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BabylonLion
11.02.2005, 14:37
http://www.hartz4-protest.de/HARTZ.IV.BEDA...MEINSCHAFT.html (http://www.hartz4-protest.de/HARTZ.IV.BEDARFSGEMEINSCHAFT.html)

Hast Sorgen mit deinen Probelmmen bei hartz4 wir helfen dir...
Aber erst bezahlen :angry:

ich glaub das nicht <_<

9,95 woll sie für ihr gute tat :angry:

Dr.BrainFister
15.02.2005, 09:25
es überrascht mich, dass es außer babylon lions anmerkung bisher hier kaum resonanz auf hartz IV gab. ist im forum denn niemand direkt oder indirekt betroffen? würde mich sehr interessieren, wie es bisher damit läuft.
oder haben betroffene einfach angst, sich zu outen? hmmm... könnte ich schon nachvollziehen, aber was soll so schlimm am bezug von staatlichen leistungen sein, solange es nicht auf grund von schmarotzertum (was wahrscheinlich doch immer noch die wenigsten fälle ausmacht) geschieht.
ich bezog in den letzten jahren auch schon zwischenzeitlich stütze vom staat. einmal nach dem abbruch einer ausbildung. dann in übergangsphasen, quasi die lücke zwischen der letzten und nächsten stufe der "karriereleiter". und natürlich zwischen fachabi und studium. da hätte ich sonst einen monat lang gar nix bekommen, also beantragte ich zumindest wohngeld.

hat hier noch keiner ähnliche erfahrungen gesammelt bzw. ist hier keiner durch solche umstände selbst oder im bekanntenkreis mit hartz IV konfrontiert worden?

Simara
15.02.2005, 10:32
Ich habe mich bisher nicht dazu geäußert, weil ich nicht direkt betroffen davon bin.
Ich bin in der "glücklichen" Lage, dass ich zwei Jobs habe. :rolleyes:

Außerdem bekomme ich bei dem Thema gerne schnell "einen dicken Hals".


aber was soll so schlimm am bezug von staatlichen leistungen sein, solange es nicht auf grund von schmarotzertum (was wahrscheinlich doch immer noch die wenigsten fälle ausmacht) geschieht.

Am Bezug von staatlichen Leistungen ist grundsätzlich nichts Schlimmes dran. Wir sind immerhin ein Sozialstaat und den Schwächeren soll geholfen werden.

ABER - und hier bin ich gegenteiliger Meinung - ich bin überzeugt, dass die "Schmarotzer" die Mehrheit der Fälle ausmacht.

Es ist natürlich nicht so einfach alles über einen Kamm zu scheren. Zu unterschiedlich sind die einzelnen Fälle. Aber ich kenne allein drei Leute, die mir, die ich zwei Jobs habe, frech ins Gesicht sagen: Für das Geld würden sie nicht mal aufstehen :angry: (dicker Hals).
Oder "diese Arbeit ist unter meinem Niveau. Ich habe doch kein Abitur um dann .... z. B. Verkäufer ... zu sein."
Meine Meinung: Klar, aber als Übergangslösung bevor man dem Staat auf der Tasche liegt, warum nicht? In der "Verkäufer-Zeit" kann man sich ja nen besseren Job suchen.

Bin ich da etwa falsch gewickelt?

Ich glaube Hartz IV geht schon in die richtige Richtung. Vermutlich muss noch nachjustiert werden, aber es kann nicht angehen, dass Leute sagen: "Och nee, für ca 200 EUR weniger brauch ich mir nicht 8 Stunden am Tag den Buckel krumm schaffen".

Aber auch mir ist klar, dass es nicht nur an den Arbeitslosen allein liegt. Die Wirtschaft baut ja ständig Arbeitsplätze ab. Und das obwohl sie Gewinne einfährt.
Aber bei Hartz IV geht es ja hauptsächlich um die LANGZEIT-Arbeitslosen, nicht um diejenigen, die erst vor kurzem den Job verloren haben.

Jeder motzt über die Regierung und dass sie ihr Wahlversprechen bezüglich dem Abbau der Arbeitslosen nicht hält.
Und da frage ich: Ja was soll die Regierung denn machen, wenn die Wirtschaft nicht mitzieht?

Bestes Beispiel mein Zweitjob im Kino:
Zeitmäßig sitzten wir 30 und mehr Stunden im Kino. Wäre doch eigentlich ein Vollzeitjob, oder
Warum schafft meine Kino-Chefin nicht Arbeitsplätze? Weil ihr die Kosten zu hoch sind&#33;
Und das ist jetzt nur ein kleines Beispiel.
Ich denke jeder kennt die großen Beispiele (z. B. Autoindustrie).
Aber die Politik kann nichts machen, da die wahre Macht beim Kapital und damit bei der Wirtschaft liegt.

Leute, wacht auf: Weniger die Politiker regieren Deutschland als vielmehr die Wirtschaftsbosse.

Arbeitslosengeld sollte die Lücken schließen und nicht zum regulären Einkommen werden. Das scheinen viele zu übersehen.

Und dann diese Mitleidsmasche von wegen "ich kann mir nur noch trocken Brot und Essiggurken leisten". :rolleyes:

Wie gesagt, ich weiß, dass das Thema nicht so einfach ist. Und es gibt auch genügend Fälle, in denen Hartz IV ungerecht ist.
Ich hoffe - wenn das ganze erstmal angelaufen ist und auch evtl. nachjustiert wurde - dass es dann wirklich nur noch die Schmarotzer trifft.

MinasTirith
16.05.2005, 17:24
Also ich bin Hartz IV-Empfänger.

Zwar bin ich Selbständig, da das aber zu wenig Geld abwirft habe ich mich arbeitslos gemeldet und als das AG auslief hab ich halt mal den Hartz IV-Bogen ausgefüllt. Mein Nebengewerbe ist also das gleiche wie für andere die Kleinjobs auf 400 Euro-Basis.

Wenn man sich aber anschaut was mir als Hartz IV zugesprochen wurde, dann kann ich nur eins sagen:
Davon kann niemand leben der ein Dach über dem Kopf hat !!!

Wenn man mal davon absieht, dass man alle Altersvorsorge auflösen muss und aufbrauchen muss um überhaupt etwas zu bekommen, ist das was man bekommt meist nicht genug um einen Monat zu überleben. Wenn man Mietgeld bekommt ist der Restbetrag für eine Einzelperson genug um das nötigste zu kaufen. Bei zwei Personen in einem Haushalt reichts einfach nicht mehr und bei mehr wirds zum Spiesrutenlauf.

Für mich ist das Hartz IV nur soviel das ich die nötigsten Löcher stopfe, denn für mehr reichts einfach nicht.

Unter diesen Umständen sehe ich der Schwarzarbeit und dem Betrug Tür und Tor geöffnet. Denn es gibt im Moment nicht genug Arbeitsplätze für jeden egal wie gut oder wie gewillt er ist. Viele werden versuchen sich Geld unter der Hand zu besorgen um den Monat zu überleben. Vor allem schon deswegen, da man nur 160 Euro dazuverdienen darf. Alles was darüber hinausgeht, wird einem wieder in Abzug gebracht.

Allgemein zu Hartz IV kann ich nur sagen, es ist eine Kostenfalle.
Bis jetzt sind die geplanten Kosten schon längst gesprengt und sie steigen immer noch weiter. Das wird sich auch nicht so schnell ändern, denn noch immer sind nicht alle Prozesse beendet und im Moment sieht es gut aus, das man mehr Geld als Empfänger bekommen wird und das man weniger angeben muss in den Bögen. Ausserdem wird man wohl seine Altersvorsorge nicht mehr auflösen müssen, wenn das Gericht positiv entscheidet. Das wird dann weiter Kosten für den Staat verursachen.

Schon heute geht man davon aus, dass Hartz IV entweder genau so viel kosten wird oder sogar noch teurer sein könnte als das alte System. Sollte sich dies bewahrheiten, dann wäre Hartz IV der grösste Reinfall der letzten Jahre.
Wichtig dabei ist aber noch ein Punkt.
Hartz IV funktioniert nur wenn die Industrie mitmacht und das tut sie nicht. Anstatt die Gewinne so zu investieren, dass Arbeitsplätze erhalten werden oder sogar neue geschaffen werden, entlassen die Unternehmen Leute.

Ghettomaster
17.05.2005, 19:09
Das problem alleine der Wirtschaft als ganzes zuzuschieben ist ungerecht. Eher die Großkonzerne sind schuld während Klein und mittelständische Unternehmen durchaus das ihnen mögliche versuchen.

Das niemand mehr neue Arbeitsplätze schaffen will liegt einfach daran das man als Unternehmer vom Staat geschröpft wird. Als Eltern bekommt man mindestens 18 Jahre lang Kindergeld wenn man ein Balg in die Welt setzt, als Arbeitgeber der Arbeitsplätze schafft dagegen vom Staat eins auf den Deckel und vom Finanzamt einen tritt in den Arsch. Das niemand mehr Leute einstellen möchte hat sich der Staat ganz allein zuzuschreiben, mit überhöhten Steuern und undurchschaubaren Gesetzen.

Wenn ich als GmbH da stehe 49% Körperschaftssteuer abdrücke danach noch Einkommenssteuer, Gewerbesteuer und sämtliche Pflichtmitgliedschaften (IHK, Berufs-Genossenschaft etc.) bezahlt habe (nicht zu vergessen die 5,5% Solidaritätszuschlag die auf die Körperschaftssteuer aufgerechnet werden), und von dem kläglichen Rest der mir zum bezahlen von Rechnungen bleibt auch noch einen Angestellten durchfüttern soll dessen Gehalt wieder zu rund 40% an den Staat und sonstige Institutionen geht, würde mir irgendwann auch die Lust vergehen.

CU
Ghettomaster

MinasTirith
17.05.2005, 19:15
Das stimmt schon alles was du schreibst Ghetto, aber es geht hier nicht um die grösse der Firma, sondern um die gut laufenden Unternehmen.

Unternehmen die grosse Gewinne einfahren und trotzdem Arbeitsplätze abbauen um diesen Gewinn noch mehr zu steigern und damit aber den verbleibenden Arbeitnehmern das Leben noch schwerer machen, stehen am Pranger. Das sind nicht nur grosse Unternehmen, sondern leider auch viele Mittelständische. Ich selbst keine solche Unternehmen und hab auch durch genau diese Maßnahme meinen Job verloren.

Ghettomaster
17.05.2005, 20:00
Da hast du sicher recht, aber nicht alle Unternehmen denken und handeln so, ich kenne genug Firmen die gerne neue Leute einstellen würden wenn die finanziellen bzw. steuerlichen Bedingungen besser wären.

Das es immer Leute gibt die den Hals nicht voll genug kriegen können ist klar.

CU
Ghettomaster

Simara
17.05.2005, 20:58
Wenn man mal davon absieht, dass man alle Altersvorsorge auflösen muss und aufbrauchen muss um überhaupt etwas zu bekommen, ......
Ich hab ja schon in meinem ersten Beitrag geschrieben, dass Hartz IV noch einige Nachbesserungen braucht. Das hier ist eine davon.

Es kann doch nicht angehen, dass man zuerst wie verrückt auf eine gesicherte Altersvorsorge spart und wenn man dann durch dumme Umstände arbeitslos wird, diese dann auflösen muss.
Gut, für den Moment ist der Staat dann raus, aber dann kommt der Mensch eben im Alter aufs Sozialamt.

Ich bin im Großen und Ganzen der Meinung von Minas, dass die Wirtschaft eine große Schuld trägt.
Wie kann es angehen, dass ein Autokonzern Arbeitsplätze abbaut, obwohl er Gewinne einfährt?

Oh halt, ich hab noch nen Schuldigen. Die Aktionäre. Jawoll.
Die Unternehmen müssen den Gewinn ja an die Aktionäre auszahlen, denn die wollen für ihre Aktie ja was sehen. Also trägt jeder, der z. B. eine Altersvorsorge auf Aktienbasis besitzt mit dazu bei, dass die Unternehmen die Gewinne abschöpfen und nicht ins Unternehmen zurückfließen lassen.
:wacko:
(Mir fehlt dieser Smiley - Anmerkung am Rande)

Ich kenne ja nun beide Seiten.
Zum einen bin ich selbst Arbeitnehmer. Und zum anderen ist mein Vater ein kleiner Handwerker.
Er hat 2 oder 3 Leute ausgebildet, dann hat er es gelassen. Er konnte es sich nicht leisten den Lehrlingslohn zu zahlen auch wenn der Lehrling auf Blockunterricht war.

Mein Vater meint auch allen Ernstes, wenn die CDU/CSU wieder an die Regierung kommt, dann würde es wieder bergauf gehen, weil die Wirtschaft dann mit denen zusammenarbeiten würde.
Ich hab da so meine Zweifel. Schließlich hat die Rot-Grüne-Regierung der Wirtschaft ja ziemlich viel nachgegeben.

Zum Glück muss ich mir für diese Dinge keine Lösung einfallen lassen.

"Die Macht liegt beim Kapital und das Kapital darf man nicht angreifen" - mit anderen Worten. Hände weg von der Wirtschaft. Tja, hat wohl was.

Schade, dass unter Hartz IV auch solche leiden, die arbeiten wollen, aber keinen Job finden.
Bin gespannt wo das endet.

Ich hab übrigens meine Altersvorsorge auf Aktienbasis gekündigt.

Hmpf
17.05.2005, 21:37
>"...und das Kapital darf man nicht angreifen"

Ist das Ironie? Oder meinst Du das ernst?

Ghettomaster
17.05.2005, 22:02
www.postfinance.ch

Nur ein dezenter Hinweis darauf das Gelder im außereuropäischen Ausland im Falle plötzlicher Arbeitslosigkeit, bei Nichtnennung im Antrag, unentdeckt bleiben. Unnötig zu erwähnen das so ein Verhalten strafbar wäre und ich auch keinesfalls irgendjemandem dazu raten würde. Die Chancen bei sowas erwischt zu werden sind allerdings verschwindend gering.

CU
Ghettoamster

MinasTirith
17.05.2005, 22:08
Aufpassen Ghetto, das ist nicht ganz korrekt.

Wenn du z.B. Immobilien im Ausland hast und diese vor deinem Antrag erworben wurden zu einem Zeitpunkt als du nicht arbeitslos warst, musst du sie auch nicht angeben. Ganz wichtig!
Das betrifft besonders Ausländer, da diese ja oft in ihrer Heimat noch ein Haus oder Ferienhaus stehen haben. Dieses kann nicht zurate gezogen werden, wenn es aus einer Zeit stammt, in der du nicht vom Staat abhängig warst.

Alles was kurz vor der Stellung des Antrags ins Ausland gebracht wird, muss angegeben werden, da es dann als der Versuch der Verschleiherung angesehen wird.

Das habe ich durch einen Anwalt prüfen lassen bevor ich meinen Bogen ausgefüllt habe. :)

Squirrel
18.05.2005, 06:09
von Simara:
Es kann doch nicht angehen, dass man zuerst wie verrückt auf eine gesicherte Altersvorsorge spart und wenn man dann durch dumme Umstände arbeitslos wird, diese dann auflösen muss.
Gut, für den Moment ist der Staat dann raus, aber dann kommt der Mensch eben im Alter aufs Sozialamt.

Eben da ist es ja - die derzeitig regierenden Politiker werden dann längst nicht mehr am Ruder sitzen und müssen sich mit den Folgen nicht mehr befassen. So zu agieren, ist sicherlich auch nachvollziehbar. Wenn einem die Probleme langsam aber sicher über dem Kopf zusammenschlagen,was gibt es dann bequemeres, als daß man ihre Lösung soweit nach hinten verschiebt, daß man selbst sie nicht wieder anpacken muß?
Diese Vorgehensweise ist natürlich nicht parteienspezifisch. In jeder Legislaturperiode gibt es immer einige besonders "heiße Kartoffeln", die die jeweilige Regierung nach einigen vergeblichen "Abkühlversuchen" wegwirft in Richtung künftiger Generationen.

Ghettomaster
18.05.2005, 08:07
Aufpassen Ghetto, das ist nicht ganz korrekt.
Wenn du z.B. Immobilien im Ausland hast und diese vor deinem Antrag erworben wurden zu einem Zeitpunkt als du nicht arbeitslos warst, musst du sie auch nicht angeben. Ganz wichtig!
Ich hab das ganze ja deswegen extra mit einem Hinweis auf die illegalität garniert. Ansonsten bezog ich mich schon auf Bares in Form eines Girokontos oder einer angelegten Altersvorsorge.

CU
Ghettomaster

MinasTirith
18.05.2005, 09:15
Da gilt aber ähnliches. Alles was du vor deiner Arbeitslosigkeit während einer Anstellung an Geld im Ausland hast darf nicht berücksichtigt werden und muss auch nicht angegeben werden. Das steht leider nur im ganz kleinen Kleingedruckten und wird dir letztlich auch vom Arbeitsamt (sorry, Arbeitsagentur) nicht gesagt. Diese Infos bekommt man nur bei den Anwälten.

Alles was du später wegschaffst musst du auch angeben.

Das habe ich durch einen Fall gelernt wo eine Bekannte mit dem Bogen zu einem Anwalt der IGM gegangen ist und die hat sich dort jeden einzelnen Punkt erklären lassen.

Eine andere Variante ist die, die ich gemacht habe.
Da ich Schulden habe, ging ich einfach her und habe meinen Bausparer bis auf 50 Euro aufgelöst. Somit können sie mich nicht zwingen ihn aufzulösen und ich behalte die Boni des Vertrages.
Genauso meine private Rentenversicherung und meine Lebensversicherung. Meine Rentenversicherung ist zu neu und ohne richtigen Gegenwert, also können sie nichts machen, da meine Schulden in etwa drei mal so hoch sind wie der Rückkaufwert der Versicherung. Meine Lebensversicherung habe ich mit Hilfe eines Policendarlehens geleert und dann ruhen lassen. Somit habe ich auch dort Schulden anstatt Guthaben.

Durch diese Kniffe konnte ich alle Verträge behalten und sie werden auch nicht berücksichtigt, da sie sogesehen keine Werte beinhalten.

Ghettomaster
18.05.2005, 09:49
Naja... also wenn ich ein Konto in der Schweiz hätte würde ich nenn Teufel tun und das angeben... die BA hat da vielleicht nichts gegen, aber das Finanzamt ;)

CU
Ghettomaster

Simara
24.05.2005, 10:31
>"...und das Kapital darf man nicht angreifen"

Ist das Ironie? Oder meinst Du das ernst?
Das meinen die Leute sehr ernst, mit denen ich mich mitunter über Politik "streite".
Und langsam habe ich das Gefühl sie haben leider Recht.
Wie gesagt, die Macht hat der, der Geld hat, also die Wirtschaft.
Wenn die Politik z. B. sagt, die Wirtschaft muss Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaft macht es nicht, was kann die Politik dann tun außer dumm aus der Wäsche schauen?
Wenn die Politik der Wirtschaft vorschreiben würde, sie dürfen ausländische Arbeiter nur zu deutschen Lohn einstellen, dann sagt die Wirtschaft, das lohnt sich nicht, dann gehen wir gleich ins Ausland. Dort ist es eh billiger.
Das kann die Politik auch nicht verhindern.

Also darf die Politik die Wirtschaft (das Kapital) nicht angreifen, sonst ist es weg.
Klingt also logisch. Oder?
Mir stinkt es schon länger, dass die Macht beim Kapital liegt. Ich wähle schließlich die Politiker und nicht die Wirtschaftsbosse und dann haben doch die das sagen. :mad:

Tja, da ja jetzt vermutlich ab Herbst wieder die Schwarzen regieren und die ja wirtschaftsfreundlich sind, wird es bestimmt mit Deutschland wieder bergauf gehen.
Witzigerweise habe ich aber mal irgendwo (leider kann ich die Quelle nicht genau benennen, war glaub ich Spiegel) gelesen, dass die jetzige Regierung - also Rot/Grün - der Wirtschaft Steuervorteile wie keine andere Regierung bisher ermöglicht hat.

Naja, um beim Thema zu bleiben: Vielleicht wird Harzt IV ja wieder abgeschafft, dann wechseln die Leute eben von der Arbeitslosenstatistik wieder in die Sozialhilfestatistik. Und dann haben wir statistisch gesehen wieder weniger Arbeitslose :rolleyes:

ghostwriter
26.05.2005, 00:38
"Im Kapitalismus beutet der Mensch den Menschen aus .. im Kommunismus ist
es genau umgekehrt! " ;)

Eins hat sich seit dem Altertum nicht verändert:
Diejenigen die politische und wirtschaftliche Macht haben, werden ihre Interessen durchsetzen und die Öffentlichkeit glauben machen wollen, es diene dem Allgemeinwohl.

Harz IV ist nur der Versuch bei steigender Erwerbslosenzahl noch eine "Stütze" finanzierbar zu halten. Man wird dazu angehalten, auch schlecht bezahlte Knochenjobs anzunehmen. Der Niedriglohnsektor wird ausgebaut werden und wir bekommen "working poor" wie in Amerika. Menschen die trotz harter Arbeit arm sind. Und wenn dann eines Tages die Löhne ihren Minimalstand erreicht haben, die gesteigerte Arbeitszeit kaum mehr Freizeit übrig lässt und die Aktionäre und Hedge-Fonds ihre Gewinne potenziert haben, dann werden die Menschen immer noch Sabine Christiansen schauen ... den Kritikern lauschen ... Beifall klatschen gegen das System ... sich am Stammtisch über die da oben aufregen ... eine Fondsgebundene Lebensversicherung abschließen ... und reden ... und reden ... und reden ...
Und wenn dann doch mal ein paar Leute friedlich auf die Straße gehen, wird das nichts bewirken (Studentenproteste gg. Studiengebühren, Harz IV Proteste).

Simara
06.07.2005, 13:24
Was musste ich heute Morgen im Radio (SWR3) hören?

Bei Hartz IV soll sich was ändern und zwar sollen jetzt auch noch die Einkommen der Eltern und - da bin ich mir aber nicht sicher - der Kinder mitangerechnet werden.

Nun, ich bin prinzipiell nicht gegen Hartz IV, es gibt genügend Faulenzer, die diese Regelung treffen soll - aber das ist dann doch etwas zu viel des Guten!

Ich meine, die Eltern haben schon lange genug für die Nachkommen gesorgt und wenn jetzt ein 30- oder 40-Jährige(r) Arbeitslos wird, dann soll das Einkommen der Eltern mit angerechnet werden?
Hallo?
Der Mensch ist schon längst abgenabelt?

Oder das Einkommen der Kinder.... Wie sollen diese sich abnabeln und wie sollen sie selbständig werden, wenn ihr Einkommen in die Harzt IV-Berechnung fällt?

Es war ja schon vorher so, dass bei einem Sozialhilfeempfänger die Verwandten in gerade Linie bis zu einem gewissen Satz unterhaltspflichtig sind. Läuft das darauf hinaus?

Das ganze lässt jedenfalls bös' auf Verzweiflung schließen.

Leider weiß ich nicht, wer diese Aussage verbrochen hat. Wäre interessant, da ja demnächst Wahlen sind.

Ach und dass Herr Hartz - seines Zeichen Vorstandsmitglied bei VW - in dubiose Schmiergeldaffären und Sexskandale verwickelt ist und daher vermutlich vom Vorstand zurücktreten wird, möchte ich hier auch mal erwähnen.
Klar, kann ich bei anderen sparen, wenn ich selbst im Überflüss Geld habe!
*motz*

Hmpf
16.06.2006, 23:01
Nette Analyse der gesellschaftlichen Grundstimmung:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22898/1.html

Dr.BrainFister
22.10.2011, 20:22
Interessanter Beitrag über ein entmenschlichtes Sozialsystem, das von einem überbezahlten Edelpuffbesucher erfunden wurde: Verloren im Hartz-IV-Dschungel | NDR.de - Regional - Niedersachsen - Oldenburg/Ostfriesland (http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/oldenburg/hartzvier187.html)

Crystal
26.10.2011, 15:38
Bin gerade mal wieder hier im Forum vorbeigestolpert und habe mir dann auch mal diesen Artikel durchgelesen. Aha, ein Anwalt für Sozialrecht. Leider stehen die bei mir nicht gerade hoch im Ansehen, nachdem ich auf der Empfängerseite ihrer Widersprüche stehen durften. Bestimmt 50% scheinen keine Ahnung vom SGB II zu haben und schicken einfach irgendetwas ins Blaue hinein, machen Utopische Versprechungen und raten ihrem Klienten zu völlig überzogenen Schritten, anscheinend, um noch etwas mehr Geld kassieren zu können. Die Klienten taten mir manchmal richtig Leid, denn manch einer könnte sich so viel Stress und Ärger ersparen, wenn er einfach mal persönlich sein Problem erläutern würde. Aber naja...

Meiner Meinung nach merkt man einfach, dass alles, was man ALG II zu tun hat, damals übers Knie gebrochen wurde. Deswegen auch die ganzen Klagen und Auslegungen. Denn wirklich viel steht ja nun wirklich nicht drin. Da stimme ich dem Artikel zu, der eigentlich sehr wichtige Paragraph über die Kosten der Unterkunft, ist äußerst schwammig gehalten. Vor allem ein Umzug zwischen zwei Städten ist dadurch viel zu kompliziert. Wenn zwei Städte dann völlig unterschiedliche Voraussetzungen für die Angemessenheit ansetzen, muss der Hilfeempfänger schon aufpassen, dass er sich nicht die Möglichkeit auf Beantragung von Renovierungs- und Umzugskosten verhagelt. Zum Glück gibt es inzwischen immerhin einen anerkannten Standard, was die Berechnung der Miethöchstgrenze angeht.

Ganz toll finde ich mal wieder diese Aussage im Artikel:

Es gibt auch immer wieder Fälle, bei denen das Einkommen zu hoch angerechnet wird. Gerade am Jahresende beklagen viele meiner Mandanten, dass die Behörden grottenschlechte Bescheide erstellen. Das könnte damit zu tun haben, dass das Jahresbudget sich dem Ende zuneigt und man nicht mehr so viel Geld ausgeben will. Ich habe Fälle gehabt, in denen Leistungsbeziehern ein Einkommen angedichtet wird, das sie offensichtlich gar nicht erzielt haben.
Ich glaube nicht, dass es sich hier um eine Maßnahme zur Erhaltung des Jahresbudgets handelt. Der rein praktische Grund ist doch einfach, dass Leistungsempfänger mit einem einigermaßen bezahlten Job auch Weihnachtsgeld erhalten. Das ist dann natürlich höher als das übliche Gehalt. Da Leute mit einem unregelmäßigen Einkommen ein sogenanntes fiktives Einkommen angerechnet bekommen, das sich etwa auf Maximalhöhe des schwankenden Einkommens befinden sollte, wird das zum Jahresende dann natürlich auch entsprechend erhöht. Sobald die Lohnabrechnung vorliegt, wird dann der Differenzbetrag ausgezahlt. Das Einkommen ist natürlich dann umso passender, je länger schon Lohnabrechnungen vorliegen (also Erfahrungswerte) oder je mehr der Hilfeempfänger hier selbst Auskunft gegeben hat - was leider in den wenigsten Fällen passiert.

Das von ihm erwähnte Callcenter empfinde ich ebenfalls als einen Missstand. Vor allem, wenn es dann noch kostenpflichtig ist. Völlig widersinnig... wie soll man da einem Hilfeempfänger erklären, dass er nur noch dort anrufen kann?

Ein perfektes System ist es auf keinen Fall. Auf der einen Seite gibt es die, die wirklich nie vorhaben, einen Handschlag für unser Sozialsystem zu leisten. Die sich mit ihrem ALG II gut eingerichtet haben und eventuell noch ein bisschen schwarz nebenher arbeiten. Dann gibt es die, die wirklich darauf angewiesen sind und auch versuchen, wieder an Arbeit zu kommen. Und die meistens auch ehrlich angeben, was sie verdienen. Das Verhältnis dürfte hier etwa 50/50 sein. Natürlich geht es ersterer Gruppe viel zu gut und zweitere hat, vor allem je nach vorherigem Lebensstandard, arge Probleme. Verbesserungen gibt es auf jeden Fall, aber ich glaube nicht, dass es eine wirklich gute Lösung gibt.

DerBademeister
26.10.2011, 18:42
Meiner Meinung nach merkt man einfach, dass alles, was man ALG II zu tun hat, damals übers Knie gebrochen wurde.

Dabei sollte man berücksichtigen dass, wenn ich mich da richtig erinnere, die Hartz - Gesetzgebung seit ihrer Einführung nun schon mit über 50 Folgegesetzen modifiziert und "verfeinert" wurde. Erst jüngst durch ein ganzes Gesetzespaket von Schwarz/Geld dass im Wesentlichen die Leistungen senkt und die Arbeitslosenförderprogramme zusammenstreicht


Ein perfektes System ist es auf keinen Fall. Auf der einen Seite gibt es die, die wirklich nie vorhaben, einen Handschlag für unser Sozialsystem zu leisten. Die sich mit ihrem ALG II gut eingerichtet haben und eventuell noch ein bisschen schwarz nebenher arbeiten.

Es mag sein dass man sich in der ostdeutschen Pampa mit den 365 Euro gut einrichten kann, in den Speckgürteln westdeutscher Großstädte kann man das vergessen. Die Tafel wird auch bei uns immer beliebter und dort können nur Anspruchsberechtigte hin - das in einem Landkreis mit 2,8 % Arbeitslosigkeit.


Dann gibt es die, die wirklich darauf angewiesen sind und auch versuchen, wieder an Arbeit zu kommen. Und die meistens auch ehrlich angeben, was sie verdienen. Das Verhältnis dürfte hier etwa 50/50 sein.

Die Zahl der Leistungsbetrüger liegt relativ stabil bei etwa 1 %. Selbst wenn man von einer zehnfach höheren Dunkelziffer ausgehen würde (was ich nicht glaube, da die Sachbearbeiter mittlerweile an die Kandarre genommen werden um an mutmaßlich unberechtigten Leistungen zu kürzen was geht - siehe die Explosion der Klagen vor den Sozialgerichten) wäre das immer noch weit, ja meilenweit von Deiner 50/50 Vorstellung entfernt.

Crystal
26.10.2011, 20:03
Es mag sein dass man sich in der ostdeutschen Pampa mit den 365 Euro gut einrichten kann, in den Speckgürteln westdeutscher Großstädte kann man das vergessen. Die Tafel wird auch bei uns immer beliebter und dort können nur Anspruchsberechtigte hin - das in einem Landkreis mit 2,8 % Arbeitslosigkeit.
Meine Erfahrungen stammen nicht aus der ostdeutschen Pampa, sondern einer westdeutschen Großstadt. Und ja, da gab es tatsächlich die, die sich zwar keine großen Sprünge leisten können, aber nach eigener Aussage damit klarkamen und sogar alles was geht in ihre Kinder gesteckt haben, damit es denen später mal besser geht. Aber dass viele, die ehrlich alles angeben und auch einen besseren Lebensstandard gewohnt sind, nicht damit klar kommen, sagte ich ja auch selbst.


Die Zahl der Leistungsbetrüger liegt relativ stabil bei etwa 1 %. Selbst wenn man von einer zehnfach höheren Dunkelziffer ausgehen würde (was ich nicht glaube, da die Sachbearbeiter mittlerweile an die Kandarre genommen werden um an mutmaßlich unberechtigten Leistungen zu kürzen was geht - siehe die Explosion der Klagen vor den Sozialgerichten) wäre das immer noch weit, ja meilenweit von Deiner 50/50 Vorstellung entfernt. Ich sprach von Leuten, die nicht arbeiten wollen. Das müssen nicht unbedingt Leistungsbetrüger sein. Sich z.B. bei Vorstellungsgesprächen und Ähnlichem zu verweigern, ist nicht weiter schwer und kann demjenigen auch nicht nachgewiesen werden.

Die Zahl von 1% Leistungsbetrügern wage ich aber zu bezweifeln bzw. deren Definition. Ist das schon derjenige, der sich mal 1-2 Monate 50,00 Euro als Komparse dazu verdient hat und die nicht angegeben hat und dafür evtl. ein Ordnungswidrigkeitenverfahren bekommt? Oder geht es hier um den tatsächlich Straftatbestand Betrug? Ich sprach nur davon, sich schwarz etwas nebenher zu verdienen. Das muss nicht gleich im großen Stil erfolgen. Wenn ich für Nachbarn und Freunde ein paar Dienstleistungen gegen Geld erbringe, ist die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, sowieso um einiges geringer.

DerBademeister
26.10.2011, 22:22
Ich sprach nur davon, sich schwarz etwas nebenher zu verdienen. Das muss nicht gleich im großen Stil erfolgen. Wenn ich für Nachbarn und Freunde ein paar Dienstleistungen gegen Geld erbringe, ist die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, sowieso um einiges geringer.

Nun, das geschieht sicherlich unabhängig davon ob Leute Sozialhilfeempfänger sind oder nicht. Ich kenne ganz verschiedene Leute die sich was dazuverdienen, Rentner, Studenten, Arbeitslose - die Schwarzarbeit ist sozusagen Volkssport, was ich beim "kleinen Mann" auch weniger als Problem sehe als bei Arbeitgebern die das Ganze gewerblich und im großen Stil durchziehen (z.B. mit Billiglohnsklaven aus Osteuropa auf dem Bau oder an den Nähmaschinen, im Putzgewerbe usw).

Alleine in der Schweiz lagern geschätzt 300 Milliarden Euro hinterzogene Steuern unserer reichsten Mitbürger, welche diese ohne Probleme abdrücken könnten. So viel schwarzarbeiten können unsere Sozialhilfeempfänger in 1000 Jahren nicht.


Meine Erfahrungen stammen nicht aus der ostdeutschen Pampa, sondern einer westdeutschen Großstadt. Und ja, da gab es tatsächlich die, die sich zwar keine großen Sprünge leisten können, aber nach eigener Aussage damit klarkamen und sogar alles was geht in ihre Kinder gesteckt haben, damit es denen später mal besser geht.

So lange man jung und gesund ist mag das noch auszuhalten sein, aber was ist wenn Du mal krank wirst und eine Behandlung brauchst welche die Kasse nicht bezahlt (angefangen bei simplen Dingen wie Zahnersatz, Hörgerät, Brille usw.) oder Deine Haushaltsgeräte kaputt gehen? Bei diesen Einmalleistungen und Notfalleistungen wurde in den letzten Jahren doch ziemlich radikal zusammengestrichen und es wird vom Hartz IV Empfänger erwartet dass er von den 365 Euro entsprechende Rücklagen bildet.


Ich sprach von Leuten, die nicht arbeiten wollen. Das müssen nicht unbedingt Leistungsbetrüger sein. Sich z.B. bei Vorstellungsgesprächen und Ähnlichem zu verweigern, ist nicht weiter schwer und kann demjenigen auch nicht nachgewiesen werden.

Wie kommst Du darauf dass das 50 (!) Prozent sind. Diese Zahl kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Die meisten Menschen wollen doch eine Aufgabe und gebraucht werden, nicht nur den ganzen Tag sinnlos zuhause rumsitzen.

Crystal
27.10.2011, 07:38
Alleine in der Schweiz lagern geschätzt 300 Milliarden Euro hinterzogene Steuern unserer reichsten Mitbürger, welche diese ohne Probleme abdrücken könnten. So viel schwarzarbeiten können unsere Sozialhilfeempfänger in 1000 Jahren nicht.
Klar sind die Dimensionen hier viel größer. Und sicher sind ausbeuterische Firmen eine Riesenungerechtigkeit, die oftmals leider der ALG II-Empfänger zu spüren bekommt, wenn er sich in einen solchen Job drängen lässt. Aber mehr rechtens macht es das doch trotzdem nicht. Jeder sorgt im Rahmen seiner Möglichkeiten für eine soziale Ungerechtigkeit. Dass die bei einem kleinen Arbeiter meistens geringer sind, ist klar. Büßen darf dann die Familie, die wirklich alles angibt, dadurch eben nur das hat, was sie so eben braucht, sich gleichzeitig aber auch noch von überall her anhören darf, dass sie doch eh nur Schmarotzer und Betrüger sind.


So lange man jung und gesund ist mag das noch auszuhalten sein, aber was ist wenn Du mal krank wirst und eine Behandlung brauchst welche die Kasse nicht bezahlt (angefangen bei simplen Dingen wie Zahnersatz, Hörgerät, Brille usw.) oder Deine Haushaltsgeräte kaputt gehen? Bei diesen Einmalleistungen und Notfalleistungen wurde in den letzten Jahren doch ziemlich radikal zusammengestrichen und es wird vom Hartz IV Empfänger erwartet dass er von den 365 Euro entsprechende Rücklagen bildet.
Ich kann dir ehrlich nicht sagen, wie man damit auskommt, denn ich kann es mir selbst nicht vorstellen und musste niemals mit ALG II hauswirtschaften. Diese Probleme habe ich auch eher selten mitbekommen, da man in dem Alter, in dem so langsam die ärztlichen Leistungen immer weiter zunehmen, ja kein ALG II mehr bekommt sondern in die Grundsicherung übergeleitet wird. Und ich sage auch immer noch nicht, dass alle es schaffen, mit dem Geld auszukommen, sondern dass manche es tatsächlich schaffen. Eine Spülmaschine und ähnliches hat aber immer noch jeder zusammenbekommen und wenn er dafür ein Darlehen beim JobCenter aufnehmen musste und es dann hinterher mit 20,00 Euro im Monat abbezahlt hat. Wie man das schafft, das müsste wohl eher jemand erzählen, der es mal getan hat.


Wie kommst Du darauf dass das 50 (!) Prozent sind. Diese Zahl kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Die meisten Menschen wollen doch eine Aufgabe und gebraucht werden, nicht nur den ganzen Tag sinnlos zuhause rumsitzen.
Du kannst hier natürlich gerne von einer subjektive Zahl ausgehen. ;) Nicht berücksichtigt sind darin z.B. die Leute, die nur kurz ALG II empfangen, denn von denen bekommt man insgesamt doch eher weniger mit. Also Studenten oder Menschen, die dann doch relativ zügig wieder einen Vollzeitjob finden. Ich sehe da eher die Langzeitsarbeitslosen, die vielleicht mal zwischendurch einen 400,00 Euro-Job haben. In dem Pool findet man dann auch die Arbeitsverweigerer, die Ausländer, die tatsächlich nur wegen des Geldes hierhin kommen, Drogenabhängige und diejenigen, die von kleinauf von ihren Eltern so erzogen wurden, dass ein Leben in Arbeitslosigkeit der ganz normale Weg ist. Nicht umsonst hat sich in der Zeit mein Menschenbild dramatisch verschlechtert.

Dr.BrainFister
27.10.2011, 17:56
... Nicht umsonst hat sich in der Zeit mein Menschenbild dramatisch verschlechtert.
Das funktioniert allerdings auch umgekehrt: Wenn ich in den letzten Jahren mal mit den SachbearbeiterInnen der Stadtverwaltung o.ä. Einrichtungen zu tun hatte (Gewerbeanmeldung, BAföG etc.), hat sich mein Menschenbild auch meistens dramatisch verschlechtert. ;) Ein Grund für diese Wahrnehmung ist sicherlich, dass fast jeder die Situation immer nur von seiner Seite des Schreibischs aus betrachtet. Dem Klienten ist es erstmal relativ wurscht, warum die SachbearbeiterInnen oftmals überfordert, unfreundlich und inkompetent rüberkommen. Und genauso scheint es den Bürostuten und -hengsten wurscht zu sein, warum ihre Klienten nicht einfach jede Kröte schlucken wollen, die ihnen vorgesetzt wird. So dreht sich das immer im Kreis und ein Vorwurf jagt den nächsten. Schuld sein will am Ende schließlich keiner. Sowas wie ein "Tut mir leid, dass das so chaotisch gelaufen ist." hab ich von SachbearbeiterInnen jedenfalls noch nie gehört - ganz egal, wie lang die Liste an Bockmist war, den sie gebaut hatten.

DerBademeister
27.10.2011, 18:27
Das funktioniert allerdings auch umgekehrt: Wenn ich in den letzten Jahren mal mit den SachbearbeiterInnen der Stadtverwaltung o.ä. Einrichtungen zu tun hatte (Gewerbeanmeldung, BAföG etc.), hat sich mein Menschenbild auch meistens dramatisch verschlechtert. ;) Ein Grund für diese Wahrnehmung ist sicherlich, dass fast jeder die Situation immer nur von seiner Seite des Schreibischs aus betrachtet. Dem Klienten ist es erstmal relativ wurscht, warum die SachbearbeiterInnen oftmals überfordert, unfreundlich und inkompetent rüberkommen. Und genauso scheint es den Bürostuten und -hengsten wurscht zu sein, warum ihre Klienten nicht einfach jede Kröte schlucken wollen, die ihnen vorgesetzt wird. So dreht sich das immer im Kreis und ein Vorwurf jagt den nächsten. Schuld sein will am Ende schließlich keiner. Sowas wie ein "Tut mir leid, dass das so chaotisch gelaufen ist." hab ich von SachbearbeiterInnen jedenfalls noch nie gehört - ganz egal, wie lang die Liste an Bockmist war, den sie gebaut hatten.

Dazu muss man wissen dass die Fallmanager auf den Arbeitsämtern mittlerweile auch mehr und mehr Zeitverträge haben und von ihren Chefs unter Druck gesetzt werden möglichst wenig Leistungen zu bewilligen. Wer sich da zu viel Mitmenschlichkeit und Kulanz erlaubt landet selbst auf der Straße und auf der anderen Seite dieses Schreibtisches.

Ich möchte so einen Job nicht haben, wo einem ständig der Chef im Nacken sitzt den armen Säuen noch weiter eins reinzuwürgen um ein paar Euro einzusparen, wo man sich alle paar Monate mit neuen Gesetzen rumschlagen muss die wieder alles verändern, wo die IT hinten und vorne nicht funktioniert und und und. Ein ziemlich beschissener Arbeitsplatz und die Unfreundlichkeit und Kälte kommt nicht von ungefähr - sie wird diesen "Kundenbetreuern" förmlich anerzogen.

Die Verantwortlichen dafür sitzen allerdings im fernen Berlin.

Auf dem Spiegelfechter-Blog schrieb letztens jemand etwas dass ich nur unterschreiben kann:

Ich merke seit mehr als 10 Jahren ganz konkret, dass der Lebensstandard allmählich, aber sehr kontinuierlich sinkt. Mein eigener, sowie der des gesamten Umfeldes. Das beginnt bei der Qualität der verfügbaren Nahrungs- und Konsumgüter, geht über zu dem verfügbaren Geldmitteln nach Abzug der laufenden und der Lebenshaltungskosten und findet seinen Höhepunkt im am Autodach angeschlagenen Kopf, verursacht durch verrottete Strassen, die zwar zig mal bezahlt wurden, aber mangels Kapital in den Kommunen trotzdem bestenfalls geflickt wurden. Der zunehmende Mangel zieht sich in Deutschland wie ein stinkender, roter Faden durch jeden einzelnen Bereich der Lebenswirklichkeit. Die Entsolidarisierung und Verrohung der menschlichen Gesellschaft nimmt ebenfalls stetig zu.
Ich weiß, dass es noch eine Menge Luft nach unten gibt und der Verrotungsprozess dieses Landes ist derzeit noch so moderat, dass man ihn ertragen kann.

Das wird vermutlich jeder beobachten der nicht zumindest zu den oberen 10-20 % der Einkommen gehört. Bei uns in einem der reichsten Landkreise Bayerns mit, wie gesagt, 2,8 % Arbeitslosigkeit fehlt es jedenfalls an allen Ecken und Enden. Die beiden öffentlichen Schwimmbäder werden in absehbarer Zeit schließen müssen da kein Geld für Renovierungen da ist und sie ein Zuschussgeschäft sind welches sich die Gemeinden nicht mehr leisten können. Die Öffnungszeiten öffentlicher Einrichtungen wie z.B. Büchereien werden immer weiter reduziert und das Personal entsprechend eingespart. Die Straßen gleichen gerade zwischen den Dörfern eher einer Rallye-Buckelpiste. Die Schlangen vor den Tafeln werden immer länger und die Kosten der Jugendhilfe explodieren wegen der zunehmenden Zahl verwahrloster Kinder und Familien die Unterstützung benötigen.

Ich will mir nicht ausmalen wie es in struktur- und einkommensschwachen Regionen aussieht wo die Arbeitslosigkeit fünfmal so hoch ist wie bei uns.

All das während der Wohlstand und die Produktivität jedes Jahr weiter zunehmen - und von einem kleinen Teil der Gesellschaft komplett abgeschöpft werden, die uns dann erzählen dass wir über unseren Verhältnissen leben und wir unsere Gürtel gefälligst enger schnallen sollen.

Simara
01.11.2011, 21:05
Dazu muss man wissen dass die Fallmanager auf den Arbeitsämtern mittlerweile auch mehr und mehr Zeitverträge haben und von ihren Chefs unter Druck gesetzt werden möglichst wenig Leistungen zu bewilligen. Wer sich da zu viel Mitmenschlichkeit und Kulanz erlaubt landet selbst auf der Straße und auf der anderen Seite dieses Schreibtisches.

:eek: Wo hast du denn DAS her?


Ich möchte so einen Job nicht haben, wo einem ständig der Chef im Nacken sitzt den armen Säuen noch weiter eins reinzuwürgen um ein paar Euro einzusparen, wo man sich alle paar Monate mit neuen Gesetzen rumschlagen muss die wieder alles verändern, wo die IT hinten und vorne nicht funktioniert und und und. Ein ziemlich beschissener Arbeitsplatz und die Unfreundlichkeit und Kälte kommt nicht von ungefähr - sie wird diesen "Kundenbetreuern" förmlich anerzogen.

Es gibt keine Zielvorgabe, den Leistungsempfängern die Leistungen zu schmälern, um etwas einzusparen. Was soll das bringen?


Die Verantwortlichen dafür sitzen allerdings im fernen Berlin.

Da hast du allerdings recht.