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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Snow White & the Huntsman



Hajal Külüc
08.08.2012, 00:34
Das ist typisch. Nur die Amis schaffen es wieder, ein Märchen in eine blutrünstige
Schlacht mit Monstern und äußerster Brutalität zu verändern.
Vor so einem Volk muss man sich hüten. Das spricht alles eine deutliche Sprache.
Willst Du wissen, wie ein Volk ist, sieh seine Künstler an.

Kaff
09.08.2012, 00:41
Wenn ich mich recht entsinne, ging es in Grimms Märchen schon immer recht düster zu. Ich sag nur Hexenverbrennung und Vivisektion von Wölfen.

Ist also nichts purer, plumper Antiamerikanismus, den du hier verbreitest.

Dr.BrainFister
09.08.2012, 09:43
Ich hab den Film zwar noch nicht gesehen, kann Hajas Vorwürfe aber auch nicht nachvollziehen. Märchen - sowohl von den Gebrüdern Grimm als auch aus "1001 Nacht" - erzählen schon seit tausenden von Jahren grausame Geschichten, in denen nach Lust und Laune brutal gemordet und verstümmelt wird: "Schneewittchen" - Die böse Königin will ihre Stieftochter vom Jäger umbringen lassen und verlangt ihr herausgeschnittenes Herz als Beweis, "Hänsel & Gretel" - Die Hexe frisst kleine Kinder und wird am Schluss lebendig im Ofen verbrannt, "Aschenputtel" - Die Füße der Stiefschwestern werden zurechtgehackt, damit sie in Aschenputtels Schuh passen... etc.

Hier gibt es eine interessante Seite zu dem Thema: Kulturwissenschaft, Märchen erklärt, Register (http://www.heinrich-tischner.de/50-ku/marchen/0reg.htm)

Ein Auszug zum Inhalt von "Aschenputtel":

[...] Am dritten Abend blieb Aschenputtels linker Pantoffel an der Treppe hängen, die mit Pech bestrichen ist. Am nächsten Tag geht er zum Vater, zeigt den Schuh und sagt, er wolle die heiraten, der der Schuh passt. Die ältere Stiefschwester hackt sich die Zehe ab, zieht den Schuh an und reitet mit dem Prinzen Richtung Schloss. Die Tauben auf dem Bäumchen am Grab machen ihn darauf aufmerksam, dass Blut im Schuh ist. Er bringt die Älteste zurück. Der jüngeren geht es ähnlich, nur dass sie sich die Ferse abgehackt hat. Dem Aschenputtel aber passt der Schuh und die Tauben bestätigen, dass sie die richtige Braut ist. An der Hochzeit nehmen die Stiefschwestern teil. Die Tauben picken ihnen auf dem Hinweg das eine, auf dem Rückweg das andere Auge aus. [...]

Weiterlesen: Kulturwissenschaft, Märchen erklärt: Aschenputtel, Aschenbrödel (http://www.heinrich-tischner.de/50-ku/marchen/marchen/aschenpu.htm)
Also, das klingt doch wie frisch aus einem Splatterfilm - allerdings freigegeben ab 0 Jahren. :mrgreen:

Alexandermerow
07.09.2012, 11:19
Charlize Theron als böse Königin macht jedenfalls schonmal einen guten Eindruck :smile: Unabhängig davon fand ich den Trailer auch etwas gewöhnungsbedürftig aufgrund der ganzen Schlachtszenen. Irgendwann schaue ich mir den Film aber mal an. Dann kann ich auch mehr sagen.

Demona
10.09.2012, 00:28
Also in meinem Englischkurs sollten wir Märchen aufschreiben. Nach Rotkäppchen haben wir Aschenputtel aufgeschrieben. Unser Englischlehrer war total schockiert und fragte immer wieder nach, ob wir sicher sind, dass dies Cinderella ist. Er hätte dies anders in Erinnerung.
Wir haben darauf entgegnet, wenn er Walt Disneys Cinderella hätte lesen wollen, hätte er uns das sagen müssen. Die Originalgeschichte von den Gebrüdern Grimm wäre nicht so niedlich. Da fließt auch schon mal Blut.

Seine letzte Frage lautete: "Und das sind Kindermärchen?"

DerBademeister
17.09.2012, 16:46
Wer immer Kristen Stewart als Hauptdarstellerin gecasted hat sollte sich einen neuen Job suchen. Eine derartige Fehlbesetzung in einem 200 Mio Dollar-Blockbuster habe ich selten gesehen. Die Neuinterpretation von Grimms Märchen als Fantasy-Actionspektakel für Erwachsene verlangt sicherlich nach einem anderen Charakter als dem naiv-unschuldigen Schneewittchen aus dem Märchen und diversen Disney-Filmen. Dann hätte es eine junge Schauspielerin mit physischer Präsenz und Charisma gebraucht um neben Charlize Theron zu bestehen - leider hat Frau Stewart die Ausdruckskraft von Steven Seagal und wirkt wie ein Mädchen auf einer Schultheateraufführung welches lieber woanders wäre. Eine Fantasy-Version von Jeanne d'Arc nehme ich ihr zu keinem Zeitpunkt ab, mehr noch wirkt sie in einigen Szenen geradezu unfreiwillig komisch.

Schade dass die Produzenten hier glaubten die Twilight-Fangirls am box office mitnehmen zu müssen. Das restliche Ensemble spielt solide, wenn auch nicht eben inspiriert. Ian McShane wurde ziemlich verschwendet und schafft es kaum hinter seiner Zwergenmaske hervorzulugen. Lediglich Charlize Theron sticht heraus und man merkt ihr an dass es ihr Spaß gemacht hat mal einen Bösewicht zu spielen.

Der Film selbst ist ein weiterer halbgarer Versuch eine klassische Fantasy/Märchen-Vorlage mit den Stilmitteln des Actiongenres zu verfilmen. Er steht damit auf der Stufe mit ähnlichen Machwerken wie King Arthur und Robin Hood. Die Verfilmung von Hänsel und Gretel mit Jeremy Renner wird vermutlich in dieselbe Kerbe schlagen. Die Magie von "Herr der Ringe" und Co. fehlt hier, alles ist routiniert aber eben eine Stufe weniger mitreißend als beim großen Vorbild. Wie bei vielen anderen Genreverfilmungen der post-HDR Ära auch gibt es einfach zu wenig Substanz um eine Spielzeit von über zwei Stunden zu füllen - 100 Minuten hätten es hier auch getan, denn der Mittelteil des Films leidet an einigen redundanten Szenen und Längen. Auch das Finale empfand ich für einen derart teuren Film überraschend kurzatmig.

Alles in Allem ein solider Fantasyfilm den man nach dem Angucken auch schon wieder vergessen hat. Da wäre mit einer anderen Hauptdarstellerin und einem strafferen Mittelteil mehr drin gewesen.

6 von 10 Sternen.