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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schwarzes Gold an Louisianas Küste



Loser
24.05.2010, 22:05
So, ich fass mal langatmig zusammen:

Als am 20 April diese komische Ölplattform gesunken ist, hab ich mir dabei ehrlich nix gedacht. Das mit den Toten ist natürlich traurig, aber sonst wird schon nix passieren. Ein bisschen stutzig wurde ich nur, als ein bisschen was über die Deepwater Horizon (http://de.wikipedia.org/wiki/Deepwater_Horizon) bekannt wurde. Ich hab ja damit gerechnet, dass das so ein uraltes Ding gewesen ist, was schon 20 oder 30 Jahres benutzt wird. 2001 ist irgendwie doch recht neu.

Egal. Tja, das liebe Öl. Wird schon nix passieren, hieß es ja auch anfangs von den Betreibern.


Es dauerte Tage, bis sie überhaupt wahrhaben wollten, dass das Öl nicht aus den Tanks der gesunkenen Bohrinsel, sondern direkt aus den Tiefen der Lagerstätte dringt. Am Meeresgrund hatte wahrscheinlich ein Sicherungsmechanismus versagt, der als bombensicher galt: der Blow Out Preventer, ein Ventil in der Größe eines Einfamilienhauses, das im Ernstfall automatisch zuschnappt. Normalerweise. ... (http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/klima/kuppel-gegen-oelpest-eine-gewaltige-verlegenheitsloesung_aid_504509.html)

Ob man die wahre Ursache jemals herausfinden wird? Kann natürlich daran gelegen haben, das die Regierung nicht kontrolliert hat(... ( http://www.sueddeutsche.de/politik/untersuchungsausschuss-us-regierung-traegt-mitschuld-an-oelpest-1.946795)), die Herrn Betreiber zu geizig waren in ein richtiges Ventil zu investieren oder Zementarbeiten von Halliburton vielleicht die Ursache waren (beides hier (http://www.faz.net/s/Rub47C2F00B5F984DC2A4997324448B2EA2/Doc~E53D5B27EA4E84B2B9CE794945F1D3716~ATpl~Ecommon ~Sspezial.html)). Am Ende wird’s wohl wie immer sein: Gott wars! Oder für die Atheisten unter uns: Es war Pech. Eine Verkettung unglücklicher Umstände halt.

Ich find ja das die Ursachenforschung nicht das interessanteste am Thema ist, sondern wie mit der Katastrophe umgegangen wird.

Klar, jetzt könnte man sich darüber lustig machen, wie plötzlich Kevin Costners Waterworld eine ganz neue Bedeutung bekommt. Ohne den Flop hätte er ja nie in diese Firma mit den komischen zentrifugalen Öl-Scheidevorrichtungen investiert ... (http://www.tt.com/csp/cms/sites/tt/Nachrichten/748794-2/wut-und-verzweiflung-der-k%C3%BCstenbewohner-steigt.csp). Und man wird wohl keine Haare einsetzen, um das Öl aufzuhalten ... (http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/klima/oelkatastrophe-hunderte-tonnen-haare-umsonst-gesammelt_aid_511184.html)
,
Oder die Sache mit der Riesenkuppel, um das Bohrloch zu verschließen ... Ah, ne, Entschuldigung, um das Öl abzupumpen ... (http://www.faz.net/s/Rub47C2F00B5F984DC2A4997324448B2EA2/Doc~ED542E6549A2A43F5BB700DF02A2CF720~ATpl~Ecommon ~Scontent.html). Das haben die natürlich wirklich gemacht, und es ist leider schief gegangen. Aber seit ein paar Tagen wird wohl auch so, ein Teil des ausgetretenen Öls abgepumpt.

Der Rest von dem Zeug? Nun ja, dafür gibt’s auch ne Lösung: Chemie! 1,8 Millionen Liter Corexit hat man in den letzten Wochen ins Wasser gekippt. Mehr zum Lesen gibt’s hier (http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,695197,00.html), hier (http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,693566,00.html) und hier (http://www.protecttheocean.com/gulf-oil-spill-bp/). Im Grunde zersetzt das Zeug das Öl wohl, so das es nicht weiter aufsteigt. Was das für Folgen für die Umwelt haben wird, weiß keiner so genau. Aber versuchen kann mans wohl einfach mal.

Ach ja, jetzt, 4 Wochen später, will man wohl versuchen die Löcher stopfen. Erst einmal mit Schlamm, und wenn das nicht klappt mit Golfbällen und Gummiteilen ... (http://sueddeutsche.de/panorama/golf-von-mexiko-war-oelkatastrophe-ein-arbeitsfehler-1.948419).

Jetzt wäre es natürlich äußerst zynisch sich an dieser Stelle zu wundern, wieso man nicht gleich versucht hat das Loch zu schließen. Nein nein, die wollten bestimmt nicht, auf Biegen und Brechen, versuchen das Ölfeld weiter benutzen zu können. Und die Chemikalien werden auch nicht benutzt, damit all die Fernsehkameras so keine bösen Bilder von riesigen Ölteppichen machen können.

Natürlich ist das alles auch nicht so einfach. Die Konzerne dürfen kaum noch an Land bohren, das machen die Länder mit Erdöl mittlerweile lieber selber, also führt wohl keine Weg ums Meer herum. Und so ganz unwichtig ist die Ölförderung auf hoher See also nicht.


Aus den Tiefen der Weltmeere wurden schon 2007 rund 1,4 Milliarden Tonnen Öl geholt, knapp 37 Prozent der gesamten Ölförderung. Mit jeweils 210 Millionen Tonnen wurde das meiste Öl aus der Nordsee und aus dem Golf von Mexiko gepumpt.

... (http://www.zeit.de/2010/20/Oelkatastrophe-USA?page=2)

Wobei die untergegangene Plattform wohl wirklich gaaaaanz weit draußen im offenen Meer war. Was wohl nicht so wichtig ist. Zur Zeit zumindest nicht. Aber so viel Öl gibts ja auch nicht mehr.

Abschließend noch ein kleines Bildchen:

http://img691.imageshack.us/img691/6987/louisianaoelteppich.jpg
von hier. (http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2010-05/oelpest-bp-bohrloch-schlamm)

Eine Frage will mir aber nicht aus dem Kopf gehen. Da gibt so ein Riesenkonzern wie BP 16 Mio. Dollar für Lobbyisten aus ... (http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/wie-viel-leben-das-kostet/1842766.html) und letztes Jahr hatten die einen Umsatz von 239 Mrd. Dollar … ( http://de.wikipedia.org/wiki/BP_(Konzern)), dieser Riesenkonzern hat nicht mindestens 10 Vorschläge in der Schulbade was passiert, wenn eine Plattform untergeht und Öl ausläuft? Es gibt auf dieser großen weiten Welt für jeden Kram Expertengruppen, Fachleute, etc. und die versuchen es jetzt, 4 Wochen später, mit Golfbällen?

Kann natürlich auch sein, das ich was total wichtiges übersehen habe, und die Situation in Wirklichkeit ganz anders ist.

Sparky
25.05.2010, 19:05
Vielen Dank für deinen Post... hatte bisher nur beiläufig von gehört.. dazu fällt einem echt nichts ein... Alles Idioten...

DerBademeister
25.05.2010, 19:13
Exxon hat damals 500 Millionen $ Wiedergutmachung zahlen müssen für das Desaster der Exxon Valdez vor Alaska. Wenn man nun also fordert dass BP alle Kosten dieser Ölpest übernimmt, könnte das ebenso am Ende auf Kleckerlebeiträge hinauslaufen - diese Konzerne machen 100 Millionen $ Gewinn - pro Tag.

Hmpf
25.05.2010, 22:15
http://www.youtube.com/watch?v=i6ZN6r5-1QE

Powerful video.

Hmpf
26.05.2010, 14:50
Die Zeit hat hier ein gutes Interview mit einer Meerestoxikologin:

http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2010-05/oelpest-riki-ott-interview

Simara
26.05.2010, 21:42
Eine Frage will mir aber nicht aus dem Kopf gehen. Da gibt so ein Riesenkonzern wie BP 16 Mio. Dollar für Lobbyisten aus ... (http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/wie-viel-leben-das-kostet/1842766.html) und letztes Jahr hatten die einen Umsatz von 239 Mrd. Dollar … ( http://de.wikipedia.org/wiki/BP_(Konzern)), dieser Riesenkonzern hat nicht mindestens 10 Vorschläge in der Schulbade was passiert, wenn eine Plattform untergeht und Öl ausläuft? Es gibt auf dieser großen weiten Welt für jeden Kram Expertengruppen, Fachleute, etc. und die versuchen es jetzt, 4 Wochen später, mit Golfbällen?

Diese Frage geistert mir auch schon seit zwei Wochen durch den Kopf. Kann man wirklich sooo hilflos sein? Gibts auf der ganzen Welt keinen, der ne funktionierende Lösung hat? ::/:

Die armen Meerestiere, die armen Menschen an der Küste.
Früher oder später wird sich die Natur davon erholen. Die Frage ist nur wann und wie. :(

.

Khaanara
26.05.2010, 22:31
Und woran lag es, sie haben an ein Ventil gespart, welches dann auch zu dem Unfall führte ! Woher kenne ich das nur ....

DerBademeister
26.05.2010, 23:32
Und woran lag es, sie haben an ein Ventil gespart, welches dann auch zu dem Unfall führte ! Woher kenne ich das nur ....

Das Gute bei BP ist, dass man einfach nicht mehr bei denen tanken muss. Das löst zwar nicht das Grundproblem - denn die anderen Energiekonzerne sind kaum besser - aber erlaubt zumindest eine akute Bestrafung seitens der Konsumenten.

DerBademeister
29.05.2010, 12:55
Das Gute bei BP ist, dass man einfach nicht mehr bei denen tanken muss. Das löst zwar nicht das Grundproblem - denn die anderen Energiekonzerne sind kaum besser - aber erlaubt zumindest eine akute Bestrafung seitens der Konsumenten.

In Deutschland wird das übrigens über die ARAL-Tankstellen vertrieben.

Lobbycontrol hat die Hintergründe des Desasters noch mal übersichtlich aufgelistet:
http://www.lobbycontrol.de/blog/index.php/2010/05/bp-deepwater-horizon-desaster-der-ol-lobby/

Hmpf
29.05.2010, 21:28
Ganz schöner Kommentar in der SZ: http://www.sueddeutsche.de/wissen/umweltkatastrophe-im-golf-von-mexiko-nach-uns-die-oelpest-1.951423-2

Hmpf
31.05.2010, 16:37
Noch eine Geschichte vom Öl:

http://www.guardian.co.uk/world/2010/may/30/oil-spills-nigeria-niger-delta-shell

DerBademeister
31.05.2010, 17:01
Wenn das bis August weiterblubbert wird es die Exxon Valdez zu einem kleinen Kinderstreich degradieren - erst Recht wenn die Hurricanes den Mist in aller Herren Länder verstreuen. Schon jetzt ist deutlich mehr Öl ausgetreten als damals vor Alaska.

Loser
01.06.2010, 01:22
Exxon hat damals 500 Millionen $ Wiedergutmachung zahlen müssen für das Desaster der Exxon Valdez vor Alaska. Wenn man nun also fordert dass BP alle Kosten dieser Ölpest übernimmt, könnte das ebenso am Ende auf Kleckerlebeiträge hinauslaufen - diese Konzerne machen 100 Millionen $ Gewinn - pro Tag.
Deine Prognose von 500 Millionen wurde ja mittlerweile überschritten.

Man kann ja leider froh sein, dass das nicht in irgendeinem Naturschutzgebiet passiert ist. Dann hätte das sicherlich echt niemanden gekümmert, außer ein paar Wollpulli tragenden Umweltschützern. In den USA ist das wohl, ganz anders als in Deutschland, ein großes Thema. Kann ich ja verstehen. Schließlich geht’s denen nicht um die Natur, die sind konkret betroffen. Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel usw.

Neben den Kosten für das Aufräumen wird BP wohl am meisten der Aktienkurs beunruhigen. Mittlerweile ist BP quasi 50 Mrd. weniger wert. Was schon ne Menge ist.

Eigentlich schade. Ich hätte gerne gesehen das du Recht hast, dann wäre das Loch nämlich zu.

Aber wo du so gerne in Glaskugeln guckst: Wird das Unglück was ändern? Also außer das jetzt 6 Monate nicht mehr neu gebohrt werden darf, und die US Bevölkerung jetzt über 4 Wochen zusehen durfte, wie ein Ölkonzern die Regierung vorführt? Ich denke schon, dass das ein bisschen wie Katrina wirken kann. Mehr Umweltbewusstsein in den USA wären ja nix schlechtes.

Khaanara
09.06.2010, 20:45
Einer der prominentesten Opfer: http://scifiwire.com/2010/06/image-of-the-day-oil-from.php

DerBademeister
10.06.2010, 03:01
Präsident Obama hat es in der ganzen Zeit offenbar noch nicht hinbekommen einmal direkt mit dem Chef von BP zu sprechen, auch wenn er ständig über ihn spricht, was für mich eher ein Akt der Hilflosigkeit ist, da die Regierung voll und ganz von BP abhängig ist in der Sache. Der Mann erlebt sein Katrina und wird dafür bei den Wahlen im Herbst Federn lassen müssen.

DerBademeister
12.06.2010, 20:35
http://www.youtube.com/watch?v=2AAa0gd7ClM

Hier ist nicht nur das Öl schwarz, sondern auch der Humor.

Khaanara
06.07.2010, 11:49
Neue "umweltschonende" Idee um der Ölpest Herr zu werden: http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/chronik/oelpest/2393857/atomexplosion-gegen-oelpest.story

Danach hat Florida bestimmt immer ein strahlendes Wetter am sauberen Strand ! :D

DerBademeister
06.07.2010, 12:29
Na jetzt kommt ja erst mal der riesige Pacman-Tanker "A whale" und frisst das Öl einfach weg.

Nom nom nom...

DerBademeister
08.11.2010, 17:57
Ein Update zu einer Katastrophe die schon wieder aus dem medialen Kurzzeitgedächtnis verschwunden ist.


Entwarnung?

Nur wenige Monate nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko sind Floridas Strände wieder freigegeben, alles in Ordnung. Wirklich? Nein. Nichts ist in Ordnung.
Entwarnung? - Natur - Süddeutsche Zeitung Magazin (http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/34910/1/1)

Da hat sich wohl eine unheilige Allianz zwischen Regierung und Konzern gebildet. Die eine Seite will nicht den Tourismus mit Meldungen über verdreckte Strände verstrecken, will von ihrem schlechten Krisenmanagement ablenken. Die andere Seite will wieder Geld verdienen. Business as usual.