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Reiner
02.02.2011, 19:31
Falsche Milde

"So als habe er gerade ein Huhn gestohlen und nicht einen Menschen umgebracht, einfach weil ihm danach war."

Jugendstrafrecht: Falsche Milde | Gesellschaft | ZEIT ONLINE (http://www.zeit.de/2011/05/01-Jugendkriminalitaet?page=1)

... wie wahr wie wahr. Falsche Milde ist seit langem ein Geschwür unserer Gesellschaft. Jugendliche die keine Regeln kennen werden durch „falsche Milde“ geradezu ermutigt weiter zu machen. Regeln zu beachten ist das Ziel, wer die Strafe für Fehlverhalten nicht fürchten und achten muss, der lacht über Eltern und gar Polizei und wird weiter gewalttätig bleiben oder werden. Etwas, was wir längst wissen sollten, doch das Handeln in Deutschland ist immernoch „multikulti-naiv“ und Erziehung mit dem Laibel „blos keine Strafe“. Ein „no go“ für den Erfolg einer Gesellschaft.

Dr.BrainFister
02.02.2011, 19:38
Ist das jetzt der nächste Versuch, deine Thesen aus dem Islam-Thread (und aus vielen anderen früheren Threads) in neuer Verpackung zu servieren? Manchmal wird Suppe zwar besser, wenn man sie mehrmals aufwärmt - aber manchmal wird sie nach zu häufigem Aufwärmen auch fade und belanglos.

Reiner
02.02.2011, 19:52
... "Die Zeit" steht nicht unbedingt in Verdacht ... für meine Thesen eine Plattform zu sein. ;)

BTW, ... der Untertitel "Vor jugendlichen Schwerverbrechern darf eine liberale Gesellschaft nicht weichen – schon aus Selbstachtung." ... macht es auch deutlich.

Wenn sich zufällig meine Erlebnisse, Erfahrungen und daraus resultierenden Thesen ... irgendwann sogar mal in einer großen Wochenzeitung finden, ... dann können sie so falsch nicht beobachtet und festgestellt worden sein.

Die "Suppe" wird nicht besser, wenn man sie nur aufwärmt - richtig. Doch leider muss man sie immer wieder so lange(!) aufwärmen, bis endlich jemand damit anfängt sie auch auszulöffeln. :(

Dr.BrainFister
02.02.2011, 20:01
Du suchst also monatelang nach irgendeinem Artikel, der deine Thesen (auch mal ausnahmsweise in einer seriösen Quelle) bestätigt? Das klingt schon ziemlich verzweifelt. ;) Und wenn du so lange danach suchen musstest, ist das nicht unbedingt eine überzeugende Bestätigung deiner "Erkenntnisse". Vor allem, wenn du uns dann einen Artikel präsentierst, der mehr eine meinungslastige Kolumne ist und mit sachlicher Berichterstattung nur wenig zu tun hat.

Übrigens wusste ich noch gar nicht, dass du bei deinem Job regelmäßig von Jugendlichen mit dem Messer oder anderen Mordwerkzeugen angegriffen wirst. Kannst du uns vielleicht mehr darüber erzählen oder zumindest sagen, wie oft es dir ggü. während deiner Arbeitszeit schon zu solchen tätlichen Angriffen kam?

Reiner
02.02.2011, 20:08
... Antwort zu Messer:
Ja, ein Kollege.
--> Eigensicherung ist und bleibt wichtig, und man darf weder von Alter noch äußerer Erscheinung auf "das Gute im Menschen" hoffen.

Antwort zu Angriff:
Ja, eigene Erfahrung. Völlig ohne Hemmung "dank" Drogen und Alkohol.

Themen suchen:
Nein, ... nur wundert mich wie wenig dieses Thema in den Medien präsent ist, wenn es schon gar in der ach so friedlichen pfälzischen Provinz bekannt ist. Wie mag erst eine Großstadt davon betroffen sein?

Übrigens, Stichwort Medien:
Hier ist u.a. ein Standort, der derzeit 650 Bundeswehrsoldaten in Afganistan stellt - die beiden Verwundeten der letzten Tage stammen von hier. Auch dort wird das Thema das da lautet "tägliches Feuergefecht" in den Medien nicht wahrgenommen (außer es ist zufällig ein ZDF-Team dabei und gerät zwischen die Fronten). Soviel zu den wirklichen Dingen die stattfinden, aber leider viel zu wenig in den Medien Beachtung (und damit in der Bevölkerung) finden.

Dr.BrainFister
02.02.2011, 20:18
... Antwort zu Messer:
Ja, ein Kollege.
--> Eigensicherung ist und bleibt wichtig, und man darf weder von Alter noch äußerer Erscheinung auf "das Gute im Menschen" hoffen.
OK, also hast du es während deiner Arbeitszeit noch nie selbst erlebt, dass du von Jugendlichen mit einer Waffe angegriffen wurdest? Und trotzdem siehst du den Artikel in der ZEIT als Bestätigung deiner Erfahrungen/Beobachtungen? Irgendwie kann ich deiner Logik nicht ganz folgen... schließlich geht es in dem Artikel doch um Fälle, die du so eigentlich noch nie selbst erlebt hast (und ich wünsche dir auch, dass das künftig so bleibt)?!



Antwort zu Angriff:
Ja, eigene Erfahrung. Völlig ohne Hemmung "dank" Drogen und Alkohol.
Du wurdest also von einem mit Drogen vollgepumpten Jugendlichen (?) tätlich angegriffen. Ein einziges Mal in deinem ganzen Leben? Davon abgesehen, dass solche Vorfälle unter Drogeneinfluss ständig passieren und so gut wie nichts mit Jugendlichkeit oder Migrationshintergrund zu tun haben, besteht auch hier kein Zusammenhang zu dem ZEIT-Artikel. Darin geht es um Intensivtäter, die unabhängig von Drogeneinflüssen, auch den Tod ihrer Opfer in Kauf nehmen.

Kurz gesagt: du hast also weder selbst noch in deinem Bekannten-/Kollegenkreis einen Vorfall in dieser Dramatik erlebt und behauptest trotzdem, der Artikel würde sich mit deinen Erfahrungen decken? :nixweiss:

Reiner
02.02.2011, 20:37
... in meiner Erfahrung (immerhin schon ein tätlicher Angriff im ersten Jahr - wir sind nicht Polizei und ich steh auch nicht drauf übrigens.) decken sich die Erlebnisse mit Berichten aus Kollegenkreisen benachbarter Städte (immernoch Provinz). Auch wenn es im Team bisher erst einen Messerangriff (in den letzten 2 Jahren) gab, aber schon deutlich mehr Angriffe/Tätlichkeiten mit dem Stichwort "Wiederstand gegen Vollstreckungsbeamte" (= Straftat und wird zu Anzeige gebracht) gegeben hat, so bestätigt ein (seltener) Artikel in einer großen Wochenzeitung, dass ... was im "Kleinen" passiert ... im "Großen" wohl noch viel schlimmer ist.

Übrigens: Auch Prävention ist das Thema und da wir auch mit Schulen der Stadt Kontakt halten und unterstützen erkennt man schnell wo das Problem liegt: Das Elternhaus.

PS: Von Mikration ist weder bei diesem Thread noch im Artikel ein Wort gefallen. Gut, man kann zwar empirisch beobachten, dass diese Gruppe am meisten betroffen ist - doch das ist nicht das Thema hier.

PPS: "Falsche Milde" - Das Schlimme ist ja, das die durch diese falsche Milde in ihrem handeln bestätigt werden. Irgendwann kommt es dann zum großen Knall und keiner von denen die die Jugendlichen so Milde behandelt haben will die Verantwortung übernehmen. :(

Dr.BrainFister
02.02.2011, 21:21
... in meiner Erfahrung (immerhin schon ein tätlicher Angriff im ersten Jahr - wir sind nicht Polizei und ich steh auch nicht drauf übrigens.) decken sich die Erlebnisse mit Berichten aus Kollegenkreisen benachbarter Städte (immernoch Provinz). Auch wenn es im Team bisher erst einen Messerangriff (in den letzten 2 Jahren) gab, aber schon deutlich mehr Angriffe/Tätlichkeiten mit dem Stichwort "Wiederstand gegen Vollstreckungsbeamte" (= Straftat und wird zu Anzeige gebracht) gegeben hat, so bestätigt ein (seltener) Artikel in einer großen Wochenzeitung, dass ... was im "Kleinen" passiert ... im "Großen" wohl noch viel schlimmer ist.
OK, damit bestätigst du noch mal das bereits gesagte: Fälle, wie sie in dem ZEIT-Artikel beschrieben werden, sind hierzulande die Ausnahme. Du selbst hattest in deinem Arbeitsumfeld bisher keinen einzigen so schwerwiegenden Fall und auch ähnlich schwere Fälle kommen deiner Erfahrung nach nur äußerst selten vor. Gut, dass wir das geklärt haben. ;)


Übrigens: Auch Prävention ist das Thema und da wir auch mit Schulen der Stadt Kontakt halten und unterstützen erkennt man schnell wo das Problem liegt: Das Elternhaus.
Tatsächlich? Das ist ja mal eine ganz neue Erkenntnis. :p Und, welche Lösungsvorschläge hast du zur Bekämpfung der Problemursache?


PS: Von Mikration ist weder bei diesem Thread noch im Artikel ein Wort gefallen. Gut, man kann zwar empirisch beobachten, dass diese Gruppe am meisten betroffen ist - doch das ist nicht das Thema hier.
Du hast das Thema "Migration" hier selbst wieder reingebracht. In deinem Startbeitrag hast du davon gesprochen, dass wir in Deutschland mit solchen Intensivtätern angeblich "multikulti-naiv" umgehen würden. "Multikulti" ensteht nur dann, wenn die deutsche Kultur mit migrantischen Kulturen zusammentrifft. Was sonst soll man sich also unter deinem Statement vorstellen?


PPS: "Falsche Milde" - Das Schlimme ist ja, das die durch diese falsche Milde in ihrem handeln bestätigt werden. Irgendwann kommt es dann zum großen Knall und keiner von denen die die Jugendlichen so Milde behandelt haben will die Verantwortung übernehmen. :(
In den USA warten auf jugendliche Intensivtäter wesentlich härtere Strafen als hier in Deutschland. Trotzdem kommt es dort regelmäßig zum "großen Knall" in Form von Amokläufen, Bandenkriminalität usw... Wie erklärst du dir, dass wir trotz "milderer" Strafen hierzulande weniger derartige Kriminalfälle zu beklagen haben als die USA mit ihrer "härteren" Gesetzgebung?

Reiner
03.02.2011, 17:06
Ich bin dafür, dass man den Anfängen wehren und entsprechende Strafmaße verhängen muss. Allerdings sollte auch im gleichen Atemzug gesagt werden, dass dann den jugendlichen Straftätern eine Art Schulung zu verordnen wäre, die sie lehrt in der Gemeinschaft zu leben, den Anderen als Mensch zu achten und ihre Aggressionen zu beherrschen oder sinnvoll (z.B. im Sport) umzugehen.

Falls jemand auf einen am Boden liegenden einprügelt, dann ist die Person sicherlich nicht damit aufzuhalten, das man ihn in den Arm nimmt und ihm sagt, dass er so eine schwere Erziehung hat und dass er doch jetzt bitte mitkommen soll in die Gruppensitzung und die Probleme zu diskutieren.

Die leider durch Suizid gestorbene „Richterin Gnadenlos“ hat vieles in die richtige Richtung bewegt in ihrem Bereich. Mir scheint, dass noch immer eine Generation Richter im Lande aktiv sind, die das Strafmaß möglichst Tätermilde auslegen. Die Opfer und ihre Befindlichkeit wird noch zu wenig bedacht.

Härtere Strafen?
Nein, es wird nur Zeit, dass man das Strafmaß endlich auch anwendet was das Gesetz vorsieht. Dank unserer „Vollkasko-Mentalität“ mit Rechtschutz in allen Dingen, wird gleich nach dem Anwalt gerufen, wenn ein „Knöllchen“ gerade mal 5 Euro macht. Sorry, die Anwälte lieben ihren Job deswegen, weil sie nie arbeitslos werden und viel Geld damit machen. Wenn es am Ende aber auch durch die Justiz eingestellt wird, dann fragt man sich welche Einsicht ein Täter haben soll außer vielleicht: Klasse, ich kann weiter so machen wie bisher und brauche statt Regeln befolgen nur einen guten Anwalt.

Beispiel USA:
Es ist ein recht unpassender Vergleich, weil dort in vielen Bundesstaaten ja jeder erst mal seit der „Wildwestzeit“ ne Waffe haben darf. Am liebsten noch mit auf die Straße nehmen. Das es „durchgeknallten Tätern“ somit leichter ist Schlimmes zu verursachen ist logisch. Genauso logisch ist, dass die Polizei dort wesentlich härter durchgreifen muss, da man nie weiß, z.B. bei einer Ausweiskontrolle im PKW, ob hier nicht jemand nur „good guy“ ist, sondern ein Revolver im Handschuhfach hat und kurz davor ist diesen zu zücken. Respekt ist dort vor der Polizei gewiss.
Bei uns hat es die Polizei deutlich schwerer, denn wenn Täter am Ende straffrei oder mit geringsten Strafen durchkommen, muss man sich nicht wundern warum der nötige Respekt verloren geht.

Es geht auch nicht um Gewalt mit Gegengewalt zu begegnen. Nur soviel. Ab Einbruch der Dunkelheit tragen auch wir Stich- und schusssichere Westen – so viel zu den Folgen der sich ausbreitenden Gewaltbereitschaft ganz allgemein.

Die Ursachen ...

Die Ursachen liegen sehr, sehr tief.
Tiefer als ein Polizist oder Vollzugsbeamter auf der Straße je beeinflussen kann. In diesen Berufen ist man mit den Folgen z.T. konfrontiert und setzt Regeln und Grenzen, die das Gesetz vorgibt. Die Regeln und Grenzen haben viele von zuhause nicht gelernt. Wenn die Kindheit aber schon verbaut ist, wird es mit der „Karriere“ danach nicht gerade berauschend. Die Aussichten sind dann meist noch trüber als trüb.

Die Ursachen liegen u.a. in unserer beschleunigten, kommerziellen Gesellschaft, in der viele immer mehr, auch bis zur gesundheitlichen Überbelastung, gefordert sind und dann gar eine Mutter(oder Vater) heute viel zu oft auch arbeiten muss und nicht mehr für die Betreuung des Nachwuchses da sein kann. Entfremdung als Folge und als sogenannte Alternative „Kitas“ sind heute die Idee, wo Eltern im Leistungsdruck beide arbeiten müssen, um eine Familie zu ernähren. Wenn dann am anderen Ende beide gar ohne Arbeit und Aussicht darauf zuhause rumhängen, ist die Vorbildfunktion und Motivation für schulische Leistung und Perspektive daraus sicher nicht sehr hoch.

Es wird klar: Es muß aber zuallererst in den Elternhäusern was geschehen !

So oder so: Gewalt ist nicht zu dulden und gewalttätig sind die Täter. Und genau diese Gewalt gilt es einzuschränken, zu ächten und zu strafen. Genauso gehört dazu, dass man die Strukturen ändert und solche Entwicklungen gar nicht erst reifen lässt. Es muss wirklich ein radikales (dummerweise auch globales) Umdenken her. Aber das wird noch lange dauern, zumindest so lange, bis die nächste Krise kommt. Doch ich fürchte: Wie mit der Finanzkrise ... Wie so oft nur laute Schnellschußreaktionen und nachdem sich die Wut gelegt hat: So weiter wie bisher!
:(

Sparky
13.02.2011, 09:24
Die Ursachen liegen u.a. in unserer beschleunigten, kommerziellen Gesellschaft, in der viele immer mehr, auch bis zur gesundheitlichen Überbelastung, gefordert sind und dann gar eine Mutter(oder Vater) heute viel zu oft auch arbeiten muss und nicht mehr für die Betreuung des Nachwuchses da sein kann. Entfremdung als Folge und als sogenannte Alternative „Kitas“ sind heute die Idee, wo Eltern im Leistungsdruck beide arbeiten müssen, um eine Familie zu ernähren. Wenn dann am anderen Ende beide gar ohne Arbeit und Aussicht darauf zuhause rumhängen, ist die Vorbildfunktion und Motivation für schulische Leistung und Perspektive daraus sicher nicht sehr hoch.

Es wird klar: Es muß aber zuallererst in den Elternhäusern was geschehen !



Watt denn nu?
Also dann lieber doch das alte Weltbild: Papa bringt die Kohle nach Hause und Mama kümmert sich um Hof und Kinder???

Ist eigentlich eine Frechheit, sowas zu verallgemeinern. Letztendlich liegt es an jedem selbst, was er aus seinem Leben macht. Allzuleicht gibt man den Eltern oder der "schlechten Kindheit" Schuld an allem. Wenn du das "Streben nach Höherem" nicht in dir hast, nützt das ganze Elternhaus nichts..

PS: Es gibt auch Fälle, bei denen sich die Eltern ein Bein ausreißen und trotzdem nutzt das Balg seine Chancen nicht..

Reiner
13.02.2011, 11:14
... es gibt so vieles, doch eins ist gewiss und ich kann es beobachten: Kümmern sich die Eltern nicht, wird es schwer mit dem "erziehen".

Ein selbsterlebtes Beispiel: 15 Jahre alt und seit vielen Wochen nicht mehr in die Schule gegangen, doch er träumt noch immer von Studieren und hockte lieber nachts am PC. Zuhause schwimmen Koi Fische im Teich. Also nicht nur eine Frage des Geldes. Stattdessen: Eltern getrennt und im Streit. Keiner ist da der in in die Schule schickte oder antreiben konnte.

... es brauchte einen Schuss vor dem Bug.

Ich glaube kaum, dass man in der Teenagerzeit in der Lage ist automatisch "das Streben nach Höherem" in sich zu haben. Niemand will in dieser Zeit nur an die Karriere denken statt Kind zu sein und möglichst viel Spass und Freiheit zu haben.

Es gibt auch "rebellierende" Teenager, deren Eltern sich zwar kümmern aber nicht mehr klar kommen. Diese Teenager meinen Regeln zuhause sind "out". Das sie aber ganz allgemein Regeln - auch später - brauchen, müssen sie zur Not von wo anders beigebracht bekommen. Sollten sie es nicht lernen, ist ihr negativer Weg vorgezeichnet, leider.

Wie auch immer es heutzutage organisiert werden kann und will, aber ganz allgemein war es damals gut, dass nach der Schule meine Mutter (arbeitete später nur vormittags) schon zuhause und einfach da war. Es reichte auch ein Verdienst aus um gut zu leben, doch wie oft geht das heute noch?

"Geiz ist geil ... ja auch bei den Löhnen!"

Dr.BrainFister
13.02.2011, 13:47
@Reiner
Wie willst du dieses Problem denn lösen? Erziehungszwang? Scheidungsverbot?

Manche Familien kann man einfach nicht "retten" - man kann ihnen höchstens Unterstützungsmöglichkeiten an die Hand geben, die aber meistens auch nicht schaffen, alle Probleme für sie zu lösen. Bei Kindesverwahrlosung darf man sich nicht allein auf die Institution Familie verlassen. Wenn hier schon politisch gehandelt werden soll, müsste der Staat diejenigen mehr fördern, die im sozialarbeiterischen/-pädagogischen Bereich tätig sind. Denn dort wird oft das wieder aufgefangen, was unfähige Eltern kaputt gemacht haben. Allerdings gibt es zu wenig Unterstützung für den sozialen Bereich und wenn irgendwo der Rotstift angesetzt wird, dann meistens dort.

Reiner
13.02.2011, 14:01
... und da haben wir unsere Probleme zusammen:

1. Zunehmende Zahl an "Problemfamilien".
2. Abnehmende Zahl an sozialer Unterstützung.

Ergebnis: Beschleunigung einer eher weniger guten Entwicklung.

Lösungsvorschläge: Gebe es einige, doch sie sind politisch nicht gewollt oder finanzierbar.

Folge: Eher pessimistische Beurteilung.
:(

Dr.BrainFister
13.02.2011, 14:06
Ich bin mir nicht so sicher, ob die Zahl der "Problemfamilien" wirklich drastisch zunimmt und ob früher alles besser war. Vielleicht wurden damals viele Fälle statistisch nicht erfasst und die Familien haben ihre Probleme noch besser unter den Teppich kehren können.

Die Frage, die man sich bei dem sentimentalen Blick auf die "gute alte Zeit" immer stellen muss, ist folgende: Warum haben es denn die früheren Generationen nicht geschafft, die heutigen Mütter und Väter (also ihre eigenen Kinder) stark genug zu machen, um ihrer Elternrolle gewachsen zu sein?

Reiner
13.02.2011, 14:24
Wenn die (äußeren) Umstände und Bedingungen nicht stimmen, dann nützt keine Stärke mehr was. Wie wollten die eigenen Eltern jemand auf die wirtschaftlichen Zwänge und Veränderungen der Gegenwart je vorbereiten, wenn sie es so selbst nicht erlebt haben und heute froh sein können noch eine Rente zu bekommen die man so auch nennen darf?

Man sagt auch nicht umsonst schon länger, dass wir in einer „schnelllebigen Zeit“ leben. Das gilt wohl auch für Beziehungen und soziale Bindungen und Gefüge. Ein „ex und hopp“ im Denken gelernt durch die Medien und äußeren Umstände, beflügeln kaum stabile Familieverhältnisse zumindest in der Zeit des groß werdens von Kindern. Früher war nicht alles besser, aber es war nicht so hektisch und oberflächlich – so zumindest meine bescheidene Beobachtung.

Dr.BrainFister
13.02.2011, 14:35
@Reiner
OK, du hast recht, die Zeiten waren damals weniger chaotisch als heute... 1. Weltkrieg, 2. Weltkrieg, Hungersnöte, RAF-Terror, Kalter Krieg, DDR-Diktatur... hmmm, war alles irgendwie ziemlich harmlos und sicherlich das optimale Umfeld für jede Familie. Jaja, früher war alles besser. :hmm:

Reiner
13.02.2011, 14:39
... ja, das mit der DDR hinter einer Mauer und der RAF hier ... hab ich auch schon im Fernsehen gesehen, damals. ;)

DerBademeister
16.02.2011, 20:44
Am Ende ist alles eine Frage des Geldes.
Polizisten kosten Geld. Sozialarbeiter kosten Geld. Schulpsychologen kosten Geld. Jugendgefängnisse die echte Therapiemöglichkeiten bieten, statt nur Verwahranstalten zu sein, kosten Geld. Personell und finanziell gut ausgestattete Jugendämter kosten Geld. Jugendrichter kosten Geld. Und, und, und...

In all diesen Bereichen wird aber trotz wachsender Probleme immer mehr gekürzt, die Ergebnisse brauchen uns deshalb nicht wundern. Hier müsste Personal aufgestockt, statt abgebaut werden. Gerade bei abgeschotteten Migrantenclans - welche den weit überwiegenden Teil der jugendlichen Intensivtäter stellen (in Berlin sind, wenn ich mich recht erinnere, 98 % der Intensivtäter Migranten) - wäre vermutlich nur mit sehr viel stärkerem Einsatz an Mitteln und Personal etwas zu erreichen. Da dringt die ausgedünnte Polizei nicht mehr durch und ein paar Sozialarbeiter schon gar nicht.

Neben dem Hauptproblem der geringen Budgets im sozialen und kriminologischen Bereich gibt es sicherlich bei einigen Richtern auch ein Einstellungsproblem. Dass ein Intensivtäter der mit 16 bereits 20 Straftaten verübt hat, seinem Lehrer den Kiefer brechen kann und dafür mit 5 Stunden Müll aufsammeln "bestraft" wird, das wird keinem einzigen Bürger zu vermitteln sein. Die Frage ist ob dies krasse Einzelfälle sind die uns deshalb so auffallen weil sie in den Medien natürlich breiter getreten werden als der Jugendliche der für dieselbe Tat in den Jugendknast einfährt - oder ob es wirklich empirisch belegbar ist dass unsere Justiz mit den Intensivtätern zu lasch umgeht. Ich wette dass es hierzu entsprechende Statistiken gibt die sich auch mit unseren europäischen Nachbarländern vergleichen lassen. Bestraft Deutschland lascher als Frankreich, Österreich, Dänemark oder Polen? Diese Länder haben eine ähnliche Bevölkerungsstruktur und sind sicherlich eher mit der BRD zu vergleichen als die USA, die ganz andere Milieus und ein wesentlich anderes soziales Klima haben.

Über diese Google-Suche (http://www.google.de/search?q=jugendstrafen+internationaler+vergleich&ie=utf-8&oe=utf-8&aq=t&rls=org.mozilla:de:official&client=firefox-a) habe ich eine Seite gefunden die verschiedene Informationen zu Jugendkriminalität im Ausland bietet: Journascience - Informationsportal zum Thema Kriminalität (http://www.journascience.org/de/jugendkrimi/int_vergleich/index.shtml)

Hier gibt es eine auf den ersten Blick interessante Arbeit zu dem Thema:
http://www.rsf.uni-greifswald.de/fileadmin/mediapool/lehrstuehle/duenkel/Entw_JKr_Europa.pdf

Nach kurzem Überfliegen habe ich den Eindruck dass Deutschland nicht das einzige Land ist, in dem im Umgang mit Jugendstraftätern gegenwärtig eher Therapie statt Knast angesagt ist. Wer sich wirklich für das Thema interessiert, fernab von ein paar boulevardesken Kommentaren in Zeitungen, kann sich diese Arbeit und die anderen dort Verlinkten ja mal durchlesen.

Reiner
19.02.2011, 14:50
Am Ende ist alles eine Frage des Geldes.
Polizisten kosten Geld. Sozialarbeiter kosten Geld. Schulpsychologen kosten Geld. Jugendgefängnisse die echte Therapiemöglichkeiten bieten, statt nur Verwahranstalten zu sein, kosten Geld. Personell und finanziell gut ausgestattete Jugendämter kosten Geld. Jugendrichter kosten Geld. Und, und, und...

In all diesen Bereichen wird aber trotz wachsender Probleme immer mehr gekürzt, die Ergebnisse brauchen uns deshalb nicht wundern. Hier müsste Personal aufgestockt, statt abgebaut werden. Gerade bei abgeschotteten Migrantenclans - welche den weit überwiegenden Teil der jugendlichen Intensivtäter stellen (in Berlin sind, wenn ich mich recht erinnere, 98 % der Intensivtäter Migranten) - wäre vermutlich nur mit sehr viel stärkerem Einsatz an Mitteln und Personal etwas zu erreichen. Da dringt die ausgedünnte Polizei nicht mehr durch und ein paar Sozialarbeiter schon gar nicht.

Neben dem Hauptproblem der geringen Budgets im sozialen und kriminologischen Bereich gibt es sicherlich bei einigen Richtern auch ein Einstellungsproblem. Dass ein Intensivtäter der mit 16 bereits 20 Straftaten verübt hat, seinem Lehrer den Kiefer brechen kann und dafür mit 5 Stunden Müll aufsammeln "bestraft" wird, das wird keinem einzigen Bürger zu vermitteln sein. Die Frage ist ob dies krasse Einzelfälle sind die uns deshalb so auffallen weil sie in den Medien natürlich breiter getreten werden als der Jugendliche der für dieselbe Tat in den Jugendknast einfährt - oder ob es wirklich empirisch belegbar ist dass unsere Justiz mit den Intensivtätern zu lasch umgeht. ... .

So sehe ich das auch. Zuwenig Mittel mit zuwenig Personal bei gleichzeitig steigender "Verrohung" von bestimmten Personenkreisen. Nun, abseits jeder Statistik fällt auf, dass eben bei Gewalt mittlerweile die Hemmschwelle gefallen ist. Auch und besonders die Hemmschwelle vor massiver körperlicher Gewalt. Siehe das aktuelle traurige Beispiel in der Berliner U-Bahnstation.

Ach wie zufällig wiedermal Jugendliche aus dem Kreis der Mikranten, ach wie zufällig wiedermal kein Einhalten wenn eine Person bereits hilflos auf dem Boden liegt.

Besonders Letzteres ist die traurigste Beobachtung, die mir auch altgediente Polizisten so bestätigen: Früher wurde wenigstens aufgehört mit dem Zuschlagen und Attackieren, wenn jemand sich nicht mehr wehren konnte. Dann hatte man obsiegt und gut war. Doch heute wird mit äußerster Brutalität einfach weiter draufgeprügelt, billigend in Kauf genommen, dass nachher jemand nicht mehr aufsteht.

DerBademeister
19.02.2011, 16:10
So sehe ich das auch. Zuwenig Mittel mit zuwenig Personal bei gleichzeitig steigender "Verrohung" von bestimmten Personenkreisen. Nun, abseits jeder Statistik fällt auf, dass eben bei Gewalt mittlerweile die Hemmschwelle gefallen ist. Auch und besonders die Hemmschwelle vor massiver körperlicher Gewalt. Siehe das aktuelle traurige Beispiel in der Berliner U-Bahnstation.

Ach wie zufällig wiedermal Jugendliche aus dem Kreis der Mikranten, ach wie zufällig wiedermal kein Einhalten wenn eine Person bereits hilflos auf dem Boden liegt.

Besonders Letzteres ist die traurigste Beobachtung, die mir auch altgediente Polizisten so bestätigen: Früher wurde wenigstens aufgehört mit dem Zuschlagen und Attackieren, wenn jemand sich nicht mehr wehren konnte. Dann hatte man obsiegt und gut war. Doch heute wird mit äußerster Brutalität einfach weiter draufgeprügelt, billigend in Kauf genommen, dass nachher jemand nicht mehr aufsteht.

Die Gefahr bei der Migranten-Argumentation ist aus meiner Sicht dass man es sich hier sehr schnell viel zu einfach macht das komplexe Problem der Jugendkriminalität auf biologistische Vorherbestimmung abzuschieben - "Der Moslem kann halt nicht anders als zuschlagen, das hat er in seinem anatolischen Bauerndorf ja auch nicht anders gelernt". Das ist die Thilo Sarrazin-Schiene, solche Menschen sind an echten Lösungen nicht interessiert.

Es gibt allerdings auch urgermanische jugendliche Intensivtäter - die Mörder von Dominik Brunner waren z.B. keine Migranten - wie es auch Migrantengruppen gibt die sogar eine niedrigere Kriminalitätsrate aufweisen als die Inländer.

Der Migrantenstatus alleine macht also niemanden zum Schläger und erlaubt auch keine ehrliche Problemanalyse sowie die daraus resultierende Entwicklung von Lösungen und Strategien zur Bekämpfung dieser Kriminalität. Das Jugendstrafrecht alleine ist dazu nur ungenügend in der Lage, es gibt nach 60 Jahren noch nicht mal ein Gesetz welches z.B. regelt wie Jugendliche in Jugendhaft verwahrt und therapiert werden müssen. Da kocht jedes Bundesland sein eigenes Süppchen und Viele sperren die Kids einfach weg nur um sie dann - noch gefährlicher - in einigen Jahren wieder auf die Allgemeinheit loszulassen. Dabei ist die Chance einen Kriminellen mit entsprechender Unterstützung wieder auf die rechte Bahn zu bringen umso größer je jünger die Person ist. Wenn ein Karrierekrimineller mit 16 bereits dutzende schwere Straftaten auf dem Buckel hat ohne dass sich ein vernetztes Team aus Polizei, Justiz, Sozial- und Jugendbehörden einmal ernsthaft damit auseinandesetzt, dann ist es bereits zu spät. Ein paar Stunden Müll aufsammeln für einen Kieferbruch bringen solche Kids nicht wieder auf die rechte Bahn zurück und dokumentieren nur die Hilflosigkeit unseres Staates.

Reiner
20.02.2011, 14:46
Migrantenstatus: Natürlich liegt in der Feststellung, dass ein – sagen wir es mal milde und vorsichtig – sehr hoher Anteil der Intensivtäter einen sog. Migrationshintergrund haben keine Ursachenanalyse, sondern lediglich eine (oft verschwiegene) Tatsachenfeststellung. Warum und wieso dies so ist mögen bitte Fachleute klären und endlich aufarbeiten, aber daran fehlt es schon. Neben „anatolischen Bauern“ gibt es leider auch deutlich ein hoher Anteil der sog. Russland-Deutsche. Letzterer Personenkreis ist gerade auch bei uns sehr stark vertreten und im hohen Maße auffällig für extreme Gewalt einhergehend mit Wodka Konsum und deren Folgen. Nun, wir haben sie ja eingeladen, also dürfen wir uns nicht wundern. :(

Ich persönlich kenne jemand aus letzterem Kreis, der wiederum völlig integriert und engagiert ist. Er schämt sich selbst für die Vielzahl der „Auffälligen“ aus seinem Herkunftsland und wundert sich nicht über deren negativem Image. „Wir sind ja auch selbst schuld mit dem Verhalten was viele meiner Landsleute an den Tag legen. Statt sich zu integrieren wird schmarotz, gesoffen und zugeschlagen.“ So einmal seine Aussage. Nun, wie immer gibt es solche und andere, doch es bleibt die Frage zurück, warum die einen sich integrieren wollen und auch können und die anderen beides nicht interessiert.

Bei Letztem stellt sich am Ende wirklich die Frage: Was wollt ihr noch hier? (Ach ja, Hartz IV natürlich. Immer noch mehr als dort wo sie herkamen.)

DerBademeister
20.02.2011, 15:21
Migrantenstatus: Natürlich liegt in der Feststellung, dass ein – sagen wir es mal milde und vorsichtig – sehr hoher Anteil der Intensivtäter einen sog. Migrationshintergrund haben keine Ursachenanalyse, sondern lediglich eine (oft verschwiegene) Tatsachenfeststellung. Warum und wieso dies so ist mögen bitte Fachleute klären und endlich aufarbeiten, aber daran fehlt es schon. Neben „anatolischen Bauern“ gibt es leider auch deutlich ein hoher Anteil der sog. Russland-Deutsche. Letzterer Personenkreis ist gerade auch bei uns sehr stark vertreten und im hohen Maße auffällig für extreme Gewalt einhergehend mit Wodka Konsum und deren Folgen. Nun, wir haben sie ja eingeladen, also dürfen wir uns nicht wundern. :(

Ich persönlich kenne jemand aus letzterem Kreis, der wiederum völlig integriert und engagiert ist. Er schämt sich selbst für die Vielzahl der „Auffälligen“ aus seinem Herkunftsland und wundert sich nicht über deren negativem Image. „Wir sind ja auch selbst schuld mit dem Verhalten was viele meiner Landsleute an den Tag legen. Statt sich zu integrieren wird schmarotz, gesoffen und zugeschlagen.“ So einmal seine Aussage. Nun, wie immer gibt es solche und andere, doch es bleibt die Frage zurück, warum die einen sich integrieren wollen und auch können und die anderen beides nicht interessiert.

Bei Letztem stellt sich am Ende wirklich die Frage: Was wollt ihr noch hier? (Ach ja, Hartz IV natürlich. Immer noch mehr als dort wo sie herkamen.)

Von unseren Russlanddeutschen die hier vor Ort angesiedelt wurden sind die meisten Älteren wieder zurück, da sie einfach in Deutschland keinen Fuß fassen konnten. Diese Menschen haben zwar deutsche Wurzeln, sind aber eben doch eher Russen, Kasachen etc. und sind hier einfach nicht klargekommen da dies nicht ihre Heimat war. Die Jüngeren konnten sich ganz gut anpassen, das war aber auch ein Erfolg von einer ganzen Menge ehrenamtlicher Arbeit.

Die staatlichen Stellen sind nach wie vor nicht ausreichend gewappnet um solchen Menschen bei der Integration zu helfen. Das fängt schon damit an das zwar immer gefordert wird dass Einwanderer Deutsch lernen müssen, es in Wahrheit aber monatelange Wartezeiten für diese Kurse gibt - da sie nämlich sehr wohl nachgefragt werden, aber nicht genug Angebot da ist. Wenn nun ein Migrantenkind in eine deutsche Grund- oder Hauptschule eingeschult wird und kein Wort Deutsch spricht da keine Ressourcen für Deutschkurse vorhanden sind, dann ist ein Scheitern dieser Schulkarriere schon mal vorprogrammiert.

Dabei würden sich verstärkte Investitionen hier für den Staat besonders lohnen, da es langfristig weit günstiger ist diese Zuwanderer so früh wie möglich zu fördern als sie in Milieus abgleiten zu lassen in denen sie dann jahrzehntelang als Transferempfänger Geld kosten.

Dass bestimmte Gruppen wie Muslime und Russlanddeutsche aus verschiedenen Gründen besondere Integrationsschwierigkeiten haben ist schon seit vielen Jahren bekannt. Dennoch passiert hier Staatlicherseits immer noch viel zu wenig, das ehrenamtliche Engagement was hier geleistet wird ist da nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Da gibt es unter 100 muslimischen Zuwandererkindern vielleicht einen der's auf das Gymnasium schafft, bei den Meisten ist es schon ein großer und mit viel Kleinarbeit verbundener Erfolg wenn sie den Hauptschulabschluss schaffen und man ihnen eine vernünftige Lehrstelle besorgt, so dass sie einmal für sich selber sorgen können statt die nächsten 30 Jahre Stütze zu beziehen.

Die Schwäche unseres Bildungssystems ist hier meiner Ansicht nach hauptsächlich darin zu finden dass dieses System nicht kompensieren kann was die Eltern zuhause nicht mehr leisten. Es ist ein System das in vielen Strukturen immer noch in den 70er Jahren verhaftet ist, in einem Gesellschaftssystem als der Vater arbeitete und Mutter zuhause war um die Hausaufgaben der Kinder zu überwachen. Wenn dieses System mit Kindern konfrontiert wird deren Eltern sich aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr kümmern können oder wollen, dann haben diese Kinder nur geringe Chancen auf eine gute Bildung. Unser System ist auf Selektion aufgebaut, nicht auf Förderung. Kinder die nicht mitkommen werden nicht gefördert, sondern ausselektiert und abgeschoben auf Bildungs-Schrotthalden wie die Sonderschulen.

Das trifft auch deutsche Kinder aus Problemvierteln mit überforderten Eltern, aber natürlich besonders Migrantenkinder die zusätzlich noch das Problem haben die Sprache nicht zu verstehen. Eine Tatsache ist auch, dass sich unter manchen Migrantengruppen die Eltern eher um die Bildung ihrer Kinder bemühen, während es unter anderen Migranten den Eltern schlichtweg egal ist was der Nachwuchs treibt. Asiaten sind da z.B. in der Regel weniger förderungsbedürftig als Muslime, da ihre Kultur sehr leistungsbezogen und nicht so wissensfeindlich ist wie die jener Herkunftsmilieus aus denen viele unserer muslimischen Zuwanderer stammen.

Genau hier setzt der sarrazine Rassismus falsch an, da er diese Defizite auf ein quasi gottgewolltes biologisches Problem reduziert. Eine Unvermeidbarkeit Marke "die sind halt so". Die Menschen sind aber nicht so, sie kommen lediglich aus Milieus die mit einer westlichen Wissens- und Leistungsgesellschaft nicht kompatibel sind. Sie in unsere Welt zu holen kostet, wie ich eingangs schon erwähnte, eine Menge Zeit, Geld und Personal - das sich langfristig lohnt. Niemand wird dumm geboren und Jeder hat die Möglichkeit ein produktives und wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu werden - wenn man ihm nur die Chance und Möglichkeit dazu gibt. Wir müssen auch in einer turbokapitalistischen Welt des Humankapitals wieder lernen und akzeptieren lernen, dass manche Menschen dafür eben etwas mehr Hilfe benötigen als Andere.

Eine Gesellschaft die dutzende und hunderte Milliarden Euro in sinnlose Kriege am Ende der Welt und die Rettung von Bankentürmen verpulvern kann, sollte doch auch dafür die Ressourcen aufwenden können.

Reiner
20.02.2011, 15:29
Gut gesprochen, How! ;)

Ja ist schon klar und richtig so. Was mich nur stört ist, dass wir immer nur von einer fehlenden staatlichen Leistung reden (das ist durchaus auch so), aber wo bleibt der Wille und die Bringschuld deren, die hier her gekommen sind?

DerBademeister
20.02.2011, 15:49
Gut gesprochen, How! ;)

Ja ist schon klar und richtig so. Was mich nur stört ist, dass wir immer nur von einer fehlenden staatlichen Leistung reden (das ist durchaus auch so), aber wo bleibt der Wille und die Bringschuld deren, die hier her gekommen sind?

Der Staat muss pragmatisch sein. Viele dieser Menschen haben nicht das Gefühl irgendeine Bringschuld zu haben, deshalb kann der Staat aber nicht deren Kinder dafür büßen lassen. Die können nichts dafür dass sich ihre Eltern nicht kümmern wollen. Das ist die einzige Möglichkeit den Zyklus zu durchbrechen der Generationen von Transferhilfeempfängern produziert die in ihrer Armut systematisch festwachsen.

Man sieht doch wozu der amerikanische Ansatz führt dass jeder alleine für sich verantwortlich ist und wer ins falsche Milieu geboren wird eben einfach "Pech" gehabt hat: Ghettos, Banden, eine ungeheure Gewalt und das in einem sagenhaft reichen Land. Das kann nicht das Vorbild für Deutschland sein. Wir haben nun einmal in der Vergangenheit viele Einwanderer aufgenommen, sei es die Millionen Gastarbeiter aus Italien, der Türkei und Co. oder die vielen Flüchtlinge z.B. aus dem Balkan. Diese Menschen sind jetzt hier, man kann sie nicht zurückschicken, sie werden nicht einfach verschwinden. Der Staat kann nur das Beste aus dieser Situation machen.

Reiner
20.02.2011, 17:44
Auch hier kann ich nur zustimmen.

Doch wie auch immer, es erklärt nicht das hohe Maß an Brutalität und Gewaltbereitschaft bis zum Ende.

Auch die Polizei ist schockiert ob dieser Entwicklung - jüngst wieder in ...
Bilanz der Straenkmpfe in Dresden: Enorme Brutalitt erschttert die Polizei - Panorama | STERN.DE (http://www.stern.de/panorama/bilanz-der-strassenkaempfe-in-dresden-enorme-brutalitaet-erschuettert-die-polizei-1655943.html)

PS: Was in diesem Artikel noch verklärt auf beide Seiten gemünzt wird, ist in Wirklichkeit ein Phänomen der Linken! Die "Neo-Nazis" sind bewandert im Gesetz und vermeiden tunlichst damit aufzufallen (von seltenen Ausnahmen wohl abgesehen). Dies habe ich im letzten Jahr selbst vor Ort erlebt.

DerBademeister
20.02.2011, 21:38
Auch hier kann ich nur zustimmen.

Doch wie auch immer, es erklärt nicht das hohe Maß an Brutalität und Gewaltbereitschaft bis zum Ende.

Auch die Polizei ist schockiert ob dieser Entwicklung - jüngst wieder in ...
Bilanz der Straenkmpfe in Dresden: Enorme Brutalitt erschttert die Polizei - Panorama | STERN.DE (http://www.stern.de/panorama/bilanz-der-strassenkaempfe-in-dresden-enorme-brutalitaet-erschuettert-die-polizei-1655943.html)

PS: Was in diesem Artikel noch verklärt auf beide Seiten gemünzt wird, ist in Wirklichkeit ein Phänomen der Linken! Die "Neo-Nazis" sind bewandert im Gesetz und vermeiden tunlichst damit aufzufallen (von seltenen Ausnahmen wohl abgesehen). Dies habe ich im letzten Jahr selbst vor Ort erlebt.

Dabei stellt sich mir immer öfter auch die Frage wie viele von diesen Randalierern eigentlich Polizisten in Zivil sind. Bei manchen Demos - z.B. Stuttgart 21 - hat die Staatsmacht nämlich durchaus ein Interesse, diese in einem gewissen Licht erscheinen zu lassen. Manche Polizisten schrecken auch nicht davor zurück mit Falschaussagen unbescholtene Jugendliche als vermeintliche Randalierer anzuzeigen und sie von willfährigen Richtern monatelang unberechtigt in U-Haft stecken zu lassen. Ich wäre also vorsichtig, der Polizei stets ihre ganz eigene Version der Geschehnisse als bare Münze abzukaufen. Lesenswert:
Freispruch für Yunus und Rigo Prozesses gegen Jugendliche Yunus, - yunus-rigo-prozess (http://www.yunus-rigo-prozess.de/home/)

Die tatsächlichen Profirandalierer in den schwarzen Blöcken sind in etwa so politisiert wie die Hooligans Fußballfans sind - das sind Menschen die solche Veranstaltungen für ihre Prügelabenteuer missbrauchen, ohne dass sie die Sache wirklich interessieren würde.

DerBademeister
21.02.2011, 11:20
Dabei stellt sich mir immer öfter auch die Frage wie viele von diesen Randalierern eigentlich Polizisten in Zivil sind. Bei manchen Demos - z.B. Stuttgart 21 - hat die Staatsmacht nämlich durchaus ein Interesse, diese in einem gewissen Licht erscheinen zu lassen. Manche Polizisten schrecken auch nicht davor zurück mit Falschaussagen unbescholtene Jugendliche als vermeintliche Randalierer anzuzeigen und sie von willfährigen Richtern monatelang unberechtigt in U-Haft stecken zu lassen. Ich wäre also vorsichtig, der Polizei stets ihre ganz eigene Version der Geschehnisse als bare Münze abzukaufen. Lesenswert:
Freispruch für Yunus und Rigo Prozesses gegen Jugendliche Yunus, - yunus-rigo-prozess (http://www.yunus-rigo-prozess.de/home/)

Die tatsächlichen Profirandalierer in den schwarzen Blöcken sind in etwa so politisiert wie die Hooligans Fußballfans sind - das sind Menschen die solche Veranstaltungen für ihre Prügelabenteuer missbrauchen, ohne dass sie die Sache wirklich interessieren würde.

Passend dazu:
NachDenkSeiten – Die kritische Website » Hinweise des Tages (http://www.nachdenkseiten.de/?p=8402#h18)

In Dresden sind seit dem Samstagmorgen Tausende gegen drei genehmigte Veranstaltungen von Rechtsradikalen auf die Straße gegangen. An vielen Stellen in der Stadt fanden Mahnwachen und spontane Gegenaktionen statt. Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Pfefferspray vor, Bundestagsabgeordnete berichteten von grundlosen Angriffen und Beleidigungen durch Beamte. Zwischenzeitlich kesselte die Polizei zahllose Gegendemonstranten ein – um sie dann mit Tränengas auseinanderzutreiben.