und bieten einem damit, so als Kunden, ein besseres und angenehmes Film Erlebnis. Investieren in Technik.
Was ich positiv finde und vielleicht der Grund ist wieso die Umsaetze nicht eingebrochen sind und sich erholen.

Nun wird genau das auf zwei von drei Seiten bemaengelt?
Hilfe! In Deutschland mag wer Kunden und Technik freundlich sein.
Wo kommt man den da hin?

Natuerlich wird es dann positiv dargestellt das die Betriebsraetin versuchte den Einsatz von Digital Projektoren zu verhindern. [...]
Weil es ja Jobs kosten wuerde. Ja, Sorry. Mag sein.
Aber technischer Fortschritt laesst sich auch durch heulen nicht aufhalten. (Siehe Ex-Fliessband Arbeiter) Und als Kunde mag ich lieber neue digitale Projektoren die 3D koennen als alte miese.

Und da wundert sich der Betriebsrat wenn das Unternehmen ihn bei Kunden unfreundlichen Vorschlaegen nicht mag?

Na und wie boese erst von Cinemaxx das sie in Ost Deutschland nicht die Schotten dicht machten und auf Standorten beharren bzw. sie kauften?

Geht auch allgemein sicher ueberhaupt nicht das so ein Kino sich einen guten Standort sucht?


Das es im Einzelfall zu Schwierigkeiten mit Mitarbeitern und Management kommt, mag sein. Das allgemeine Problem bleibt aber doch eine Unterstellung des Artikels bzw. der Autor den Beweis schuldig.

[Der Arbeitsvertrag fand ich nu auch nicht uebermaessig hart]


Imho weder ein Grund Cinestar, Cinemaxx noch Kinopolis zu boykottieren.

Starcadet
14.12.2009, 16:52
Das Problem bei der Geschichte ist aber, dass hier Arbeitnehmer mit Räubermethoden gezielt rausgemobbt werden. Wenn man sie auf legalem Weg nicht loswerden kann, dann geht man eben hart an den Rand jener Legalität. Oder man überschreitet ihn sogar...der mit den besseren Anwälten gewinnt eh. Und das ist dann meistens der Konzern.

Im hiesigen Cinemaxx ist es so, dass die eigentliche Betreibergesellschaft kaum eigene Angestellte hat. Alles Volk, was niedere Arbeiten verrichtet, sind samt und sonders Leiharbeiter. Oder zumindest nicht bei der eigentlichen Betreibergesellschaft angestellt, sondern bei einer frisch und extra für "niedere Kinoangestellte" gegründeten Tochtergesellschaft. Und da besteht das Personal schon lange nicht mehr aus fest angestellten Menschen, sondern aus Studenten und anderen Teilzeitlern. Und von irgendwelchen Tariflöhnen hat man da natürlich auch noch nix gehört, weil gerade jene Tochtergesellschaft nicht in der Tarifbindung drin ist.

Leute, das ist nicht nur in der Kino-Branche, sondern generell immer weiter verbreitete Praxis. Sogar in meinem eigenen Betrieb. Ich möchte nicht wissen, wie miserabel es für uns arbeitende Klasse hier in der Firma aussehen würde, wenn es keinen Betriebsrat und keine Gewerkschaft gäbe.

Fragt man aber die Kinobetreiber nach dem Kostendruck, wird der Schwarze Peter an die Filmverleiher weitergeschoben, die ja angeblich an der Misere schuld sind.

Aber: soll ich deswegen komplett darauf verzichten, ins Kino zu gehen ? Soll ich 50 Kilometer oder mehr bis zum nächsten Inhaber-Kino fahren ? Was mache ich, wenns keine gescheiten Alternativen mehr gibt, weil all die kleinen Kinos meiner Kindheit platt gemacht wurden ? Wenn fast die ganze Kinolandschaft fast nur noch aus Ketten besteht ? Warten, bis der Film irgendwann mal auf im Verhältnis teurerer DVD oder BlueRay raus kommt ? Oder verstümmelt im Fernsehen ? Oder illegal aus dem Web ? Nun ? Was tun ? Ich kann mir ja wohl schlecht selbst eine Riesenleinwand ins Wohnstübchen bauen.

DerBademeister
14.12.2009, 17:08
Eine Möglichkeit könnte sein, den Mitarbeitern die z.B. Karten abreißen (und die sind nie älter als Studentenjahrgänge), oder die an den Theken Nachos und Popcorn verkaufen ein kleines Trinkgeld zu geben.

Die neue Technik wird übrigens auch saftig bezahlt, eine 3D-Vorstellung hier kostet z.b. zwischen 10 und 11 Euro, und man bekommt jedes Mal eine neue 3D Brille dazu, anstatt dass diese einfach seperat verkauft werden so dass man sie wiederverwenden kann und dafür die Karte billiger bekommt.

Teylen
14.12.2009, 17:36
In dem Artikel ist konkret nur die Rede von zwei Arbeitnehmer wo meiner Ansicht nach, nach der Beschreibung, nichteinmal so sicher ist ob es tatsaechlich Mobbing ist oder einfach nur eine Kuendigung.

So wie es beschrieben wurde hat Cinemax einfach nur in neuwertige Technologien investiert, die Kinos entsprechend Kunden freundlich ausgebaut und ebenso gute wie teure Standorte erschlossen.
Und haben mit dieser Strategie immerhin den Umsatz halten sowie mittlerweile wieder leicht ausbauen koennen.
Dafuer muss halt die Personal Decke etwas abgebaut werden. Was an sich immer noch besser ist als wenn keine neuen Standorte eroeffnet worden waeren oder alte geschlossen.
Man hat sogar, wie es sich aus dem Bericht herraus liest, einen Tarifvertrag in den besser gestellten Kinos und Betriebsraete als solche.

Weshalb sollte man nun als Kunde ein schlechtes Gewissen bekommen?

Der Arbeitsvertrag der verlinkt ist, und der sich so liesst als waere er nichtmal Cinemaxx spezifisch, erscheint mir nicht besonders unfair. Heisst gerade solche Sachen wie der Urlaubsanspruch, die Ueberstunden Verguetung oder auch die Probezeit hatte ich bisher in jeder Anstellung im Vertrag stehen.

Dann hat man einen Arbeitgeber der sich wegen eines nunja 'Klaps' beschwerte. Was wohl heisst das der Manager vielleicht so ein Stromberg Typ war, was vorkommen kann, oder das es mehr so ein McGee Klaps war der gar nicht boes gemeint hat und wo der Mitarbeiter ueber reagierte.

Dann hat man einen Arbeitgeber dem nachspioniert wurde. Immerhin auf einen konkreten Anlass hin. Der scheinbar auch bestaetigt wurde. Ohne Aussage ob es nun ein Einzelfall war.

Oh und noch eine Betriebsraetin die sich gegen Neuerungen sperrt die die Kundenfreundlichkeit erhoehen und einfach ein irgendwann notwendiger technischer Fortschritt sind. Wo ich vollstes Verstaendnis haette wenn sie wegen solch Betriebsfeindlichen Verhalten achtkant aus der Firma fliegt. Immerhin sind Kinos doch dazu da um den Kunden ein Filmerlebnis zu bieten und nicht zum Selbstzweck der Beschaeftigung von Leuten.


Und irgendwie sehe ich nun auch keinen Teufel darin das Betriebe Leute von Interim Agenturen beschaeftigen. Was doch gerade in Deutschland auch noch vom Bund forciert wird?


Aber: soll ich deswegen komplett darauf verzichten, ins Kino zu gehen ?
Was daran ist ueberhaupt so verdammenswert schlimm?
Wenn man die negativen Sachen raus streicht hat Cinemax tapfer in die Kunden investiert und selbst zweifelhafte Standorte gesichert.

Nun und die (klein) Kinos von frueher boten imho nie das Erlebnis was spaeter die Ketten leisteten. Von Groesse, Bestuhlung, Sound und Bild her.


Eine Möglichkeit könnte sein, den Mitarbeitern die z.B. Karten abreißen (und die sind nie älter als Studentenjahrgänge), oder die an den Theken Nachos und Popcorn verkaufen ein kleines Trinkgeld zu geben.
Wird bei Kartenzahlung schwierig ^^;
Wobei ich das nun auch um ehrlich zu sein iwie net einsehen wuerde..
Die einzigen die von mir Trinkgeld kriegen sind Friseure, Taxi Fahrer und Restaurants.

Dr.BrainFister
14.12.2009, 17:42
...
Nun wird genau das auf zwei von drei Seiten bemaengelt?
Hilfe! In Deutschland mag wer Kunden und Technik freundlich sein.
Wo kommt man den da hin?

Natuerlich wird es dann positiv dargestellt das die Betriebsraetin versuchte den Einsatz von Digital Projektoren zu verhindern. [...]
Weil es ja Jobs kosten wuerde. Ja, Sorry. Mag sein.
Aber technischer Fortschritt laesst sich auch durch heulen nicht aufhalten. (Siehe Ex-Fliessband Arbeiter) Und als Kunde mag ich lieber neue digitale Projektoren die 3D koennen als alte miese.
...
dass du diesen artikel so einseitig wahrnimmst, sagt eher was über dich als über den autor. ich finde, das thema wurde auf den drei seiten sehr ausgewogen dargestellt. alle beteiligten kamen zu wort und es gab selten wertungen, nur die gegenüberstellung beider wahrheiten.

wenn man nur ein bisschen weiterdenkt, kann man z.b. verstehen, warum der betriebsrat sich so stark gegen die digitaltechnik gewehrt hat. schließlich wurde versucht, den mitarbeitern diese veränderung ohne ausreichende vorbereitungs-/umstellungszeit aufzuzwingen. es hätte sicherlich niemand etwas gegen diese veränderung, wenn es zumindest, den tariflichen vereinbarungen entsprechend, sozialverträglich abläuft. warum soll es nicht möglich sein, eine lösung zu finden, die für beide seiten fair ist?

was können die mitarbeiter dafür, dass sich die chefetage verkalkuliert hat? die überhöhten mieten waren scheinbar nicht nötig. schließlich konnte man inzwischen neue aushandeln. auch die luxusausstattung der räumlichkeiten wurde scheinbar nicht gut durchdacht. man kann eben nur das ausgeben, was sich langfristig rechnet und nicht nach dem "höher größer weiter"-motto die euroscheine nur so aus dem fenster schmeißen.

mir geht es wie bademeister. hier im ruhrpott gibt es genug kino-alternativen. außerdem finde ich die athmo eines klassischen kinosaals sehr angenehm. viele davon wurden hier in den letzten jahren renoviert und sind entsprechend gemütlich. für solchen schrott wie "transformers 2" geb ich eh kein geld aus und sonst kommen kaum filme, die mich interessieren und so ein technikbrimborium benötigen, wie es cinemaxx und co. bieten. einige mitarbeiter der kinos, die ich regelmäßig besuche, kenne ich persönlich. die arbeitsbedingungen sind in ordnung und die meisten von denen arbeiten da schon mehrere jahre. außerdem tun die auch sonst dinge, die gesellschaftlichen nutzen haben. z.b. pädagogische kinonachmittage für schulklassen. da tun mir die 50ct, die ich dort beim eintritt mehr zahle (oft sind sie sogar preiswerter als cinemaxx oder uci) nicht weh.


.

DerBademeister
14.12.2009, 17:56
Eines der traditionsreichsten Münchner Kinos, der Türkendolch in guter Lage, hat vor ein paar Jahren dicht gemacht weil der Vermieter urplötzlich selbst mit einer Verdoppelung der Miete nicht mehr einverstanden war. Solche Absurditäten der "Aufwertung" einer Stadt durch immer aberwitzigere Mieten sind sicher nicht nur bei uns Gang und Gebe. Ein einzelnes Kino hat dort vermutlich eine schlechtere Verhandlungsposition und weniger Kapitalmacht als ein börsennotierter Konzern.

Bei der geringen Menge an Mitarbeitern die selbst in großen Multiplexen bei uns anzutreffen sind, kann ich eigentlich nicht glauben dass die Personalkosten nun so gigantisch ins Gewicht fallen. Selbst in einem großen Kino wie dem Mathäser mit 14 Sälen habe ich selten mehr als ein halbes Dutzend (ausschließlich blutjunge) Mitarbeiter gesehen. Einer Branche die gelangweilten, abgehalfterten Stars wie Nicolas Cage nach wie vor 20 Mio Dollar pro Schinken zahlt, kann es so schlecht nicht gehen. Es kommt wie immer nur auf die Verteilung des Kuchens an, und da stehen ein paar austauschbare Kinoangestellte am unteren Ende der Nahrungskette.

Teylen
14.12.2009, 18:14
dass du diesen artikel so einseitig wahrnimmst, sagt eher was über dich als über den autor.
Ich finde den Artikel mehr als nur etwas tendenzioes.
Wie man daran sieht das 3/4 der bisher im Thread zu Wort gekommenen mit Begeisterung und ohne Reflektierung in's selbe Horn stossen.

Was die Darstellung beider Seiten betrifft so kommt die Cinemaxx AG nicht wirklich in's Wort ohne das zuvor nicht bereits die Tendenz aufgebaut wurde unter welcher der Leser es bewerten soll.


wenn man nur ein bisschen weiterdenkt, kann man z.b. verstehen, warum der betriebsrat sich so stark gegen die digitaltechnik gewehrt hat.
Bevor man sich eine Loesung zurecht denkt koennte man auch den Artikel so genau lesen und beachten wieso der Betriebsrat ablehnte:
"Nach ihrer Darstellung habe das Management in Hannover moderne Digitalprojektoren einführen wollen - ohne den Betriebsrat rechtzeitig darüber zu informieren. Das Problem: Durch die neuen Geräte könnten zahlreiche Filmvorführer ihren Job verlieren. "

Das Problem ist nicht die Anpassung oder Umstellung der Mitarbeiter sondern die Einfuehrung der neuen Technik als solche plus ein paar Befindlichkeiten weil der BR gerne frueher informiert worden waere.


was können die mitarbeiter dafür, dass sich die chefetage verkalkuliert hat?
Wo soll sich den die Chef Etage verkalkuliert haben?
Die Mieten wurden korrigiert und die Standorte gehalten.
Die Luxusaustattung der Raeumlichkeiten sorgten dafuer das die Kunden weiter hin gekommen sind und sich wieder etwas vermehrten.
Die weniger lukrativen Standorte wurden gehalten.

Verkalkuliert sieht imho anders aus.
Verkalkuliert waere es gewesen Kinos an schlechten Standorten aufzubauen, Standorte zu schliessen oder die Kinos technisch verkommen zu lassen so das weniger Kunden kommen.

Dann haette man aber nicht nur geheult weil noch mehr ihren Job verloren haette sondern auch das Deutschland in Sachen Kino technisch das Schlusslicht ist.

Und zum langfristigen rechnen fahren sie wieder in die Gewinn Schiene.


hier im ruhrpott gibt es genug kino-alternativen. außerdem finde ich die athmo eines klassischen kinosaals sehr angenehm.
Meine Erfahrungen in Belgien wie Deutschland schwanken zwischen schlecht (siehe Review zu The Fall) und ertraeglich. An die Multiplexe kommt es aber qualitativ nunmal nicht ran. Allenfalls in der Filmauswahl.


für solchen schrott wie "transformers 2" geb ich eh kein geld aus und sonst kommen kaum filme, die mich interessieren und so ein technikbrimborium benötigen, wie es cinemaxx und co. bieten.
Im Kinepolis Bruessel (27 Saeele iirc) laeuft durchaus auch mal Das Weisse Band und aehnliches im grossen Kino. Ebenso wie Opera at the Movies (Live? Uebertragung von Opern Events aus New York).

Aber gut, vielleicht muss man auch Cineast sein um auch auf die Technik bzw. ordentliche Praesentation wert zu legen :P

außerdem tun die auch sonst dinge, die gesellschaftlichen nutzen haben. z.b. pädagogische kinonachmittage für schulklassen. da tun mir die 50ct, die ich dort beim eintritt mehr zahle (oft sind sie sogar preiswerter als cinemaxx oder uci) nicht weh.
Nu Kindertage/-tarif(zeiten) gibt es auch in Multiplexen ^^;

Starcadet
15.12.2009, 09:30
Selbst in einem großen Kino wie dem Mathäser mit 14 Sälen habe ich selten mehr als ein halbes Dutzend (ausschließlich blutjunge) Mitarbeiter gesehen. Es kommt wie immer nur auf die Verteilung des Kuchens an, und da stehen ein paar austauschbare Kinoangestellte am unteren Ende der Nahrungskette.

Kleine Info zwischendurch: der Mathäser in München gehört übrigens auch zur "Darmstädter" Kinopolis-Gruppe.::alien_wink:

Vor ein paar Jahren hätten wir hier in DA beinahe die Situation gehabt, zwei Multiplexe von zwei verschiedenen Konzernen zu haben (Kinopolis und Cinemaxx). Leider (kann man so sagen) haben die sich geeinigt, und so hat die Kinopolis-Gruppe auf ein eigenes Haus verzichtet und den Cinemaxx übernommen. Die Baugrube war übrigens schon ausgehoben. Cinemaxx war aber als erster fertig. :alien_wink:

Auch wenn alle Sääle hier in der Stadt in der Hand eines einzigen Konzerns sind, so gibt es doch noch reichlich Platz für "Programm-Kino"-Inhalte. Die laufen dann eben in den kleineren Innenstadt-Kinos, während die ganze Popcorn-Ware im Multiplex am Hauptbahnhof heruntergespult wird. Die Reihe "Kommunales Kino" wurde allerdings eingestellt, weil die Stadt keine Zuschüsse mehr leisten konnte bzw. wollte. Ok, bei halbleeren Säälen würde ich mir das auch überlegen...

Yoda_FDS
15.12.2009, 12:38
Ich finde der Artikel zeigt sehr schön die tatsächlichen Zustände in Deutschland.

Es geht hier nicht nur um Kinos. Es geht genau so um Discounter, Transportunternehmen und vieles mehr.

Das Problem ist, dass sich unsere Gesellschaft in wirtschaftlicher Hinsicht zu einem assozialen Gebilde entwickelt hat, das sich auf Kosten der Ärmsten bereichert. Gewinne werden nicht mehr (angemessen) weitergegeben. Im Gegenteil. Je besser es einer Firma geht, desto mehr setzen sie den Angestellten die Daumenschrauben an. Geht es der Firma schlecht, arbeitet man mit den Arbeitnehmern viel enger zusammen, um die Firma (durch Lohnverzichte etc.) zu retten. Ist die Firma dann über den Berg, dann gibt es in aller Regel keinen Ausgleich, sondern man lässt den gesenkten Lohn der AN nur langsam wieder auf "Vorkriesen-Niveau" steigen.

Ich bin Akademiker (Dipl. Finanzwirt -FH-) und habe zuletzt für ein Taxi-Unternehmen gearbeitet, das sowohl Kurierdienste als auch Post-Dienste ausführt. Ich weiss nicht wieviele Mitarbeiter das Unternehmen hat, aber ich schätze mal auf 20-50. Alle auf Mini-Job-Basis viele davon Hartz IV-Empfänger die zu ihren H4 noch knapp 200 €/Monat verdienen dürfen. Und alle arbeiten dauerhaft für 6 €/Stunde. Ich arbeitete nun stark 2 Monate auf 400 € Basis. Man gab mir eine sehr schöne, tägliche 2-Stunden-Tour. Obwohl ich an 5 Tagen die Woche jeweils 3 Stunden im Betrieb war wurden mir nur die 2 Stunden Tour gezahlt. Eine Stunde täglich brachte ich praktisch aus freien Stücken für umsonst. Die Stunde verbrauchte ich aber nicht mit einem nettem Plausch mit Kollegen. Die Stunde setzte sich aus Abholen und Abgeben der nötigen Unterlagen und Gerätschaften, sowie der "Autosuche" und ein paar Minuten verfrühten Abfahrens (zur entspannung der sehr knapp bemessenen Tour) zusammen.

Aber wusste man das zu schätzen? NEIN! Aus für mich unbegreiflichen Gründen (es gab keinerlei Beschwerden) wurde mir die Tour genommen und kein Ersatz angeboten.
Im Prinzip ist mir nun etwas Saublödes passiert: Ich wurde entlassen ohne dass man mich entlassen hat. :???:

DerBademeister
15.12.2009, 12:57
Dein Reallohn betrug also vier Euro, wenn Du eine von drei Stunden umsonst gearbeitet hast?

Yoda_FDS
15.12.2009, 14:00
Das ist wohl korrekt. Wobei man dazu sagen muss diese Extra-Stunde wurde nicht verlangt. Im Gegenteil, man sagt ich solle pünktlich kommen. Dies wäre aber auf Grund des ultra-engen Zeitplans nicht praktikabel gewesen.

DerBademeister
15.12.2009, 15:13
Erinnert mich an die Hotellerie, dort werden - selbst in sündteuren Luxushotels wie dem Berliner Adlon - die ohnehin schon niedrigen Stundenlöhne einfach dadurch gedrückt, dass die Reinigungskräfte per gereinigtem Hotelzimmer bezahlt werden - wofür allerdings eine Zeitvorgabe einkalkuliert wird die in der Realität nicht annähernd machbar ist. De facto verdienen die Kräfte dann ihre drei Euro die Stunde.

Mein Bruder arbeitete vor fast 20 Jahren mal in einem Hotel der südbayrischen Provinz, damals gab es dafür 8 DM die Stunde, und schon damals war dies ein ziemlicher Hungerlohn. Heute wird dasselbe oder sogar weniger bezahlt, während sich das Geld durch Inflation massiv entwertet hat, und die Lebenserhaltungskosten erheblich anstiegen.

Dieses Land wird so langsam zu einem Billiglohnparadies nach osteuropäischem Muster, mittlerweile derart massiv dass selbst unsere west- und nordeuropäischen Partnerländer durch unsere Dumpinglöhne unter Konkurrenzzwang gesetzt werden.

Teylen
15.12.2009, 15:39
Hm, hat nun aber nicht mehr direkt was mit der Cinemaxx-Kette zu tun?
Ansonsten werden imho die Werbeverteiler noch am miesesten bezahlt...
Insbesondere wenn man einen Stundenlohn ausrechnet

DerBademeister
15.12.2009, 15:43
Stimmt. Simara arbeitet(e?) in einem Kino, sie könnte uns sicher mehr zu den dort üblichen Kostenfaktoren sagen.

Yoda_FDS
15.12.2009, 17:05
Hm, hat nun aber nicht mehr direkt was mit der Cinemaxx-Kette zu tun?
Ansonsten werden imho die Werbeverteiler noch am miesesten bezahlt...
Insbesondere wenn man einen Stundenlohn ausrechnet

Nur anscheinend. Es hat damit zu tun, dass Cinemaxx nur ein Teilchen im grossen Puzzle von Assi-Deutschland ist. Schau Dir doch mal an was bei uns abgeht: Immer mehr Deutsche haben Jobs, von denen sie nicht mal ansatzweise leben können. Und zwar in sehr vielen Branchen.

Egal, was unsere Regierungen in den letzten 15 Jahren gegen die hohe Arbeitslosigkeit eingeführt haben, es wurde entweder direkt von der Regierung (Hartz IV) oder indirekt, von den Arbeitgebern, gegen die Arbeitnehmer eingesetzt.

Die Regierung führte kostenlose Praktika ein damit Langzeitarbeitslose sich beweisen können. Doch die AGs nutzen diese Praktikanten nur als kostenlose Arbeitskräfte die sie gar nie einstellen wollen (Original-Zitat am letzten Tag des Praktikums: "Sie haben wirklich gut gearbeitet, aber leider haben Sie die falsche Ausbildung. Es tut uns leid.")
Ähnlich lief es mit den Eingliederungszuschüssen. Bereits während diese noch bezahlt werden, werden die ANs aus dem Betrieb gemobbt/gebosst, damit sie nach Ende des Zuschusses möglichst schnell von selbst kündigen. (Original-Zitat nach 5 Monaten täglicher Beschimpfungen durch den Chef: "Bisher zahlt ja das Arbeitsamt 35% Ihres Gehalts, aber das endet diesen Monat. Ich werde dies nicht weiterzahlen, da Sie sich nicht rechnen. Ich kürze Ihr Gehalt um 1500 €! Wenn Sie etwas besseres finden können Sie ja gehen!!")

Und ganz genau das ist das Problem: Die Unternehmern lassen die ärmsten und schwächsten in unserer Gesellschaft ausbluten. Deutschland ist da nicht mehr weit von den chinesischen Arbeitsbedingungen entfernt.

Und dann kommt für die Menschen, die in diesem Niedrigst-Lohn-Segment arbeiten müssen die absolute Verhöhnung: Die Baden-Württembergischen Politiker sagen es sei menschenverachtend, dass Frauen im Flatrate-Puff für einen Stundenlohn von 10 € arbeiten müssen.
Ich wäre glücklich, wenn ich irgendwo 10 € auf die Stunde bekommen würde.

Dr.BrainFister
15.12.2009, 17:18
... Die Baden-Württembergischen Politiker sagen es sei menschenverachtend, dass Frauen im Flatrate-Puff für einen Stundenlohn von 10 € arbeiten müssen.
Ich wäre glücklich, wenn ich irgendwo 10 € auf die Stunde bekommen würde.
ich finde die beispiele aus deinen arbeitserfahrungen durchaus interessant und sie passen letztlich auch gut zum cinemaxx-thema (weil sie den gesamtkontext in der deutschen arbeitswelt darstellen). aber, sorry wenn ich das so direkt sage, der vergleich mit dem flatrate-puff ist einfach dämlich. es geht bei der kritik an diesem arbeitsmodell nicht nur um den stundenlohn, sondern auch um das prinzip, das dahinter steht, einen menschen als flatrate-produkt zu verkaufen. wir müssen diese diskussion hier nicht ausweiten, denn dann driften wir wirklich vom eigentlichen thema ab. aber wie gesagt, manchmal sollte man einfach versuchen ein bisschen weiterzudenken, bevor man völlig unsinnige vergleiche anstellt.


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Teylen
15.12.2009, 17:28
Es hat damit zu tun, dass Cinemaxx nur ein Teilchen im grossen Puzzle von Assi-Deutschland ist.
Das Cinemax hat aber immerhin keine Kinos dicht gemacht, eine +/- null Bilanz gefahren und sogar in den meisten Niederlassungen einen Tarif Vertrag. Assi-Betriebe sind da, meiner Meinung nach, etwas anderes.

Das es in Kinos viele respektive hauptsaechlich Billig-Jobs fuer Schueler und Studenten gibt ist doch keine Innovation die erst seit 15 Jahren eingefuehrt wurde oder welche die Regierung zu verantworten hat.


Es hat auch nichts mit den kostenlosen Praktika zu schauen in die Arbeitslose vermittelt werden oder die Studienabgaenger hinnehmen muessen. Das Cinemaxx bekommt da doch auch keine Eingliederungszuschuesse mehr.

Die kleinen Taetigkeiten wie Kino Karten Verkauf, Essens verkauf oder Kinos fegen waren doch noch nie mit Stundenloehnen um die 10€ bzw. 20DM vergolten? Soviel konnte man doch froh sein wenn man als Kassierer im Supermarkt oder Putze bekam..


Ansonsten bekam ich seinerzeit [vor etwa 12 Jahren] fuer das Verteilen von Werbeprospekten pro ein Werbeprospekt 4 Pfennig, jedes Einlage brachte 1 Pfennig drauf. Im Schnitt hatte man 6 bis 12 Pfennig pro Prospekt. Das ganze erst in Dimensionen von 900 Stueck, spaeter 500 Stueck.
Die Einlagen mussten selbst einsortiert werden [1 - 3 Stunden jenachdem wie viele, teils mit Hilfe der Familie] und das ablaufen des Gebiet mit Gepaeck dauerte gut 6 Stunden... rechne da einmal den Stundenlohn aus.
Und die Leute die Zeitungenverteilen bekommen auch nicht viel mehr.
Dazu strafen von um die 20 DM wenn es Beschwerden gab.

Fuer Stundenloehne um 6 Euro bzw. 12 DM haette ich gut und gerne wenn den Arm abgebissen oder derartiges.

DerBademeister
15.12.2009, 17:41
Beim Kampf gegen den Flatratepuff ging es allerdings nicht um den Schutz der armen ausgebeuteten Arbeitnehmerinnen (welche die Konservativen sonst keinen Pfifferling interessieren), sondern um Durchsetzung des erzkonservativen Würschtlebergerischen Weltbildes gegen den Sündenpfuhl Bordell.

Generell finde ich alle Löhne unter 10 Euro einen Witz, zumindest für westdeutsche Großstädte. Unsere Nachbarländer bewegen sich beim Mindestlohn zwischen 8.50 € und 10 €, so bekommt jeder Franzose, egal welchen Job er nun ausübt, dafür mindestens 9 Euro bezahlt. Diese von mir angesprochenen 10 Euro sind beileibe kein spektakuläres Entgelt, erlauben jemandem der 40 Std. die Woche plackt aber wenigstens, davon halbwegs vernünftig zu leben und etwas am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Ein Land in dem die zweitmeisten Millionäre und Milliardäre der Welt leben, und in dem die obersten zehn Prozent zwei Drittel des Volksvermögens halten, könnte sich das durchaus leisten - wenn es denn wollte.

Yoda_FDS
15.12.2009, 18:13
Beim Kampf gegen den Flatratepuff ging es allerdings nicht um den Schutz der armen ausgebeuteten Arbeitnehmerinnen (welche die Konservativen sonst keinen Pfifferling interessieren), sondern um Durchsetzung des erzkonservativen Würschtlebergerischen Weltbildes gegen den Sündenpfuhl Bordell.

Das ist absolut richtig, aber es wurde als Argumentation geführt und genau das ist die Verhöhnung aller 400 €-Jobs. Es geht dabei nicht darum ob man Menschen als Flatrate-Ware betrachtet oder nicht. Es wurde argumentiert diese (armen) Frauen müssen eine 10 Stunden-Schicht für 100 € machen und das sei menschenverachtend. Es wurde nicht auf die Arbeitsbedingungen oder die Unterbringung der Damen abgestellt, sondern nur auf das Geld. Ich beuteile hier auch nicht wer hier moralisch oder rechtlich im Recht ist und wer nicht. Ich verurteile nur Politiker die auf der einen Seite von einem menschenverachtenden Stundenlohn von 10 € reden und auf der anderen Seite lächelnd zusehen wie sich immer mehr Bürger für 4-7 €/Stunde den Arsch aufreissen müssen und dann zum Job auch noch H4 zum Überleben benötigen.

Dr.BrainFister
15.12.2009, 18:56
@yoda_fds
was ist denn dagegen einzuwenden, wenn politiker versuchen, die unzumutbaren zustände, die es bereits in zahlreichen branchen gibt, nicht noch weiter auswuchern zu lassen? oder wäre es in deinen augen gerecht, dass auch prostituierte schlecht bezahlt werden, nur weil es anderen arbeitnehmern bereits genauso geht? irgendwie eine ziemlich bizarre logik. :gaga:

außerdem setzt du hier branchen miteinander gleich, die meiner meinung nach, nicht vergleichbar sind. nach dem motto "arbeit ist arbeit" vergleichst du prostitution mit transportunternehmen u.ä..

ok, dann mal hier ein bewusst provokanter vorschlag: warum wechselst du nicht die branche? wenn diese jobs für dich eh dasselbe sind und deswegen deiner meinung nach in der bezahlung kein unterschied gemacht werden darf, sollte das ja kein problem sein. der bedarf an männern ist im bordell zwar geringer, aber wer weiß, vielleicht tut sich da eine marktlücke auf und du könntest endlich unter "wesentlich besseren" arbeitsbedingungen dein geld verdienen. denn wenn es für die damen im puff kein problem sein soll, für 10 euro eine stunde lang mit einem mann zu schlafen, dann müsste es doch für uns echte kerle im wahrsten sinne des wortes ein zuckerschlecken sein. :alien_love:


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Teylen
15.12.2009, 19:17
War der Preis für den Flatrate Puff Besuch nicht 50€?
Wobei die betroffenen dabei ausgehen das es ein fettes Plus Geschäft wird weil die Männer nicht entsprechend oft genug für die 50€ überhaupt können selbst wenn sie es glauben..

Nun und als Call Boy ist es bestimmt nicht nur schlecken, sondern frei nachdem Motto Bücken & nehmen lassen - denke ich.

DerBademeister
15.12.2009, 19:35
Ich glaube keiner von uns hat eine Ahnung was die Arbeit der Callboys und Callgirls beinhaltet, ergo sollten wir uns auf Themen beschränken, von denen wir etwas verstehen.

Dass Teylen nichts Ungewöhnliches daran findet, wenn einem Mitarbeiter durch Detektive monatelang hinterherspioniert wird, bis sich endlich etwas Verwandbares für eine sozialunverträgliche Kündigung findet, halte ich für sehr bedenklich. Auch aus rein pragmatischer Sicht macht eine derartige Mobbing-strategie wenig Sinn, da hier monatelang nicht nur dem Mitarbeiter sein "überhöhtes" Gehalt gezahlt werden musste, sondern auch Mr. Detektiv. Denn der arbeitet ebenso nicht umsonst.

Dr.BrainFister
15.12.2009, 19:45
Ich glaube keiner von uns hat eine Ahnung was die Arbeit der Callboys und Callgirls beinhaltet, ergo sollten wir uns auf Themen beschränken, von denen wir etwas verstehen.
das sehe ich genauso. deswegen sagte ich ja auch, dass dieser vergleich hier nicht reinpasst und wir dadurch vom eigentlichen thema abdriften.


Dass Teylen nichts Ungewöhnliches daran findet, wenn einem Mitarbeiter durch Detektive monatelang hinterherspioniert wird, bis sich endlich etwas Verwandbares für eine sozialunverträgliche Kündigung findet, halte ich für sehr bedenklich. ...
das liegt ebenfalls an dem "keine ahnung"-problem. teylen redet gern über situationen, von denen sie null ahnung hat. solange man nicht selbst das erlebt hat, was die arbeitnehmer in diesem artikel beschreiben, hat man vom warmen pc-stuhl aus leicht reden. schon allein teylens alberner vergleich zwichen dem kopfklapsen-verteilenden cinemaxx-betreiber und einer serienfigur wie stromberg zeigt das hier vorhandene persönliche einschätzungsniveau. näher kann ich darauf jetzt nicht eingehen, ohne ausfallend zu werden. sorry. ;)


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Yoda_FDS
15.12.2009, 20:06
@ Teylen:
Nein, es geht nicht um den Eintritts-Preis für die Freier/Kunden, sondern darum, dass die Damen im Flatrate Bordell ein Festgehalt von 100 €/Tag bekommen. Dafür müssen sie eine 10 Stunden-Schicht schieben. Das heisst sie sind im Rahmen der Öffnungszeiten im Club anwesend und können/müssen mit den Kunden die Sie wollen, Sex haben.
Der Unterschied zu "normalen" Huren besteht darin, dass diese selbstständig sind. Eine normale Prostituierte mietet sich in einem Bordell ein Zimmer und gestaltet ihre Arbeitszeit nach ihren eigenen Vorstellungen, wird aber auch nach Leistung bzw. Anzahl der Freier bezahlt. Das heisst: Hat sie viele Kunden verdient sie viel, hat sie wenig Kunden verdient sie wenig, bzw. nach Abzug der Zimmermiete nichts mehr, oder legt im Extremfall noch drauf. Die Damen im Flatratebordell verdienen, wie gesagt, 100 €/Tag egal ob sie mit keinem Mann aufs Zimmer gehen, mit einem Mann 10 Stunden oder mit 40 Mann jeweils 15 Minuten. Abzüge durch das Bordell hat sie keine.

@ Dr.BrainFister:
Nein, ich erwarte dass die Politiker ihre Augen auf machen und in den Branchen, die bereits unter Dumping-Löhnen und beschissenen Arbeitsbedingungen leiden einen Riegel vorschieben. Die Abschaffung von Mindestlöhnen ist da sicher falsche Weg.

Was die Nummer als Callboy angeht muss ich Dir sagen: Warum denn nicht?
Wenn die Arbeitsbedingungen besser sind als das was ich schon erlebt habe wäre das für mich durchaus denkbar. Denn dann hätte ich an einem Tag soviel fast soviel Geld verdient wie bei dem Transportunternehmen in 2 Wochen und als Angestelllter wäre ich sogar noch sozialversichert.
Und um Deine nächste Frage gleich vorwegzu nehmen: Warum mache ich es nicht? Aus 2 Gründen. Zum einen bin ich weder jung noch schön/sportlich genug und zum Andern wohne ich in einem Ort in dem es in den nächsten 200 Jahren kein Bordell geben wird und die nächsten Bordelle sind um die 100 km entfernt

Abschliessend noch ein Wort zum Thema "bücken und nehmen lassen". Wenn ein Mann hetero ist, muss er natürlich keine Männer bedienen, genau so wenig wie eine Hetero-Frau keine Frauen bedienen muss. Das Problem für Callboys ligt in der Regel darin, dass die Frauen, die sie buchen meistens weder jung noch gutaussehend sind.

Ich denke mal damit sind nun alle Fragen bezüglich käuflicher Liebe geklärt.

Teylen
16.12.2009, 08:31
Ich glaube keiner von uns hat eine Ahnung was die Arbeit der Callboys und Callgirls beinhaltet, ergo sollten wir uns auf Themen beschränken, von denen wir etwas verstehen.
Zum Thema der Flate Rate Bordelle gab es entsprechende Berichterstattung.
Was die allgemeine Arbeit betrifft so beziehe ich mich auf Werke wie "Fucking Berlin (http://www.amazon.de/Fucking-Berlin-Teilzeit-Hure-Sonia-Rossi/dp/3548372643)" eine Autobiographie einer italienischen stämmigen Studentin in Deutschland die in's entsprechende Mileu abrutschte.


Dass Teylen nichts Ungewöhnliches daran findet, wenn einem Mitarbeiter durch Detektive monatelang hinterherspioniert wird, bis sich endlich etwas Verwandbares für eine sozialunverträgliche Kündigung findet, halte ich für sehr bedenklich.
Es wurde nicht monatelang spioniert sondern auf einen konkreten Verdachtsfall hin, was es zu dem Verhalten der Lidl Kette unterscheidet.


das liegt ebenfalls an dem "keine ahnung"-problem. teylen redet gern über situationen, von denen sie null ahnung hat.
Was Ahnung betrifft so kam sowohl von die als auch von Der Bademeister nichts als reine heiße Luft die aus einer gemütlichen Sesselposition gepaart mit etwas Pseudo Betroffenheit kombiniert wurde.


solange man nicht selbst das erlebt hat, was die arbeitnehmer in diesem artikel beschreiben, hat man vom warmen pc-stuhl aus leicht reden.
Schon so etwas selbst erlebt? Nicht? Dachte ich mir.
Ansonsten habe ich mittlerweile gut 4-6 Entlassungswellen von gut 50 Wellen miterlebt sowie Mobbing Fälle wo der Tatbestand wirklich gegeben war.


schon allein teylens alberner vergleich zwichen dem kopfklapsen-verteilenden cinemaxx-betreiber [..]
Mit dem Lesen hapert es anscheinend.
Es war nicht der Cinemaxx Betreiber sondern ein Manager.


@ Teylen:
Nein, es geht nicht um den Eintritts-Preis für die Freier/Kunden, sondern darum, dass die Damen im Flatrate Bordell ein Festgehalt von 100 €/Tag bekommen.
Faktisch falsch.
http://www.stern.de/lifestyle/liebesleben/flatrate-bordell-mehr-als-zweimal-kann-kaum-einer-658982.html
Es ging darum das der Kunde für 50 respektive im Bericht 70 Euro sich eine einen Tag lange Flatrate kauft wo er eben so oft könnte wie es ihm möglich wäre. Dabei wird seitens des Bordell ausgegangen das die meisten nicht mehr als zwei mal können, was mit 35 Euro dann kein schlechter Stundenlohn ist der etwas über dem liegt was laut 'Fucking Berlin' eine Prostituierte in Berlin pro Freier verdient.

Sie sind auch in dem Fall nicht selbstständig.
Das heißt es gibt zwar auch Modelle wo man sich ein Zimmer mietet und hofft das die Miete rein kommt, hat aber nichts mit dem Geschäftsmodell des Flatrate Modell zu tun und kann bei Stundenlöhnen weit unter 10€ landen.


Abschliessend noch ein Wort zum Thema "bücken und nehmen lassen". Wenn ein Mann hetero ist, muss er natürlich keine Männer bedienen, genau so wenig wie eine Hetero-Frau keine Frauen bedienen muss.
Die Autobiographie zeichnet da was die Kunden Auswahl angeht unabhängig vom aussehen ein eher nüchternes Bild. Sowohl was den Verkehr als solchen betrifft als auch die Wahlfreiheit hinsichtlich eigener Preferenzen.


Das Problem für Callboys ligt in der Regel darin, dass die Frauen, die sie buchen meistens weder jung noch gutaussehend sind.
Weibliche Huren haben auch ein Problem wenn sie nicht mehr jung und gutaussehend sind..

Simara
19.12.2009, 01:00
Die Freier von Huren sind ja auch allesamt gutaussehende junge Männer :rofl:

Zum Thema Ausbeutung im Kino kann ich auch was beisteuern. Aber nicht jetzt. Es ist spät, ich muss schlafen.

:goodnight:

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DerBademeister
20.12.2009, 16:42
Die Freier von Huren sind ja auch allesamt gutaussehende junge Männer :rofl:

Zum Thema Ausbeutung im Kino kann ich auch was beisteuern. Aber nicht jetzt. Es ist spät, ich muss schlafen.

:goodnight:

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*wartet gespannt* :)

Simara
31.12.2009, 17:16
Ich habe 16 Jahre lang in einem so genannten Inhaber-Kino gearbeitet. Also keine große Kette. Da sollte man meinen, dass etwas mehr Wert auf Kollegialität bzw. die Mitarbeiter gelegt wird. Leider nein.

Wir bekamen - und bekommen nach letzter Nachfrage immer noch - 7,50 Euro .... pro Vorstellung. Nicht pro Stunde. Eine Vorstellung geht an einem Tag von 19:15 bis 21:00 Uhr und am anderen Tag von 19:15 bis 22:30 Uhr. Jetzt könnt ihr euch den Stundenlohn selbst ausrechnen. :hmm:
Ach so "Wir" das sind die Platzanweiser. Wir haben aber nicht nur Plätze angewiesen, wir waren/sind auch für die Schaufenster und das Werbematerial verantwortlich. Ergo wurde nach dem Einlass und früher dem - von mir verhassten - Eisverkauf die Schaufenster dekoriert. Plakate und Bilder auf- bzw. abgehängt, von ausgelaufenen Filmen das Bildmaterial verpackt und von neuen Filmen das Material erfasst. Freitags mussten wir dann noch die Schaufenster putzen. Apropos putzen. Früher wurde nur nach der Kindervorstellung (Samstag und Sonntag 15:00 Uhr) gesaugt. Irgendwann fiel der Chefin aber auf, dass auch die Erwachsenen genug Dreck machten und so wünschte sie, dass wir auch nach der 17:00 Uhr und nach der 20:00 Uhr Vorstellung nochmal saugten.
Nach der Vorstellung war eh aufräumen angesagt. Es ist nicht zu glauben, was für einen Dreck erwachsene Menschen hinterlassen :shocked:
Wir waren also Platzanweiser und Putzfrau bald in Personalunion. Als wir dann am WE bald nach jeder Vorstellung saugen sollten, hab ich das Handtuch geworfen. Wir hatten schon genug zu schleppen. Müll und die Getränkeflaschen ... dazu dann noch saugen? Nein. Nicht mehr mit mir. Dabei hab ich mir den Rücken kaputt gemacht. :(

Versichtert waren wir nur pauschal. Wir hätten uns auch richtig versichern lassen können, aber ihr könnt euch ja selbst ausrechnen, was dann noch übrig geblieben wäre. Ein Witz. Und Ausbeutung. Aber damals ist mir das nicht so aufgefallen. Ich habs nebenher gemacht. Hatte also eine sozialversicherungspflichtige Arbeitsstelle. Aber meine Kollegin war das nicht. Sie hat sich das zur Sozialhilfe dazu verdient. Kein Anspruch auf Rentenzeiten. :(

Unsere Schicht ging von Montag bis Sonntag. Wir hatten mal ausgerechnet, dass wir so durchschnittlich 35 bis 40 Stunden im Kino waren. Ergo eigentlich ein Vollzeitjob.
Wenn wir fertig waren mit Reklame und Müll trennen und was sonst noch zu machen war, hatten wir zwar Freizeit, durften/sollten das Kino aber nicht verlassen. Es hätte ja mal der Film reißen können oder so. Es herrschte also Anwesenheitspflicht.
Ich hab die Zeit meist genutzt, mir die Filme anzusehen. Aber ... so schön manche Filme sind, irgendwann hat man sie über. :hmm:

Aber ich will nicht nur motzen. Ich habe gerne dort gearbeitet. Ich hätte nur etwa 3 oder 4 Jahre früher aufhören sollen. Wegen des Geldes war es nur am Anfang. Dann später kam das tolle Zusammenarbeiten mit meiner damaligen Kollegin dazu. Und natürlich die Möglichkeit Filme anzuschauen, so oft ich wollte. ;)

Ich habe noch heute Kontakt zu den Mitgliedern meiner Schicht und das wird auch so bleiben. Auch wenn ich leider immer weniger Zeit habe, ins Kino zu gehen.
Dort noch mal anfangen zu arbeiten? Niemals!!

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