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Jack Bauer
05.01.2004, 16:34
Noch lachen wir darüber...

Es ist Montag, der 3. Juni 2010, 5 Uhr morgens.
Der Radiowecker reißt Gunther S. (46) aus dem Schlaf. Der Oldie-Sender
spielt Modern Talking. Herr S. quält ich aus dem Bett. Gestern ist es etwas
später geworden. Bei der Arbeit. Dienst am Pfingstsonntag - Mal wieder.
Früher konnte er danach wenigstens ausschlafen. Jaja, der Pfingstmontag",
murmelt Herr S., "ist das wirklich schon sieben Jahre her?" Es hat sich
wirklich einiges getan seit damals. Nur nicht in seinem Haus. Als 2005 die
Eigenheimzulage plötzlich doch gestrichen wurde, mussten sie eben Abstriche
machen. Und inzwischen hat sich Familie S. daran gewöhnt. An die frei
liegenden Leitungen und den Betonfußboden. Gut, denkt Herr S., dass damals
die Garage noch nicht fertig war. Denn der Wagen ist längst verkauft. Zu
teuer, seit es keine Kilometerpauschale mehr gibt. Und mit Bus und Bahn
dauert es in die City ja auch nur zwei Stunden. Und was man dabei für nette
Leute trifft. Zum Beispiel die Blondine, die Herrn S. immer so reizend
anlächelt. Zurücklächeln mag er nicht. Wegen seiner Zähne. Aber was will
man machen? 3000 Euro fur zwei Kronen sind viel Geld. Und schon die Brille
musste er selbst bezahlen. Hat dabei aber 15 Euro gespart. Weil er nicht
gleich zum Augen-, sondern erst zum Hausarzt gegangen ist. Wegen der
Überweisung. Trotzdem: Der Urlaub fällt flach. "Das könnte Ärger geben zu
Hause", stöhnt Herr S. vor sich hin. Traurig erinnert er sich an letzte
Weihnachten. Als es nichts gab. 2009 wurde nämlich auch in der freien
Wirtschaft das Weihnachtsgeld gestrichen. Im öffentlichen Dienst ist das ja
schon länger her. "Und bis wann gab es eigentlich Urlaubsgeld?", fragt sich
Herr S., er kommt nicht drauf. Damals hatte man jedenfalls noch genügend
Urlaub, um das Urlaubsgeld auszugeben. Heute sind's ja gerade mal 19 Tage
im Jahr. Pfingstmontag? 1. Mai? Geschichte. Das stand nicht auf der Agenda
2010, so hieß sie doch oder? Aber man soll nicht meckern. Die da oben, weiß
Herr S., müssen noch viel mehr ackern. Darum kann Gunther S. mit der
45-Stunden-Woche auch ganz gut leben. Er hat auch keine Wahl. Seit der
Kündigungsschutz auch in großen Betrieben gelockert wurde, mag man es sich
mit den Bossen nicht mehr verscherzen. Wer will sich schon einreihen in das
Heer von sechs Millionen Arbeitslosen? Aber den Feiertagszuschlag für den
Dienst an Pfingsten vermisst er schon. Was soll's, in 23 Jahren, dann wird
er 70, hat Herr S. es hinter sich. So üppig wird die Rente zwar nicht
ausfallen, wenn das mit den Nullrunden so weitergeht. Doch wer weiß:
Vielleicht bringt ihn das Rauchen vorher um. Obwohl er weniger qualmt, seit
die Schachtel neun Euro kostet. Aber heute, auf den letzten Metern zum
Büro, steckt Gunther S. sich trotzdem eine an.

Roac
29.01.2004, 09:34
Hm, ich weiß nicht. Zum Lachen finde ich das irgendwie nicht (wo ist da der Witz?), aber realistisch erscheint mir diese Vision auch nicht. Nur reichlich schwarzmalerisch. Bin da vielleicht zu optimistisch und kann mir nicht vorstellen, daß - egal welche Steuer- und Feiertagsregelungen es 2010 geben wird - mir mein Leben später mal so trist vorkommen wird.

Dr.BrainFister
29.01.2004, 12:43
hallo an den, der sich wie jemand aus einer serie nennt!

ob ich nun darüber lache oder nicht, eins ist klar:
da sich der text, obwohl utopisch, mit politischen und gesellschaftlichen phänomenen auseinandersetzt, muss ich ein wiederholtes mal den hinweis geben, sowas doch bitte ins "kultur, politik & gesellschaft"-forum zu stellen. denn wie der name schon sagt... naja, lassen wir das.

außerdem:
da du den text anscheinend nicht selbst verfasst hast, bitte ich dich auf die entsprechende quelle hinzuweisen.
denn unter folgenden adressen ist er im netz zu finden:

http://www.verdi-bayern-fb09.de/times/03-09.htm#visionen

http://people.freenet.de/Johnny2001/Seite4b.html

Drago
30.01.2004, 10:37
für mich klingts realistisch, und nicht mal pessimistisch Roac, guck dir nur das an was jetzt schon abgeschafft wurde, und was jetzt schon für Folgen daraus entstehen werden. Der Text oben beinhaltet kaum neue zusätzliche Veränderungen zu den bereits beschlossenen, und durchgeführten.