Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Studiengebühren kommen!
Jack Bauer
26.01.2005, 10:59
Das Bundesverfassungsgericht hat am Mittwoch das bundesweite Verbot von Studiengebühren gekippt. Zur Begründung gaben die Richter an, dass das Bundesgesetz gegen die Gesetzgebungskompetenz der Bundesländer verstoße.
Zwar habe der Bund das Recht zur Rahmengesetzgebung für das Hochschulwesen, jedoch nicht zu einer derart bundeseinheitlichen Regelung. Das Gebührenverbot sei weder zur «Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse» noch zur «Wahrung der Wirtschaftseinheit», wie im Grundgesetz verlangt, erforderlich.
Der Bund müsse dann eingreifen, wenn Einwohner von Ländern mit gebührenpflichtigen Hochschulen erheblich benachteiligt würden oder mit einer deutlichen Abwanderung in gebührenfreie Länder zu rechnen wäre, befanden die Richter und mahnten sozialverträgliche Gebührenregelungen an.
Die Karlsruher Entscheidung macht den Weg frei für die Einführung von Studiengebühren an den Hochschulen per Landesgesetz. Das Gebührenverbot für das Erststudium war im August 2002 von der Bundesregierung erlassen worden. Gegen die Aufnahme der Regelung in das Hochschulrahmengesetz hatten die unionsregierten Länder Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Saarland, Sachsen und Sachsen-Anhalt geklagt.
Die Länder Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg sowie Niedersachsen kündigten bereits an, Studiengebühren einführen zu wollen. Bayern will dies nach Möglichkeit zum kommenden Wintersemester tun.
Quelle (http://www.netzeitung.de/deutschland/322832.html)
So eine Schweinerei. Viele intelligente Leute können sich kein Studium mehr leisten.
Octantis
26.01.2005, 11:36
in Össterreich gibts schon seit 2002 Studiengebühren (~380 Teuro pro Semester) und an denn Stundentenzahlen hat sich nur insofern was geändert als das die Karteileichen verschwunden sind. der einzige witz ist das die Studiengebühren in irgendnem Budgetloch verschwinden und nicht wie geplant den Unis zur Verfügung stehen
Superklasse. Und ich muß natürlich in einem Bundesland leben, wo die Regierung es kaum erwarten kann, Gebühren einzuführen. Langzeitgebühren gibt es bei uns schon, weswegen auch schon circa 20 Prozent der Studenten hier in Frankfurt das Handtuch geworfen haben - und das waren nicht nur Karteileichen. Eine Freundin von mir, Bauingenieursstudentin kurz vor dem Diplom, hat auch drüber nachgedacht.
Ich studiere Amerikanistik und Vor- und Frühgeschichte im 6. Semester. Langzeitgebühren werden in meinem Fach ab dem 12. Semester fällig. Wenn ich sehr viel Glück habe, schaffe ich den Magister haarscharf davor; wahrscheinlich aber nicht, da ich gerade einen Fachwechsel hinter mir, d.h. viel nachzuholen habe und außerdem ab Februar anfange, zu arbeiten (muß sein wg. Lebensunterhalt). D.h. daß ich vielleicht genau in der Magisterphase zusätzlich zum Magisterstreß noch Finanzstreß bekomme. Toll.
Ich hoffe, die regulären Gebühren werden nicht zu hoch, sonst muß ich jetzt schon meine Ersparnisse plündern, und an die wollte ich eigentlich erst gehen, wenn ich nach der Uni arbeitslos bin...
BTW, kennt jemand eine Bank, die kostenlose Kontoführung für Studenten über 27 hat? Ich würde ganz gerne wechseln...
Originally posted by Hmpf@26.01.2005, 19:36
BTW, kennt jemand eine Bank, die kostenlose Kontoführung für Studenten über 27 hat? Ich würde ganz gerne wechseln...
In Baden-Württemberg gibt es die Sparda-Bank. Die bietet ein kostenloses Girokonto an. Leider weiss ich aber nicht, ob dieses Konto auch von anderen Zweigstellen (außer denen in Baden-Württemberg) angeboten wird.
DRD 1812
26.01.2005, 21:56
Zu diesem Thema war gestern Abend ein interessanter Beitrag in der Sendung "PlusMinus" auf der ARD.
Hier ein paar Ausschnitte:
Bildungsbereiche, deren Leistungen vor allem der Allgemeinheit zugute kommen, sollen demnach aus Steuern finanziert werden. Je mehr der Einzelne von der Bildung profitiert, desto größer könne auch der private Finanzierungsanteil sein.
Das Modell Witten/Herdecke
Als Beispiel für ein sozialverträgliches Modell der Studienfinanzierung wird vielfach das Konzept der Privatuniversität Witten/Herdecke angeführt. Für das gesamte Studium muss hier jeder Studierende einen Finanzierungsbeitrag von rund 15.000 Euro aufbringen. Dies kann er entweder sofort in monatlichen Beiträgen tun oder aber in Form von so genannten ?nachgelagerten Studiengebühren? nach Abschluss seines Studiums. Dabei müssen die Studierenden acht Jahre lang acht Prozent ihres künftigen Einkommens abführen, sofern es die Untergrenze von 1.700 Euro überschreitet. Das Risiko, bei bescheidenem beruflichen Erfolg auf einem riesigen Schuldenberg sitzen zu bleiben, ist also relativ gering: Wer später wenig verdient, zahlt auch weniger zurück, Spitzenverdiener zahlen dafür mehr. Für Dieter Dohmen vom FIBS sollte sich auch ein allgemeines Studiengebührenmodell an diesem Prinzip orientieren: ?Sonst haben sie einfach die Gefahr der Abschreckung, und das wäre ein schlimmer Effekt: Denn um den Ersatzbedarf an Akademikern in den nächsten 20 bis 25 Jahren decken zu können, muss deren Anteil pro Jahrgang nahezu verdoppelt werden.?
Lest am bestem mal den gesamten Artikel auf der Website der ARD: plusminus (http://www.daserste.de/plusminus/beitrag.asp?iid=297)
Lightshade
27.01.2005, 19:28
Ich find das nur gut und recht!
Ich mein Hey - sogar Kindergärten kosten Geld. Wieso also auch nicht das studieren?
Ausserdem isses im Vergleich zu anderen Ländern relativ billig.
Naja und mein Bundesland will eh keine einführen *g*
Ach und wie wäre es wenn Du ähnliche Summen an Deine Berufsschule zahlst? Als Azubi bekommste im Gegensatz zu nem Studenten wie mir auch noch Geld für Deinen Job.
Das eigentliche Problem dabei ist nicht die Erhöhung der Rückmeldegebühr sondern, dass das es den Universitäten nicht zu Gute kommen wird sondern in irgendwelchen Haushaltslöchern verschwindet. Es geht nämlich nur darum die Hochschulfinanzierung zu verlagern - und zwar auf die Seite der Studenten, soll heissen der Staat (die Länder) kürzt seine Zuschüsse und verwendet den Etat anderswo, während die Erhöhung der Studienbeiträge dafür sorgt, dass alles so bleibt wie es ist.
Denn im Gegensatz zu privaten Universitäten wird man trotz Studiengebühren keine qualitativ verbesserten Lehrmethoden oder -bedingungen erwarten können. Auf privat finanzierten Universitäten ist die Fakultät für die Studenten da - eine Art Dienstleistungsunternehmen. Wir bezahlen euch, also erwarten wir auch eine entsprechende Gegenleistung. An öffentlichen Universitäten, wie der Uni Potsdam, in deren Bibliothek teilweise nur im Extremfall 2 Exemplare eines Buches vorhanden sind und diese auch permanent monatelang vergriffen sind und diese Mittel dringend benötigt würden werden sie nicht ankommen.
Die Professoren werden weiterhin hauptsächlich ihre Forschung(sgruppen) finanzieren und ihren Lehrstuhl "nebenbei" geradesoeben ausfüllen. Ganz zu schweigen von der Chancengleichheit - alle jungen Menschen aus der mittleren Unterschicht und darunter werden einfach nicht mehr in der Lage sein das Geld aufzutreiben und ihr Studium zu erfüllen ohne evtl. zwangsläufig über ihre Regelstudienzeit hinauszukommen (was quasi jedem um mind. 1-2 Semester passiert, der kein absolutes Genie ist) oder aufgrund der Gebühren von vornherein abgeschreckt werden und so geistiges Potenzial flöten geht.
Schon jetzt hauen NACH dem Studium die meisten hellen Köpfe ins Ausland ab, weil dort für sie bessere Bedingungen geschaffen wurden um weiterzukommen. Es ist kein Geheimnis, dass sich z.B. Amerikanische Universitäten um deutsche Studienabgänger in bestimmten Fachrichtungen bemühen, schliesslich wurde die Grundausbildung in Deutschland für die USA zum Nulltarif geleistet - wodurch Deutschland im Allg. Potenzial in Forschung und Entwicklung verloren geht. Selten bleibt ein junger Diplom Ingenieur oder PhD im Heimatland.
Amu
Octantis
27.01.2005, 21:37
hm Amu, deine Beschreibung würde auch 1:1 zu der Situation wie es in Österreich seit der Einführung der Studiengebühren ist passen
warum sollte es auch anders sein, wüsste nich das jemals soetwas dem Zahlenden zu Gute gekommen wäre. Die Praxisgebühr beispielsweise hat den Kassen schwarze Zahlen beschehrt und trotzdem steigen jetzt die Zuzahlungen zu Medikamenten weiter... Meine Eltern geben reglmässig 150 Euro für Arznei aus, das muss ja auch irgendwoher kommen.
Amu
Nachrichten- und Protestblog für Hessen:
http://protest.blogger.de/
Hmm... 500 Euro pro Semester... das ist schon hart, aber wenn ich mir sämtliche 'frivolen Ausgaben' für Bücher-zur-Unterhaltung, Kino, Cons usw. abgewöhne, geht das vielleicht gerade noch. Hoffen wir mal, daß der nette Wirtschaftsforscher da mit seiner Prognose von 2500 Euro in ein paar Jahren Unrecht hat. Das kann sich doch keiner leisten. Bis dahin bin ich zwar hoffentlich sowieso fertig, aber irgendwie geht es hier ja auch nicht nur um mich...
BTW... zum Thema allgemeine soziale Ungerechtigkeit - hat jetzt nichts mit Studium zu tun: In Frankfurt zu leben ist wirklich ungünstig. Gerade vor ein paar Tagen habe ich in der Zeitung gelesen, daß in Frankfurt im eigentlich Stadtgebiet fast nur 'schlechter verdienende' Leute wohnen. Die besser Verdienenden ziehen alle ins Umland. Nun sind allerdings in Frankfurt im eigentlichen Stadtgebiet die Mieten exorbitant. D.h. die Leute, die eh kein Geld haben, zahlen die höchsten Mieten. 300-350 Euro für ein WG-Zimmer sind hier ganz normal. (310 warm für 17 Quadratmeter in meinem Fall, für Neugierige. *g*) So richtig lustig wird es für Harz 4-Betroffene: Die sollen sich ja jetzt alle Wohnungen suchen, die im 'akzeptablen Rahmen' (laut Mietspiegel) liegen. Solche gibt es allerdings in Frankfurt praktisch nicht, der Mietspiegel stimmt hier einfach nicht.
Na ja. Ich schätze, ich sollte aufhören, hier so sinnlos rumzujammern, und vorschlagen, wie man's besser machen könnte. Leider habe ich aber auch keine Ahnung.
Originally posted by DRD 1812@26.01.2005, 21:56
Das Modell Witten/Herdecke
Als Beispiel für ein sozialverträgliches Modell der Studienfinanzierung wird vielfach das Konzept der Privatuniversität Witten/Herdecke angeführt. Für das gesamte Studium muss hier jeder Studierende einen Finanzierungsbeitrag von rund 15.000 Euro aufbringen. Dies kann er entweder sofort in monatlichen Beiträgen tun oder aber in Form von so genannten ?nachgelagerten Studiengebühren? nach Abschluss seines Studiums. Dabei müssen die Studierenden acht Jahre lang acht Prozent ihres künftigen Einkommens abführen, sofern es die Untergrenze von 1.700 Euro überschreitet. Das Risiko, bei bescheidenem beruflichen Erfolg auf einem riesigen Schuldenberg sitzen zu bleiben, ist also relativ gering: Wer später wenig verdient, zahlt auch weniger zurück, Spitzenverdiener zahlen dafür mehr.
Das klingt zur Abwechslung mal nach einem tatsächlich sinnvollen Konzept. Jede Wette, daß das aber, wenn allgemeine Studiengebühren eingeführt werden, nicht so laufen wird? Wäre ja zu sinnvoll... und vor allem würde es dem armen Staat erst in einigen Jahren Geld bringen, aber er hätte es doch so gerne sofort...
Dr.BrainFister
06.06.2005, 18:15
06.06.2005, 15:14 Uhr
CDU und FDP wollen Studiengebühren in NRW einführen
Düsseldorf (dpa) - Die künftige CDU/FDP-Regierung in Nordrhein- Westfalen will Studiengebühren auch für das Erststudium einführen. Gedacht sei an etwa 500 Euro pro Semester, sagten die Parteivorsitzenden Jürgen Rüttgers und Andreas Pinkwart vor der fünften Koalitionsverhandlungsrunde in Düsseldorf. Die CDU will allerdings Bafög-Studenten von den Studiengebühren ausnehmen, die FDP nicht. Vor dem Sommersemester 2006 werde es aber keine neue Studiengebühren-Regelung in NRW geben, sagte Rüttgers.
>>...<< (http://www.arcor.de/content/index.html)
nun triffts auch den pott. aber das muss nicht sein. wer sich informieren und aktiv werden möchte, kann das beispielsweise >>HiER<< (http://www.gremien-efh-bochum.de/) (klick rechte seite auf button "studi-gebühren" tun
weitere infos & aktionen:
http://www.fzs.de/kampagne/kein_spiel_mit_bildung.html
kein spiel mit bidlung, kampagne des freien zusammenschluss von studierendenschaften (fzs)
http://www.abs-bund.de/
aktionsbündnis gegen studiengebühren (abs)
es gibt jede menge ernst zu nehmender initiativen, die sich mit dem thema befassen. dabei geht es nicht nur darum, einfach "dagegen" zu sein. genauso wichtig ist, sich zu informieren, sich nicht von politischer augenwischerei (z.b. "studiengebühren kommen den hochschulen zugute!" <---hahaha...) täuschen lassen und alternative konzepte erarbeiten.
oder einfach nur um zu zeigen, dass unsere generation von studenten nicht nur ein haufen tumber teletubbies ist, der sich wortlos alles einimpfen lässt.
Dr.BrainFister
08.06.2005, 18:25
hmmmm... anscheinend besteht an dem thema wenig interesse.
dabei haben wir doch einige studenten hier im forum. oder wenigstens gewesene studenten. ist es euch völlig egal, dass es für die euch nachfolgende generation von studenten immer schwerer wird, sich studieren leisten zu können?
und die von euch die noch studieren:
wie siehts bei euch an den unis und fachhochschulen aus?
welche initiativen wurden dort bereits gestartet?
was haltet ihr davon? habt ihr euch schon an etwas beteiligt?
wenn nein, warum nicht?
was die fh macht, auf der ich studiere, zeigt teilweise der link, den ich in meinem letzten beitrag in diesem thread angab. allerdings passiert noch einiges mehr bzw. ist schon einiges mehr passiert, was sich auf grund technischer probleme (aktualisierung usw.) der seite derzeit nicht darstellen lässt.
unsere arbeit bestand bisher hauptsächlich daraus, zu informieren und zu mobilisieren. als wir z.b. mitte mai, ca. andertalb wochen vor der landtagswahl nrw einen infostand mit material zu dem thema anboten, war die resonanz überraschend groß.
mittlerweile, nach dem schwarzgelben wahlausgang und entsprechenden aussagen der politiker in den medien, geht eine wachsende resignative stimmung um. lasst ihr euch so leicht entmutigen? schade.
denn selbst wenn studiengebühren per gesetz beschlossen werden solten, heißt das für mich noch lange nicht, ans aufgeben zu denken.
alle reformen der letzten jahre (hartz4, gesundheit...) zeigten, dass es auch auf die initiave der bürger ankommt. je stärker der dadurch entstehende druck und die medienpräsenz entsprechender initiativen ist, desto eher fühlen sich die politiker dazu genötigt, notwendige nachbesserungen zur reform zu veranlassen. nachbesserungen, die das ganze vielleicht nicht rückgängig, aber eventuell sozial verträglicher machen. und darauf kommt es doch letztenendes an.
es geht mir nunmal nicht nur um plumpes dagegensein, sturen aktionismus oder zielloses protestgebahren. nein, es geht darum, dort einzuschreiten, wo politische inkompetenz droht, dem bürger (in dem fall studenten) wieder mal das leben schwer zu machen.
ich bitte euch deshalb auch, den link meines letzten beitrages anzuklicken und an der dort angepriesenen petition "kein spiel mit bildung" teilzunehmen. das ist beispielsweise ein versuch, eine vernünftige handhabe in den politischen entscheidungen zu studiengebühren zu erreichen.
PS:
habe dem thread noch eine umfrage beigefügt. so können auch die, die nix dazu zu sagen, aber trotzdem eine meinung haben, diese hier kund tun. bin gespannt, wohin sich die umfrage entwickelt.
Hier noch eine sinnvolle Seite zum Thema Studiengebühren:
http://www.uebergebuehr.de/
Engagiert Euch. Es geht hier auch gar nicht mal 'nur' um Studiengebühren. Es geht darum, daß es mit der Gesellschaft im Moment allgemein in eine Richtung läuft, die immer menschenunfreundlicher scheint. Und wenn einem das nicht gefällt, *muß* man anfangen, irgendw etwas zu tun - also warum nicht hier?
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