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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : TNG 1x01/02: Der Mächtige/Mission Farpoint (Encounter at Farpoint)



nosferatu
05.10.2012, 20:09
Nachdem unser Corny mit seinem Review eine gute Diskussionsgrundlage geliefert hat, möchte auch ich meine bescheidene Meinung zum TNG-Piloten kundtun.
Ich kann die Euphorie nicht ganz nachvollziehen, und wenn ich das vorliegende Review genauer betrachte, scheint es mir so, als würde der positive Gesamteindruck der Serie als Gesamtwerk ein wenig (oder gar mehr?) in die Bewertung der Episode einfließen. TNG war und ist immer noch die beste Serie des gesamten Star Trek Universums, sie gilt noch heute als Maßstab für das Genre und alle vergleichbaren TV-Produktionen, sie ist eine popkulturelle Ikone... Und all diese Attribute sind verdient und wurden auch hart erarbeitet. Selbstverständlich legt "Encounter at Farpoint" dafür den Grundstein, doch daran, wozu sich die Serie innerhalb ihrer 7 Staffeln entwickelte, hat der Pilotfilm nur eine geringen Anteil. Sehe ich die erste Mission des (damals) neuen Raumschiffs Enterprise für sich alleine, bin ich doch sehr enttäuscht.

Die Story:

Es ist allzu offensichtlich, dass die ganze Handlung um Q nachträglich ersonnen wurde, um auf 90 Minuten Laufzeit zu kommen. Dass die Menschheit vor Gericht gestellt wird und sich beweisen muss, hat rein gar nichts mit dem Geheimnis um Farpoint Station zu tun. Q's Intermezzo am Ende des ersten Teils wirkt dementsprechend deplatziert, fast so als wolle man dem Zuschauer sagen: Hey, vergesst bloß nicht, dass es noch die Rahmenhandlung gibt! Weiterhin ist Farpoint gar nicht so die riesige Herausforderung, um Q's Ansprüchen genügen zu können. Selbst Kirk hatte teilweise schwierigere Rätsel zu knacken!

Das Drehbuch:

Die Dramaturgie ist ausgesprochen öde. Viel Leerlauf steht nur wenigen Höhepunkten gegenüber, und stets bekommt man an den Kopf geworfen: Hey, guckt mal, was wir alles können, was Kirk noch nicht konnte! Die Trennung des Schiffes, das Holodeck, letztendlich sogar der Aufstieg des funkelnden, kosmischen Quallenwesen, das schließlich mit seinem Kameraden tentakelhaltend davonfliegt - Diese Szenen machen zwar deutlich, dass sich Star Trek zumindest tricktechnisch weiterentwickelt hat, jedoch wirken sie völlig planlos und fehl am Platze. Die gesamte durchaus ansprechende Grundidee wird zu einem 90-minütigen Ungetüm aufgebläht, wobei 45 Minuten locker gereicht hätten. So wird das Drehbuch der Tricktechnik und den neuen Ideen untergeordnet, so ist "Mission Farpoint" letztendlich eine hohle Revue einzelner guter Sequenzen, die aber kein Ganzes ergeben.
(Man stelle sich vor, die Trennung der Enterprise wäre erstmalig in "The Best of Both Worlds" gezeigt worden, welche Wirkung hätte sich da bloß entfaltet!?)

Die Besetzung:

Natürlich sind Patrick Stewarts Darbietungen als Captain Jean-Luc Picard über jeden Zweifel erhaben. Aber nicht in der vorliegenden Episode. Mir scheint, er hatte anfangs gravierende Probleme, sich mit dem Charakter zu identifizieren und ihn authentisch zu mimen. Höchstleistungen sehe ich jedenfalls keine. Und auch der restliche Cast agiert eher laienhaft. Jeder hat zwar brav seinen Text gelernt, aber dieser wird von allen Darstellern derart teilnahmslos vorgetragen, dass jeder Dialog auf die gegebenen Sachinformationen zu reduzieren ist. Charakterzeichnungen bleiben auf der Strecke, und gibt es doch Versuche, die Figuren mit Persönlichkeit zu versehen, so scheitern diese. Ich lasse auch nicht die allseits beliebte Ausrede gelten: "Die Schauspieler brauchen ein paar Folgen, um mit den Rollen warm zu werden..." Demnach müsste jede TV-Serie qualitativ minderwertig starten, und weiterhin müsste doch jeder Kinofilm, in dem die Schauspieler nur einmalig in ihre Rollen schlüpfen, Dorftheater sein.

Das Design:

Ok, über die albernen Gehröcke verliere ich kein Wort, auch nicht über die schlechtsitzenden Matrosen-Overalls... Aber teilweise wirken die Bühnenbilder einfach unausgegoren. Insbesondere stört das quasi nicht vorhandene Beleuchtungskonzept, spürbar auf der Brücke, wo erst später Lampen hinzufgefügt wurden, der kunterbunte Maschinenraum, die schlichte Krankenstation, die glänzenden Edelstahlkorridore usw. Ich weiß, das sind nur Feinheiten, aber die Kinofilme haben vorgemacht, dass es auch aus dem Stegreif möglich ist, ein stimmiges Ambiente zu schaffen. Auch einige Tricksequenzen stellen einen dramatischen Rückschritt dar und zeigen längst nicht das Mögliche und Gewollte. Beispielsweise dachte ich bei der Bombardierung der alten Bendi-Stadt: Tolle Fototapete, und warum überhaupt ein Foto aus einer typischen TOS-Planetenlandschaft?

Also alles Bockmist?

Mitnichten. "Encounter at Farpoint" markiert den Beginn einer Star-Trek-Ära, die sich über Jahrzehnte weiterentwickelt hat und immer noch präsent ist. Ich liebe die Serie, ich liebe die Figuren, ich liebe die Geschichten, ich liebe die Ästhetik. Es ist schon interessant, wie dieses Kapitel Fernsehgeschichte begann und zugleich, wie das einmalige Phänomen "Star Trek" seine grandiose Wiederauferstehung feierte. Allein deswegen ist der Pilotfilm immer wieder eine Sichtung wert. Er ist zwar mies, doch es sind viele einzelne Aspekte, die das Fan-Herz höher schlagen lassen.

Meine Wertung:

2/5 Punkten

tubbacco
05.10.2012, 20:19
Was mir im Gedächtnis geblieben ist: Der kurze Rock von Marina Sirtis lenkt sehr gut von ihren darstellerischen Fähigkeiten ab.

cornholio1980
05.10.2012, 22:48
Nachdem unser Corny mit seinem Review eine gute Diskussionsgrundlage geliefert hat, möchte auch ich meine bescheidene Meinung zum TNG-Piloten kundtun.Aber gern :). Sofern der Bedarf da ist, nehme ich es gerne auf mich, von nun an nach jedem Review zur Episode hier einen Thread zu eröffnen :).


Ich kann die Euphorie nicht ganz nachvollziehen, und wenn ich das vorliegende Review genauer betrachte, scheint es mir so, als würde der positive Gesamteindruck der Serie als Gesamtwerk ein wenig (oder gar mehr?) in die Bewertung der Episode einfließen.Euphorie? Ich weiß ja nicht. Euphorisch stehe ich dem Pilotfilm nicht gegenüber. Ich gebe unumwunden zu, ihn von meiner früehren Wertung von 3/5 auf 3.5/5 aufgewertet zu haben, sprich, er hat mir diesmal eine Spur besser gefallen. Möglicherweise hat mich da auch der sensationelle HD-Transfer geblenet, inklusive der neuen Tonabmischung, die wirklich das Gefühl vermittelt, auf der Brücke der Enterprise zu tsehen. Und ein halber Punkt Pilotfilm-Bonus ist bei mir ohnehin immer dabei.


TNG war und ist immer noch die beste Serie des gesamten Star Trek Universums,Siehst du, so viel zum Thema Euphorie ;). ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich dir hier zustimmen würde. Frag mich nach den 7 Staffeln nochmal ;). Weil ich einfach TOS auch sehr schätze, und es gab schon ein paar kräftige Nieten bei TNG (gut, die hatte TOS auch). Und andere werden hier wohl wegen DS9 Einspruch erheben. Aber hier sollts ja eigentlich erstmal um den Pilotfilm gehen, daher weiter im Text:


sie gilt noch heute als Maßstab für das Genre und alle vergleichbaren TV-Produktionenok, da gehen wir d'accord.


Es ist allzu offensichtlich, dass die ganze Handlung um Q nachträglich ersonnen wurde, um auf 90 Minuten Laufzeit zu kommen. Dass die Menschheit vor Gericht gestellt wird und sich beweisen muss, hat rein gar nichts mit dem Geheimnis um Farpoint Station zu tun. Q's Intermezzo am Ende des ersten Teils wirkt dementsprechend deplatziert, fast so als wolle man dem Zuschauer sagen: Hey, vergesst bloß nicht, dass es noch die Rahmenhandlung gibt! Weiterhin ist Farpoint gar nicht so die riesige Herausforderung, um Q's Ansprüchen genügen zu können. Selbst Kirk hatte teilweise schwierigere Rätsel zu knacken!Natürlich ergibt sich aus der Q-Handlung ein Problem, welches ich wie ich bemerke im Review gar nicht erwähnt habe (das war allerdings ohnehin auch so schon lang genug *g*): Warum erst jetzt? Immerhin treibt sich die Menschheit schon lange genug im Weltall rum. Aber, ganz ehrlich... ich fand das Konzept hinter Q so gelungen (wenn auch nicht unbedingt neu), dass mich diese potentielle Logikschwäche noch nie sonderlich gestört hat. Das schließt die Frage "Warum dieses Rätsel?" mit ein.


Die Dramaturgie ist ausgesprochen öde. Viel Leerlauf steht nur wenigen Höhepunkten gegenüber,Stimmt. Das Erzähltempo ist viel zu langsam. Und andererseits wieder... im Vergleich zu den heutigen gehetzten Produktionen für die Generation ADD, empfand ich es schon fast weider als willkommene Abwechslung. Zumal viele Szenen in erster Linie dazu da sind, die Figuren vorzustellen. Was zwar die Handlung im Pilotfilm aufhalten mag, aber für die weitere Serie wichtig ist.


und stets bekommt man an den Kopf geworfen: Hey, guckt mal, was wir alles können, was Kirk noch nicht konnte! Die Trennung des Schiffes, das Holodeck, Während ich das Holodeck noch verstehen kann, hatte ich ja gerade auch die Trennung des Schiffes kritisch angemerkt. Die war wirklich nur dazu da, um die Zuschauer zu beeindrucken.

Beim Ende mit dem Quallenwesen kann ich dir hingegen nicht zustimmen. Ich finde (wieder ein Punkt, den ich im Review unterschlagen habe), dass darin eines der zentralen Themen von "Star Trek" steckt - in dem sich diese Schiffe bzw. die Station als lebende, fühlende und eben auch liebende Wesen entpuppen. Was uns wiederum dazu anhält, alles Leben zu respektieren, ganz egal welche Form es hat.


Natürlich sind Patrick Stewarts Darbietungen als Captain Jean-Luc Picard über jeden Zweifel erhaben. Aber nicht in der vorliegenden Episode.Echt nicht? Ok, da stimme ich mit dir überhaupt nicht überein. Finde ihn schon im Pilotfilm großartig.


Und auch der restliche Cast agiert eher laienhaft. Nun ja, ganz ehrlich... unter dem Rest des Cast findet sich auch kein einziger Schauspieler oder keine einzige Schauspielerin seines Kalibers wieder... oder auch eines William Shatners. Es hat schon einen Grund, warum die nach den 7 Staffeln alle mehr oder weniger in der Versenkung verschwunden sind. Wobei ich Brent Spiner als Data schon immer sehr gut fand, was den Pilotfilm mit einschließt. Und auch der Rest des Cast ist jetzt - bis auf Marina Sirtis - nicht schlecht. Aber halt auch nicht so grandios, da geb ich dir schon recht.


Jeder hat zwar brav seinen Text gelernt, aber dieser wird von allen Darstellern derart teilnahmslos vorgetragen, dass jeder Dialog auf die gegebenen Sachinformationen zu reduzieren ist.Ok, da finde ich übertreibst du wieder etwas. Außer du sprichts von Data :D


Charakterzeichnungen bleiben auf der Strecke,Da hast du in der Tat recht. Wobei das eines der wesentlichen Mankos ist, die man gegenüber der Serie als Ganzes vorbringen kann (und muss).


Ich lasse auch nicht die allseits beliebte Ausrede gelten: "Die Schauspieler brauchen ein paar Folgen, um mit den Rollen warm zu werden..." Demnach müsste jede TV-Serie qualitativ minderwertig starten, und weiterhin müsste doch jeder Kinofilm, in dem die Schauspieler nur einmalig in ihre Rollen schlüpfen, Dorftheater sein.Zuerst einmal: TV-Produktionen haben sich in den letzten 25 Jahren enorm gewandelt. Es stehen mehr finanzielle Mittel zur Verfügung, und sie sind viel professioneller geworden, und haben die Lücke zum Kino kontinuierlich geschlossen. Aber schau dir die TV-landschaft der 80er an, und nenne mit einen Pilotfilm, wo die Schauspieler bereits in der ersten Folge grandiose, emmy-würdige Performances abgeliefert haben.

Und der Vergleich zum Kinofilm hinkt. Dort hast du als SchauspielerIn üblicherweise viel länger Zeit, dich vorzubereiten. Hast viel mehr table readings, Proben etc. Und nicht zuletzt auch mehr Zeit für die Dreharbeiten. Ein 2-stündiger Kinofilm hat üblicherweise einen Drehplan von mehreren Wochen. Eine TV-Episode normalerweise rund 1-1/2. Hier vergleichst du meines Erachtens wirklich Äpfel mit Birnen.


Ok, über die albernen Gehröcke verliere ich kein Wort, auch nicht über die schlechtsitzenden Matrosen-Overalls... Aber teilweise wirken die Bühnenbilder einfach unausgegoren. Insbesondere stört das quasi nicht vorhandene Beleuchtungskonzept, spürbar auf der Brücke, wo erst später Lampen hinzufgefügt wurden,Wirklich? ich finde die Brücke eigentlich schon in der ersten Folge eshr gut ausgeleuchtet. Und generell hat mich das Design des Schiffes - innen wie außen - fasziniert und begeistert. Da hat sich einfach seit TOS so viel getan. Natürlich ist noch nicht jedes Set perfekt. Gerade auch die Krankenstation, die du ja auch erwähnst, wirkt doch etwas spartanisch. Aber auch solch ein Pilotfilm hat nur begrenzte Mittel, da investiert man das Geld besser in die Sets, die länger als ein paar Sekunden zu sehen sind.


Ich weiß, das sind nur Feinheiten, aber die Kinofilme haben vorgemacht, dass es auch aus dem Stegreif möglich ist, ein stimmiges Ambiente zu schaffen.Auch hier wieder: Äpfel ≠ Birnen.


Auch einige Tricksequenzen stellen einen dramatischen Rückschritt dar und zeigen längst nicht das Mögliche und Gewollte.Echt jetzt? Sorry, aber... da fehlen mir echt die Worte. Mit modernen Augen kann ich es verstehen, aber damals waren die (von ILM geschaffenen) Effekte des Pilotfilms fürs TV absolut revolutionär. Was besseres hatte es zur damaligen Zeit an Special Effects im TV schlicht und ergreifend nicht zu sehen gegeben.


Beispielsweise dachte ich bei der Bombardierung der alten Bendi-Stadt: Tolle Fototapete,So wie das klingt, hast du die DVD geschaut. Ich rate dringend zur Blu Ray. Und wenn man sich das Feature anschaut, welchen aufwand die für die Restaurierung betreiben, kommen einem auch die € 70,- für die Boxen nicht mehr zu teuer vor.


und warum überhaupt ein Foto aus einer typischen TOS-Planetenlandschaft?Ich liebe diese guten alten Studiolandschaften mit andersfarbigem Himmel. Meines Erachtens hat man in den späteren Staffeln - und Serien - viel zu oft on location auf der Erde gedreht, in den immer gleichen Wäldern. Da sah jeder Planet so aus wie die Erde. Lediglich bei Voyager kann ich mich an einen Planeten erinnern, irgendwas vulkanartiges, der sehr anders aussah. Davon abgesehen immer das gleiche.

Zumindest hab ich es so in Erinnerung. Möglicherweise trügt mich mein Gedächtnis da aber auch.

Mag insgesamt etwas nostalgische Verklärung in diesem Review stecken? Gut möglich. Und wie gesagt, auch der phantastische HD-Transfer mag damit etwas zu tun haben, weil so toll hat die Serie noch nie ausgesehen. Das macht schon Eindruck - wenn es auch natürlich an den inhaltichen Schwächen nichts ändert. Und in mancherlei Hinsicht bin ich auch einfach anderer (nämlich positiverer) Meinung als du. Ich hoffe jedenfalls, die nächsten beiden eher kritischen Reviews werden dich davon überzeugen, dass es mehr eine Frage unterschiedlicher Ansichten und Geschmäcker als eine Frage mangelnder Objektivität meinerseits ist ;).


Was mir im Gedächtnis geblieben ist: Der kurze Rock von Marina Sirtis lenkt sehr gut von ihren darstellerischen Fähigkeiten ab.Wenns doch nur so wäre! :hmm:

DerBademeister
05.10.2012, 23:04
Mission Farpoint ist der langweiligste Pilot der Star Trek-Seriengeschichte und überhaupt einer der langweiligsten Piloten der Scifi-Geschichte. Dagegen ist selbst "Spacecenter Babylon 5" actiongepackt und aufregend. Bekanntermaßen litt die ganze erste Staffel unter dem starken Einfluss von Gene Roddenberry und zahlreichen Wiederaufgüssen der Drehbücher welche Roddenberry zehn Jahre zuvor für das Raumschiff Enterprise-Sequel Phase II verfasst hatte. Erst mit der Zeit (und mit abnehmendem Einfluss von Roddenberry) wandelte sich TNG zu der Serie die wir Heute noch als Genreikone verehren. Da wird gerne verdrängt dass es in den ersten beiden Staffeln nur eine handvoll Episoden gibt die ein wirkliches must see sind. Eine heutige Serie könnte sich einen derartig langen Selbstfindungsprozess (welcher übrigens auch die ersten beiden DS9 Staffeln plagte) jedenfalls nicht mehr erlauben - dafür ist die Leistungsdichte der amerikanischen TV-Landschaft dank Kabel und Pay TV mittlerweile einfach zu groß.

Ich habe vor einem oder zwei Jahren mal einen TNG-Revisit aller Folgen versucht. Ich kam bis zur achten Episode der ersten Staffel, dann hatte ich die Nase voll von Roddenberrys predigender "Caesar can do no wrong!"-Attitüde welche die Föderation zu einem Friede Freude Eierkuchen-Paradies verklärte indem 12 jährige Milchgesichter ein Raumschiff mit 1000 Besatzungsmitgliedern fliegen. Erst mit der nach wie vor brillianten Episode "Measure of a man (http://en.wikipedia.org/wiki/The_Measure_of_a_Man_%28Star_Trek:_The_Next_Genera tion%29)" zur Mitte der zweiten Staffel hin gewinnt das TNG-Universum an dringend benötigten Nuancen - die später eines der Qualitätsmerkmale der Serie werden und uns tolle Episoden wie "The Drumhead" und "The Defector" bescheren.

cornholio1980
05.10.2012, 23:23
Mission Farpoint ist der langweiligste Pilot der Star Trek-SeriengeschichteEinspruch euer Ehren! Schau nochmal "Der Abgesandte" - der zieht sich noch mehr. Der hat nämlich genau genommen gar keine handlung, sondern nur pseudophilosophisches Geschwafel und religiösen Schnickschnack. Die einzig gute Szene ist der Wolf 359-Flashback.


Dagegen ist selbst "Spacecenter Babylon 5" actiongepackt und aufregend. In der SE-Fassung ist er das ja auch ;)


Da wird gerne verdrängt dass es in den ersten beiden Staffeln nur eine handvoll Episoden gibt die ein wirkliches must see sind. Also ich komm locker auf zwei handvoll. Aber must see ist natürlich immer sowas von subjektiv.


Eine heutige Serie könnte sich einen derartig langen Selbstfindungsprozess (welcher übrigens auch die ersten beiden DS9 Staffeln plagte)oh boy, und wie.


jedenfalls nicht mehr erlaubenvöllig richtig. Und doch denke ich, auch die ersten beiden staffeln hatten ihre Momente und haben schon vieles ganz gut gemacht.


Ich habe vor einem oder zwei Jahren mal einen TNG-Revisit aller Folgen versucht. Ich kam bis zur achten Episode der ersten Staffel, dann hatte ich die Nase voll von Roddenberrys predigender "Caesar can do no wrong!"-Attitüde welche die Föderation zu einem Friede Freude Eierkuchen-Paradies verklärte indem 12 jährige Milchgesichter ein Raumschiff mit 1000 Besatzungsmitgliedern fliegen. Wesley ging mir auch schon immer auf den sack, keine Frage. Aber mit dem Rest kritisierst du die zentrale Aussage und das zentrale Thema von Star Trek, egal ob TNG oder TOS. Hier sage ich immer: Wenn man mit dieser nichts mehr zu tun haben will, soll man Star trek in Frieden ruhen lassen - und nicht den Namen verwenden, um ein Produkt an den Mann zu bringen, das mit dem ursprünglichen Grundgedanken nichts mehr am Hut hat. Aber da sind wir jetzt schon eher wieder bei der DS9-Thematik.

Dr.BrainFister
05.10.2012, 23:26
Ich hab mich an TNG bisher nicht rangetraut. Sooo viele Episoden und ich hab keinen Bock, mich durch einen Haufen Langeweile zu wühlen, bevor es interessant wird. Immer wenn die Serie in den letzten Jahren mal im Fernsehen lief und ich reingezappt habe, konnte sie mich nicht wirklich vom Hocker reißen. Vielleicht muss man schon dabei gewesen sein als TNG Anfang der 90er zum ersten Mal auf Sat.1 lief, um es auch heute noch so richtig genial zu finden. Keine Ahnung. Die Kinofilme mit der Crew rund um Picard haben mir allerdings überwiegend ziemlich gut gefallen. An den Schauspielern kann's also nicht liegen. Irgendwann werd ich der Serie vielleicht doch mal eine Chance geben. Immerhin gibt's die Episoden ja inzwischen in leckerer HD-Qualität.

DerBademeister
05.10.2012, 23:40
Da stimme ich Dir nicht zu corny - es besteht ein großer Unterschied zwischen DS9 auch in seinen späteren Staffeln und einer Serie wie BSG (welche immerhin maßgeblich vom selben Autoren geprägt wurden, nämlich RDM). BSG versucht geradezu zwanghaft hart und ambivalent zu sein und uns nur ja keine Sympathie für einen Charakter entwickeln zu lassen (dort hat wirklich jeder Dreck am Stecken), in DS9 sind die Charaktere demgegenüber oft Opfer größerer äußerer Umstände welche sie nur bedingt beeinflussen können - eben genau wie im richtigen Leben. Sie sind moralische Menschen, aber eben Menschen die mitunter tödliche Fehlentscheidungen treffen (wie Bashir in "The Quickening"), die auch einmal Entscheidungen für das Allgemeinwohl treffen müssen welche ihrer eigenen Moral widersprechen. Eine Folge wie "In the pale moonlight" wäre in TNG noch nicht möglich gewesen. Auch entwickeln sich die Charaktere in TNG wegen Roddenberrys "Kein Streit!"-Mantra kaum und sind nach sieben Staffeln praktisch Dieselben wie in "Encounter at farpoint", während in DS9 einige Besatzungsmitglieder tiefgreifende Änderungen durchgemacht haben (Kira, Odo, Bashir um nur Einige zu nennen). TNG hat keine grauen Charaktere wie Quark, Dukat oder Garak die zum Stammensemble gehören.

Warum einige Fans glauben man hätte die TNG-Formel unbedingt auf alle Folgeserien kopieren müssen ist mir schleierhaft. Voyager und besonders Enterprise in den ersten beiden Staffeln haben das versucht und sind damit gescheitert. DS9 hat funktioniert weil es andere Wege ging als TNG, eine heruntergekommene Raumstation am Arsch des Universums wäre eben als Kopie des blitzblank-farblosen Föderationsflaggschiffes auch nicht authentisch gewesen, wo es schon die höchste Art des Vergnügens war in 10 Vorne ein repliziertes Alkoholimitat zu trinken und 3D Schach zu spielen. Das Gefühl ein be- und verlebtes Universum zu erleben wo man selbst tatsächlich leben könnte vermittelte mir TNG nie. Das ist auch nicht unbedingt schlimm für eine Scifi-Utopie, allerdings ist es eine Qualität die ich an Serien wie DS9 und Firefly schätze und sogar an Enterprise (auch wenn es dort an anderer Stelle haperte).

DerBademeister
05.10.2012, 23:46
Ich hab mich an TNG bisher nicht rangetraut. Sooo viele Episoden und ich hab keinen Bock, mich durch einen Haufen Langeweile zu wühlen, bevor es interessant wird. Immer wenn die Serie in den letzten Jahren mal im Fernsehen lief und ich reingezappt habe, konnte sie mich nicht wirklich vom Hocker reißen. Vielleicht muss man schon dabei gewesen sein als TNG Anfang der 90er zum ersten Mal auf Sat.1 lief, um es auch heute noch so richtig genial zu finden. Keine Ahnung. Die Kinofilme mit der Crew rund um Picard haben mir allerdings überwiegend ziemlich gut gefallen. An den Schauspielern kann's also nicht liegen. Irgendwann werd ich der Serie vielleicht doch mal eine Chance geben. Immerhin gibt's die Episoden ja inzwischen in leckerer HD-Qualität.

Die Kinofilme haben nichts mit der Serie TNG zu tun - deshalb gefallen sie auch vielen Fans nicht, da z.B. der Film-Picard eine völlig andere Persönlichkeit ist als der Serien-Picard.

Ich könnte Dir empfehlen mal bei folgenden zwei Seiten nachzuschauen:

Hier findest Du eine Bewertung der Episoden nach Zuschauer-rating gestaffelt (wobei jede Episode mehrere hundert Mal gerankt wurde, das ist also relativ objektiv der Meinungsquerschnitt)
Star Trek - Das nächste Jahrhundert - Alle Staffeln (http://www.episodenguide.de/startrek/das-naechste-jahrhundert/alle-staffeln.html)

Hier findest Du gute Analysen und Bewertungen eines Fans mit enormen Trek-Sachverstand:
http://www.startrek-index.de/tv/tng/

Du kannst da einfach von Folge zu Folge durchbrowsen. Die meisten Folgen mit 2 Pins oder weniger kann man links liegen lassen und sich stattdessen einfach die Zusammenfassungen vom zweiten Link durchlesen oder gleich komplett überspringen. TNG ist zum größten Teil eine Einzelepisodenserie bei der nur wenige Episoden Vorkenntnisse von anderen Episoden benötigen.

nosferatu
06.10.2012, 20:34
Aber gern :). Sofern der Bedarf da ist, nehme ich es gerne auf mich, von nun an nach jedem Review zur Episode hier einen Thread zu eröffnen :).


Da bin ich gerne dabei :alien_wink:

Nun, ich weiß, dass einige meiner Kritikpunkte hart sind, und es lässt vortrefflich darüber streiten, ob sie gerechtfertigt sind oder nicht.



...dass es mehr eine Frage unterschiedlicher Ansichten und Geschmäcker als eine Frage mangelnder Objektivität meinerseits ist...

Habe ich ja gar nicht in der Form behauptet... Ich hatte nur den Verdacht, dass bei Deiner Bewertung einige Faktoren eine Rolle spielten, auf die ich bei meinem Gutachten nicht zurückgriffen habe. Ok, es war wohl der HD-Transfer :p Ist doch aber auch völlig legitim, dass es verschiedene Gesichtspunkte gibt :wink:

Auf einen (positiven) Punkt möchte ich auch noch eingehen: Und zwar die Synchronisation. Das ZDF hat seinerzeit wirklich größte Sorgfalt dabei walten lassen, um die Rollen mit guten, sogar hervorragenden Sprechern zu besetzen. Auch die Dialoge und Fachbegriffe/Eigennamen sind größtenteils ordentlich übersetzt. Dass es auch anders geht, beweist die unsägliche CIC-Fassung:


http://www.youtube.com/watch?v=P6mgKT_0XRE

cornholio1980
10.10.2012, 13:02
Ich habe dem Thema nun eine Umfrage hinzugefügt - da ich grade dabei bin, den Thread für Episode 3 zu erstellen :).

DerBademeister
10.10.2012, 14:53
Da bin ich gerne dabei :alien_wink:

Nun, ich weiß, dass einige meiner Kritikpunkte hart sind, und es lässt vortrefflich darüber streiten, ob sie gerechtfertigt sind oder nicht.



Habe ich ja gar nicht in der Form behauptet... Ich hatte nur den Verdacht, dass bei Deiner Bewertung einige Faktoren eine Rolle spielten, auf die ich bei meinem Gutachten nicht zurückgriffen habe. Ok, es war wohl der HD-Transfer :p Ist doch aber auch völlig legitim, dass es verschiedene Gesichtspunkte gibt :wink:

Auf einen (positiven) Punkt möchte ich auch noch eingehen: Und zwar die Synchronisation. Das ZDF hat seinerzeit wirklich größte Sorgfalt dabei walten lassen, um die Rollen mit guten, sogar hervorragenden Sprechern zu besetzen. Auch die Dialoge und Fachbegriffe/Eigennamen sind größtenteils ordentlich übersetzt. Dass es auch anders geht, beweist die unsägliche CIC-Fassung:


http://www.youtube.com/watch?v=P6mgKT_0XRE

Grausam!
Nachdem ich nun seit 10 Jahren nur noch auf Englisch schaue kommen mir allerdings auch die ZDF-Synchros mittlerweile etwas altbacken und zuweilen albern vor ("Nummer Eins, machen Sie es so!"), allerdings sind hier immerhin die Sprecher deutlich passender gewählt (der Sprecher von Picard wechselte glaube ich irgendwann in der Serie).