Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die K-Frage: Wer soll 2013 die Kanzlerschaft übernehmen?
Dr.BrainFister
28.09.2012, 17:02
Heute hat die SPD ihre K-Frage offiziell geklärt: Steinbrück soll's machen.
Steinmeier verzichtet auf SPD-Kanzlerkandidatur | tagesschau.de (http://www.tagesschau.de/inland/spd926.html)
Steinbrück wird SPD-Kanzlerkandidat - "Wir wollen diese Bundesregierung ablösen" - Politik - sueddeutsche.de (http://www.sueddeutsche.de/politik/spd-gabriel-schlaegt-steinbrueck-als-kanzlerkandidaten-vor-1.1481362)
SPD-Kanzlerkandidatur - Mit Peer Steinbrück zur rot-grünen Koalition - Politik -Deutschland - Hamburger Abendblatt (http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article109527003/Mit-Peer-Steinbrueck-zur-rot-gruenen-Koalition.html)
Aus der aktuellen SPD-Troika ist er von Anfang an mein Favorit gewesen. Das heißt aber nicht, dass mir sicher bin, ob Steinbrück ein guter Kanzler für Deutschland wäre. Sicher ist für mich nur, dass er der beste Kandidat ist, den die SPD dafür derzeit bieten kann. Und zumindest sein rednerisches Talent und seine nordisch-trockene Art sind mir sympathisch. Vom Typ her würde er mich mehr ansprechen als Angela Merkel. Die Frage ist nur: Würde es überhaupt einen Unterschied machen, wenn Steinbrück die Kanzlerschaft übernimmt? Oder wird er letztlich auch nur Merkels Kurs weiterführen?
Wie steht ihr zur K-Frage? Habt ihr einen Favoriten, hättet ihr euch andere Kandidaten gewünscht oder ist es euch ziemlich wurscht, wer in Deutschland nächstes Jahr Kanzler/in wird? In unserer Umfrage könnt ihr darüber abstimmen.
DerBademeister
28.09.2012, 17:28
Dass Steinbrück Kandidat werden würde stand schon vor Monaten fest - ich wundere mich welchen Bohei gerade der Spiegel darum gemacht hat, als gäbe es sowas wie ein offenes Rennen. Steinbrück ist und bleibt DER Medienliebling der SPD, seine unbegründete Beliebtheit ist eines der beeindruckendsten Beispiele für Meinungsmache (da kommt nicht einmal Christian Lindner ran, ein weiterer Blender der nach oben gepusht wurde mit Medien PR). Da allerdings alle drei Kandidaten Teil der Parteirechten der SPD sind sowie wichtige Figuren der Agenda-Politik, gab es ohnehin keine richtige Auswahl zwischen verschiedenen Positionen und es ist deshalb herzlich egal wer von den Dreien gegen Angela Merkel im nächsten Jahr verlieren darf.
Zu Steinbrück lohnt es sich ein wenig in den Nachdenkseiten zu stöbern: http://www.nachdenkseiten.de/?p=14575#h01
Er ist einer der wesentlichen Architekten der Finanzmarktblase in Deutschland. Eine andere Politik als unter Merkel ist mit ihm nicht zu erwarten und eine Kanzlerschaft erscheint ohnehin unrealistisch, da eine dafür notwendige Zusammenarbeit mit der Linkspartei unter ihm kaum zustande kommen wird. Eine Zielmarke von 30 % halte ich unter Steinbrück für möglich, was zwar eine Verbesserung zur letzten Wahl darstellt aber wieder nur für die Juniorpartnerschaft in einer weiteren Merkel-GroKo reichen wird. Da Steinbrück nach eigener Aussage nicht noch einmal unter Merkel dienen will, dürfte seine Kandidatur ohnehin eher der Beförderung seiner schon bisher erfolgreichen Nebenkarriere als Lobbyist und Redner dienen - er ist derzeit der vermutlich bestverdienendste Bundestagsabgeordnete mit Nebeneinkünften in Höhe von von mind. 500.000 Euro im Jahr (wahrscheinlich eher siebenstellig, da genauere Angaben nicht gemacht werden müssen).
Dr.BrainFister
11.10.2012, 16:55
Merkels Mundwinkel bekommen Konkurrenz:
NDR - Extra 3 Blog » Blog Archiv » Erste Anzeichen von Kanzler-Kernkompetenz bei Steinbrück gefunden (http://extra3.blog.ndr.de/2012/09/28/erste-anzeichen-von-kanzler-kernkompetenz-bei-steinbruck-gefunden/)
DerBademeister
11.10.2012, 19:41
Mir gefällt was dieser Literaturwissenschaftler (http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/38577/Ich-habe-einen-romantischen-Blick) (als ehemaliger Ressortchef der FAZ sicher kein Linker) über Merkel schreibt:
Von Kohl zu Merkel: Sind die Dinge besser oder schlechter geworden?
Das von Kohl Akkumulierte und von Schröder in einer gewissen Banalität Weitergeführte ist bei unserer jetzigen Kanzlerin zur endgültigen Banalfigur Mensch geworden. Frau Merkel ist zweifellos sehr intelligent und besitzt ein anziehendes Lächeln, aber sie hat nicht das geringste Gefühl für kulturelle und psychologische Differenzen in Europa. Ihre Empörung über das frivole Verhalten der Südländer zeigt, dass sie in ihrem kleinbürgerlich-protestantischen Katechismus kein Verständnis für romanische Kulturen hat. Das ist ein Verfall der Kriterien und Distinktionsfähigkeiten. Die Sprache unserer Kanzlerin ist extrem banal und wird von einer Drögigkeit der schieren Faktizität beherrscht, die nur sagen kann: Die Griechen stehlen! Dass die Griechen einen Anspruch darauf haben, eine andere Kultur zu leben, käme ihr nie in den Sinn. Die Kanzlerin glaubt, es wäre etwas Tolles und Großartiges, dass ein Land gut verwaltet wird und gute Geschäfte macht. Aber was ist so großartig daran, viele Autos zu verkaufen?
Twin-Trekkie
28.10.2012, 23:40
Ich geb glaub ich auch mal meinen Senf dazu :D
Ich würde nächstes Jahr zum allerersten mal überhaupt wählen(die letzte Kommunalwahl war 3 MOnate vor unserem 16. Geburtstag), und habe auch schon so einiges mitbekommen von den UNterschiedlichen Vorhaben und was eigentlich so für ein gedanke hinter den Parteien/Kandidaten steht. Ich kenn auch ein paar Leute aus der Politik, die mich "aufgeklärt" haben, woraus folgendes resultierte, was wohl bei den meisten in meinem Alter auch der Fall ist.
Ratlosigkeit.
Eigentlich würd ich schon gerne wählen, aber wenn man sich mal die Plakate so anschaut, dann steht da doch letztendlich immer das Gleiche drauf. Ich wüsste ganz ehrlich nicht, was das Beste für die Zukunft wäre, weshalb ich die Wahl wahrscheinlich auslassen würde.
Aus genau dem Grund hab ich auch "keine Meinung" angeklickt. Ich hab schon mitbekommen, wer das alles so ist, aber, wie schon gesagt, kann ich mir als junger Bürger keine Meinung bilden....
Ps: Hoffentlich hab ich nichts mit dem Gedanken durcheinander gebracht, dass Kanzlerwahl und Bundestagswahl zusammen gehören???? Wenn doch dann nehm ich den Eintrag zurück weil er dann nicht ins Thema gehört...
Matthäus oder Stoiber, sagt TINA.
There is no alternative!
:hmm:
DerBademeister
30.10.2012, 15:42
Ich geb glaub ich auch mal meinen Senf dazu :D
Ich würde nächstes Jahr zum allerersten mal überhaupt wählen(die letzte Kommunalwahl war 3 MOnate vor unserem 16. Geburtstag), und habe auch schon so einiges mitbekommen von den UNterschiedlichen Vorhaben und was eigentlich so für ein gedanke hinter den Parteien/Kandidaten steht. Ich kenn auch ein paar Leute aus der Politik, die mich "aufgeklärt" haben, woraus folgendes resultierte, was wohl bei den meisten in meinem Alter auch der Fall ist.
Ratlosigkeit.
Eigentlich würd ich schon gerne wählen, aber wenn man sich mal die Plakate so anschaut, dann steht da doch letztendlich immer das Gleiche drauf. Ich wüsste ganz ehrlich nicht, was das Beste für die Zukunft wäre, weshalb ich die Wahl wahrscheinlich auslassen würde.
Aus genau dem Grund hab ich auch "keine Meinung" angeklickt. Ich hab schon mitbekommen, wer das alles so ist, aber, wie schon gesagt, kann ich mir als junger Bürger keine Meinung bilden....
Ps: Hoffentlich hab ich nichts mit dem Gedanken durcheinander gebracht, dass Kanzlerwahl und Bundestagswahl zusammen gehören???? Wenn doch dann nehm ich den Eintrag zurück weil er dann nicht ins Thema gehört...
Deutschland ist eine parlamentarische Republik und keine Präsidialrepublik wie die USA, deshalb wählen wir nicht den Regierungschef und das Parlament jeweils eigens (wie die Amis), sondern nur unseren Bundestag, der dann je nach Mehrheit und wer mit wem koalieren kann dann den Kanzler wählt.
Wenn Du ratlos bist könnte Dir einer der Wahl-o-Maten helfen die in der Regel vor jeder Wahl im Internet verfügbar sind: www.wahl-o-mat.de (http://www.bpb.de/politik/wahlen/wahl-o-mat/)
Da bekommst Du einige multiple choice Fragen gestellt und anhand Deiner Antworten errechnet der Wahl-o-Mat mit welchem Parteiprogramm Du am meisten Übereinstimmungen hast. Ansonsten lohnt es sich auch rechtzeitig vor der Wahl die Homepages der Parteien anzugucken, dort gibt es meist auch einen Kurzabriss der längeren Parteiprogramme. ;)
Da es neben den fünf etablierten Parteien immer auch eine größere Menge kleinerer Parteien gibt ist eigentlich für jeden Wähler etwas dabei.
Ich plädiere übrigens dafür Markus Lanz in die Umfrage mit aufzunehmen - nun wo er das Unterhaltungs-Flaggschiff des deutschen Fernsehens erfolgreich gemeistert hat ist er geeignet für höhere Aufgaben! Alternativ könnte Markus Lanz, da flexibel einsetzbar, auch jedweden Ministerposten in der nächsten Regierung einnehmen.
Dr.BrainFister
29.12.2012, 00:07
Steinbrück scheint aus der Debatte um seine Honorare nicht mehr rauszukommen:
Externe Berater: Finanzministerium zahlte Anwaltskanzlei 1,8 Millionen Euro | Politik | ZEIT ONLINE (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-12/steinbrueck-honorar-freshfields)
Seit der Verkündung seiner Kanzlerkandidatur ist er von einem Fettnäpfchen ins nächste geplumpst. Ich glaube immer weniger, dass er bzw. die SPD realistische Chancen bei der Bundestagswahl 2013 hat. Das liegt nicht nur an der Honorardebatte, sondern auch an der Tatsache, dass Steinbrück mit diesem öffentlichen Druck nicht souverän umgehen zu können scheint. Bei vielen seiner Auftritte wirkt er angespannt, genervt und ziemlich dünnhäutig. Auch seine PR-Strategie wirkt bisher mehr gewollt als gekonnt. Die Idee mit den Hausbesuchen (http://www.focus.de/politik/deutschland/spd-plant-hausbesuche-wenn-der-steinbrueck-zwei-mal-klingelt_aid_865000.html) aus dem US-Wahlkampf von Obama zu übernehmen macht eher den Eindruck eines peinlichen Verzweiflungsakts in der Liga von Seehofers Facebook-Party. :dry:
Mittlerweile denke ich auch, dass an der schwarz-roten Koalition unter Merkel kein Weg vorbei führt. Aber ich lass mich in den Monaten bis zur Bundestagswahl natürlich gern überraschen und vielleicht passiert tatsächlich noch irgendwas Unvorhersehbares, das frischen Wind reinbringt.
Dr.BrainFister
30.12.2012, 13:14
Steinbrück manövriert sich weiter ins Abseits:
Steinbrück fordert höheres Kanzlergehalt: Der kleine Häwelmann - taz.de (http://www.taz.de/Steinbrueck-fordert-hoeheres-Kanzlergehalt/!108181/)
Steinbrück-Vorstoß: Kommentar zum Kanzler-Gehalt - SPIEGEL ONLINE (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/steinbrueck-vorstoss-kommentar-zum-kanzler-gehalt-a-875119.html)
Entweder handelt Steinbrück jetzt nach dem "Ist der Ruf erst ruiniert..."-Prinzip oder er will sein Profil als kantiger Politiker hervorheben, der Konflikten nicht aus dem Weg geht und auch unbequeme Meinungen klar vertritt. Oder ihm ist das mit der Kanzlerkandidatur eigentlich sowieso egal. :nixweiss:
Übrigens: In unserer Umfrage zu eurem Wunschkanzler liegt derzeit Lothar Matthäus vorn. Bin gespannt, wie sich das Ergebnis bis zur Bundestagswahl noch entwickeln wird. Lothar vor, noch ein Tor! :mrgreen:
Nachdem es wohl festzustehen scheint, dass Stefan Raab beim TV-Duell von Merkel und Steinbrück als Moderator dabei ist, könnte man ja eventuell gegen 2021/2025 mit einer Kandidatur Raabs rechnen? :hmm: Wird ja immer seriöser, der Mann.
Dr.BrainFister
21.04.2013, 15:34
Steinbrücks erster großer Wahlkampferfolg: Die Erschaffung von Maria Tibulski! :D
Steinbrück im Wahlkampf: Ein Twitter-Phantom namens Tibulski | Bundestagswahl 2013 - Frankfurter Rundschau (http://www.fr-online.de/bundestagswahl-2013/steinbrueck-im-wahlkampf-ein-twitter-phantom-namens-tibulski,20886784,22387758.html)
https://twitter.com/MariaTibulski
DerBademeister
25.04.2013, 16:58
Nachdem es wohl festzustehen scheint, dass Stefan Raab beim TV-Duell von Merkel und Steinbrück als Moderator dabei ist, könnte man ja eventuell gegen 2021/2025 mit einer Kandidatur Raabs rechnen? :hmm: Wird ja immer seriöser, der Mann.
Raab als Kanzler, Hoeness als Finanzminister und Bushido als Innenminister.
Bleibt nur die Frage: Wer wird Frauenministerin?
Dr.BrainFister
25.04.2013, 17:03
Raab als Kanzler, Hoeness als Finanzminister und Bushido als Innenminister.
Bleibt nur die Frage: Wer wird Frauenministerin?
Lady Bitch Ray? :mrgreen:
http://www.youtube.com/watch?v=8d-4oFC3488
http://www.youtube.com/watch?v=ZMGyFolDfmw
Meine Stimme ist ihr sicher! :demut:
Dr.BrainFister
20.06.2013, 10:43
Ich glaub, das wird nix mehr mit dem Peer. Die Negativberichterstattung über ihn reißt nicht ab, Merkel hat nun auch noch vom Hochwasser Wahlhilfe bekommen und während der kurz bevorstehenden Sommerpause lässt sich eh nicht viel reißen. Da interessieren sich die Leute kaum für Politik, sind im Urlaub oder liegen am Baggersee.
Angeblich wollte Peer ja schon im Januar hinschmeißen:
SPD-Kanzlerkandidat: Steinbrück wollte schon aufgeben - Politik | STERN.DE (http://www.stern.de/politik/deutschland/spd-kanzlerkandidat-steinbrueck-wollte-schon-aufgeben-2026473.html)
Und dass er Rolf Kleine von der Deutschen Annington als seinen neuen Sprecher engagiert hat, ist wohl eins der schmierigsten Fettnäpfchen, über das der Peer in letzter Zeit gestolpert ist: Risiko: Peer Steinbrück engagiert Rolf Kleine als Sprecher - Süddeutsche.de (http://www.sueddeutsche.de/politik/steinbruecks-wahlkampf-risiko-kandidat-engagiert-risiko-sprecher-1.1692867)
Die Deutsche Annington ist neben Treureal u.a. eine der Immobilien-Heuschrecken in Deutschland. Ich wäre selbst mal fast in deren Fänge geraten und hab damals während der Bewerberphase für die Wohnung nichts als Chaos erlebt - das zog sich dann sogar noch einige Monate hin, nachdem ich mich als Bewerber bereits abgemeldet hatte. Deren penetrantes, aber komplett unfähiges Callcenter ging mir trotzdem weiter auf die Eier. Eine ähnliche Erfahrung machte ich mit Treureal, deren Mitarbeiter dann sogar beleidigend wurden als ich sie bei der angebotenen Wohnung auf einige offensichtliche Mängel hinwies, die sie mir vorenthalten hatten. Aus meinem Bekannten- und Kollegenkreis kenne ich über diese Immobilien-Heuschrecken noch viele weitere, weitaus schlimmere Gruselgeschichten.
Wie kann man als Kanzlerkandidat einer sozialdemokratischen Partei, die sich den Kampf gegen Mietwucher ins Programm schreibt, nur einen Sprecher ins Boot holen, der vorher Cheflobbyist bei der Deutschen Annington war?! :gaga: Ganz davon abgesehen, dass er auch bei der BLÖD-Zeitung gearbeitet hat. Ich kapiere diese Schachzüge des SPD-Wahlkampfteams nicht mehr und irgendwie entsteht dabei fast der Eindruck von bewusster Selbstsabotage. Mit Rot-Grün wird es auf diesem Wege jedenfalls nix werden. Wir dürfen uns also auf einen relativ langweiligen Wahlkampf einstellen. Aufgrund der schnellen Vergesslichkeit des Wahlvolkes ist es nicht ausgeschlossen, dass Schwarz-Geld wieder ans Ruder kommt. Wenn nicht, könnte höchstens durch die Frage etwas Spannung aufkommen, ob wir letztlich eine schwarz-rote oder eine schwarz-grüne Koalition bekommen.
Als amüsante und hintergründige Begleitung zur Wahlkampfberichterstattung kann ich übrigens "Tagesschaum" empfehlen:
http://www.wdr.de/tv/tagesschaum/
http://www.youtube.com/user/WDRTagesschaum
http://www.spiegel.de/kultur/tv/friedrich-kueppersbusch-kehrt-mit-wdr-comedy-tagesschaum-zurueck-a-905675.html
Küppersbuch liefert eine schnelle, pointierte Übersicht zu den wöchentlichen Wahlkrampf-Highlights. Unterstützt wird er dabei von dem u.a. durch's "bildBlog" bekannten Medienkritiker Stefan Niggemeier: http://meedia.de/fernsehen/wdr-niggemeier-macht-tagesschaum/2013/05/18.html Ein interessantes Team also in einem simplen, kompakten Format wie es gern häufiger im öffentlich-rechtlichen TV vorkommen dürfte. Es müssen nicht immer große aufgeblasene Projekte sein - etwas kleines, aber feines wie "Tagesschaum" kann ebenfalls dazu beitragen, die teils ziemlich gestrigen Sendekonzepte aufzumischen und willkommene Abwechslung im Einheitsbrei der politischen Berichterstattung zu bieten.
http://www.youtube.com/watch?v=f67a8G4XNsg
Dr.BrainFister
30.08.2013, 11:32
Hat von euch eigentlich dieses Jahr schon jemand den Wahl-O-Mat ausprobiert: Wahl-O-Mat Bundestagswahl 2013 | bpb (http://www.bpb.de/politik/wahlen/wahl-o-mat/bundestagswahl-2013/)
Klar, ich würde danach auch nicht unbedingt meine Wahlentscheidung ausrichten, aber es ist trotzdem ganz interessant zu sehen, mit welchen Parteien man grobinhaltlich die größte Schnittmenge hat. Ich hab meine Stimmen ja bereits per Briefwahl abgegeben und den Wahl-O-Mat erst danach angeworfen. Lustigerweise kam dabei genau das Ergebnis heraus, das letztlich auch auf meinem Wahlzettel steht. :D Die beiden Parteien, die ich dort angekreuzt habe, standen in der Auswertung an erster Stelle. Die geringste Zustimmungsrate hatte ich übrigens bei FDP, AfD und Freien Wählern. ;)
Inzwischen sind im TV und Web ja auch wieder jede Menge trashige Wahlwerbespots zu sehen. Zuletzt fiel mir z.B. dieses an Realsatire grenzende Machwerk auf:
http://www.youtube.com/watch?v=jznuPFTmnJA
Da schämt man sich fast dafür, Christ zu sein... :lookaround:
Welche Wahlwerbung ist euch in letzter Zeit besonders positiv oder negativ aufgefallen?
Ah, die Partei Bibeltreuer Homophoben! Jaja, jede Bundestagswahl aufs Neue der übliche Schwachsinn. :D Beim Wahlomat kam bei mir, mich wunderts kaum, die FDP gleichauf mit SPD und kurz vor den Piraten heraus (ganz hinten: CDU/CSU. Keine Überraschungen.). Wenig unerwartet. Bei den Kernthesen geh ich mit den Piraten mit, noch mehr seh ich wie SPD und FDP. Was bringt es aber, eine große Schnittmenge in der Weltanschauung zu haben, wenn sich die Partei an sich unwählbar macht, Stichwort: FDP? Oder sich noch nicht wirklich wählbar gemacht hat, Stichwort: Piraten? Außerdem bin ich nicht willig, Kompromisse bei den Parteien eingehen zu wollen, wenn der Kompromiss meine persönlichen Kernthemen beinhaltet. Da findet sich leider keine Partei, die all diese (und es sind ja im Prinzip nur 3, 4) erfüllt. Wo also das Kreuzchen machen? Eventuell überall das Kreuzchen machen?
Oder hat mich dann doch das Angebot, einen Wombat zu bekommen, letztlich überzeugt?! :hmm:
http://cdn.webfail.com/upl/img/4dad26b70e6/post2.jpg
Dr.BrainFister
30.08.2013, 13:16
Ich halte es für illusorisch, eine Partei zu finden, die nicht auch einige Widersprüche zu meiner Weltanschauung bietet. Das erwarte ich eh nicht. Schließlich ist allein meine Weltanschauung nicht das Gelbe vom Ei und Widersprüche gehören einfach zur guten politischen Streitkultur. Ich würde mich mit einer Partei, die nicht auch eine gewisse Reibungsfläche bietet, dauerhaft nicht wohlfühlen. Das ist wie in einer Beziehung: FriedeFreudeEierkuchen ist anfangs ganz nett, wird mit der Zeit aber langweilig. ;)
Was die Piratenpartei betrifft, halte ich die im Moment auch noch nicht für regierungsfähig. Allerdings haben sie sich zumindest die Chance verdient, als Opposition in den Bundestag zu kommen und dort mehr politische Erfahrungen zu sammeln als sie bisher konnten. So trennt sich irgendwann die Spreu vom Weizen - das ist ja jetzt schon zu beobachten, nachdem der große Piraten-Hype erstmal vorbei ist. Während sich dort anfangs jede Menge mediengeile Selbstdarsteller getummelt haben, schrumpft sich diese Partei nun stetig gesund und bestenfalls bleiben letztlich überwiegend die Leute übrig, die tatsächlich ernsthafte politische Ziele verfolgen. So können die Piraten ihre pubertäre Phase endlich überwinden und sich zu einer Partei entwickeln, die mehr als nur Klamauk und Selbstinszenierung bietet. Für mich sind sie schon jetzt eine wichtige politische Plattform, weil ich den Eindruck habe, dass dort viele junge Menschen ein Zuhause finden, die sich mit den bereits etablierten Parteien nicht identifizieren können. Da ich's wichtig finde, dass man sich schon frühzeitig politisch engagiert, ist das also eine durchaus begrüßenswerte Entwicklung. In diesem Sinne wünsch ich der jungen Politikergeneration, die bei den Piraten heranwächst, für die Durchsetzung ihrer Ziele "immer 'ne Handbreit Wasser unter'm Kiel". :D Und einen Wombat kann schließlich jeder Haushalt brauchen!
DerBademeister
01.09.2013, 15:44
Wird sich einer von euch das "Duell" heute abend ansehen?
Bei der SZ wurde es nur als "die große Laber-Runde" beworben.
Dr.BrainFister
01.09.2013, 16:16
Wird sich einer von euch das "Duell" heute abend ansehen?
Bei der SZ wurde es nur als "die große Laber-Runde" beworben.
Ja, ich werd es mir anschauen. Meine Wahlentscheidung hab ich eh schon abgegeben. Ist reine Neugier und ich sehe darin nicht mehr als seichte Politiunterhaltung. Sollte es zu öde und gleichförmig werden, zapp ich weiter. Merkels Beliebtheitswerte sind - warum auch immer - so hoch, dass selbst dieses Duell sowieso keinen großen Unterschied mehr machen wird.
Wer hätte vor 1 Jahr gedacht, dass die Chancen für Schwarz-Geld kurz vor der Bundestagswahl so gut stehen würden? Wir Deutschen sind schon sehr vergessensbegabte Gewohnheitstiere. :rolleyes:
DerBademeister
11.09.2013, 19:01
Einen wirklichen Effekt scheint das "Duell" nicht gehabt zu haben. Die SPD konnte zwar etwas zulegen, allerdings haben die Grünen im gleichen Atemzug verloren. Das "linke" und das rechte Lager sind also weiterhin etwa gleich stark, da aber alle SPD-Spitzenpolitiker noch einmal kategorisch jede Zusammenarbeit mit der Linken ausgeschlossen haben, hat sich am Kräfteverhältnis zwischen Rot-Grün und Schwarz-Gelb nichts geändert. Einige Genossen bereiten sich offenbar schon auf eine große Koalition vor, da alle wissen dass es für Rot-Grün nicht reichen wird. Lieber ein bischen an der Macht sein als weitere vier Jahre Opposition, wenns schon nicht zur Kanzlerschaft reicht.
Meine Prognose ist weiterhin dass es zu einer Neuauflage von Schwarz-Gelb kommt, denn wie bei den letzten Landtagswahlen werden wieder genug Zweitstimmen von der Union zur FDP wandern um Diese über die 5 % Hürde zu hieven, damit die Koalition ihren Wähleranteil von ~46 % auch voll ausspielen kann ohne die in Umfragen häufig kolportierten 4 % FDP Zweitstimmen zu vergeuden. So doof wie die "Linken" bei SPD und Grünen sind die bürgerlichen Wähler dann doch nicht.
Die Neuauflage von Schwarz-Gelb könnte noch am ehesten durch eine zu starke Linkspartei oder die AfD (Alternative für Deutschland) gestört werden, da keines der Umfrageinstitute sicher sagen kann wie viele Prozent diese Euro-Protestpartei holen kann. Falls sie Union und FDP genug Stimmen klauen kann um sich knapp über die 5 % Hürde zu hieven, wird es zur großen Koalition kommen. Falls die Linkspartei zusammen mit SPD und Grünen mehr als die Hälfte der Sitze hat, wird es zur großen Koalition kommen da die SPD auf die eigene Kanzleroption verzichtet.
So oder so wird in allen Szenarien Merkel weiterhin an der Macht bleiben.
Vermutlich mit der FDP, vielleicht mit der SPD mit der sie genauso bequem leben kann, im unwahrscheinlichen Fall auch mit den Grünen. Merkel hat viele Optionen zur Kanzlerschaft, Steinbrück hat sich die einzige Option zur Kanzlerschaft (die Linke) selbst verboten.
Um noch einmal zum TV Duell zurückzukommen:
Stefan Niggemeier (http://www.stefan-niggemeier.de/blog/vier-moderatoren-sind-vier-zuviel-das-tv-duell-ein-vorschlag-zur-guete/) schlug in seinem Blog vor, die Moderatoren bei diesem Duell einfach abzuschaffen und die Kandidaten stattdessen direkt ein Streitgespräch miteinander führen zu lassen. Michael Spreng (http://www.sprengsatz.de/?p=4058), der Erfinder des TV-Duells, sieht es ähnlich:
Besser wären zwei große TV-Auseinandersetzungen: ein Duell der Kanzlerkandidaten – aber nur mit einem Moderator und mit einem gelockerten Regelwerk, das auch ein längeres Streitgespräch erlaubt, das nicht permanent durch das Abhaken neuer Fragen unterbrochen wird. Und – noch wichtiger – wieder eine Elefantenrunde aller Spitzenkandidaten. Damit sich Kanzlerin und Kanzlerkandidat auch den Argumenten der “Linken”, Grünen und der FDP stellen müssen. Eine Kontroverse Trittin gegen Merkel oder Steinbrück gegen Brüderle oder Gysi wäre spannnender und aufschlussreicher gewesen als das Duell.
In der alten Form, mit dem Parallelduell der vier Moderatoren und den ärgerlichen Regeln (siehe oben), ist das TV-Duell als echte Entscheidungshilfe für den Wähler tot.
Ich fände Niggemeiers Version am Besten (gab es so schon mal bei einem Österreichischen Kanzlerduell in den 70ern). Allerdings würde sich Merkel niemals auf so etwas einlassen, da ihre didaktischen Schwächen und inhaltslosen Phrasen umso offenkundiger würden, je weniger strukturiert die Debatte ist. Peer Steinbrück ist zwar kein eloquenter Mann mit einem schneidigen Format wie sein Mentor Helmut Schmidt, verglichen mit Mutti wirkt aber selbst er bei freier Rede wie ein Charismatiker.
Dr.BrainFister
13.09.2013, 11:03
Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's ziemlich ungeniert:
Peer Steinbrück zeigt den Stinkefinger im SZ-Magazin - Politik - Süddeutsche.de (http://www.sueddeutsche.de/politik/spd-kanzlerkandidat-im-sz-magazin-steinbrueck-zeigt-den-stinkefinger-1.1769507)
Peer zeigt Haltung! :D Gefällt mir. Ihm ist mittlerweile wahrscheinlich auch klar, dass das mit der Kanzlerschaft nix mehr wird. Also nutzt er die letzten Wahlkampftage vielleicht lieber dafür, um sich zumindest noch als coole Sau im Gedächtnis der Wähler zu etablieren anstatt nur als pannengeplagter "Problem-Peer".
@Bademeister
Ich befürchte auch, dass Schwarz-Geld das Rennen machen wird. Es ist mir zwar schleierhaft, wie die Wähler so vergesslich sein können, aber anscheinend wirkt das Altbewährte derzeit einfach weniger riskant als eine neue Regierungskonstellation. Die Mehrheit in Deutschland lässt sich wohl doch lieber von Mutti ins Bettchen schicken, um dort den Schlaf der Ahnungslosen zu schlafen, anstatt einen echten Wechsel anzustreben. Oder vielleicht ist der Glaube daran, dass sowas wie ein echter Wechsel überhaupt möglich ist, auch einfach zu gering.
Sollte Schwarz-Geld tatsächlich an der Macht bleiben, gehen meine größten Sorgen in Richtung Energiewende. Es ist jetzt schon feststellbar, dass unsere der Atom- und Energiemonopol-Lobby nahestehende Bundesregierung den Ausbau erneuerbarer Energien nur sehr schleppend vorantreibt. Vielleicht erleben wir dann in der nächsten Legislaturperiode sogar, wie im Atomausstieg eine Rolle rückwärts vollzogen wird. Da reiben sich die Energiemonopolisten hierzulande wahrscheinlich schon die Hände, weil ihr Subventionssäckel dadurch endlich wieder bis zum Platzen anschwellen dürfte. :deal:
DerBademeister
13.09.2013, 16:47
Ich mag Steinbrück und seine Politik nicht, aber wenn dann als Reaktion auf den Stinkefinger ein paar halb so alte, gelackte FDP Karriere-Aperols wie Daniel Bahr von notwendiger Seriösität für den Kanzlerjob faseln, dann kann auch ich nur konstatieren:
http://pix.echtlustig.com/1303/baby-zeigt-den-mittelfinger.jpg
Habt ihr eigentlich schon gewählt? Ich war bisher noch nie in einer Wahlkabine und daran wird sich auch bei dieser Wahl nichts ändern. Insbesondere die ausufernde (!!!) bayerische Landtagswahl lässt sich gar nicht anders als per Briefwahl bewältigen. So eine Zettelwirtschaft mit 30 Zoll Poster und Begleitheft habe ich seit dem Auspacken meiner Starcraft Sonderedition vor 15 Jahren nicht mehr erlebt.
Leider wird es auch in Bayern keinen Machtwechsel geben sondern die Rückkehr zur absoluten Mehrheit für den Powerhorst. Ude liegt im Moment in Umfragen sogar unter dem Wahlergebnis der letzten Landtagswahl. Schade, ich hätte unserem scheidenden Bürgermeister zumindest einen Achtungserfolg gewünscht, aber die Hälfte der bayerischen Wähler interessiert sich leider einen Kehricht für die ganzen CSU Affairen der letzten Monate. Markige Sprüche, luftige Versprechungen und Bierzeltblues reichen seit jeher und auch weiterhin aus um unser kleines, obskures Völkchen zu beherrschen.
Dr.BrainFister
14.09.2013, 15:04
Bei Andrea Nahles' Frisur dachte ich ja schon immer, dass sie im tiefsten Herzen leidenschaftlicher Headbanger ist...
http://www.youtube.com/watch?v=GI0lxqVvTcA
:headbang:
DerBademeister
14.09.2013, 17:00
Frau Nahles ist allenfalls ein Facepalmer. Kein Vergleich zum Beispiel zu Nick Clegg, dem Chef der britischen FDP:
http://www.youtube.com/watch?v=KUDjRZ30SNo
"I'm sorry, I'm sorry, I'm so so sorry..."
Oder zu unserem bayerischen Saruman, dem Edi:
http://www.youtube.com/watch?v=9Vg2h_nW0bA
"Weil das ja klar ist..."
Aber in Punkto Gesangeskünsten und auch sonstigen Charaktereigenschaften wäre ohnehin Bernd Stromberg am Qualifiziertesten für den Kanzlerposten:
http://www.youtube.com/watch?v=aXRlpwuCgL8
"Wir sind doch hier nicht bei Daktari!"
Denke ich mir bei dem Zirkus auch öfter.
DerBademeister
16.09.2013, 16:53
Es kam wie erwartet. (http://nooooooooooooooo.com/)
http://www.tageswoche.ch/images/cache/639x426/crop/images%257Ccms-image-002837388.jpg
http://nooooooooooooooo.com/vader.jpg
Dr.BrainFister
16.09.2013, 19:53
Die Mehrzahl der Bayern will anscheinend nach Gutsherrenart regiert werden. Nach 5 Jahren von annähernd demokratischen Zuständen hatten viele Wähler da wohl schon heftige Entzugserscheinungen und mussten ganz dringend die absolute Mehrheit zurückbringen.
Ebenfalls wie erwartet ist pünktlich 1 Woche vor dem großen Finale die schmutzige Phase des Wahlkampfs gestartet. Gerade CDU/CSU und FDP ergehen sich genüsslich darin, Skandale und Skandälchen ihrer Gegner hochzukochen. Bei den Liberalen wird das umso mehr durch die Verzweiflung nach dem miserablen bayrischen Landtagswahlergebnis befeuert. Schon interessant, was da gerade jetzt auf den letzten Metern so alles aus dem Schmuddelhut gezaubert wird. Wenn z.B. solche ekelhaften Persönlichkeiten wie Dobrindt die Pädophilie-Vorwürfe gegen die Grünen zu Wahlkampfzwecken instrumentalisieren, kommt mir Frühstück, Mittagessen und Abenbrot gleichzeitig hoch. Einem charakterlosen Schmierlappen wie Dobrindt geht es in keinem Moment um die Missbrauchsopfer - würde sich das Thema nicht für Kampagnen gegen einen seiner politischen Erzfeinde nutzen lassen, wäre es ihm völlig egal. Hinzu kommt, dass seine CSU für eine Kirche steht, unter deren Dach sich Pädophile lange Zeit wie im Paradies fühlen durften. Weder die christlichen Kirchen noch die christlichen Parteien haben dagegen irgendetwas getan, solange sich dieses Thema unter den Teppich kehren ließ. Erst als die Missbrauchsskandale in den Medien so präsent waren, dass der Teppich irgendwann nicht mehr ausreichte, bewegte sich langsam etwas. Und die wollen sich jetzt als Moralapostel aufspielen?! :gaga:
DerBademeister
16.09.2013, 20:33
Ja, das Timing ist schon sehr praktisch.
Auch die von den Springermedien gepushten Pseudoskandälchen gegen Steinbrück - er würde irgendwie mit der Stasi in Verbindung stehen und hätte irgendwann mal in den 90ern eine Putzfrau schwarz beschäftigt (als ob es irgendeinen Menschen gäbe der in seinem Privathaushalt die Putzfrau nicht schwarz bezahlt).
Was uns Bayern angeht, wir wurden 800 Jahre von den Wittelsbachern regiert, da ist die CSU der nächstbeste Ersatz. Die Bayern sehnen sich im tiefsten Herzen nach einem krachledernen, protzigen Kini zurück, mindestens aber einem Guttenberg.
Eine ähnlich stabile Herrschaftsform gab es nun mal nirgendwo sonst in Deutschland, der Rest des Landes hat das Unstete im Blut und kann sich auch vorstellen, eine Regierung mal auszuwechseln.
http://philosophers-stone.co.uk/wordpress/wp-content/uploads/2012/11/nelson-muntz.jpg
Mal sehen was die Bayern davon haben.
DerBademeister
16.09.2013, 21:53
Na irgendwas muss die Merkel dem Drehhofer schon schenken nach der Bundestagswahl, denn die Maut geht ja nicht wegen EU-Recht.
Vielleicht den Transrapid? Der war schon Edis Traum. Oder einen Aufschlag bei der Herdprämie?
DerBademeister
17.09.2013, 12:57
Ein harter Wahlkampf der im Endspurt noch mal anschwellen wird: Ein Wahlkampf voller Erektionen.
http://www.youtube.com/watch?v=R8AHCI9peKk
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/12/Sigmund_Freud_LIFE.jpg/220px-Sigmund_Freud_LIFE.jpg
Dr.BrainFister
17.09.2013, 13:31
Zwischen all den bajuwarischen CSU-Prachtburschen kann frau schon mal auf Ideen kommen. ;) So viel Alphatierschweiß vernebelt die Sinne. Die Reporterin wäre da wahrscheinlich auch lieber im Dirndl aufgetreten. :mrgreen:
DerBademeister
17.09.2013, 14:57
Zwischen all den bajuwarischen CSU-Prachtburschen kann frau schon mal auf Ideen kommen. ;) So viel Alphatierschweiß vernebelt die Sinne. Die Reporterin wäre da wahrscheinlich auch lieber im Dirndl aufgetreten. :mrgreen:
Das ist noch in der Reinigung fürs Oktoberfest. Unser Regionalsender berichtet dann jeden Tag von elf bis elf über die Wiesn. Die Reporter müssen danach vermutlich erst mal in eine Entschlackungskur nach Goa.
http://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/130917_01.png
Wir befinden uns im Jahre 50 v.Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt... Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die römischen Legionäre, die als Besatzung in den befestigten Lagern Babaorum, Aquarium, Laudanum und Kleinbonum liegen...
Hmmmmmmmm,.. Fr. Wagenknecht ? ^^;
Okay, not gonna happen.
Aber es wurde ja nicht gefragt wer's wird (das ist wohl Fr. Merkel)..
Dr.BrainFister
20.09.2013, 12:06
Lustiges Foto, irgendwie... ;)
http://db2.stb02.s-msn.com/i/13/4F5374E8EC1BE4479673A7BBF7A6B2.jpg
DerBademeister
20.09.2013, 15:42
Augenkrebs! Do not want!
Und die Kampagne gegen die Grünen läuft sich weiter warm. Sie liefern aber auch Steilvorlage um Steilvorlage. (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/paedophilie-debatte-um-gruene-volker-beck-taeuschte-oeffentlichkeit-a-923357.html)
Selten hat sich eine Partei auf den letzten Metern eines Wahlkampfes derart selbst demontiert.
Das schlägt selbst Westerwelles Spaßwahlkampf mit dem Guidomobil anno 2002, was damals Edi die Kanzlerschaft kostete.
Es ist schon absurd wie sich die Union in der Sonne moralischer Überlegenheit sonnen kann wegen Dingen die 30 Jahre zurück liegen. Noch 1997 kämpften die Unionsmänner gegen die Strafbarkeit der ehelichen Vergewaltigung, 2000 dann gegen das Verbot von körperlicher Gewalt gegen Kinder:
Das Gesetz zur Ächtung von Gewalt in der Erziehung vom 2. November 2000, am 6. Juli 2000 vom deutschen Bundestag mit den Stimmen der Fraktionen der SPD (http://de.wikipedia.org/wiki/SPD), Bündnis 90/Die Grünen (http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCndnis_90/Die_Gr%C3%BCnen), FDP (http://de.wikipedia.org/wiki/Freie_Demokratische_Partei) und PDS (http://de.wikipedia.org/wiki/Partei_des_Demokratischen_Sozialismus) gegen die Stimmen der CDU (http://de.wikipedia.org/wiki/CDU)/CSU (http://de.wikipedia.org/wiki/CSU)-Fraktion verabschiedet, beinhaltet eine Neufassung des § 1631 (http://www.gesetze-im-internet.de/bgb/__1631.html) BGB. Darin wird das Recht auf gewaltfreie (http://de.wikipedia.org/wiki/Gewaltfreiheit) Erziehung (http://de.wikipedia.org/wiki/Erziehung) verankert.
Gesetz zur Ächtung von Gewalt in der Erziehung ? Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Gesetz_zur_%C3%84chtung_von_Gewalt_in_der_Erziehun g)
Welch aufrechte Kinderschützer, diese Konservativen.
Dr.BrainFister
20.09.2013, 16:35
... Es ist schon absurd wie sich die Union in der Sonne moralischer Überlegenheit sonnen kann wegen Dingen die 30 Jahre zurück liegen. Noch 1997 kämpften die Unionsmänner gegen die Strafbarkeit der ehelichen Vergewaltigung, 2000 dann gegen das Verbot von körperlicher Gewalt gegen Kinder:
Gesetz zur Ächtung von Gewalt in der Erziehung ? Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Gesetz_zur_%C3%84chtung_von_Gewalt_in_der_Erziehun g)
Welch aufrechte Kinderschützer, diese Konservativen.
Dank der Vergessensbegabtheit des Wahlvolks muss sich die CDU/CSU wegen solcher dunkler Flecken in ihrer Parteivergangenheit keine Sorgen machen. Außerdem macht es doch viel mehr Spaß, auf die Grünen zu schimpfen, schließlich wollen die uns sogar die heilige deutsche Wurst vom Brot nehmen!
Hier übrigens die für mich bisher überzeugendste Wahlwerbung:
http://www.youtube.com/watch?v=l0Y9R1Gv7LE
Ja, das mit dem Wahlrecht für Frauen war damals eine wirklich hervorragende Idee! :mrgreen:
DerBademeister
20.09.2013, 19:08
Kriegen solche Wählerinnen dann vier Stimmen statt der üblichen zwei, weil sie auch zwei gute Argumente vorweisen können?
Dr.BrainFister
20.09.2013, 20:13
Kriegen solche Wählerinnen dann vier Stimmen statt der üblichen zwei, weil sie auch zwei gute Argumente vorweisen können?
Alice Schwarzer würde diesem Vorschlag sicherlich zustimmen.
DerBademeister
21.09.2013, 19:03
Kaum zu glauben dass diese Partei eine Chance zum Bundestagseinzug hat:
http://www.youtube.com/watch?v=UMyphExKzsw
Aber Hut ab vor der Chuzpe, das Abweisen von Kriegsflüchtlingen noch als Akt der Menschenfreundlichkeit umzudeuten. Der Mann weiß sehr genau, mit welcher politischen Strömung er da flirtet.
DerBademeister
22.09.2013, 00:06
Meine Prognose für den heutigen Wahlausgang:
Union: 38 %
FDP: 7 %
SPD: 27 %
Grüne: 9 %
Linke: 10 %
AfD: 3 %
Piraten: 2 %
Rest: 4 %
Bei diesem Ausgang ist eine Große Koalition am Wahrscheinlichsten, auch wenn die Union zumindest Gespräche mit den Grünen führen wird um die Forderung von 30 Silberlingen der SPD etwas zu dämpfen.
Wie sieht eure Prognose aus?
Dr.BrainFister
22.09.2013, 13:05
@Bade
"Stuckrad-Barre" hab ich mir in den letzten 2 Wochen auch regelmäßig angeschaut (hier gibt's die Folgen online: http://www.tele5.de/stuckrad-barre.html). Einer der entlarvendsten und gleichzeitig unterhaltsamsten Polit-Talks. Hier noch einige Hintergründe zu den Wahlkampfmethoden der AfD:
Hinter dem Radar « BILDblog (http://www.bildblog.de/51817/hinter-dem-radar/)
Vermummte Propaganda « BILDblog (http://www.bildblog.de/51716/vermummte-propaganda/)
http://www.sueddeutsche.de/politik/wahlumfrage-zur-alternative-fuer-deutschland-wie-das-handelsblatt-die-afd-anschiebt-1.1655746
Es ist schon irgendwie drollig, dass die AfD-Anhänger ihre Partei mit fundamentalistischem Eifer als "echte Alternative" zur Mainstream-Politik verteidigen, aber die Methoden von Lucke & Co. oftmals genauso verlogen und manipulativ sind wie die vieler etablierter Parteien.
Meine Prognose für den heutigen Wahlausgang:
Union: 38 %
FDP: 7 %
SPD: 27 %
Grüne: 9 %
Linke: 10 %
AfD: 3 %
Piraten: 2 %
Rest: 4 %
Bei diesem Ausgang ist eine Große Koalition am Wahrscheinlichsten, auch wenn die Union zumindest Gespräche mit den Grünen führen wird um die Forderung von 30 Silberlingen der SPD etwas zu dämpfen.
Wie sieht eure Prognose aus?
Ich glaube, mit der Prognose könntest du nah am tatsächlichen Ergebnis sein, wobei das dieses Jahr wohl eh nicht sonderlich überraschend ausfallen wird. Es läuft wohl auf eine große Koalition hinaus, wobei ich auch nicht ganz ausschließen würde, dass Schwarz-Geld doch noch ganz knapp das Rennen macht. Hier mal meine Zahlenspielereien:
Union: 40 %
FDP: 4,5 %
SPD: 25 %
Grüne: 8,5 %
Linke: 8 %
AfD: 4 %
Piraten: 3 %
Rest: 7 %
Nun bleibt vor dem großen Finale nur noch die Frage: Wird Lothar Matthäus in unserer Kanzlerschaftsumfrage hier im Thread doch noch das Rennen gegen Helmut Schmidt gewinnen oder bilden die beiden am Ende eine Doppelspitze? :D
So, zwei X gemacht. :)
Union: 38,2 %
FDP: 4,9 %
SPD: 28,4 %
Grüne: 8 %
Linke: 7,5 %
AfD: 4 %
Piraten: 3 %
Rest: 6 %
Ein leichter Hang zum Drama, siehe FDP. :hmm:
Alles andere als eine Große Koalition wäre für mich eine Überraschung.
DerBademeister
22.09.2013, 16:58
Es wird vermeldet dass die Wahlbeteiligung anscheinend deutlich höher ist als 2009 - das überrascht mich und ich bin gespannt, wer davon profitieren wird.
Interessant. Das erwartete Desaster für die FDP ist absehbar. Ob sie in den nächsten Stunden noch Rettung erfahren?
DerBademeister
22.09.2013, 18:09
Interessant. Das erwartete Desaster für die FDP ist absehbar. Ob sie in den nächsten Stunden noch Rettung erfahren?
Das wird spannend. FDP und AfD kratzen an der 5 % Hürde - kriecht die FDP rüber, reicht es aber für weitere vier Jahre Schwarzgeld. Offenbar war die Zweitstimmenkampagne dieses Mal, anders als bei den Landtagswahlen in SH und NRW, nicht erfolgreich im Bestreben Unionswähler zum taktischen Wählen zu bringen.
Die Union hat anscheinend um die 8 % zugelegt und würde das beste Ergebnis seit der Einheitswahl 1990 erzielen. Angesichts ihrer desaströsen Politik scheint sich die weitgehende Gleichschaltung der deutschen Massenmedien also entsprechend positiv ausgewirkt zu haben.
Das wird spannend. FDP und AfD kratzen an der 5 % Hürde - kriecht die FDP rüber, reicht es aber für weitere vier Jahre Schwarzgeld.
Du bist also überzeugt davon, dass unsere liberalen Brüder und Schwester ihre Macht für unlautere Methoden einsetzen?! :D (Oder ist das doch nur ein profaner freudscher Vertipper...?! ;) )
DerBademeister
22.09.2013, 18:43
Seufz, es könnte sogar für eine Unions-Alleinregierung reichen. Im Moment haben sie genau so viel wie SPD, Grüne und Linke, nämlich 42.1 %.
Gott sei Dank wurden die Überhangmandate mit dem neuen Wahlrecht neutralisiert, so dass wir hoffentlich diesem Kelch der ersten Alleinregierung seit Adenauer in den 50ern entgehen werden.
Dr.BrainFister
22.09.2013, 19:06
Sieht so aus als ob ich mit meiner Prognose gut im Rennen liege. ;) Freuen kann ich mich darüber nicht, aber es war absehbar, dass es so läuft. Ich hoffe, dass zumindest die "Altenreichensäcke für Deutschland" draußen bleiben und auch die FDP sich verabschieden darf. Mein Glaube in die Intelligenz der deutschen Bevölkerung ist mit dieser Wahl jedenfalls abermals ins Wanken geraten.
DerBademeister
22.09.2013, 19:44
Sieht so aus als ob ich mit meiner Prognose gut im Rennen liege. ;) Freuen kann ich mich darüber nicht, aber es war absehbar, dass es so läuft. Ich hoffe, dass zumindest die "Altenreichensäcke für Deutschland" draußen bleiben und auch die FDP sich verabschieden darf. Mein Glaube in die Intelligenz der deutschen Bevölkerung ist mit dieser Wahl jedenfalls abermals ins Wanken geraten.
Einfache Parolen ziehen bei den Leuten die Abends immer abgekämpfter nach Hause kommen eben besser als der Linken ständige Bemühung um Aufklärung und Erläuterung komplexer Probleme. Diese Menschen wollen zuvorderst in Ruhe gelassen werden und das ist genau das was Mutti bietet - Ruhe. Genau so wie Adenauer mit seinem Keine Experimente! Slogan in den miefigen 50er Jahren.
Erst wenn es auch bei der Mittelschicht ans Eingemachte geht und die 2/3 Regierungskontrolle der Medien die täglich erfahrene Lebenswirklichkeit nicht mehr kaschieren kann mit ihrer Propaganda, wird es die Chance auf einen Wechsel geben.
Unsere Mitbürger im Osten haben dieses Rückgrat zumindest schon einmal gezeigt vor beinahe einem Vierteljahrhundert, den bequemen Besserwessis steht diese Erfahrung noch bevor.
Sollte es tatsächlich zu einer Alleinregierung kommen haben sich die Chancen für eine Wachablösung der Schlaftablette zumindest 2017 verbessert - immer vorausgesetzt die SPD entdeckt ihre sozialdemokratischen Wurzeln wieder und nähert sich der Linken an.
Bis dahin erwarten uns weitere vier bleierne Jahre voller unverbindlich freundlicher Worthülsen und knallhart neoliberaler Politik gegen die Armen in unserem Land und gegen die Völker der europäischen Peripherie.
edit: Helmut Schmidt hat in der Forenwahl das Rennen gegen meinen Favoriten Loddar gemacht. Nicht einmal den symbolischen Sieg des frängischen Indellegduellen wollt ihr mir an diesem schwarzen Tag gönnen!
Momentan bin ich echt nur stinkesauer über die Berichterstattung und Behauptungen bei den öffentlich-rechtlichen.
Mich als Wähler der AfD als rechtslastig zu bezeichnen empfinde ich echt als Beleidigung und Rufschädigung und für so etwas muss ich auch noch bezahlen.
DerBademeister
23.09.2013, 00:38
Ich landete versehentlich für 30 Sekunden bei Jauch.
"Herr Schäuble, wissen Sie wie viele % Sie in Ihrem Wahlkreis geholt haben?"
[...]
"56 %!"
[Zuschauer klatschen begeistert]
"Herzlichen Glückwunsch!"
Kritisch-kompetente Berichterstattung beim den Öffentlich-Rechtlichen Merkelfernsehen.
In meinem Wahlkreis und meinem Nachbarwahlkreis unterlag die SPD beim Erstkandidaten mit nur jeweils knapp 1000 Stimmen der CDU. Das waren jeweils keine 3%. Zum Heulen.
Dr.BrainFister
23.09.2013, 11:57
... Mich als Wähler der AfD als rechtslastig zu bezeichnen empfinde ich echt als Beleidigung und Rufschädigung und für so etwas muss ich auch noch bezahlen.
Wo hat man dich als Wähler denn als rechtslastig bezeichnet? In den Wahlanalysen wurde doch immer wieder aufgeschlüsselt, dass die AfD Wähler aus allen politischen Lagern für sich gewinnen konnte. Das haben die Moderatoren auf den Sendern, die ich verfolgt habe, mehrfach betont. Vielleicht solltest du nicht nur 2 Minuten reinzappen und dann gleich aufgeregt wieder wegschalten, nur weil die Partei deiner Wahl nicht kritiklos in den Himmel gejubelt wird. Wenn dir selbst nicht auffällt, dass Lucke & Co. am rechten Rand fischen, kann die Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen nichts dafür.
Dass du als ehemals jahrelange Arbeitslosengeld-Empfängerin AfD wählst, ist schon erstaunlich. Mit deren poltischen Grundsätzen würdest du und dein Sohnemännchen in so einer Situation wahrscheinlich noch schlechter dastehen als unter der letzten Regierung. Oder gehörst du auch zu den D-Mark-Romantikern, die über ihrem Bettchen ein selbstgehäkeltes Spruchband mit dem Motto "Früher war alles besser!" hängen haben? ;)
DerBademeister
23.09.2013, 12:19
Wer die Propaganda und Meinungsmanipulation immer noch nicht durchschaut hat, besuche einmal die großen Nachrichtenportale wie SpOn - es wird ausschließlich darüber spekuliert mit wem Merkel weiter regieren kann.
Dass Frau Merkel und ihre schwarz-gelbe Koalition die Wahl verloren haben und abgewählt wurden, dass die Opposition mit 319 zu 311 Sitzen eine Mehrheit von 8 Sitzen hat um selbst die Regierung zu stellen und Peer Steinbrück zum Kanzler zu wählen - kein Wort davon.
Warum wohl?
Weil unser gleichgeschalteten neoliberalen Einheitsmedien und unsere "Qualitäts"journalisten (die sich fast ausschließlich aus der oberen Mittelschicht rekrutieren) es um jeden Preis vermeiden werden irgendeinen öffentlichen Druck auf die SPD-Führung auszuüben, ihre blödsinnige "Dich mag ich nicht!"-Abgrenzungspolitik zur Linkspartei endlich zu beenden. Wissen sie doch dass die SPD in einer rot-rot-grünen Koalition endlich einmal ein paar der wolkigen Ankündigungen wie z.B. den Mindestlohn und die Abschaffung der Leiharbeit umsetzen müssten wenn sie die Linke mit im Boot haben wollen. Das kann nicht sein und darf nicht sein, denn die Büttel der Elite wollen weitere vier Jahre der Ausbeutung der Schwächsten der Schwachen und Verschonung der Reichsten der Reichsten.
Die Chance und Pflicht, der von den Wählern klar und deutlich ausgesprochene Auftrag Frau Merkel abzulösen ist jetzt da.
Die SPD wird ihn wie immer ignorieren.
Sollte sie sich in eine weitere große Koalition mit der Schwarzen Witwe begeben, wird sie in vier Jahren verdientermaßen keine Volkspartei mehr sein. Spinnen sind dafür bekannt, ihre Männchen nach dem Sex aufzufressen.
Dass du als jahrelange Arbeitslosengeld-Empfängerin AfD wählst, ist schon erstaunlich. Mit deren poltischen Grundsätzen würdest du und dein Sohnemännchen in so einer Situation wahrscheinlich noch schlechter dastehen als unter der letzten Regierung. Oder gehörst du auch zu den D-Mark-Romantikern, die über ihrem Bettchen ein selbstgehäkeltes Spruchband mit dem Motto "Früher war alles besser!" hängen haben? ;)
Als Sozialhilfeempfängerin dürfte Demona nicht einmal wählen wenn Bernd Lucke Kanzler wäre. Das wäre aber noch ihr geringstes Problem, da sie nämlich nach maximal fünf Jahren (Vorbild USA) keinerlei Sozialhilfe mehr bekäme und ihr nächstes Domizil unter der Brücke aufsuchen könnte.
Die einzige (!) Personengruppe für die es wirklich Sinn macht die AfD zu wählen ist das oberste eine Prozent der Einkommensbezieher, also Diejenigen die massiv von einer Senkung des Spitzensteuersatzes (ab 250.000 Euro Jahreseinkommen) von 45 % auf 25 % profitieren würde wie es die AfD will. Für einen Philipp Lahm als angestellten Multimillionär macht das Sinn als rein eigennützig, rationale Wahlentscheidung - für alle Anderen nicht.
Dr.BrainFister
23.09.2013, 12:33
... Als Sozialhilfeempfängerin dürfte Demona nicht einmal wählen wenn Bernd Lucke Kanzler wäre. Das wäre aber noch ihr geringstes Problem, da sie nämlich nach maximal fünf Jahren (Vorbild USA) keinerlei Sozialhilfe mehr bekäme und ihr nächstes Domizil unter der Brücke aufsuchen könnte.
Die einzige (!) Personengruppe für die es wirklich Sinn macht die AfD zu wählen ist das oberste eine Prozent der Einkommensbezieher, also Diejenigen die massiv von einer Senkung des Spitzensteuersatzes (ab 250.000 Euro Jahreseinkommen) von 45 % auf 25 % profitieren würde wie es die AfD will. Für einen Philipp Lahm als angestellten Multimillionär macht das Sinn als rein eigennützig, rationale Wahlentscheidung - für alle Anderen nicht.
Ich glaube, dass genau das vielen AfD-Wählern aus dem "einfachen Volk" überhaupt nicht klar ist und dass sie sich mit dem Wahlprogramm dieser Partei oftmals genauso aufmerksam gelesen haben wie mit dem Lesen der Zutatenliste einer Tütensuppe. Viele aus dieser Schicht wählen die AfD wahrscheinlich nur aus Protest, einerseits weil sie von den etablierten Parteien enttäuscht sind und andererseits weil sie sich von der Euro-Politik überfordert/abgehängt fühlen.
Hinzu kommt, dass die AfD einfache Antworten auf komplexe Fragen anbietet. Da diese Partei bisher noch nirgends irgendeine politische Verantwortung übernehmen musste, kann sie die dollsten Phrasen aus dem Hut zaubern, ohne sich an eigenen Taten messen lassen zu müssen. Das ist der große Vorteil neuer Parteien in ihrer ersten Aufstiegsphase. Ähnlich lief es auch bei den Piraten: solange sie selbst kaum in der politischen Verantwortung waren, verströmten sie Hoffnung auf Neuanfang und boten eine attraktive Plattform für Protestwähler. Doch nachdem die Piraten einige politische Ämter und Wahlerfolge einfuhren und der frische Wind in Deutschland danach nicht so stark geweht hat, wie sich das viele Anhänger wünschten, verflog die anfängliche Begeisterung wieder sehr schnell. Dasselbe Schicksal kann auch den elitären Damen und Herren von der AfD blühen, sobald sie erste Wahlerfolge erzielen und sich herausstellt, dass sie viele ihrer vollmundigen Ankündigungen doch nicht umsetzen oder sich auf halbgare Kompromisse einlassen.
Aber ist doch so bequem mit der AfD: Endlich mal einer, der denen da oben kontra gibt. Da ist der Stempel Protestpartei sofort aufgedrückt und Protest ist ja genau das, was viele gerne gegen die da oben ausdrücken möchten. Wofür die AfD im partikulären denn eigentlich steht, außer der "Raus aus dem Euro"-Haltung, ist doch quasi keinem AfD-Wähler bewusst oder bekannt.
Auf meine Frage an zwei AfD-Wähler heute, warum sie die denn gewählt hätten, war die Antwort "aus Protest gegen Merkel". Na, das war ja 'n grandioser Erfolg.
Dr.BrainFister
23.09.2013, 12:39
Aber ist doch so bequem mit der AfD: Endlich mal einer, der denen da oben kontra gibt. Da ist der Stempel Protestpartei sofort aufgedrückt und Protest ist ja genau das, was viele gerne gegen die da oben ausdrücken möchten. Wofür die AfD im partikulären denn eigentlich steht, außer der "Raus aus dem Euro"-Haltung, ist doch quasi keinem AfD-Wähler bewusst oder bekannt.
Auf meine Frage an zwei AfD-Wähler heute, warum sie die denn gewählt hätten, war die Antwort "aus Protest gegen Merkel". Na, das war ja 'n grandioser Erfolg.
Da würde der Name "Ahnungslosigkeit für Deutschland" doch eigentlich viel besser passen... ;)
DerBademeister
23.09.2013, 13:00
Aber ist doch so bequem mit der AfD: Endlich mal einer, der denen da oben kontra gibt. Da ist der Stempel Protestpartei sofort aufgedrückt und Protest ist ja genau das, was viele gerne gegen die da oben ausdrücken möchten. Wofür die AfD im partikulären denn eigentlich steht, außer der "Raus aus dem Euro"-Haltung, ist doch quasi keinem AfD-Wähler bewusst oder bekannt.
Auf meine Frage an zwei AfD-Wähler heute, warum sie die denn gewählt hätten, war die Antwort "aus Protest gegen Merkel". Na, das war ja 'n grandioser Erfolg.
Hätten diese Menschen die Linkspartei gewählt - also die einzige Partei im Bundestag, die für Jedermann nachprüfbar immer gegen Merkels zestörerischen Euro-Kurs gestimmt hat - dann wäre die Oppositionsmehrheit bei der Wahl noch deutlich größer, da die Linkspartei über 10 Sitze verloren hat dieses Mal. Vor Allem aber hat die Linkspartei, anders als die AfD, ein tragfähiges Gegenkonzept einer anderen Europolitik, jenseits des populistischen "Wir schaffen ihn einfach ab". Herr Lucke weiß auch dass Deutschland (bzw. unsere Geldelite) als der größte Profiteur der Eurokrise nicht einfach den Euro abschaffen will, wird und kann, ohne unser Wirtschaftssystem so massiv zu schocken wie seit dem Krieg nicht mehr - und wenn er das tatsächlich nicht weiß, dann sollte er seinen Professorentitel schleunigst zurückgeben.
Für mich macht er jedoch in vielen Fragen einfach gute Mine zum bösen Spiel. Er flirtet mit den Ausländerhassern von der rechtsradikalen Seite wenn er Flüchtlinge als Bodensatz bezeichnet, mit den Europahassern aller Lager wenn er den Euro abschaffen will und mit den Sarrazinfans wenn er dem faulen Sozialhilfepack ans Leder will - ein klassischer Populist.
Bis sich eine Partei gründet, marktradikaler als die FDP und erzkonservativer als die CSU, war es ohnehin nur eine Frage der Zeit. Diese Menschen fühlen sich von Schwarz und Gelb immer weniger repräsentiert, sehnen sich nach einer einfacheren Zeit ohne EU-Gedöns, Banken-Bailouts und Asylantenströme zurück. Lucke wird sich angesehen haben was in den USA mit der Tea Party funktioniert hat und in Großbritannien mit der UKIP und hat dieses Erfolgsrezept kopiert, hat dann überraschend schnell eine tragfähige Organisation aufgebaut. Übrigens auch einige junge Menschen angesprochen, genau wie der libertäre Ron Paul in den USA. Beinahe hätte er aus dem Stand weg den Bundestagseinzug geschafft.
Auch wenn er knapp an seinem Ziel gescheitert ist, ist er dennoch für mich der eigentliche Sieger der Bundestagswahl, denn er hat von allen Lagern Wähler hinzugewonnen und das sind Wähler deren Frust über ihren sinkenden Lebensstandard nicht einfach verpuffen wird - im Gegenteil, die von mir angesprochenen Probleme (Asylanten, Bailouts, Eurokrise) werden in den nächsten vier Jahren weiter eskalieren, da es mit Schwarz-Rot oder Schwarz-Grün anders als mit Rot-Rot-Grün eben keine Korrektur der selbstmörderischen Europolitik der Kanzlerin geben wird.
Ich glaube nicht dass die AfD eine der typischen Eintagsfliegen (erinnert sich noch jemand an die Schill-Partei?) ist die einfach wieder vergeht. Ich rechne im Gegenteil damit dass sie sich, beflügelt vom Beinaheeinzug, jetzt konsolidieren und nächstes Jahr im Mai ins Europaparlament einziehen werden. Auch bei den Landtagswahlen der nächsten Jahre werden sie ein Wörtchen mitzureden haben. So lange sie dann nicht selbst in Regierungsverantwortung kommen, können sie bequem weiter gegen Euro und Asylanten wettern und damit Wähler für sich gewinnen.
Eine Postdemokratie in der die etablierte, seit 30 Jahren eingespielte, austauschbare Fünferbande CDUCSUFDPSPDGrüne die drängenden Probleme unserer Zeit nicht anpackt hat es nicht besser verdient. Wer die Rattenplage unserer Zeit (und das sind die Bankster und Spekulanten, nicht Asylanten und Sozialhilfeempfänger) nicht anpackt und zusieht wie die Ratten Häuserblock um Häuserblock infizieren, der soll sich nicht wundern wenn die Menschen irgendwann nach einem Rattenfänger schreien.
Der Schrei wurde nun erhört.
Dr.BrainFister
23.09.2013, 13:13
... Eine Postdemokratie in der die etablierte, seit 30 Jahren eingespielte, austauschbare Fünferbande CDUCSUFDPSPDGrüne die drängenden Probleme unserer Zeit nicht anpackt hat es nicht besser verdient. Wer die Rattenplage unserer Zeit (und das sind die Bankster und Spekulanten, nicht Asylanten und Sozialhilfeempfänger) nicht anpackt und zusieht wie die Ratten Häuserblock um Häuserblock infizieren, der soll sich nicht wundern wenn die Menschen irgendwann nach einem Rattenfänger schreien.
Der Schrei wurde nun erhört.
Nur gehört es nicht zu den Zielen der AfD, die "Ratten" einzufangen, von denen du da sprichst. Die AfD-Wähler, die meinen, nun endlich eine Partei gefunden zu haben, die ihren "Schrei" gegen Bankster und Spekulanten erhört, sind dort definitiv an der falschen Adresse.
Bei diesem Mist klinke ich mich doch einfach nur aus. Aber natürlich, die Piraten sind ja so durchorganisiert. Bis denn dann mal... Keine Fragen mehr...
Der erste und einzige, der die Piraten erwähnt hat, war Brainfister, der jedoch nur ihren Misserfolg nach dem Erfolgsfall herausstellte - und mitnichten ihre Organisation lobte. Du kannst und ja gerne mitteilen, warum du die AfD gewählt hast. Bisher kenne ich halt nur die Protest- und die Euroschiene und halte beides für Schmu. Man muss es schon aushalten können, wenn jemand das, was man gewählt hat, nicht abkann.
nevermore als Gast
23.09.2013, 15:48
Nun, dann werde ich mal die Frage für Demona beantworten. Wir werden von Regierung wie Opposition in Sachen Eurokrise seit Jahren nach Strich und Faden angelogen. Es werden Fakten verdreht, zurückgehalten, Entscheidungen im Schweinsgallopp durch das Parlament gepeitscht. Die Abgeordneten haben mehrheitlich keine Ahnung, worüber sie entscheiden, weil ihnen jedesmal die Zeit, auch nur die Unterlagen durchzuarbeiten, fehlt und nur eine verschwindende Minderheit Fachleute sind. Das wurde von Abgeordneten auch schon zugegeben. Wir benötigen dringend im Bundestag eine Partei, die sämtliche einer Fraktion verfügbaren Mittel einsetzt, um mit den Lügen und der Hinterzimmerpolitik Schluss zu machen. CDU, SPD, FDU und Grüne haben daran kein Interesse und der Linken fehlt dazu nicht die fachliche Kompetenz.
Der derzeitige Kurs ist vollkommen desaströs und ruiniert sowohl die Schulder- als auch die Gläubigerländer. So kann es nicht weitergehen. Die Eurozone ist nicht zu stabilisieren, das ist meine felsenfeste Überzeugung als Ökonomin, nur gibt es im Bundestag keine Fraktion, die dieser Perspektive ins Auge sieht. Es müssen Alternativen diskutiert werden, und zwar auf einem völlig anderen fachlichen Niveau als jetzt. Die paar Abweichler in CDU, FDP und Linke (dort ist es ohnehin nur Frau Wagenknecht), denen noch dazu ständig von ihren Parteiführungen ein Maulkorb verpasst wird, reichen nicht.
Ich habe die AfD gewählt, weil ich eine Opposition im Bundestag will, die die richtigen Fragen stellt. Andere Politikfelder sind für mich dabei völlig sekundär, da keinerlei Aussicht besteht, dass die AfD an einer Regierung beteiligt wird und ich außerdem weiß, dass diverse kursierende Behauptungen, was diese Partei angeblich mit dem Wahlrecht und der Sozialhilfe vorhat, Propaganda und gelogen sind. Ich kenne einige der AfD-Profs persönlich, und ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass das weder Rechtspopulisten noch Nazis oder Trottel sind.
DerBademeister
23.09.2013, 15:53
Ich habe die Linke gewählt, damit stehe ich ebenso außerhalb des "Mainstreams". Natürlich stimme ich auch nicht Allem was diese Partei im Programm hat zu, das ist auch unmöglich wenn eine Partei Millionen Menschen mit ihren individuellen Bedürfnissen repräsentieren will. Andere Wähler der Linken haben eben andere Bedürfnisse als ich.
Mir ist es wichtig meine Wahlentscheidung stets möglichst rational anzugehen und mich nicht von Personenkult oder unwichtigem Wahlkampfgetöse (Stinkefinger etc.) leiten zu lassen. Auch von Symbolpolitik die es bei jeder Partei gibt - z.B. den totalen Profeminismus aller linken Parteien welcher mir total gegen den Strich geht - will ich mich nicht zu sehr beeinflussen lassen. Für mich ist am Wichtigsten dass ich in den großen Politikfeldern mit einer Partei übereinstimmen kann - ihrer Außenpolitik, Wirtschaftspolitik und Sozialpolitik - denn das ist es was sich in unserem Alltag an allen Ecken und Enden auswirkt und unser Leben wirklich nachhaltig in eine positive oder negative Richtung beeinflussen kann.
Es muss auch niemand seine Wahlentscheidung verteidigen oder rechtfertigen, dennoch finde ich es interessant zu erfahren wieso Mitbürger ihre individuelle Wahlentscheidung getroffen haben, sei es für die AfD oder für jedwede andere Partei. Bei AfD-Wählern ist diese Information besonders wichtig, weil die AfD eine brandneue Partei ist. Nicht nur für die AfDler selbst, auch für ihre politischen Gegner geht es nun darum zu analysieren, bei welchen Wählern sie angekommen ist und warum.
nevermore als Gast
23.09.2013, 16:16
Alle demoskopischen Analysen sind hier:
Wahlen 2013 - ZDF (http://wahltool.zdf.de/__html5/indexc.html)
Das sollte die Frage zumindest teilweise beantworten. Etwa in der Mitte der Seiten wird die Frage nach der Protestwahl gestellt. Von 60 Prozent wurde die AfD nicht aus Protest, sondern aus inhaltlichen Gründen gewählt.
DerBademeister
23.09.2013, 16:16
Wer zu faul ist zum Suchen: Hier findet sich das Parteiprogramm der AfD:
https://www.alternativefuer.de/partei/wahlprogramm/
Im Gegensatz zu den anderen Parteien ist es geradezu radikal kurz, also binnen weniger Minuten aufzunehmen.
Da die AfD eine neue Partei ist können wir uns nur anhand dieses Wahlprogramms und der bekannten Aussagen von Parteifunktionären ein Urteil bilden.
nevermore als Gast
23.09.2013, 16:30
Das Wahlprogramm kann man sich jetzt auch vollends sparen. Wenn es nicht noch Neuwahlen gibt wegen Scheiterns aller Koalitionsverhandlungen, ist diese Chance vertan und ich bin alles andere als überzeugt, dass diejenigen, die wirklich etwas ausrichten hätten können, sich diese Schlammschlacht noch ein weiteres Mal antun. Keiner von denen hat das wirtschaftlich nötig und für einen Kurswechsel in Sachen Währungsunion ist es in vier Jahren auch zu spät. Man kann nur noch hoffen, dass irgendwer sonst Vernunft annimmt und uns das nicht alles vollkommen unkontrolliert auseinanderfällt.
Außenpolitik, Wirtschaftspolitik und Sozialpolitik
Das ist ja schön und gut, aber wenn dir wirtschaftlich und finanziell alles um die Ohren fliegt, dann ist gerade für letzteres kein Geld mehr da.
Und was unsere Außenpolitik betrifft, dank Angie benötigten wir Guido sowieso nicht mehr, da Madam die Entscheidungen alleine traf, siehe Syrien und da hat sich keine Partei mit Ruhm bekleckert.
Dr.BrainFister
23.09.2013, 17:36
Das Wahlprogramm kann man sich jetzt auch vollends sparen. Wenn es nicht noch Neuwahlen gibt wegen Scheiterns aller Koalitionsverhandlungen, ist diese Chance vertan und ich bin alles andere als überzeugt, dass diejenigen, die wirklich etwas ausrichten hätten können, sich diese Schlammschlacht noch ein weiteres Mal antun. Keiner von denen hat das wirtschaftlich nötig und für einen Kurswechsel in Sachen Währungsunion ist es in vier Jahren auch zu spät. Man kann nur noch hoffen, dass irgendwer sonst Vernunft annimmt und uns das nicht alles vollkommen unkontrolliert auseinanderfällt.
Wenn Leute nur Politik machen, weil sie es "wirtschaftlich nötig" haben, wäre ihr Ausscheiden eh kein großer Verlust. Sollten in der AfD wirklich Führungspersönlichkeiten stecken, die fest hinter ihren politischen Zielen stehen und dafür kämpfen wollen, werden sie sich von der relativ milden "Schlammschlacht" der letzten Monate nicht abschrecken lassen. Die AfD-Leute mussten da nicht mehr ertragen als die Linken, Grünen, Piraten o.a. kontroverse Parteien. Wer mit Samthandschuhen angefasst werden will, sollte nicht in die Öffentlichkeit gehen und den Provokateur spielen.
Es wäre allerdings interessant, wenn du uns noch erklären kannst, inwiefern die "diversen kursierenden Behauptungen, was diese Partei angeblich mit dem Wahlrecht und der Sozialhilfe vorhat", lediglich Propaganda und Lügen sind. Übrigens will ich die AfD nicht pauschal als Nazipartei abstempeln. Doch wie steht es damit, dass Lucke & Co. gezielt am rechten Rand nach Wählerstimmen gefischt haben? Auch nur gelogen? Wenn man dem Nazi-Vergleich aber tatsächlich folgen will, ist zumindest festzustellen, dass auch damals bei Hitlers Machtergreifung nicht nur plumpe Rechtspopulisten das Ruder in der Hand hatten. Die Nationalsozialisten zogen ebenso viele Intellektuelle, Akademiker und Vertreter der Wirtschaftselite an. Wenn man diese Leute damals persönlich kennen gelernt hätte, wären sie wahrscheinlich auch nicht alle wie typische Bilderbuch-Nazis rübergekommen.
@Demona
Schade, dass du vor den kritischen Fragen gleich Reißaus nimmst. Du hättest doch einfach erläutern können, wo die AfD-Wähler gestern in der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung als rechtslastig bezeichnet wurden. Vielleicht habe ich da irgendwas übersehen. Ich kann mich jedenfalls nur an Wahlanalysen erinnern, laut denen die AfD die meisten Wähler aus den Lagern der CDU und FDP für sich gewinnen konnte. Aber auch von den Grünen und Linken sowie aus dem Nichtwählerlager konnten sie einige Stimmen abzweigen. Von Rechtslastigkeit war da keine Rede. Auch die Interviews bei den Wahlparties liefen ziemlich gleichberechtigt ab. Die Vertreter der AfD wurden dort nach den ersten Hochrechnungen nicht anders befragt als die der restlichen Parteien. Sie wurden von den Moderatoren und Analysten sogar oft als "der eigentliche Sieger des Abends" bezeichnet.
nevermore als Gast
23.09.2013, 18:37
Wenn Leute nur Politik machen, weil sie es "wirtschaftlich nötig" haben, wäre ihr Ausscheiden eh kein großer Verlust.
Eben. Die hatten es nicht wirtschaftlich nötig. Was man von den diversen Studienabbrechern und gescheiterten Existenzen in manchen anderen Parteien nicht behaupten kann.
Sollten in der AfD wirklich Führungspersönlichkeiten stecken, die fest hinter ihren politischen Zielen stehen und dafür kämpfen wollen, werden sie sich von der relativ milden "Schlammschlacht" der letzten Monate nicht abschrecken lassen.
Wie ich schon sagte, in vier Jahren brauchen sie nicht nochmal anzutreten, dann ist es zu spät. Man muss sich nicht ohne Not als Nazi beschimpfen und mit Hitler in eine Reihe stellen lassen, es sei denn, man ist Masochist.
Es wäre allerdings interessant, wenn du uns noch erklären kannst, inwiefern die "diversen kursierenden Behauptungen, was diese Partei angeblich mit dem Wahlrecht und der Sozialhilfe vorhat", lediglich Propaganda und Lügen sind...Doch wie steht es damit, dass Lucke & Co. gezielt am rechten Rand nach Wählerstimmen gefischt haben? Auch nur gelogen?
Zu den ersten Punkten gibt es Klar- und Gegendarstellungen, die jedem zugänglich waren, der sie ernsthaft hören wollte. Und was das angebliche "Fischen am rechten Rand" angeht, für diese Propaganda ist das Handelsblatt verantwortlich, das aus ziemlich durchsichtigen Gründen gegen die AfD eine Kampagne hingelegt hat, die der "Zeitung" in Heinrich Bölls Katharina Blum in nichts nachsteht.
Mir persönlich ist es vollkommen egal, ob und wen du für Nazis oder Rechtspopulisten hältst - wenn jemand unbedingt das vierte Reich an die Wand malen will, anstatt sich mit den wesentlich näherliegenden Problemen der Währungsunion zu befassen, soll er das tun, bittesehr. Diese Diskussion ist mir zu blöd, sorry, und nach dem Scheitern bei dieser Wahl sehe ich schon gar keine Notwendigkeit mehr, mich in so etwas zu engagieren. Ich wolllte hier Gründe nennen, warum Leute vielleicht diese Partei wählen, und mehr nicht. Irgendeine weitergehende Mission habe ich nicht, und deshalb bin ich dann jetzt auch wieder weg.
Dr.BrainFister
23.09.2013, 18:59
Eben. Die hatten es nicht wirtschaftlich nötig. Was man von den diversen Studienabbrechern und gescheiterten Existenzen in manchen anderen Parteien nicht behaupten kann.
Gut verdienender Akademiker zu sein, ist weder ein Zeichen von Intelligenz noch von Kompetenz. Zumindest nicht zwangsläufig. Es gibt wahrscheinlich viele "Studienabbrecher" und "gescheiterte Existenzen", denen politisch, gesellschaftlich und kulturell wesentlich mehr wertvolle Impulse zu verdanken sind als so manchen Trägern von Doktor- oder Professorentiteln.
Wie ich schon sagte, in vier Jahren brauchen sie nicht nochmal anzutreten, dann ist es zu spät. Man muss sich nicht ohne Not als Nazi beschimpfen und mit Hitler in eine Reihe stellen lassen, es sei denn, man ist Masochist.
Dann scheint es in der Politik viele Masochisten zu geben. ;) Vielleicht verwechselst du hier aber auch Masochismus mit politischer Leidenschaft, Entschlossenheit und Durchsetzungskraft.
Zu den ersten Punkten gibt es Klar- und Gegendarstellungen, die jedem zugänglich waren, der sie ernsthaft hören wollte. Und was das angebliche "Fischen am rechten Rand" angeht, für diese Propaganda ist das Handelsblatt verantwortlich, das aus ziemlich durchsichtigen Gründen gegen die AfD eine Kampagne hingelegt hat, die der "Zeitung" in Heinrich Bölls Katharina Blum in nichts nachsteht.
Ein Link zu einer solchen Klar- und Gegendarstellung wäre hilfreich gewesen, aber ich werde einfach selbst mal nachrecherchieren sobald ich Zeit dafür finde.
Mir persönlich ist es vollkommen egal, ob und wen du für Nazis oder Rechtspopulisten hältst - wenn jemand unbedingt das vierte Reich an die Wand malen will, anstatt sich mit den wesentlich näherliegenden Problemen der Währungsunion zu befassen, soll er das tun, bittesehr.
Ich habe nicht das vierte Reich an die Wand gemalt, sondern einzig und allein das Fischen nach Wählerstimmen am rechten Rand kritisiert.
Diese Diskussion ist mir zu blöd, sorry, und nach dem Scheitern bei dieser Wahl sehe ich schon gar keine Notwendigkeit mehr, mich in so etwas zu engagieren. Ich wolllte hier Gründe nennen, warum Leute vielleicht diese Partei wählen, und mehr nicht.
Dann geht dir die Luft aber ziemlich schnell aus. Wie Bademeister schon sagte, hat die AfD in den nächsten Jahren noch zahlreiche andere Möglichkeiten, um politische Erfolge einzufahren.
Irgendeine weitergehende Mission habe ich nicht, und deshalb bin ich dann jetzt auch wieder weg.
Und tschüss! :winkewinke:
DerBademeister
23.09.2013, 21:38
Das Wahlprogramm kann man sich jetzt auch vollends sparen. Wenn es nicht noch Neuwahlen gibt wegen Scheiterns aller Koalitionsverhandlungen, ist diese Chance vertan und ich bin alles andere als überzeugt, dass diejenigen, die wirklich etwas ausrichten hätten können, sich diese Schlammschlacht noch ein weiteres Mal antun. Keiner von denen hat das wirtschaftlich nötig und für einen Kurswechsel in Sachen Währungsunion ist es in vier Jahren auch zu spät. Man kann nur noch hoffen, dass irgendwer sonst Vernunft annimmt und uns das nicht alles vollkommen unkontrolliert auseinanderfällt.
Es wird Dich vielleicht wundern, aber ich kann Vieles in diesem dünnen Parteiprogramm unterschreiben. Was an diesem Flyer-artigen Programm allerdings gegenüber den anderen Parteien, die eine Langversion ihrer Programme bieten, fehlt, ist eine detaillierte Erläuterung ihrer Pläne zur völligen Umkrempelung unseres Wirtschaftsraumes. Nicht so wichtig bei banal-selbstverständlichen Themen wie "Deutschland muss familien- und kinderfreundlicher werden", denn das steht in allen Programmen Heute drin und unterscheidet die AfD nicht vom Rest.
Absolut unerlässlich beim absoluten Kernpunkt des AfD-Programms und ihrer eigentlichen Existenzberechtigung:
Wir fordern eine geordnete Auflösung des Euro-Währungsgebietes. Deutschland braucht den Euro nicht. Anderen Ländern schadet der Euro.
Wir fordern die Wiedereinführung nationaler Währungen oder die Schaffung kleinerer und stabilerer Währungsverbünde. Die Wiedereinführung der DM darf kein Tabu sein.
Ja, in der FAQ (https://www.alternativefuer.de/partei/faq/) werden immerhin einige Ideen näher erläutert, was offenbar zu Beginn des Wahlkampfes noch nicht der Fall war und zurecht kritisiert wurde. Für mich bleiben trotzdem viele Fragen offen - und ich bin kein studierter Volkswirt.
Welchen Schritt-für-Schritt Plan hat die AfD zur Abwicklung der Eurozone?
Wie ist der Zeitplan? In der Faq wird luftig von behutsamer Auflösung und mehrjährigen Übergangsprozessen gesprochen.
Welche "kleinere und stabilere Währungsverbünde" sollen an ihre Stelle treten? Warum nennt Herr Lucke nicht konkret die Staaten die er für würdig erachtet?
Wann, wie und wie schnell kann die deutsche Wirtschaft, exportabhängig wie keine andere Wirtschaft in der EU, transformiert werden um den erwartbaren Kollaps zu verhindern wenn unsere wichtigsten Handelspartner wie Frankreich nach dem Ende des Euros massiv unsere D-Mark aufwerten um ihre Wettbewerbsfähigkeit anzupassen? Diese Frage ist der absolute Knackpunkt der Eurozonenkrise, denn Deutschland hängt am süßen Gift seines durch zwanzig Jahre Lohnzurückhaltung verursachten riesigen Außenwirtschaftsüberschusses.
Welcher Startkurs der Nationalwährungen untereinander wird angestrebt? (wichtig z.B. für Personen und Unternehmen die Geld- und sonstige Anlagen im Ausland halten - insbesondere für langfristige Investments relevant)
Welcher Startkursder Nationalwährungen zu anderen Weltwährungen wie Dollar und Yen wird angestrebt? In der FAQ steht lediglich, der freie Markt - hier der Devisenmarkt - solle die Wechselkurse regeln, aber nicht welche Kurse zur Einführung angestrebt werden. Ist mir zu vage. Ist aber essentiell z.B. für ein Unternehmen wie VW dass einen riesen Teil seines Umsatzes in China erwirtschaftet (nur ein Beispiel).
Was passiert mit der EZB?
Wie werden Schulden und Forderungen an Länder wie Griechenland, Spanien etc. umgerechnet und abgewickelt wenn an Stelle der Euroschulden DM, Franc, Kronen und Co. treten? Z.b. bei langfristigen Staatsanleihen? Du weißt dass die Schulden beispielsweise der Griechen mittlerweile fast vollständig von den privaten Gläubigern auf die öffentlichen Gläubiger (vorrangig) Deutschland verlagert wurden und der nächste (auch von der AfD richtigerweise geforderte) Schuldenschnitt uns dementsprechend hart treffen wird im Bundeshaushalt. Ganz zu schweigen vom Übernächsten.
Mir würden hier noch einige weitere Fragen einfallen, der Punkt ist: Die AfD gibt darauf zu wenige Antworten für ihr Selbstverständnis als Ökonomenzirkel. Da stellt sich mir die Frage: Warum? Sie wissen es entweder selber nicht, oder wollen sich nicht angreifbar machen wenn sie konkreter werden. Dass dieses Problem unheimlich komplex ist und viele Variablen beinhaltet die wir nicht vorausplanen können ist klar - dann kann man sich aber auch nicht hinstellen und den Menschen einfache Lösungen versprechen. Meiner Ansicht nach leiden Ökonomen im Punkt der Zuverlässigkeit ihrer Planungen nicht nur diesbezüglich mittlerweile an Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten. Nach dem völligen Versagen gerade der dt. Ökonomie bei der Vorhersage der Finanzkrise sollte hier eigentlich etwas Demut eingekehrt sein.
Wer Kerneuropa von Grund auf umkrempeln will der muss auch erklären wie er das ganz konkret anstellen will, ansonsten kommt es zu genau dem ungeordneten Kollaps den Du mit Deiner Stimme für die AfD zu verhindern suchst.
Merkel und Steinbrück haben diesen Plan auch nicht, sie erläutern ihre Lösungsvorschläge noch weniger als die AfD - das ist unbenommen und ich bin der Erste der ihnen das vorwirft. Genau deshalb hangeln sie sich von Krise zu Krise ohne langfristige Lösungsansätze. Genau deshalb muss eine Partei die sich auf die Fahnen schreibt Europa mit einem großen Plan vor dem drohenden Kollaps zu retten mehr bieten als luftige Forderungen ohne ein stichhaltiges eigenes Konzept. Es ist grundlegende Wissenschaftstheorie - egal ob es sich um VWL, Politologie, Medizin oder Physik handelt - dass man Hypothesen detailliert erläutert um sie im peer review verifizier- oder falsifizierbar zu machen. Professoren sollten sich nicht davor scheuen ihre Pläne auf den Tisch zu legen und von ihren Kollegen überprüfen zu lassen.
Das was da auf der AfD-Plattform erläutert wird ist mir zu dünne und das obwohl ich dem grundsätzlichen Tenor der Eurokritik sowie der Idee den Euroraum auf ein homogenes Kerngebiet zu schrumpfen (für mich: Westeuropa + Skandinavien) durchaus zustimme.
Vom "Bodensatz" und anderen widerlichen Sozialrassismen will ich an dieser Stelle gar nicht anfangen, das würde zu weit führen.
DerBademeister
23.09.2013, 21:55
Übrigens will ich die AfD nicht pauschal als Nazipartei abstempeln. Doch wie steht es damit, dass Lucke & Co. gezielt am rechten Rand nach Wählerstimmen gefischt haben? Auch nur gelogen? Wenn man dem Nazi-Vergleich aber tatsächlich folgen will, ist zumindest festzustellen, dass auch damals bei Hitlers Machtergreifung nicht nur plumpe Rechtspopulisten das Ruder in der Hand hatten. Die Nationalsozialisten zogen ebenso viele Intellektuelle, Akademiker und Vertreter der Wirtschaftselite an. Wenn man diese Leute damals persönlich kennen gelernt hätte, wären sie wahrscheinlich auch nicht alle wie typische Bilderbuch-Nazis rübergekommen.
Wer die Spätphase der Weimarer Republik studiert, lernt dass Hitler durch die Rechtskonservativen an die Macht kam. Jeder Rechtskonservative - und genau für diese Personen ist die AfD so interessant - muss deshalb aus der deutschen Geschichte die Lehre ziehen, dass man sich mit Sozialrassisten und Sozialdarwinisten nicht, niemals und unter keinen Umständen gemein macht. Männer wie Franz von Papen meinten damals auch einen Hitler kontrollieren zu können - "In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, daß er quietscht" protzte der Mann, bevor er mit dem späteren Führer koalierte und ihn zum Kanzler wählte. Das Ergebnis dieses Paktes mit dem Teufel ist bekannt. Jemand wurde in diesem Zweckbündnis zerquetscht, es waren aber nicht die Faschisten, sondern die Rechtskonservativen.
Für mich sind Parteien die mit solchen Strömungen flirten unwählbar - und ich bin fair und laste das nicht nur der AfD an. Wer sich mit dem Bösen einlässt, macht es sich zu eigen - wie man sich bettet, so liegt man. Ich werde auch niemals die SPD wählen so lange ein Mensch wie Thilo Sarrazin das Parteibuch führt. Oder die Union, so lange es in ihren Reihen MdBs gibt die Schwule für krank und pervers halten. Ebenso wäre jede linke Partei für mich unwählbar die mit einem realsozialistisch-totalitären System wie Nordkorea flirtet - Heute fast undenkbar, aber vor wenigen Jahrzehnten gab es bis in den sozialdemokratischen Mainstream und die linke Intelligenzia einflussreiche Personen die beispielsweise glühende Maoisten waren.
Jeder aufrechte Demokrat, ob rechts oder links, Christ oder Atheist, muss irgendwo eine rote Linie ziehen und sich Menschen verweigern denen die Demokratie und ihre Grundlagen wie die Menschenrechte von Grund auf fremd sind. Auch wenn das ein paar Prozent Wählerstimmen kosten kann. Wer diesen Anstand nicht hat wird meine Stimme nicht bekommen, auch wenn ich mit ihm in tausend anderen Punkten übereinstimme.
Dr.BrainFister
23.09.2013, 21:59
... Für mich sind Parteien die mit solchen Strömungen flirten unwählbar - und ich bin fair und laste das nicht nur der AfD an. Wer sich mit dem Bösen einlässt, macht es sich zu eigen - wie man sich bettet, so liegt man. Ich werde auch niemals die SPD wählen so lange ein Mensch wie Thilo Sarrazin das Parteibuch führt. Oder die Union, so lange es in ihren Reihen MdBs gibt die Schwule für krank und pervers halten. Ebenso wäre jede linke Partei für mich unwählbar die mit einem realsozialistisch-totalitären System wie Nordkorea flirtet - Heute fast undenkbar, aber vor wenigen Jahrzehnten gab es bis in den sozialdemokratischen Mainstream und die linke Intelligenzia einflussreiche Personen die beispielsweise glühende Maoisten waren.
Jeder aufrechte Demokrat, ob rechts oder links, Christ oder Atheist, muss irgendwo eine rote Linie ziehen und sich Menschen verweigern denen die Demokratie und ihre Grundlagen wie die Menschenrechte von Grund auf fremd sind. Auch wenn das ein paar Prozent Wählerstimmen kosten kann. Wer diesen Anstand nicht hat wird meine Stimme nicht bekommen, auch wenn ich mit ihm in tausend anderen Punkten übereinstimme.
Dem kann ich mich 100%ig anschließen. Genauso halte ich es auch mit meinen Wahlentscheidungen.
DerBademeister
23.09.2013, 22:59
Dem kann ich mich 100%ig anschließen. Genauso halte ich es auch mit meinen Wahlentscheidungen.
Viele Menschen wählen eben taktisch statt eine Gewissensentscheidung zu treffen. Ich finde es allerdings widersprüchlich unseren Abgeordneten vorzuwerfen dass sie gegen ihr Gewissen und für die Fraktionsdisziplin stimmen, wenn ich als Wähler dasselbe tue - und das ohne den enormen Druck des Fraktionschefs als Zuchtmeister im Nacken. Was passiert wenn man seinem Gewissen folgt hat gerade Siegfried Kauder, der Bruder des Unions-Fraktionschefs bitter erfahren.
Als Wähler bin ich demgegenüber frei in meiner Entscheidung und mache davon Gebrauch. Ich habe auch schon mal für die ÖDP und für die Familienpartei gestimmt, obwohl die nie im Leben eine Chance hatten in den Bundestag einzuziehen und mir somit klar war dass meine Stimme "verfallen" würde.
Dr.BrainFister
23.09.2013, 23:19
Viele Menschen wählen eben taktisch statt eine Gewissensentscheidung zu treffen. Ich finde es allerdings widersprüchlich unseren Abgeordneten vorzuwerfen dass sie gegen ihr Gewissen und für die Fraktionsdisziplin stimmen, wenn ich als Wähler dasselbe tue - und das ohne den enormen Druck des Fraktionschefs als Zuchtmeister im Nacken. Was passiert wenn man seinem Gewissen folgt hat gerade Siegfried Kauder, der Bruder des Unions-Fraktionschefs bitter erfahren.
Als Wähler bin ich demgegenüber frei in meiner Entscheidung und mache davon Gebrauch. Ich habe auch schon mal für die ÖDP und für die Familienpartei gestimmt, obwohl die nie im Leben eine Chance hatten in den Bundestag einzuziehen und mir somit klar war dass meine Stimme "verfallen" würde.
Gewissen ist für viele Menschen heutzutage nur noch ein relativer Wert.
DerBademeister
23.09.2013, 23:58
Gewissen ist für viele Menschen heutzutage nur noch ein relativer Wert.
Bei den Vorbildern braucht uns das nicht verwundern. Es ist schließlich kein Zufall dass die stetige Abnahme der Empathie unserer Mitbürger zusammenfällt mit der zunehmenden neoliberalen Ökonomisierung aller Lebensbereiche. Überall stehen die Menschen Heute im Wettbewerb miteinander, werden gegeneinander aufgehetzt, müssen ihre Ellenbogen einsetzen um was zu erreichen.
Meines Wissens gibt es da in den USA eine interessante Langzeitstudie die seit mehreren Jahrzehnten bei neuen Collegestudenten psychologische Tests durchführt - Mitgefühl, Mitleid, die Fähigkeit sich in andere Menschen hineinzuversetzen nehmen seit ~1980 (Beginn der Reaganomics, Thatcherism, Kohl in der BRD) ab, narzisstische Typ A-Persönlichkeiten bis zur Psychopathie nehmen zu. Diese Entwicklung hat sich seit der Jahrtausendwende beschleunigt.
Wir nähern uns einem Klima der Leistungsbesessenheit, Lieblosigkeit und Mitleidlosigkeit an dass mich stark an die Vorkriegswelt von vor 100 Jahren erinnert, wie sie kongenial in Michael Hanekes bedrückendem Drama "Das weiße Band" portraitiert wird.
In dieser Gesellschaft ist die ökonomische Verwertbarkeit des Humankapitals der Gradmesser, jeder der zu alt, zu schwach oder zu ungebildet ist um bei der Kosten/Nutzenkalkulation ins Positive zu rutschen soll "verschwinden". Nicht durch den Kamin wie zu Onkel Ades Zeiten, wir sind schließlich zivilisiert, aber doch bitte außer Sichtweite unserer gepflegten Vorstädte. Wohin all diese "nutzlosen" Menschen verschwinden sollen wird selbstverständlich nie gesagt, das bleibt der Phantasie überlassen. Ob es sich nun um "Sozialschmarotzer" oder den "Bodensatz" aus Asylanten und "Wirtschaftsflüchtlingen" wie den in ihren Heimatländern weggejagten Roma handelt - geschenkt. Nicht zu vergessen das big bad, die Juden unserer Zeit natürlich, unsere muslimischen Mitbürger, jeder ein potenzieller Terrorist, mindestens aber ein Dönermörder im Wartestand.
Wenn ich einem Mann wie Lucke zuhöre wie er da bei Stuckrad-Barre sitzt, dann habe ich nicht den Eindruck dass er den Verlierern dieser Leistungsgesellschaft mehr zu sagen hat als die geschniegelten Bürschchen von der abgewählten FDP. Er wirkt wie ein netter Onkel mit seinem harmlosen Äußeren und seiner Fistelstimme, doch sein generöser Hinweis den "Bodensatz" nicht ins Land lassen zu wollen noch als Akt zum Wohle ebenjenes Bodensatzes umzudeuten - der sich schließlich eh nie aus der Gosse emporarbeiten könnte - das zeugt für mich von genau der überlegenen Attitüde eines (von uns Steuerzahlern!) gutversorgten Bessermenschen wie sie auch Thilo Sarrazin zeigt. Nicht umsonst kassieren beide Männer stets dann den lautesten Applaus von ihren rechtskonservativen Zuhörern wenn sie vom Bodensatz fabulieren.
Wenn solche Männer das Beste sind was unsere Gesellschaft aufbieten kann um die Robotregentin endlich zum Teufel zu jagen sehe ich uns selbst im besten Falle einer Wachablösung bloß vom Regen in die Traufe gleiten. Das ist kein Gesellschaftsentwurf der Aussicht und Hoffnung auf eine bessere Zukunft macht in der es uns Allen besser geht (und nicht nur ein paar Begüterten die bereits jetzt kaum mehr wissen wohin mit ihrem meist geerbten Reichtum).
Helmut Schmidt sagte mal, "wer Visionen hat soll zum Arzt gehen!".
Eine Vision ist genau die Medizin welche wir Heute dringender brauchen denn je.
DerBademeister
24.09.2013, 00:33
Auch einige denkende Konservative können mit dieser Postdemokratie und ihren Spiegelfechtereien (Veggie Day, Stinkefinger und Co.) immer weniger anfangen:
Wahlkampf der Gespenster: Die große politische Leistungsverweigerung - Debatten - FAZ (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/wahlkampf-der-gespenster-die-grosse-politische-leistungsverweigerung-12583200.html)
Zum Glück bin ich kein Konservativer, denn da wäre mir die Wahlentscheidung trotz einer AfD-Alternative mehr bei dieser Wahl besonders schwer gefallen. Vom Hort eines christlich-humanistisch geprägten Konservativismus der unser Land nach dem Krieg aus den Ruinen zur Westaussöhnung und Wirtschaftswunder führte ist nämlich ebenso wenig übrig geblieben wie vom gesellschaftlichen Aufbruch der Brandt-Ära stolzer Sozialdemokratie in ihren besten Zeiten. Das wird gerne verdrängt wegen der Wahlerfolge unserer Bundeskanzlerin. Diese Dame hat einem gläubigen Christen doch genauso wenig anzubieten wie mir als linken Atheisten.
Wären sie konsequent, sie würden das C streichen und sich nur noch "Union" nennen.
Wären sie konsequent, sie würden das S streichen und sich nur noch "Aldemokraten" nennen.
Vier weitere Jahre rot und schwarz lackierter Union von Aaldemokraten und Aaldemokratinnen. Prost!
Dr.BrainFister
24.09.2013, 12:19
Bei den Vorbildern braucht uns das nicht verwundern. ...
Du zeigst aber auch ganz gern mit dem Finger nach oben, oder? ;) Mir wäre es lieber, wenn die deutsche Bevölkerung nicht nur passiv auf einen Gesinnungswandel in den Führungsetagen wartet, sondern sich auf Eigenverantwortung und selbstständiges Denken besinnt.
DerBademeister
26.09.2013, 14:16
Da stimme ich Dir zu.
Wenn man so einen Käse (http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/karriere-von-psychopathen-wie-man-mit-gestoerten-bossen-umgeht-a-924052.html) liest ist einfach glasklar dass man solchen Menschen nicht das Feld überlassen kann, wenn von dieser Welt noch irgendwas übrig bleiben soll für kommende Generationen.
Aber zurück zur Politik: Die SPD weigert sich mal wieder, den Mindestlohn einzuführen wie von der Linken vorgeschlagen - immerhin gibt es eine linke Mehrheit im neuen Bundestag und der Mindestlohn könnte beschlossen werden noch bevor sich eine neue Regierung konstituiert:
Die SPD-Spitze lehnt eine gemeinsame Bundestagsinitiative mit der Linken für eine Lohnuntergrenzen ab. "Die SPD wird sich dafür stark machen, dass der gesetzliche Mindestlohn kommt und braucht dafür keine Nachhilfe von der Linkspartei", sagte SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil. Das Vorhaben sei viel zu wichtig, als dass man es "für parteitaktische Spielchen missbrauchen" sollte.
Bundestag: SPD-Spitze will Mindestlohn nicht mit Linken durchsetzen | ZEIT ONLINE (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-09/jusos-mindestlohn-linke-bundestag-mehrheit)
Siehe auch: Mindestlohn kommt auch ohne Hilfe der Linkspartei|SPD Bundestagsfraktion (http://www.spdfraktion.de/themen/mindestlohn-kommt-auch-ohne-hilfe-der-linkspartei)
Vielleicht sollte man sich einen Screenshot von dieser Aussage machen, wenn sie später wieder an Merkels Rockzipfeln hängen und von nichts gewusst haben.
nevermore als Gast
29.09.2013, 13:47
Gut verdienender Akademiker zu sein, ist weder ein Zeichen von Intelligenz noch von Kompetenz. Zumindest nicht zwangsläufig. Es gibt wahrscheinlich viele "Studienabbrecher" und "gescheiterte Existenzen", denen politisch, gesellschaftlich und kulturell wesentlich mehr wertvolle Impulse zu verdanken sind als so manchen Trägern von Doktor- oder Professorentiteln.
Ich habe davon gesprochen, dass diese Leute es wirtschaftlich nicht nötig haben, Berufspolitiker zu sein. Das ist bei jemandem, der keinen Berufsabschluss hat, etwas ganz anderes. Über das, was den FDP-Politikern und ihren Mitarbeitern blüht, wurde in den letzten Tagen genug berichtet. So einfach ist das für viele nicht. Für viele bleibt nur die Berufspolitik.
Dann scheint es in der Politik viele Masochisten zu geben. ;) Vielleicht verwechselst du hier aber auch Masochismus mit politischer Leidenschaft, Entschlossenheit und Durchsetzungskraft.
Nein, sich mit Dreck bewerfen lassen, erfordert keine Durchsetzungskraft. Durchsetzungskraft erfordert, sich mit Argumenten auseinanderzusetzen, was in Sachen AfD in den seltensten Fällen geschieht.
Ich habe nicht das vierte Reich an die Wand gemalt, sondern einzig und allein das Fischen nach Wählerstimmen am rechten Rand kritisiert.
Und ich habe dir gesagt, dass das angebliche Fischen am rechten Rand eine Kampagne ist, die insbesondere vom Handelsblatt losgetreten wurde. Das Handelsblatt hat seine Gründe dafür, seine Anzeigenkunden bestehen wie bei kaum einer anderen Publikation aus den Profiteuren der Eurokrise.
Mich wundert, dass du als Medienmensch auf diese durchsichtige Propaganda hereinfällst und nicht mal selber recherchierst. Wieso beispielsweise sollte jemand "D-Mark-Nostalgiker" sein, der in den 90ern energischer Befürworter der Währungsunion gewesen ist? Warum wird einer Partei "fischen am rechten Rand" unterstellt, die striktere Aufnahmeregelungen als alle anderen hat, während bei den Piraten, deren Vorsitzender damals schon mal bereit war, NPD-Funktionären "Jugendsünden" zu verzeihen, großzügig darüber hinweggesehen worden ist?
Andererseits, wenn ich die vorige Seite so lese, ist es vielleicht doch nicht so verwunderlich. Bild-Blog, kein Jota weniger manipulativ als das Medium, das er an den Pranger stellt. Und Stuckrade-Barre, also ich bitte dich. Unterschichten-TV, das billige Punkte damit zu machen sucht, seine Gäste wie den dummen August über Stöckchen springen zu lassen und lächerlich zu machen, damit der Proll ohne Schulabschluss mit der Bierflasche vor der Glotze sich auch mal einem Professor überlegen fühlen kann. Was kommt als nächstes? Darf Frau Dr. Wagenknecht im Baströckchen Hula tanzen, damit sich Stuckrades Publikum auf die Schenkel patschen kann?
Das ist doch unsäglich, wie mit dieser Partei umgegangen ist. Man nehme bloß mal diese Diskussion um die "Entartung der Demokratie". Jetzt ist also Lucke ein Nazi, weil er die demokratischen Prozesse bei den Eurogesetzen als "entartet" bezeichnet hat. Den Begriff haben unter anderem Helmut Schmidt, Wolfgang Schäuble und Johannes Ponader verwendet. Hat da jemand "Nazi" geschrieen und sie mit Goebbels in eine Reihe gestellt?
Dass es auch anders geht, hat Dietmar Bartsch gezeigt, dessen Diskussion mit Lucke bei Phönix unter den Linden zu empfehlen ist. Aber der hat auch mehr drauf als "Nahtzieh! Natzieh" und "chräächzz, räächhzz, räächhzz" zu plärren, was man von den meisten, die die AfD an den rechten Rand stellen, nicht behaupten kann. Hoffentlich wird es bei Plasberg morgen auch anders, mit Frau Wagenknecht, die sicherlich auch nicht auf dieses Niveau heruntergehen wird.
Dann geht dir die Luft aber ziemlich schnell aus. Wie Bademeister schon sagte, hat die AfD in den nächsten Jahren noch zahlreiche andere Möglichkeiten, um politische Erfolge einzufahren.
Ich bin nicht bei der AfD.
Und tschüss! :winkewinke:
Wenn du nicht willst, dass ich antworte, warum stellst du dann Fragen an mich?
nevermore als Gast
29.09.2013, 14:00
Es wird Dich vielleicht wundern, aber ich kann Vieles in diesem dünnen Parteiprogramm unterschreiben.
Nein, das wundert mich nicht. Denn das Programm ist nicht "rechts".
Was an diesem Flyer-artigen Programm allerdings gegenüber den anderen Parteien, die eine Langversion ihrer Programme bieten, fehlt, ist eine detaillierte Erläuterung ihrer Pläne zur völligen Umkrempelung unseres Wirtschaftsraumes. Nicht so wichtig bei banal-selbstverständlichen Themen wie "Deutschland muss familien- und kinderfreundlicher werden", denn das steht in allen Programmen Heute drin und unterscheidet die AfD nicht vom Rest.
Das wird schon noch kommen. Die Parteigründung kam ein halbes Jahr zu spät. Dafür können sie sich bei Herrn Aiwanger bedanken.
Ja, in der FAQ[/URL] werden immerhin einige Ideen näher erläutert, was offenbar zu Beginn des Wahlkampfes noch nicht der Fall war und zurecht kritisiert wurde.
Die FAQ kam schon ziemlich früh, irgendwann Ende April/Anfang Mai. War aber schwer aufzufinden, was sicherlich zu kritisieren ist.
Für mich bleiben trotzdem viele Fragen offen - und ich bin kein studierter Volkswirt.
Welchen Schritt-für-Schritt Plan hat die AfD zur Abwicklung der Eurozone?
Wie ist der Zeitplan? In der Faq wird luftig von behutsamer Auflösung und mehrjährigen Übergangsprozessen gesprochen.
Welche "kleinere und stabilere Währungsverbünde" sollen an ihre Stelle treten? Warum nennt Herr Lucke nicht konkret die Staaten die er für würdig erachtet?
Wann, wie und wie schnell kann die deutsche Wirtschaft, exportabhängig wie keine andere Wirtschaft in der EU, transformiert werden um den erwartbaren Kollaps zu verhindern wenn unsere wichtigsten Handelspartner wie Frankreich nach dem Ende des Euros massiv unsere D-Mark aufwerten um ihre Wettbewerbsfähigkeit anzupassen? Diese Frage ist der absolute Knackpunkt der Eurozonenkrise, denn Deutschland hängt am süßen Gift seines durch zwanzig Jahre Lohnzurückhaltung verursachten riesigen Außenwirtschaftsüberschusses.
Welcher Startkurs der Nationalwährungen untereinander wird angestrebt? (wichtig z.B. für Personen und Unternehmen die Geld- und sonstige Anlagen im Ausland halten - insbesondere für langfristige Investments relevant)
Welcher Startkursder Nationalwährungen zu anderen Weltwährungen wie Dollar und Yen wird angestrebt? In der FAQ steht lediglich, der freie Markt - hier der Devisenmarkt - solle die Wechselkurse regeln, aber nicht welche Kurse zur Einführung angestrebt werden. Ist mir zu vage. Ist aber essentiell z.B. für ein Unternehmen wie VW dass einen riesen Teil seines Umsatzes in China erwirtschaftet (nur ein Beispiel).
Was passiert mit der EZB?
Wie werden Schulden und Forderungen an Länder wie Griechenland, Spanien etc. umgerechnet und abgewickelt wenn an Stelle der Euroschulden DM, Franc, Kronen und Co. treten? Z.b. bei langfristigen Staatsanleihen? Du weißt dass die Schulden beispielsweise der Griechen mittlerweile fast vollständig von den privaten Gläubigern auf die öffentlichen Gläubiger (vorrangig) Deutschland verlagert wurden und der nächste (auch von der AfD richtigerweise geforderte) Schuldenschnitt uns dementsprechend hart treffen wird im Bundeshaushalt. Ganz zu schweigen vom Übernächsten.
Mir würden hier noch einige weitere Fragen einfallen, der Punkt ist: Die AfD gibt darauf zu wenige Antworten für ihr Selbstverständnis als Ökonomenzirkel. Da stellt sich mir die Frage: Warum? Sie wissen es entweder selber nicht, oder wollen sich nicht angreifbar machen wenn sie konkreter werden.
Die Vorschläge und Antworten gibt es, sie stehen nur nicht auf der Parteiseite. Ich denke, ein Grund dafür ist, dass so etwas mit den europäischen Partnern ausgehandelt werden müsste und man nicht als Partei dastehen will, die anderen Ländern vorschreibt, wie das abzulaufen hat. Es ist auch nicht so, dass es für jeden Punkt nur einen möglichen Weg gibt. Kai Konrad, der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats im FinMin, und kein AfDler, befürwortet ja, dass Deutschland aussteigt und nicht die südeuropäischen Länder. Das kann man alles diskutieren, und es gibt in der wissenschaftlichen Literatur genügend Ausstiegsszenarien. Der Punkt ist, dass sich Regierung und Opposition weigern, dies überhaupt zu diskutieren und steif und fest behaupten, dass die Eurorettung "alternativlos" ist.
Meiner Ansicht nach leiden Ökonomen im Punkt der Zuverlässigkeit ihrer Planungen nicht nur diesbezüglich mittlerweile an Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten. Nach dem völligen Versagen gerade der dt. Ökonomie bei der Vorhersage der Finanzkrise sollte hier eigentlich etwas Demut eingekehrt sein.
Es ist auch schwierig, betrügerisches Verhalten von US-Bankern "vorherzusagen".
Wer Kerneuropa von Grund auf umkrempeln will der muss auch erklären wie er das ganz konkret anstellen will, ansonsten kommt es zu genau dem ungeordneten Kollaps den Du mit Deiner Stimme für die AfD zu verhindern suchst.
Ich frage mich nur, warum niemand an die Regierung dieselben Ansprüche stellt? Bisher ist jede, aber auch jede Maßnahme fehlgeschlagen, jede Prognose ist gescheitert. Die Regierung macht zumindest in der Öffentlichkeit aus der Krise eine Staatschuldenkrise, was sie nicht ist. Sie ist an der Wurzel eine Zahlungsbilanzkrise. Diese Außenhandelsdimension wird nicht thematisiert, und der Grund dafür ist klar: Dann muss man nämlich darüber sprechen, dass die Währungsunion eine - meiner Meinung nach nicht zu stabilsierende - Fehlkonstruktion und alles andere als "alternativlos" ist, und dann muss man zugeben, dass der Rettungskurs von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen ist.
nevermore als Gast
29.09.2013, 17:47
Zu diesem Punkt möchte ich noch etwas sagen, weil mich das jedesmal maßlos aufregt.
Wann, wie und wie schnell kann die deutsche Wirtschaft, exportabhängig wie keine andere Wirtschaft in der EU, transformiert werden um den erwartbaren Kollaps zu verhindern wenn unsere wichtigsten Handelspartner wie Frankreich nach dem Ende des Euros massiv unsere D-Mark aufwerten um ihre Wettbewerbsfähigkeit anzupassen? Diese Frage ist der absolute Knackpunkt der Eurozonenkrise, denn Deutschland hängt am süßen Gift seines durch zwanzig Jahre Lohnzurückhaltung verursachten riesigen Außenwirtschaftsüberschusses.
Die Verlogenheit der Diskussion (ich meine nicht dich, ich nehme diesen Absatz nur als Aufhänger) ist in dieser Hinsicht kaum zu überbieten. Dass man den Euro erhalten muss, weil man der armen deutschen Exportindustrie einen marktgerechten Wechselkurs nicht zumuten kann, ist Nationalismus par excellence. Wenn eine "neue D-Mark" aufwerten würde, dann, weil der Euro für Deutschland hoffnungslos unterbewertet ist - wovon die deutsche Exportindustrie natürlich profitiert. Im Umkehrschluss bedeutet das aber, dass in den Krisenstaaten der Euro genauso hoffnungslos überbewertet ist. In Größenordnungen ist von 50 Prozent für Griechenland, 30 Prozent für Italien und Spanien und sogar bereits 20 Prozent für Frankreich die Rede, um die der reale Wechselkurs nicht stimmt. Anstatt aber über eine externe Abwertung die Krisenländer aus der Misere zu holen, wird gepredigt, man müsse diese Verzerrungen aufrechterhalten, weil sonst die deutsche Exportindustrie "leidet". Die Krisenländer sollen also intern abwerten, das heißt insbesondere müssen die Arbeitskosten um diesen Betrag runter. Als man das in Deutschland um weniger als 10 Prozent versucht hat, gab es einen halben Volksaufstand. Aber die Bevölkerung der europäischen Krisenländer halt nicht so zimperlich sein, denn es ist im Interesse der deutschen Exportindustrie. Und den AfD-lern wirft man vor, sie seien "nationalistisch". In der Ökonomie gibt es für diese Art Politik einen Namen, man nennt das "beggar thy neighbor"-Policy.
Was mich fast noch mehr aufregt als das, ist die Solidaritätskiste, und da verstehe ich vor allem SPD, Grüne und Linke nicht. Es ist also "solidarisch", wenn nicht nur deutsche Steuerzahler, sondern auch die aus Estland und der Slowakei und künftig auch noch Lettland, wo das Pro-Kopf-Einkommen wesentlich niedriger ist als in Südeuropa, spanische, griechische, und auch französische und deutsche Banken "retten", indem sie deren Großanleger mit ihren Steuergeldern raushauen. Gleichzeitig billigt man interne Abwertungen, das heißt nichts anderes als Lohnsenkungen von 30 Prozent und mehr, weil die Gescheiteren unter unseren sozialdemokratischen und grünen Politikern genau wissen, dass es innerhalb der Währungsunion nicht anders geht. Ich finde das eine Granatensauerei, dass hier die Armen die Reichen "retten" sollen, um es mal deutlich zu sagen, und ich verstehe nicht, wie man als grüne und sozialdemokratische Partei so etwas mittragen kann. Die Linke verstehe ich auch nicht, denn auch die müssten eigentlich wissen, dass es ohne interne Abwertung in der Währungsunion nicht geht. Asozialer geht es nicht mehr, das ist die Perversion von Solidarität. Ich habe bisher SPD und Grün gewählt; ich kann das nicht mehr, denn ich erkenne diese Parteien nicht wieder.
Und das ist mE der Hauptgrund, warum die Bundestagsparteien so vehement versuchen, die AfD zu diskreditieren. Es ist nicht, dass die AfD "rechts" ist. Es ist kein Zufall, dass die Linken mit ihrer Kritik am Leisesten sind. Die Parteien sind am Gängelband von Exportindustrie und Großinvestoren, die ihnen eingeredet haben, dass der Verbleib aller Länder in der Eurozone "alternativlos" ist. In den Talkrunden in den letzten Monaten konnte ich mich jedenfalls des Eindrucks nicht erwehren, dass da die nackte Panik herrscht, dass herauskommen könnte, die Rettungsschirme sind nicht alternativlos, und man hat hunderte Milliarden Steuergelder auf dem Roulettetisch des Finanzcasinos aufs Spiel gesetzt und die Krisenländer in den Ruin getrieben hat, indem man alles treudoof abgenickt hat. Deshalb wurde jeder, der in letzter Zeit dieses Thema auf den Tisch gebracht hat, als "Nationalist" und "Rechtspopulist" beschimpft, nicht nur die AfD.
Einen Link habe ich noch für die Interessierten, eine Ausarbeitung, die gestern bei den Querschüssen eingestellt worden ist:
Das Euro‐Desaster: Wie verblendete Eliten Europa ruinieren und unsere Demokratie zerstören | von Matthias Elbers
http://www.querschuesse.de/wp-content/uploads/2013/09/Das-Euro-DesasterV2_2013-September.pdf
Diese Ausführungen würde ich so im Wesentlichen unterschreiben.
Einige Beiträge, die in der SPD hinter den Kulissen heißt debattiert werden (nach außen hin hat die Parteiführung der Fraktion hierüber einen Maulkorb verpasst, wie in der "Zeit" zu lesen war):
Magazin Berliner Republik - Onlineausgabe (http://www.b-republik.de/startseite/rettet-europa-vor-dem-euro)
Archiv - Berliner Republik (http://www.b-republik.de/archiv/die-geldunion-selbst-ist-das-problem)
Archiv - Berliner Republik (http://www.b-republik.de/archiv/solidaritaet-statt-nibelungentreue)
Dr.BrainFister
06.10.2013, 11:22
Ich habe davon gesprochen, dass diese Leute es wirtschaftlich nicht nötig haben, Berufspolitiker zu sein. Das ist bei jemandem, der keinen Berufsabschluss hat, etwas ganz anderes. Über das, was den FDP-Politikern und ihren Mitarbeitern blüht, wurde in den letzten Tagen genug berichtet. So einfach ist das für viele nicht. Für viele bleibt nur die Berufspolitik.
Mir sind wenige führende Politiker bekannt, die keinen Berufsabschluss haben. Am ehesten noch bei den Grünen und Linken, aber für die gehört es eben mitunter auch zur Lebenseinstellung, einen nicht systemkonformen Lebensweg zu beschreiten. Dass sie deshalb dann die Politikerlaufbahn als bequeme Verdienstquelle wählen, ist mir eine etwas zu pauschale und unfaire Unterstellung. So easy ist es nun auch nicht, in der Politik Karriere zu machen. Hinzu kommt: Da wir in einem Land leben, in dem man selbst mit hochwertigem Berufsabschluss ratzfatz in der Niedriglohnfalle oder Arbeitslosigkeit landen kann, spielt das heutzutage eh keine so große Rolle mehr.
Nein, sich mit Dreck bewerfen lassen, erfordert keine Durchsetzungskraft. Durchsetzungskraft erfordert, sich mit Argumenten auseinanderzusetzen, was in Sachen AfD in den seltensten Fällen geschieht.
Doch, es erfordert Durchsetzungskraft, auch gegen starke Widerstände zu bestehen und sich nicht vom ersten "Shitstorm" wegpusten zu lassen. Lucky Lucke und seine Gefolgschaft sind nicht die ersten, die das als Newcomer auf der politischen Bühne ertragen mussten und werden auch nicht die letzten sein. Außerdem hab ich den Eindruck, dass die AfD beim Dreck werfen selbst ganz gern mitmacht.
Und ich habe dir gesagt, dass das angebliche Fischen am rechten Rand eine Kampagne ist, die insbesondere vom Handelsblatt losgetreten wurde. Das Handelsblatt hat seine Gründe dafür, seine Anzeigenkunden bestehen wie bei kaum einer anderen Publikation aus den Profiteuren der Eurokrise.
Hat das Handelsblatt Lucke auch Worte wie "Bodensatz" in den Mund gelegt? Hat das Handelsblatt auch die auf schlichten Lügen basierende, linkenfeindliche Propaganda erfunden, mit der die AfD den eigentlich relativ harmlosen "Angriff" auf Lucke während einer seiner Wahlkampfveranstaltungen instrumentalisiert hat: http://www.bildblog.de/51716/vermummte-propaganda/ (ein Vorfall übrigens, der der AfD letztlich wahrscheinlich mehr genutzt als geschadet hat). Oder haben sich die "Prolls" vom Bildblog das alles nur ausgedacht?
Mich wundert, dass du als Medienmensch auf diese durchsichtige Propaganda hereinfällst und nicht mal selber recherchierst. Wieso beispielsweise sollte jemand "D-Mark-Nostalgiker" sein, der in den 90ern energischer Befürworter der Währungsunion gewesen ist? Warum wird einer Partei "fischen am rechten Rand" unterstellt, die striktere Aufnahmeregelungen als alle anderen hat, während bei den Piraten, deren Vorsitzender damals schon mal bereit war, NPD-Funktionären "Jugendsünden" zu verzeihen, großzügig darüber hinweggesehen worden ist?
Erstens bin ich so wie jeder Mensch auch nicht frei von Irrtümern, egal ob ich nun Medienerfahrung habe oder nicht. Schließlich liefern selbst hochdekorierte Ökonomen regelmäßig deftige Fehleinschätzungen ab. Da darf man als Medienmensch auch mal daneben liegen. Ob meine Einschätzung bezüglich Lucke & Co. falsch ist, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Ich hab dazu bisher kein festes Urteil, sondern lediglich einen ersten Eindruck. So intensiv, wie du es erwartest, habe ich mich nicht mit der AfD und ihren Führungskräften beschäftigt. Dafür hat mich ihr Programm und ihre ganze Attitüde einfach zu wenig angesprochen. Hinzu kommt, dass ich in meinem Bekannten-/Verwandtenkreis gerade bei Leuten aus der eher rechten Ecke erlebt habe, dass diese sich von der AfD angesprochen fühlen. Wahrscheinlich hat mich das zusätzlich abgeschreckt. Wenn die AfD tatsächlich nicht bewusst am rechten Rand fischt, finde ich's doch erstaunlich, wieviel Beifang aus den braunen Gewässern ihnen letztlich ins Netz gegangen ist.
Der Rest meines Urteils zu den AfD-Leuten basiert auf reinem Bauchgefühl. Für mich strahlt z.B. Lucke einfach etwas aus, wo vielleicht nicht zwangsläufig "Nazi" draufstehen muss, aber zumindest ist er für mich sehr nah an einer Gesinnung, die in "Herrenmenschen" und "Untermenschen" aufgeteilt ist. Er hat aus meiner Sicht etwas sehr Unsympathisches, fast Abstoßendes an sich, und gehört zu dem Typ Menschen, mit denen ich privat und beruflich nur zu tun haben wollen würde, wenn ich's unbedingt müsste.
Andererseits, wenn ich die vorige Seite so lese, ist es vielleicht doch nicht so verwunderlich. Bild-Blog, kein Jota weniger manipulativ als das Medium, das er an den Pranger stellt. Und Stuckrade-Barre, also ich bitte dich. Unterschichten-TV, das billige Punkte damit zu machen sucht, seine Gäste wie den dummen August über Stöckchen springen zu lassen und lächerlich zu machen, damit der Proll ohne Schulabschluss mit der Bierflasche vor der Glotze sich auch mal einem Professor überlegen fühlen kann. Was kommt als nächstes? Darf Frau Dr. Wagenknecht im Baströckchen Hula tanzen, damit sich Stuckrades Publikum auf die Schenkel patschen kann?
Und da ist sie auch schon, die Degradierung von Andersdenkenden (bzw. Anderslachenden) zu Untermenschen: Wer Struckrad-Barre guckt und Bildblog liest, ist also ein "Proll ohne Schulabschluss mit der Bierflasche vor der Glotze". Und Herr Lucke andererseits ist natürlich der ehrenwerte Professor, auf den der Proll dann neidisch sein darf. Ganz ehrlich, ich setz mich lieber mit stinkendem Feinripphemd, gammligen Chips und siffiger Bierflasche johlend vor die Glotze anstatt mir ein pseudo-elitäres Weltbild anzueignen, das Menschen in solche Kategorien unterteilt.
Das ist doch unsäglich, wie mit dieser Partei umgegangen ist. Man nehme bloß mal diese Diskussion um die "Entartung der Demokratie". Jetzt ist also Lucke ein Nazi, weil er die demokratischen Prozesse bei den Eurogesetzen als "entartet" bezeichnet hat. Den Begriff haben unter anderem Helmut Schmidt, Wolfgang Schäuble und Johannes Ponader verwendet. Hat da jemand "Nazi" geschrieen und sie mit Goebbels in eine Reihe gestellt?
Dass ihm die Verwendung des Wortes "Entartung" vorgeworfen wurde, finde ich auch überzogen. Allerdings ist das nur eine von vielen Aussagen, in denen er sich einer bestimmten tendenziösen Rhetorik bediente. Das ergibt dann eben irgendwann ein durchaus fragwürdiges Gesamtbild. Ob Lucke das bewusst gemacht hat, um am rechten Rand zu fischen, oder ob es einfach nur seiner persönlichen Gesinnung entspricht, vermag ich nicht zu beurteilen. Vielleicht ist es auch beides zusammen.
Dass es auch anders geht, hat Dietmar Bartsch gezeigt, dessen Diskussion mit Lucke bei Phönix unter den Linden zu empfehlen ist. Aber der hat auch mehr drauf als "Nahtzieh! Natzieh" und "chräächzz, räächhzz, räächhzz" zu plärren, was man von den meisten, die die AfD an den rechten Rand stellen, nicht behaupten kann. Hoffentlich wird es bei Plasberg morgen auch anders, mit Frau Wagenknecht, die sicherlich auch nicht auf dieses Niveau heruntergehen wird.
Die meisten Politiker hatten während des Wahlkampfs mehr drauf als bei der AfD nur "Nahtzieh! Natzieh" und "chräächzz, räächhzz, räächhzz" zu plärren. Mir sind wenige Beispiele aufgefallen, die sich dieser simplen Abschreckungsstrategie bedient haben. Trotzdem inszeniert sich die AfD (und ihre Anhänger) immer wieder gern als Opfer solcher Kampagnen.
Ich bin nicht bei der AfD.
Anscheinend hältst du sie aber für wählbar und unterstützt ihre politischen Ziele. Um weiter zu wachsen und in künftigen Wahlen erfolgreich zu sein, braucht die AfD auch Leute wie dich, egal ob nun mit oder ohne Parteibuch. Immerhin kannst du für diese Partei mit fundierten Sachargumenten sprechen - anders als die meisten AfD-Wähler, die ich kenne. Wenn man die fragt, warum sie die AfD wählen, kommt nicht viel mehr als die übliche Dresche auf die etablierten Politiker, Angst vor dem Euro und kruder Fremdenhass (oder zumindest latente Islamophobie).
Wenn du nicht willst, dass ich antworte, warum stellst du dann Fragen an mich?
Du hast dich verabschiedet und ich hab dir zum Abschied gewunken. Das verlangen selbst bei einem Feinrippträger und Bierflaschenschwenker wie mir die guten Manieren. :hmm:
nevermore als Gast
06.10.2013, 14:35
Mir sind wenige führende Politiker bekannt, die keinen Berufsabschluss haben. Am ehesten noch bei den Grünen und Linken, aber für die gehört es eben mitunter auch zur Lebenseinstellung, einen nicht systemkonformen Lebensweg zu beschreiten. Dass sie deshalb dann die Politikerlaufbahn als bequeme Verdienstquelle wählen, ist mir eine etwas zu pauschale und unfaire Unterstellung. So easy ist es nun auch nicht, in der Politik Karriere zu machen.
Nicht als "bequeme", davon habe ich nicht gesprochen. Aber als vielleicht als die einzig mögliche. Es sind mehr als man denkt:
Ein Makel im Lebenslauf: Deutsche Spitzenpolitiker verschleiern ihre Studienabbrüche - Inland - FAZ (http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/ein-makel-im-lebenslauf-deutsche-spitzenpolitiker-verschleiern-ihre-studienabbrueche-12194627.html)
Für jemanden, der keinen Berufsabschluss hat, ist es nach Jahren im Bundestag nicht so einfach, beruflich wieder irgendwo unterzukommen. Übrigens ist das auch für Leute mit Berufsabschluss nach mehreren Legislaturperioden nicht so einfach. Ich weiß nicht, warum das unbedingt geleugnet werden muss.
Was die "mit Dreck werfen"-Debatte angeht, werden wir uns uneinig bleiben müssen. Ich bin nicht der Meinung, dass man sich das antun muss, und auch nicht, dass es etwas mit "Durchsetzungsvermögen" zu tun hat, sich das anzutun. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass von Seiten des AfD-Personals mit Dreck geworfen wurde. Jedenfalls ist mir nicht bekannt, dass ein Politiker anderer Parteien in eine extremistische Ecke gestellt worden wäre.
Hat das Handelsblatt Lucke auch Worte wie "Bodensatz" in den Mund gelegt? Hat das Handelsblatt auch die auf schlichten Lügen basierende, linkenfeindliche Propaganda erfunden, mit der die AfD den eigentlich relativ harmlosen "Angriff" auf Lucke während einer seiner Wahlkampfveranstaltungen instrumentalisiert hat: Vermummte Propaganda « BILDblog (http://www.bildblog.de/51716/vermummte-propaganda/) (ein Vorfall übrigens, der der AfD letztlich wahrscheinlich mehr genutzt als geschadet hat).
An dem Angriff in Bremen war ein polizeibekannter Linksextremer beteiligt, der nicht zum ersten Mal in dieser Weise aufgefallen ist. Es hat Verletzte durch Reizgas gegeben. Mag sein, dass der Vorfall in Bremen hochgespielt wurde; ich war nicht dabei, die Ermittlungen sind auch noch nicht abgeschlossen. Es war aber nicht der einzige Fall. In Bayern wurde ein Wahlkampfhelfer krankenhausreif geschlagen, in Meck-Pomm wurde einer Helferin gegen den Kopf getreten, und es gab weitere Vorfälle dieser Art. In mehr als einem Fall haben sich die Täter als Linke zu erkennen gegeben. Daran ist nichts "linkenfeindlich" und auch nichts "erfunden". Manchmal habe ich den Eindruck, dass es erst Schwerverletzte geben muss, damit so etwas ernst genommen wird. Ich betrachte das ebensowenig als "normal", wie ich es als "normal" betrachte, Leute in eine Reihe mit Hitler und Goebbels zu stellen.
Und Lucke muss aufhören, Fachtermini vor Leuten zu gebrauchen, die diese Fachtermini nicht einordnen können. Zitat aus einer wissenschaftlichen Publikation der gewerkschaftsnahen Böckler-Stiftung.
Während die Langzeit- und Dauerarbeitslosen ohne Hoffnung auf Reintegration den „sozialen Bodensatz“ bilden, verkörpern die NiedriglohnempfängerInnen, oftmals ethnischen Minderheiten entstammend, das „Treibgut“ des Globalisierungsprozesses.
Quelle: http://www.boeckler.de/wsimit_2002_06_butterwegge.pdf
So, jetzt darf die Böckler-Stiftung als "sozialrassistisch" beschimpft werden.
Erstens bin ich so wie jeder Mensch auch nicht frei von Irrtümern, egal ob ich nun Medienerfahrung habe oder nicht. Schließlich liefern selbst hochdekorierte Ökonomen regelmäßig deftige Fehleinschätzungen ab. Da darf man als Medienmensch auch mal daneben liegen. Ob meine Einschätzung bezüglich Lucke & Co. falsch ist, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Ich hab dazu bisher kein festes Urteil, sondern lediglich einen ersten Eindruck. So intensiv, wie du es erwartest, habe ich mich nicht mit der AfD und ihren Führungskräften beschäftigt. Dafür hat mich ihr Programm und ihre ganze Attitüde einfach zu wenig angesprochen. Hinzu kommt, dass ich in meinem Bekannten-/Verwandtenkreis gerade bei Leuten aus der eher rechten Ecke erlebt habe, dass diese sich von der AfD angesprochen fühlten. Wahrscheinlich hat mich das zusätzlich abgeschreckt. Wenn die AfD tatsächlich nicht bewusst am rechten Rand fischt, finde ich's doch erstaunlich, wieviel Beifang aus den braunen Gewässern ihnen letztlich ins Netz gegangen ist.
Welcher "Beifang" denn? Die Wählerstromanalysen zeigen ganz klar, woher die AfD-Wähler gekommen sind: Die meisten waren Nichtwähler, dann kam die FDP, dann die Linken, dann die Union und die SPD. Es kam kaum jemand aus dem Lager der NPD, der REP oder der Pro-Parteien, deren Stimmenanteile sind nahezu unverändert geblieben. Ich weiß, dass Güllner in Interviews etwas anderes behauptet, das ist aber durch die Analysen der großen Institute nicht gedeckt.
Der Rest meines Urteils zu den AfD-Leuten basiert auf reinem Bauchgefühl. Für mich strahlt z.B. Lucke einfach etwas aus, wo vielleicht nicht zwangsläufig "Nazi" draufstehen muss, aber zumindest ist er für mich sehr nah an einer Gesinnung, die in "Herrenmenschen" und "Untermenschen" aufgeteilt ist. Er hat aus meiner Sicht etwas sehr Unsympathisches, fast Abstoßendes an sich, und gehört zu dem Typ Menschen, mit denen ich privat und beruflich nur zu tun haben wollen würde, wenn ich's unbedingt müsste.
Das geht mir anders; mir geht es aber ähnlich mit Schäuble, Lindner, Gysi und Trittin. Allerdings wäre das für mich kein Grund, die Partei nicht zu wählen.
Und da ist sie auch schon, die Degradierung von Andersdenkenden (bzw. Anderslachenden) zu Untermenschen: Wer Struckrad-Barre guckt und Bildblog liest, ist also ein "Proll ohne Schulabschluss mit der Bierflasche vor der Glotze". Und Herr Lucke andererseits ist natürlich der ehrenwerte Professor, auf den der Proll dann neidisch sein darf. Ganz ehrlich, ich setz mich lieber mit stinkendem Feinripphemd, gammligen Chips und siffiger Bierflasche johlend vor die Glotze anstatt mir ein pseudo-elitäres Weltbild anzueignen, das Menschen in solche Kategorien unterteilt.
Das Handelsblatt hat beispielsweise aus der Aussage: "Grundsätzlich ist es gut, wenn jemand uns wählt und nicht die NPD". Ohne uns gäbe es die Gefahr, dass enttäuschte Wähler, die eigentlich gar nicht rechts sind, aus Protest extremistische Parteien wählen“, gemacht: "AfD-Chef will NPD-Wähler gewinnen" und "AfD fischt am rechtsextremen Rand." Aus "Wählern, die eigentlich gar nicht rechts sind", werden "rechtsextremistische Wähler". Einige Zeit später wurde aus demokratischen Entartungen, die wie ein Krebsgeschwür die Demokratie schädigen, die Aussage, die "Demokratie sei ein Krebsgeschwür". Der Unterschied zwischen "Herr Maier hat Krebs" und "Herr Maier ist ein Krebsgeschwür" sollte eigentlich jedem klar sein, und ich gehe davon aus, dass auch den Handelsblatt-Redakteuren diese Unterscheidungen klar sind. Da das nicht einmal passiert ist, sondern mindestens vier- oder fünfmal, ist davon auszugehen, dass das auch kein Versehen war, sondern dass dahinter Methode steckt - weswegen ich sage, dass es eine gezielte Kampagne ist.
Und was Stuckrade angeht: Dass du "Unterschicht" zu "Untermenschen" machst, ist natürlich auch wieder so ein manipulativer Kunstgriff, mit dem versucht wird, jemanden - in diesem Fall mich - in eine Nazi-Nähe zu rücken. Du darfst gern negieren, dass es ein solches manipulatives Ansprechen niederer Instinkte durch das Fernsehen gibt. Meinetwegen darfst du auch noch negieren, dass es zwischen verschiedenen Sendeformaten Niveauunterschiede gibt und besonders das Privatfernsehen des Öfteren auf bildungsferne Schichten zielt. Vielleicht willst du sogar noch negieren, dass es überhaupt bildungsferne Schichten gibt. Wir wollen ja immer schön politisch korrekt bleiben, auch wenn es mit den bundesdeutschen Realitäten nichts zu tun hat. Dann frage ich mich aber, weswegen du dann die BILD-Zeitung kritisierst. Etwas anderes ist das nämlich nicht.
Die meisten Politiker hatten während des Wahlkampfs mehr drauf als bei der AfD nur "Nahtzieh! Natzieh" und "chräächzz, räächhzz, räächhzz" zu plärren. Mir sind wenige Beispiele aufgefallen, die sich dieser simplen Abschreckungsstrategie bedient haben. Trotzdem inszeniert sich die AfD (und ihre Anhänger) immer wieder gern als Opfer solcher Kampagnen.
Damit waren eher eine bestimmte Sorte Blogs gemeint. Wobei sich auch Politiker nicht hervorgetan haben in Punkto sachlicher Auseinandersetzung (Ausnahmen wie Bartsch, Wagenknecht bestätigen die Regel). und wenn sie es doch versucht haben, dann haben sie regelmäßig den Kürzeren gezogen.
Anscheinend hältst du sie aber für wählbar und unterstützt ihre politischen Ziele. Um weiter zu wachsen und in künftigen Wahlen erfolgreich zu sein, braucht die AfD auch Leute wie dich, egal ob nun mit oder ohne Parteibuch. Immerhin kannst du für diese Partei mit fundierten Sachargumenten sprechen - anders als die meisten AfD-Wähler, die ich kenne. Wenn man die fragt, warum sie die AfD wählen, kommt nicht viel mehr als die übliche Dresche auf die etablierten Politiker, Angst vor dem Euro und kruder Fremdenhass (oder zumindest latente Islamophobie).
Ja, ich weiß nicht, was das für AfD-Wähler sind, die du kennst. Ich kenne vor allem Ökonomen, die AfD wählen, Leute aus der Finanzbranche (Dirk Müller ist beispielsweise auch einer), andere politisch interessierte Leute, die der Meinung sind, dass es mit der Währungsunion so nicht weitergehen kann, und die sind Ex-Wähler aller möglichen Parteien, von CDU über SPD bis Links und Grün. Ich kenne sogar jemanden, der wegen des Umgangs der Grünen mit der AfD bei den Grünen ausgetreten ist. Solange SPD und Grüne in Angelegenheit von Exportindustrie und Hochfinanz unterwegs sind und nach außen hin die AfD bekämpfen, während man intern in Geheimzirkeln selber Ausstiegsdebatten führt, bekommen sie von mir jedenfalls keine Stimme mehr.
nevermore als Gast
06.10.2013, 17:10
Wer die Spätphase der Weimarer Republik studiert, lernt dass Hitler durch die Rechtskonservativen an die Macht kam. Jeder Rechtskonservative - und genau für diese Personen ist die AfD so interessant - muss deshalb aus der deutschen Geschichte die Lehre ziehen, dass man sich mit Sozialrassisten und Sozialdarwinisten nicht, niemals und unter keinen Umständen gemein macht. Männer wie Franz von Papen meinten damals auch einen Hitler kontrollieren zu können - "In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, daß er quietscht" protzte der Mann, bevor er mit dem späteren Führer koalierte und ihn zum Kanzler wählte. Das Ergebnis dieses Paktes mit dem Teufel ist bekannt. Jemand wurde in diesem Zweckbündnis zerquetscht, es waren aber nicht die Faschisten, sondern die Rechtskonservativen.
Glaubst du wirklich, dass aus dieser Ecke die größte Gefahr für die Demokratie droht? Da bin ich ganz anderer Meinung. Wer im Moment drauf und dran ist und teilweise schon Erfolg damit hatte, die Demokratie, den Rechtsstaat und das Grundgesetz abzuschaffen, das ist die Finanzelite ihren Erfüllungsgehilfen aus ganz etablierten und "unverdächtigen" Parteien wie Schäuble und Juncker. Schau dir doch mal an, wie es in Griechenland und Zypern zugeht. Wo siehst du da noch eine Demokratie? Und auch in Deutschland, alle paar Wochen trifft man sich wegen Missachtung des Parlaments vor dem Bundesverfassungsgericht. Und wo haben wir noch einen Rechtsstaat, wenn europäische Verträge nach Belieben gebrochen werden, weil irgendwo grade die Zinsspreads in die Stratosphäre schießen?
Diese "Rechtspopulismus"-Schiene ist im heutigen Deutschland ein nahezu unfehlbares Rezept, missliebige Konkurrenz oder gar Kritiker mundtot zu machen und ins politische Aus zu befördern. Ganz ähnlich wie vor 30 Jahren die "Kommunismus"-Schiene. Ich finde es unglaublich, wie manipulierbar die Deutschen da sind. Man braucht nur "rechts, rechts" zu schreien und schon sitzt der Michel mit vor Angst weit aufgerissenen Augen vor dem TV, und derjenige, um den es da geht, ist beinahe irreparabel stigmatisiert. Komisch, dass das grade die Grünen nicht kapieren, bei denen es ja über die "alles Kommunisten!"-Schiene lange Zeit ganz ähnlich lief. In der Linken haben es einige kapiert, wie das läuft. Von denen ist dann diesbezüglich auch nichts zu hören.
Meiner Meinung nach hat das Methode. Die wissen schon, wie sie ihre Schäfchen unter Kontrolle halten können - bei den Piraten wurde das ja anfangs auch versucht; man hat es allerdings bei denen bald aufgegeben, nachdem klar geworden ist, dass von denen keine ernsthafte Konkurrenz zu befürchten ist.
Die größte Gefahr für die deutsche (und europäische) Demokratie sind meiner Meinung nach nicht ein paar versprengte Rechte in der AfD sind, sondern ein alter Mann im Rollstuhl und eine biedere Frau Ende 50, die beide leider ausgerechnet an der Regierung sind.
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