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Lars
12.07.2005, 10:50
Dave Stern: Der Preis der Ehre (What Price Honor?)
Übersetzt von Andreas Brandhorst
Heyne-Verlag

"Nachdem die Sarkassianer in einem Heiligtum der Ta'alaat ein Massaker angerichtet haben, ist der Kampf zwischen den beiden Völkern eskaliert. Als ein Enterprise-Team einen verletzten Ta'alaat rettet, verlangt die sarkassianische Botschafterin dessen Auslieferung. Falls Captain Archer nicht kooperiert, wird Starfleet in den Krieg verwickelt werden. Unterdessen kann Lieutnant Malcolm Reed, taktischer Offizier der Enterprise, nicht begreifen, was passiert: Zuerst fällt seine Kollegin Alana Hart bei dem Rettungseinsatz ins Koma, dann versucht sie im Wahn, ihn umzubringen. In Notwehr muss er die junge Frau töten, in die er sich verliebt hat. Nun ist es Captain Jonathan Archers Pflicht, Licht ins Dunkel der myteriösen Vorfälle zu bringen. Und letztlich ist es eine Frage der Ehre ..."

(aus dem Klappentext des Romans)

Zum Inhalt:
Ensign Alana Hart dient seit einem Jahr auf der Enterprise als Sicherheitsoffizier; dennoch kennt keiner an Bord sie genauer, da sie sehr verschlossen ist und sich nur ihrer Arbeit widmet. Lt. Reed beschließt, den Grund für ihre Verschlossenheit zu ermitteln. Es ist seine Pflicht als Vorgesetzter, sich um das Wohlergehen seiner Leute zu kümmern, doch er fühlt sich auch zu Hart hingezogen, was ihn in Konflikte stürzt, da die Vorschriften zu enge Beziehungen zwischen Untergebenen und Vorgesetzten verbieten.

Dennoch vertieft sich die Beziehung, und Alana nennt Reed den Grund für ihre Verschlossenheit: Während ihrer Dienstzeit an Bord ihres letzten Schiffes nahm sie an einer Rettungsmission teil, die in einem Desaster endete; sie selbst erschoß aus Versehen zwei vulkanische Geiseln. Da die Sternenflotte befürchtete, daß dieser Vorfall das Verhältnis mit Vulkaniern erheblich verschlechtern würde, wurde er vertuscht und Alana zum Schweigen verurteilt. Da Reed immer noch versucht, eine gewisse Distanz zu Alana zu wahren, um den Vorschriften Genüge zu tun, wendet sie sich allerdings verärgert von ihm ab.

Die Enterprise empfängt ein Signal, welches ein Notruf sein könnte; man folgt diesem zu einem Planetoiden und findet dort Leichen und Explosionsspuren sowie einige Gebäude und Technologie vor, die auf eine hochentwickelte Kultur schließen lassen. Bei der Untersuchung des Geländes wird Alana von den anderen getrennt; Reed findet sie in einem der Gebäude neben einem offenbar im Koma liegenden Außerirdischen, sie selbst sich in starken Krämpfen windend. Beide werden an Bord der Enterprise gebracht; der Doktor steht bei beiden Patienten vor einem Rätsel, da er die Ursache ihrer Leiden nicht entdecken kann.

Ein Schiff der Sarkassianer taucht auf, die in diesem Bereich des Weltraums herrschen und auch die Gebäude unten als ihren "Außenposten" beanspruchen. Außerdem verlangen sie die Herausgabe des Fremden, den sie für die Toten verantwortlich machen; der Fremde sei vom Volk der Ta'alaat, mit dem sich die Sarkassianer im Krieg befänden. Captain Archer willigt ein, eine Abordnung der Sarkassianer an Bord zu lassen, um darüber zu verhandeln; er will Zeit gewinnen, um von dem Fremden mögliche Informationen wegen Harts Zustand zu erlangen.

Dann erwacht Ensign Hart auf der Krankenstation; körperlich ist sie vollkommen gesund, jedoch leidet sie an totaler Amnesie, alles, was ihren Charakter ausmachte, scheint verschwunden, und sogar das Sprechen scheint sie verlernt zu haben. Trotzdem ist sie lernfähig; innerhalb eines halben Tages erlangt sie ihre Sprache wieder und tut alles, um ihre Aufgaben wieder aufzunehmen. Dann geschieht das Unfaßbare: Als Lt. Reed am Abend allein in der Waffenkammer tätig ist, erscheint Alana, überwältigt ihn und versucht, mit den Phasenkanonen der Enterprise auf das sarkassianische Schiff zu schießen. Reed kann sie in letzter Sekunde mit einem Betäubungsschuß stoppen. Alana stirbt jedoch.

Am nächsten Tag, als der Fremde erwacht, kommen die Sarkassianer Botschafterin Valay Shuma und Commodore Roan S'acree, mit dem Lt. Reed Kontakte knüpft, an Bord. Die Botschafterin ist allerdings wenig diplomatisch, sie tötet sogar Goridian, den Fremden von der Planetenoberfläche, als sie mit ihm unter vier Augen spricht. Als Captain Archer sie an Bord des Schiffes festzuhalten versucht, droht sie ihm und der Sternenflotte mit militärischen Aktionen, gar mit Krieg, sodaß er sie ziehenlassen muss.

Am Tag darauf erreicht ein verstümmelter Notruf die Enterprise: Commodore Roan berichtet darin der sarkassianischen Zentralregierung von einem Hinterhalt, den Botschafterin Valay ihm und seinen Leuten auf dem Außenposten gelegt hat. Als sich herausstellt, daß sämtliche Kommunikation im Sonnensystem durch ein sarkassianisches Schiff unterbunden wird, sodaß auch die Enterprise keine Hilfe herbeirufen kann, greift die Crew selbst ein und rettet den Commodore mittels Transporter-Technik.

Roan offenbart nun den Hintergrund des Krieges zwischen den Ta'alaat und den Sarkassianiern: Die Ta'alaat sind im Besitz von Technologie einer Rasse, den Anu'anshee, welche von den Ta'alaat als Götter verehrt werden; deswegen ist ihnen auch die Technologie heilig. Als die Sarkassianer sich dieser Technologie mit Gewalt bemächtigen, und es auch noch im späteren Verlauf zu einem Massaker an den Ta'alaat kommt, bricht ein offener Krieg aus (der sarkassianische Außenposten gehört in Wirklichkeit den Ta'alaat). Diese Vorkommnisse beginnen wiederum die sarkassianische Bevölkerung zu spalten, nämlich in Hardliner und Pazifisten. Valay scheint eine Hardlinerin zu sein, die mit ihrer Aktion, Roan umzubringen und dies als Akt der Ta'alaat hinzustellen, den Hardlinern in die Hände spielt.

Archer will sich nicht in diesen Bürgerkrieg hineinziehen lassen, will aber andererseits das Verhalten von Ensign Hart aufklären, und schickt deshalb Lt. Reed und den Commodore los, um Aufzeichnungen der sarkassianischen Wissenschaftler zu holen, die den Außenposten untersuchten, welche noch auf dem Planetoiden sind.

Reed und Roan finden nur noch irreparable Reste der Aufzeichnungen, aber Reed geht (widerwillig gefolgt von Roan) noch einmal zu dem Platz, wo er Alana gefunden hatte. Dort werden sie von Valay und ihren Helfern überrascht; Valay erschießt den Commodore, weil er angeblich ein Verräter ist, der mit der Sternenflotte zusammenarbeitet. Als Reed Valays Helfer überzeugen kann, die Kommunikationssperre aufzuheben und die sarkassianische Regierung zu kontaktieren, um einen Krieg zwischen der Sternenflotte und den Sarkassianern zu verhindern, erschießt Valay auch ihre Helfer. Es ist aber garnicht Valay, sondern Goridian, der Valays (und zuvor auch Alanas) Körper mit Hilfe von Technologie der Anu'anshee übernommen hat. Als Valay/Goridian sich Reeds Körper bemächtigen will, bekommt Reed von unerwarteter Stelle Hilfe: Alanas Geist/Psyche/Seele war von Goridian nicht vernichtet, sondern nur unterdrückt worden. Bevor ihr Körper starb, konnte sie sich noch in Reeds Unterbewußtsein transferieren. Als Goridian nun Reed unter seine Kontrolle zu übernehmen versucht, springt sie in Goridians Geist über. Sie kann ihn zwar nicht überwältigen (was ihr klar war), aber Reed bekommt die Chance, Goridian zu erschießen.

Die Handlung, die ich hier in zeitlich linearer Form wiedergegeben habe, setzt im Roman nach Ensign Harts Tod ein, die davorliegenden Ereignisse werden in Form von Rückblenden erzählt, d.h. Reeds Erinnerungen. Was zuerst wie ein netter literarischer Kunstgriff klingt, hat mir das Lesen sehr erschwert und die Geschichte nicht bereichert. Selbst das einfache Wechselschema (ein Schritt vorwärts, einer zurück in die Vergangenheit) sowie die Datums- und Zeitangaben am Anfang jeden Kapitels waren nicht sonderlich hilfreich; beim zweiten Lesen des Buches musste ich sogar feststellen, daß die Angaben z.T. deutliche Fehler enthalten (am Anfangh springt die Geschichte von einem Korridorspaziergang zum nächsten um 24 Stunden, das Datum desTodes von Ensign Hart in ihrer Akte "hinkt" dafür um einen Tag hinterher, einmal vergeht gar keine Zeit trotz fortschreitender Handlung). Die Liebes"geschichte" um Hart und Reed ist eine von diesen "Liebe-auf-den-ersten-Blick"-Geschichten (im 08/15-Stil, mit klassischer Zwischenkrise und tragischem Ende) und schnell abgehandelt. Viele Dinge wirken so konstruiert, daß sie in die Geschichte passen. Der Dreh, die Erinnerungen Reeds als Kommunikationsversuche Harts dazustellen, wirken auf mich auch beim zweiten Lesen nicht sonderlich überzeugend.

Reeds Charakterisierung beschränkt sich im Wesentlichen auf seine "Paragraphenreiterei" (Liebe zwischen Vorgesetzten und Untergebenen ist verboten) und sein Sinnieren über Hart. Die restlichen Crew-Charaktere werden fast ausnahmslos zu "flachen" Stichwortgebern degradiert (vielleicht mit der Ausnahme von Captain Archer und Tucker, die allerdings auch nur etwas mehr Text haben), Phlox darf noch etwas medizinisches Geschwätz zum Besten geben, um überdeutlich auf die Veränderungen in Ensign Harts Wesen hinzuweisen. Die Außerirdischen sind auch von "entzückender" Eindimensionalität (der Commodore, der von Gewissensbissen geplagt wird, und daher zum Pazifisten mutiert; die Hardliner-Botschafterin, die so undiplomatisch ist, daß man sich wundert, wie sie ihren Job bekommen hat).

Was mich noch an diesem Buch ärgert, ist dieser Klappentext, der mehr vermuten lässt: Die Tatsache, daß mit der Enterprise gleich die gesamte Sternenflotte in einen Krieg hineingezogen wird, wird m.E. nicht hinreichend thematisiert bzw. wirkt im Roman nur wie ein kleiner Nebeneffekt. Es ist in der Hauptsache Reed, der die Ereignisse aufklärt; und: Für wen stellt sich hier die "Frage der Ehre"? Wer bezahlt den "Preis der Ehre"? Der Begriff Ehre fällt im ganzen Buch nicht einmal; es wird nur einmal kurz darauf hingewiesen, daß Ensign Hart posthum wegen der versuchten Attacke auf das sarkassianische ein Kriegsgericht-Verfahren droht, die Ehre des Commodore könnte gemeint sein, ebenso Reeds Ehre, der sich schuldig für den falschen Umgang mit Ensign Hart fühlt (wenn auch nicht für ihren Tod), aber offen ausgesprochen wird das ganze nie.

Ich halte den Roman nicht für lesenswert, will aber keinen davon abhalten, ihn zu lesen, denn ich halte es durchaus für möglich, daß langes Star-Trek-Sehen vielleicht negative Auswirkungen auf die Erwartungshaltung beim -Lesen hat ... ;) Und noch ein nennenswertes Stück Dialog zuum Schluß, etwas, was auch durchaus im TV hätte gezeigt werden können (im positiven Sinne) - als Archer seinen Instinkt als Grund für weitere Nachforschungen auf dem Außenposten nennt (fast wortwörtlich):
T'Pol: Vulkanier vertrauen auf Präzedenzfälle und die Wahrscheinlichkeit.
Archer: Dann vertrauen Sie mir. Denn die Präzedenzfälle zeigen, daß ich aller Wahrscheinlichkeit nach Recht habe.