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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Natascha - frei nach 8 Jahre!



Reiner
07.09.2006, 12:45
http://i56.photobucket.com/albums/g193/JohnCrichton2006/NataschaKampusch.jpg

Ein hübsches, starkes, junges Mädel ... das wirklich nun nur das Beste für seine Zukunft verdient - unglaublich:

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,435557,00.html
http://www.waz.de/waz/waz.homepage3_115853.php

Keinem Menschen der Welt wünscht man das, was Sie durchmachen musste ...

Ich hatte das TV-Interview gesten auch extra gesehen und war genauso begeistert von dem Mädel - Wahnsinn!

http://i56.photobucket.com/albums/g193/JohnCrichton2006/NataschaKampusch1.jpg

http://news.at/

Khaanara
07.09.2006, 13:00
Ein Nachteil des Interviews: Jetzt kennt sie jeder und sie bekommt kaum noch privaten Freiraum.

Reiner
07.09.2006, 13:10
... tja, was will man manchen.

Alles hat Vor- und Nachteile. Sicherlich kann Sie unmöglich unerkannt bleiben, das wusste und durchdachte sie schon Jahre zuvor, als sie noch gefangen war.

Somit hat Sie sich durchaus damit auch auseinandergesetzt.

Wäre sie älter, hätte es Sie sicher leichter die "Berühmtheit" leichter nutzbringend einzusetzen ... was sie ja auch will (sie will anderen mit gleichem Schicksal helfen) ... , aber mit 18 Jahren will man auch mal einfach ein möglichst "normaler Teenager" sein dürfen - das wird jetzt schwerer.

Ich schätze mal, eine andere nicht so starke Persönlichkeit wäre schon längst zerbrochen. Beeindruckend mit welchem "Kampfeswillen" und mit welchen Gedanken Sie sich überwasser gehalten hat.

Und die Österreicher haben sich in Natascha "verliebt":
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,435765,00.html

Reiner
07.09.2006, 15:33
... auch hier wird schon mitdiskutiert:

http://forum.perry-rhodan.net/index.php?showtopic=10715&st=0&gopid=182918&#entry182918

Reiner
08.09.2006, 16:02
Das Interview:

http://www.waz.de/waz/waz.homepage3_115876.php

BILD muss natürlich auch "dabei sein" ... aber es gibt auch Clips hier zum TV-Interview:
http://www.bild.t-online.de/BTO/news/aktuell/2006/09/08/natascha-kampusch-geheimnisse/natascha-kampusch-geheimnisse.html

Reiner
09.09.2006, 21:40
Worte von Natascha Kampusch´s persönlichem Psychologen Dr. Max Friedrich:
(in gekürzten Auszügen aus AZ, 8/9/06)

Sie hat alle Symptome einer traumatisierten Person. Natascha will Stärke beweisen, die Stärke die Ihr Umfeld stehts erwartet hat. Dieser Panzer braucht sie auch zum Überleben in einer Gesellschaft die sie nicht mehr kennt.
Natürlich hat Natascha auch eine weiche und sensible Seite und wir hoffen das Sie lernt mehr von dieser Seite zu zeigen.
Ihre harte Seite hat Natascha jetzt 8 Jahre lang geübt, jetzt muss sie lernen auch Emotionen zuzulassen.

Natascha möchte alles kontrollieren. Sie stand da in einem regelrechten Wettbewerb mit ihrem Entführer. Man muss Natascha an Verhaltensweisen heranführen, die ihr das Loslassen von Kontrolle ermöglicht.

Die normalen Konflikte in der Pubertät, die zum erwachsen werden nötig sind, hat sie nie gehabt. Im Gegenteil: Natascha ist darauf getrimmt, schnell zu lernen was erwünscht ist. Das war für sie überlebensnotwendig.

Hmpf
09.09.2006, 23:47
Ich würde mir ja wünschen, daß die Leute - diese Forum eingeschlossen - die Gute einfach mal in Ruhe ließen. Das weitere Leben der Natascha Kampusch ist das weitere Leben der Natascha Kampusch, und uns alle geht das eigentlich nichts an. Auch wenn sie ein paar Interviews gegeben hat, was ja in der heutigen mediendurchsättigten Welt vermutlich unvermeidlich ist.

Sorry, aber das ist meine Meinung. Hatte auch schon eine ähnliche Reaktion bei der letzten Entführung, die die Gemüter erregte. Das letzte, was Leute, die sowas hinter sich haben, brauchen, ist, daß das halbe Internet über sie redet.

Litchi
10.09.2006, 08:34
das mädel tut mir wirklich leid. ansttt sich in ruhe mit dem erlebten außeinander setzen zu können, muss sie jetzt interviews geben, damit die paparazzi sie in ruhe lassen. wow die medien dominieren echt unser leben.

ich muss aber auch gestehen, dass ich neugierig war, wie sie jetzt aussieht. hoffentlich können wir jetzt alle wieder zum alltag zurück.

Reiner
10.09.2006, 13:06
Ich denke nicht, dass Ihr diesesmal damit ganz richtig liegt.

Frau Kampusch "Realität ausserhalb der Gefangenschaft" waren einzig die Medien, denen sie jetzt alleine Interviews gibt.

Sie befasste sich lange mit dem Gedanken (Zeit dazu war ja) wie es ist in die Öffentlichkeit zu gehen und dann eine berühmte Person zu sein.

Das sie erst mal Ruhe braucht und gewissen draumatische Dinge aufarbeiten muss steht ausser Frage, doch Sie braucht die Medien weiterhin um Ihren Wunsch mit der "Foundation" werbewirksam in die Welt zu bringen.

Also so unschuldig und unbeholfen wie vielleicht andere ist sie da nicht.

Elko
10.09.2006, 13:07
Da muss ich mich Hmpf anschliessen.

Ihr waer mehr geholfen wenn man sie In Ruhe lassen wuerde.

Die Sensationsgeilheit der heutigen Zeit nervt nur noch ab. Aber die Politk will ja nur von sich ablenken, und da sind besondere Ereignise immer Willkommen.
Die werden dann hochgespielt und ausgeschlachtet bis zum geht nicht mehr.
Am Ende Nervt es nur noch.

Hat schon mal einer erlebt das Innenpolitische Angelegenheiten die nicht Willkommen sind so Durchgekaut werden. Noe die Werden unter den Teppich gekehrt.

Whyme
10.09.2006, 15:29
Obwohl ich Hmpf, Litchi und Elko darin zustimme, dass Ruhe sicherlich das Beste für Fr. Kampusch wäre, möchte ich folgendes zu Bedenken geben:

Schon bei ihrer Flucht hatte Fr. Kampusch ein hohes Maß an Kontrolle über die Situation. Sie hatte sich gut zurecht gelegt, wie sie zu handeln hatte. Ähnliches gilt für ihren Umgang mit den Medien. Sicherlich war Fr. Kampusch täglich in der Presse vertreten, zu keinem Zeitpunkt jedoch schien es so, als würde sie stark unter Druck gesetzt. Vielmehr war es so. als habe sie mit der Presse kooperiert.

Es hat den Anscheint als würde sie auch die Zeit nach ihrer Flucht sehr gut geplant angehen genau wissen, was sie tut. Zudem hat sie anscheinend einen guten Beraterstab. Daher kann ich Fr. Kampusch nicht als Medienopfer sehen.

MfG
Whyme

Hmpf
10.09.2006, 15:46
Ich sehe sie nicht als 'Medienopfer' per se (jedenfalls nicht mehr, als die meisten Menschen heutzutage); darum ging es mir nicht. Ich finde es lediglich... unappetitlich, wie sich die Öffentlichkeit auf solche Sachen stürzt und diese dann wochenlang von den Medien ausgeschlachtet werden, während - wie Elko so schön beobachtet hat - Dinge, die *wirklich* uns alle angehen, völlig untergehen. Mir ist bewußt, daß Natascha Kampusch aus eigenem Antrieb Interviews gibt usw. Bis zu einem gewissen Grad kann ich das öffentliche Interesse daran auch verstehen und teile es sogar, denn es handelt sich bei ihrer Erfahrung um eine außergewöhnliche, für viele unbegreifliche, und so etwas interessiert uns (mal allgemein-menschlich gesprochen) natürlich, weil es uns eine Menge über die menschliche Psyche sagen kann. Das ist schon legitim. Aber irgendwo ist halt einfach Schluß, finde ich, und inwieweit die Interviews dann noch bewußt gewollt sind oder nicht (man könnte an der Stelle übrigens alles Mögliche zum Thema 'freier Wille im Umgang mit den Medien in einer Mediengesellschaft' anmerken, aber das wird mir selbst etwas zu philosophisch), ist dann relativ irrelevant. Es ist die fortgesetzte Nachfrage, die ich hier als problematisch wahrnehme, nicht das fortgesetzte Angebot. Das zwar auch, aber das ist letztlich sekundär.

Whyme
10.09.2006, 19:25
Die "fortgesetzten Nachfrage" ist aber kein besonderes Phänomen des Kampusch-Falls. Generell wird doch alles, was Quote/Verkaufzahlen bringt, von den Medien bis zum Erbrechen wiedergekäut. Diese Art des Voyeurismus ist doch nun nichts neues.

Meiner Meinung nach stellt der Kampusch-Fall hier sogar eine positive Ausnahme dar. Dadurch, dass Fr. Kampusch und ihr Berater-Team mit der Presse kooperieren, bleibt der schlimmste Teil dieser Berichterstattung, das ständige Auf-Die-Pelle-Rücken, Belagern, Bedrängen aus. Gleichzeitig unterbleiben auch reißerische Vermutungen etc die entstehen, wenn die Opfer sich abschotten.

Allgemein mag ich diese Form der Bericherstattung auch nicht. Es ist sicherlich besser, die Opfer in Ruhe zu lassen. Aber das wird nicht passieren, solange sich damit Profit machen läßt. Und wie tief die Änderungen in der menschlichen Psyche gehen müßten damit das nicht mehr der Fall ist, darf nur spekuliert werden.

Whyme

Hmpf
10.09.2006, 19:30
Die "fortgesetzten Nachfrage" ist aber kein besonderes Phänomen des Kampusch-Falls. Generell wird doch alles, was Quote/Verkaufzahlen bringt, von den Medien bis zum Erbrechen wiedergekäut. Diese Art des Voyeurismus ist doch nun nichts neues.

Nein, natürlich ist das nichts Neues. Ist ja schon seit geraumer Zeit die Regel. Ich wollt es ja auch weder verbieten noch den Thread schließen lassen oder so. Habe lediglich mein persönliches Mißfallen ausgedrückt. Muß auch mal erlaubt sein.

Whyme
10.09.2006, 19:56
Nein, natürlich ist das nichts Neues. Ist ja schon seit geraumer Zeit die Regel. Ich wollt es ja auch weder verbieten noch den Thread schließen lassen oder so. Habe lediglich mein persönliches Mißfallen ausgedrückt. Muß auch mal erlaubt sein.

Ist es auch. Im allgemeinen stimme ich Dir (zum 3ten Mal übrigens) ja auch zu. Aber da der Kampusch-Fall in meinen Augen eine positive Ausnahme von der Regel ist, fand ich den Kontext, in dem Du dein Mißfallen ausgedrückt hast, etwas befremdlich.

Whyme

Hmpf
10.09.2006, 21:57
Ich denke, ich habe mich in diesem Fall hier zu Wort gemeldet, weil - löblicherweise - meistens solche Themen unser Forum gar nicht erst erreichen, was ich sehr erholsam finde. Ich lese genug Zeitung usw., um das jeweils aktuelle 'Thema der Woche/des Monats' mitzukriegen, und gerade bei den Themen, die wirklich zuverlässig immer wieder fast die gesamte Bevölkerung wie Pavlovsche Hunde zu einer bestimmten Reaktion zu verleiten scheinen (Kindesmorde, dramatische Entführungen, 'islamistischer Terror', "Wir sind Papst", WM etc.) reagiere ich leicht mal etwas allergisch.

Ich muß gestehen, daß ich vom speziellen Fall 'Natascha Kampusch und die Medien' bisher relativ wenig mitbekommen habe, da ich gerade die letzten Wochen medientechnisch etwas auf Tauchstation war, zudem ich schon seit einigen Jahren nicht mehr fernsehe oder Radio höre. Ich habe allerdings die üblichen Info-Schnipsel mitbekommen: beim gelegentlichen Einloggen auf GMX u.ä., wo man an diesem unsäglichen News-Portal, wo es immer nur um Models, Stars, und gelegentlich eben 'human interest'-Geschichten wie die der Natascha Kampusch zu gehen scheint, nicht vorbeikommt, in Form von Überschriften ("Natascha möchte ihre Ruhe haben" u.ä. - es gab da fast jeden Tag einen neuen Artikel) und beim Vorbeilaufen an Zeitungsständen in Form von Bild-Schlagzeilen ("Natascha weint um ihren Entführer" o.ä.), und das reicht mir eigentlich schon, um mir meinen Teil zu denken. (Ähm, sorry, das war jetzt ein wirklich scheußlicher Schachtelsatz.)

Zusammenfassend als Erklärung meines Verhaltens in diesem Thread: es hat sich da bei mir eine Genervtheit entladen, die sich über Jahre aufgebaut hat bei der Beobachtung der Berichterstattung über und der öffentlichen Reaktionen auf ähnliche Situationen - eine Mischung aus einem gewissen Ekel vor der öffentlichen Sensationsgier (auch wenn 'das Opfer' dieser Gier heute oftmals willig ist) und einem etwas verzweifelten und durch und durch altmodischen Sinn für Verhältnismäßigkeit.

Wollte damit niemandem zu nahe treten. Nix für ungut.

Litchi
11.09.2006, 05:26
abgesehen von der der geilheit der medien, wie soll die frau in zukunft leben wenn sie jeder auf der straße wiedererkennt? durch die einnahmen ihrer vermarktung muss sie wahrscheinlich nimma arbeiten. vielleicht auswandern?

Reiner
11.09.2006, 08:09
Zitat Natascha in Krone-Zeitung (eine der exklusiven Medien):

"...
Das weiß ich nicht mehr, das ist immerhin schon acht Jahre her. Hingegen wusste ich all die Zeit, was auf mich zukommen würde: das weltweite Interesse, die Presse, die Jagd. Vor allem wusste ich auch, dass ich vielen Menschen ihr Weltbild zerstören würde: Ein unauffälliges Haus, ein unauffälliger Mensch, dass so etwas möglich ist, in netter Nachbarschaft. Und das Weltbild seiner Mutter. Eine einzige Auslöschung. Diese Überlegungen haben mir die Fluchtgedanken erschwert.
...
Was also die Zukunft betrifft, so werde ich alles sehr genau überlegen. Mich beschäftigen ja viele Dinge, der Journalismus ist ein Thema, die Psychologie oder auch die Juristerei. Der Dr. Ganzger hat gestaunt, wie ich Verträge lese und überprüfe. Vielleicht schreibe ich auch ein Buch."

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Kurz zu "hmpf" ... ja, es ist leider schnell verfälscht und in vielen Medien breitgetreten ... so ein Thema. Doch wie ich sehe hast Du vom Eigentlichen dann kaum was mitbekommen - auch nicht davon, dass Natascha eigentlich bisher gerademal 1 Tag hatte den sie für die Medien "opferte"!

Es gab ganze 2 Zeitungsinterviews Österreichs NEWS (www.news.at) zusammen mit Westdeutsche Allgemeine Zeitung (www.waz.de) und Kronen-Zeitung (www.krone.at) alleine, dazu ein TV-Interview im hergerichteten "Wohnzimmer" der Klinik, vom Reporter der die letzten 8 Jahre immer am Fall dran blieb - das war alles. Somit sind also andere nur die "Nachplapperer".

Das das jetzt viele Tage ausgetreten und in Auszügen immerwieder breitgetreten wird - hat nichts damit zu tun, dass Natascha 14 Tage davor komplett abgeschirmt war ... und dies nun wieder ist.

Insofern muss ich schon sagen, dass die Ärzte und Ihr Berater klug gehandelt haben - dabei mussten sie Sie ja noch "bremsen", weil sie selbst schon viel früher "die sehr geehrte Weltöffentlichkeit" (Formulierung ihres Briefes an diese) ... sich mitteilen wollte.


PS: Später hilft Ihr mal das Interesse der Medien an Ihr (braucht sie sogar) ... sonst könnte sie Ihre Ziele nicht umsetzen - ja, aber auch jetzt darf und muss sie erst mal zur Ruhe kommen dürfen. Keine Frage!

PPS: Und wer genau hinschaut... es schreiben alle nur von den 2 Interviews ab ... und es wirkt. Vorerst verschwinden die Schlagzeilen wieder überall dazu (Nach der Wochenend-Ausgabe kommen jetzt noch die nächste Woche die "Yellow Press" ... dann hat jeder mal etwas dazu geschrieben - und gut iss). Genau was man wollte.


Kommentar "Die Welt":
"Das Schema ist einfach und meist richtig: Bei schrecklichen Einzelschicksalen sehen wir hier das Opfer und da die gierigen Medien, vor denen man es schützen muss. Doch Natascha Kampusch passt in kein Schema."
http://www.welt.de/data/2006/09/10/1030425.html

Kommentar "Tagesschau":
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5885512_REF1_NAV_BAB,00.html


Immerhin kennt man sie jetzt weltweit und damit kann sie wenigsten "Taschengeld" machen:
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,436195,00.html
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/2/0,1872,3975586,00.html

"Würde zurück ... ":
http://www.nachrichten.at/kultur/474639?PHPSESSID=048e65a1875ec6d0ff69d0851a33eeec

Gute Anlayse der Situation: Ob man sie in Ruhe lässt? Zweifel:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/themenderwoche/541063/

Ihr eigener Brief an die Öffentlichkeit (bei FAZ):
http://www.faz.net/s/RubCC21B04EE95145B3AC877C874FB1B611/Doc~E2A716372A58C4B17B56643E3318F1F42~ATpl~Ecommon ~Scontent.html


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Reiner
11.09.2006, 12:20
Guter Kommentar bei FAZ:

Bemerkenswerte Reaktion ...

... der jungen Frau. Statt der nach Betroffenheitsgesten (und natürlich sensationellen Details) lechzenden Öffentlichkeit nachzugeben, fallen ihre Äußerungen durch ein sachlich vorgetragenes Selbstbewusstsein auf; statt Opferkult der Hinweis, dass sie die Situation in einer gewissen Weise selbst kontrolliert habe. Statt ihren Peiniger verbal zu attackieren: Warnungen an die Medienvoyeure.

Der Ernst des Falles und das jugendliche Alter der Entführten verbieten es, auf eine ansonsten naheliegende Assoziation zum berühmten Roman von Pauline Reage hinzuweisen.

Klaus P. Lücke

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Sie hat einen eigenen Kopf - und das ist auch deutlich:

"...
Nach dem Medienauftritt muss sich die 18-Jährige jetzt erholen. "Frau Kampusch braucht nach den letzten Tagen Ruhe und Schutz", betonte der Vorstand der Universitätsklinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters am Wiener AKH, Max Friedrich. Eine Ruhephase von mindestens einer Woche bis zehn Tagen sei nötig, sagte der Psychiater. Die endgültige Verarbeitung des Erlebten werde noch Jahre dauern.Das Vorhaben, mit dem Interview den Druck von Kampusch zu nehmen und sie vor der Verfolgung durch Paparazzi zu schützen, sei geglückt, erklärte Medienberater Dietmar Ecker. "Die ersten internationalen Medientrupps haben Wien bereits wieder verlassen." Er kündigte an, gegen diejenigen, die nun versuchten, Profit aus der Geschichte zu ziehen, "aggressiv" vorzugehen.

Den frühen Fernsehauftritt von Frau Kampusch verteidigte er. Ecker: "Sie wollte wirklich in die Medien, und das ist nicht leicht, ihr das auszureden, ich muss das offen sagen."
..."

http://www.salzburg.com/sn/06/09/08/artikel/2369326.html

---------------

Apropos Bildung:
Auf die Frage an Fr. Kampusch was sie denn gerade für ein Buch lese: Medien-Recht.
(Das sagt und zeigt viel!)

Reiner
12.09.2006, 14:32
"Zeitluxus":


Verlies statt Schule

Trotz ihrer jahrelangen Gefangenschaft hat Natascha Kampusch ein erstaunlich hohes Bildungsniveau. Wie konnte sie sich solch ein Wissen aneignen? Wissenschaftler führen das vor allem auf "Zeitluxus" zurück.



http://stern.de/politik/deutschland/:Fall-Kampusch-Verlies-Schule/569880.html



Dass Natascha Kampusch heute ist, wie sie ist, dass sie weiß, was sie weiß und spricht, wie sie spricht, führt Friedrich nicht nur auf Qualitätsmedien, sondern vor allem auf "Zeitluxus" zurück:

"In unserer Welt, in unserem Erziehungs- und Bildungssystem, ist Zeit zu Terror geworden. Eine Nacht lang im Chat oder vor Computerspielen überfordert uns ganz massiv. Natascha Kampusch hatte die Zeit nachzudenken, zu fantasieren, etwas umzuformen, zu verwerfen, zu präzisieren."
...
Ein Germanist soll jetzt Kampuschs Ausdrucksweise so schnell wie möglich analysieren, bevor der alltägliche Dialog die Besonderheiten auslöscht.

...
Zwei Jahre werde es mindestens dauern, bis man von gesicherten Erkenntnissen sprechen können werde. Eines sei aber jetzt schon klar: "Wir werden nicht umhin kommen, darüber nachzudenken, wie Bildungssysteme in Zukunft ausschauen sollen."


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"Gratwanderung":

http://stern.de/politik/panorama/:Kampusch-Betreuerin-TV-Auftritt-Grenzwanderung/569873.html


"Das Interview war ihr Wunsch, autonom erklären zu können, was sie möchte." Die 18-Jährige sei acht Jahre lang fremdbestimmt gewesen, deswegen sei es wichtig, dass sie nun ihre eigenen Entscheidungen treffe, meinte Pinterits, die zu Kampuschs engstem Betreuerteam gehört.
...
"Auf der einen Seite ist sie die starke und eloquente junge Frau, und auf der anderen Seite wissen wir alle nicht, was dahinter steckt, welche Ängste und Gewalt sie erleben musste", erläuterte die Anwältin. "Ich denke, es wird noch viel, viel mehr in ihr drinnen stecken, was sie sich mit der Zeit wird anschauen müssen." Kampusch habe, um überleben zu können, eine ganz starke Persönlichkeit werden müssen. "Sie hat sich versprochen, dass sie sich retten wird." Die Stärke der 18- Jährigen sei ein gewisser Panzer. "Dahinter schaut es ganz anders aus."


http://stern.de/politik/panorama/:Natascha-Kampusch-Ihr-Ausflug-Entf%FChrer/569961.html

Reiner
13.09.2006, 07:50
Soviel zur Pisa-Studie:

http://i56.photobucket.com/albums/g193/JohnCrichton2006/NataschaKarikatur.jpg

Hmpf
13.09.2006, 14:35
Soviel zur Pisa-Studie:

Bin schon seit langem der Meinung, daß Lesen die beste Bildung ist. Meine Bildung stammt auch nur zum geringsten Teil aus der Schule, würde ich sagen. Alles, was *wirklich* hängengeblieben istl, habe ich aus Büchern.

Reiner
13.09.2006, 14:56
Bin schon seit langem der Meinung, daß Lesen die beste Bildung ist. Meine Bildung stammt auch nur zum geringsten Teil aus der Schule, würde ich sagen. Alles, was *wirklich* hängengeblieben istl, habe ich aus Büchern.


Hier gibt´s dazu Neues:

Von "vorbildlichen" Medien erzogen

http://stern.de/wissenschaft/mensch/569955.html?nv=tib_art&backlink=%2Ftib%2F%3Fday%3D%26amp%3Bcp%3D6

Amujan
13.09.2006, 23:48
in other news.... Hollywood und Nataschas "Story" (http://www.kino.de/newsvoll.php4?nr=216410&channel=kino&ref=rssfeed)

Reiner
14.09.2006, 12:31
Woher hat der Stern seine Infos?


http://www.sueddeutsche.de/,tt3m3/panorama/artikel/8/85922/


PS: Es stellt sich die Frage: Woher hat der "seriöse"(?) STERN seine Infos.


Kampusch hat unterdessen einen Bericht des Hamburger Magazins Stern bestritten, wonach sie Anfang 2006 mit ihrem Entführer im Skigebiet des Semmering gewesen sei.

Nach Angaben der Wiener Kronenzeitung sagte die 18-Jährige dem Blatt, der Bericht sei „Blödsinn“. Sie glaube nicht, jemals in dem Skigebiet rund 100 Kilometer südlich von Wien gewesen zu sein.

Der Stern berichtet, Kampusch habe mehrfach Gelegenheit zur Flucht aus ihrer Gefangenschaft gehabt.

http://stern.de/magazin/569891.html?nv=ma_dt


Hätte ich so vom STERN nicht erwartet ... seit den "Hitler-Tagebüchern" sollte man doch dort ein gebranntes Kind sein. Tja.

Ach, auch angebliche sexuelle Kontakte ... und schon schwanger etc. ... das gab es bereits in England bei der dortigen Boulevard-Presse.

Die "freuen" sich schon auf die Klagen des Medienberaters, ... das hat er angekündigt.

PS: Schätze der STERN darf jetzt auch schon mal seinen Anwalt anrufen.

Reiner
15.09.2006, 11:57
„Das Opfer nicht zum Täter machen“


Die 18jährige Natascha Kampusch ist im vergangenen Winter mit ihrem Entführer in Niederösterreich Ski gefahren. Sie habe bei dem Ausflug zum Hochkar in Niederösterreich allerdings keine Chance zur Flucht gehabt, sagte ihr Anwalt Gabriel Lansky dem ORF-Sender Ö3. Kampusch hatte zuvor einen Bericht des Hamburger Magazins „Stern“ bestritten, wonach sie im vergangenen Winter mit dem Entführer Wolfgang Priklopil im Skigebiet des Semmering gewesen sei.

Lansky sagte dem Sender, man habe so lange über diesen Ski-Ausflug geschwiegen, weil man befürchtete, daß die Entführung dadurch verharmlost werden könnte. „Wir werden es nicht zulassen, daß hier versucht wird - um neue G'schichtln zu erfinden und die Medienspirale weiterzudrehen, aus einem Opfer einen Täter zu machen.“


http://www.faz.net/s/Rub77CAECAE94D7431F9E...n~Scontent.html (http://www.faz.net/s/Rub77CAECAE94D7431F9EACD163751D4CFD/Doc~EA731F13DA66E4A08B668DDF1C97B7917~ATpl~Ecommon ~Scontent.html)


„Wenn man sich selber mal eine Sekunde in die Lage hineinversetzt, dann versteht man, daß ein Ausflug eines Anfängers auf den Skiern, nicht wirklich geeignet ist, um die einzige Fluchtmöglichkeit seines Lebens zu beginnen.“
...
„Als Kampusch die Flucht gelang, wog sie vielleicht 42 Kilogramm, litt unter Mangelerscheinungen und Herz- und Kreislaufbeschwerden“, sagte er. „Wenn ich jemanden entführe, ihn auf einem Schiff gefangen halte und ihm Kaviar gebe, ist er deshalb doch weiter ein Gefangener!“

Reiner
16.09.2006, 09:58
Entwarnung (zu STERN Artikel):

Es ist ein Lehrstück.


Ein Beleg wie „investigativer Journalismus“ funktioniert und wie aus einem kleinen, harmlos eingestreuten Satz „mediale Reflexe“ und damit auch PR geweckt und gemacht wird.

Nun, ich konnte nun den Artikel des Stern zur Schlagzeile „Stark und rätselhaft - Natascha Kampusch“ lesen. Was auffällt: Es geht in erster Linie um die Beurteilung des Entführers, sein Lebenslauf, sein Verhalten und die möglichen Ursachen warum er so geworden ist, und nicht so sehr um das Opfer. Bei einem Schulaufsatz würde man wohl die Note 6 bekommen, weil man das Thema verfehlt hat - doch mit der Überschrift des „W. P. - der Entführer“ o.ä. ließe sich das Heft wohl aktuell weniger gut vermarkten.

Soviel zur Kritik am Artikel. Dies ist für mich jedoch auch schon die einzige Kritik!

Der Artikel wird von drei Redakteuren „unterschrieben“ und kombiniert sehr ordentlich die Geschichte vom Täter mit der Geschichte des Opfer, unter Verwendung des TV-Interviews, im gelungenen Blick auf die Ursachen von bestimmten Verhaltensweisen und die Beweggründe dazu.

Nun, das „offizielle“ Interview (drei an der Zahl), war dem STERN natürlich, eine Woche danach, nicht ausreichend für eine Schlagzeile und Verkaufserfolg. Auch allgemeine Analysen von Psychologen etc. ... hatte jeder irgendwie schon mal lesen dürfen. Was hilft um mehr zu erfahren: Geld.

Nachbarn befragen, ermittelnde Polizeibeamte kontaktieren und für etwas mehr Information als bisher möglicherweise die Geldbörse öffnen, ... das war die denkbare Vorgehensweise - mit Erfolg.

Ein „Ermittler“ berichtet also dann, so ganz nebenbei, von einem Skiausflug. Das interessante: Dieser Satz ist kurz und ohne Kommentierung im Text:

„Ein Ermittler sagt: Es war ein Geben und Nehmen. Sie brachte ihn sogar soweit, dass er Anfang des Jahres mit ihr für einen Tag zum Skifahren an den Hirschenkogel gegangen ist, ...“

Der Abschnitt davor und danach geht wieder auf den Entführer ein. In keinster Weise wird im Text angedeutet, dass das doch eine gute Gelegenheit zur Flucht hätte sein müssen.

Also: Hätte diese die „geehrte“ BILDdirderenMeinung zuerst erfahren - die Schlagzeile wäre eine ganz andere gewesen! Somit also Hochachtung vor den Redakteuren des STERN, die hier sehr zurückhaltend kommentieren. Gegen Ende des Beitrags wird sogar deutlich warum Menschen in bestimmten Situationen eben eine regelrechte innere Blockade haben und körperlich so reagieren, dass gewisse Dinge plötzlich nicht möglich sind.
(Diese Art der Verhaltensweise konnte ich schon mit 7 Jahren in der Grundschule machen, wo die Angst vor dem damals strengen Lehrer mich auf halbem Schulweg hat umkehren lassen, weil ich Herzrasen und Atemnot bekam - Ich weiss wovon dort also die Rede ist und wenn Fr. Kampusch sagt dass sie hätte nicht einfach fliehen können! Auch deshalb kann ich somit sehr gut etwas damit anfangen und interessiere mich für die Erfahrung.)

Gegen Ende des Artikels wird wieder mehr auch auf Fr. Kampusch und Ihre Verhaltensweisen eingegangen und es wird klar, warum sie so schnell so gute Berater und Ärzte hatte: Weil sie selbst genau diese wollte! Ach, wie das? Ganz einfach: Weil sie genau diese schon vorher „kannte“: Durch Rundfunk, Fernsehen und aus der Zeitung.

Auch wird durch ein Interview mit dem (nun ehem.) Medienberater und der betreuenden Jugend-Anwältin klar, dass Fr. Kampusch in den letzten Jahren gewohnt war eher hart zu sein, so hart, dass sie zuweilen sogar ihre Betreuer kommandieren will.

„Berger: Sie wird merken, dass sie andere Menschen frustriert. Im Moment akzeptieren wir das, weil wir sie als was Besonderes ansehen.“

Alles in allem ein schlüssiger, ordentlich geschriebener Artikel. Der „Hype“ und die kostenlose PR erfolgte jedoch nun auf den beiläufig, fast so als hätte der Skiausflug (der also korrekt recherchiert ist) auch im TV-Interview Erwähnung gefunden, eingestreuten Satz. Reflexartig reagierten wohl dann eher Frau Kampusch´s Berater und sorten für kostenlosen, neuen Wirbel.

Eines wird klar: Es gibt vieles was Fr. Kampusch (zurecht) für sich behält - es geht eigentlich niemand etwas an, der Ihr nicht helfen kann oder möchte. Unabhängig davon ist die Geschichte an sich eine Besondere. So besonders dass Hollywood schon angeklopft hat. Da Fr. Kampusch aber selbst von sich als eine „öffentliche Person“ spricht und die Filmrechte in Zukunft verkaufen will, da ist es durchaus recht und billig, dass das was davon erzählt wird und was sie selbst sagen will auch der Wahrheit entspricht.


Man kann nun höchstens geteilter Meinung sein, ob möglicherweise Journalismus mit Geld-Geschenken gut oder schlecht ist - aber so materialistisch ist unsere Welt leider nun mal.


-------------------

... und das ist eine Frechheit:
http://www.ngz-online.de/public/article/nachrichten/journal/352328

(PS: Das anonyme Internet bringt auch immerwieder Spinner auf den Plan!)

Reiner
19.09.2006, 13:35
Die Einschätzung der Psychologen kann ich bestätigen (s.o.):


Zuckerbrot und Peitsche

„Es war sicher ihr größter Wunsch davonzulaufen“, vermutet der Psychologe Rudolf Egg. „Doch Natascha Kampusch lebte jahrelang unter totaler Kontrolle und hatte innere Barrieren vor einer Flucht“, erklärt der Experte die Hintergründe ihres vermeintlich paradoxen Verhaltens. Der Direktor der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden und Professor an der Universität Erlangen nennt zwei Voraussetzungen für ein Entkommen: reale Möglichkeit und innere Bereitschaft. Er vergleicht das Verhalten der Geisel mit dem langjähriger Strafgefangener, die am Tag ihrer Entlassung vor dem offenen Tor Schweißausbrüche bekommen und zu zittern beginnen.


http://focus.msn.de/gesundheit/psychologie/natascha-kampusch_nid_35786.html

Reiner
21.09.2006, 13:26
"Ich habe in die Hölle geguckt"

Der ehemalige Medienberater Dietmar Ecker hat Natascha Kampusch in den ersten Wochen nach ihrer Flucht betreut. Er will über Einzelheiten nicht reden, aber dem stern sagt er: "Ich habe in die Hölle geguckt. Das alles ist ein psychologischer Grenzfall. Die Urangst - das Mädchen hat alles erlebt, was man nicht erleben will, grauenhafte Geschichten. Und einige nehme ich als Geheimnis mit in meine Holzkiste."

mehr:
http://stern.de/politik/panorama/:Der-Fall-Kampusch--Priklopil-Natascha/570677.html