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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie Spiegel-Online & Co. "recherchieren"...



Dr.BrainFister
11.02.2009, 20:07
mit einer meldung zu unserem neuen wirtschaftsminister haben Spiegel-Online und einige andere publikationen gezeigt, wie bei ihnen teilweise die recherche funktioniert: copy&paste aus wikipedia. ;)

mehr infos:

http://www.stefan-niggemeier.de/blog/er-sacht-willem-ich-sach-wat/
http://www.bildblog.de/5695/wie-ich-freiherr-von-guttenberg-zu-wilhelm-machte/
http://www.taz.de/1/leben/internet/artikel/1/ein-wilhelm-zuviel/


bei dieser angelegenheit werden 2 sachen deutlich: einmal, dass die recherchequalität selbst bei so angesehenen publikationen wie "Spiegel" (zumindest teilweise) nicht mehr das gelbe vom ei ist und unprofessionell durchgeführt wird (wir lernen schon beim studium, dass man wiki nicht verwenden sollte). andererseits sieht man daran nochmal, wie manipulierbar wiki sein kann und dass es für seriöse texte keine verlässliche quelle ist.

gerade artikel von spiegel-online werden hier im forum und anderswo gern verlinkt und zitiert. viele leute holen sich ihre infos und damit auch ihre politische bildung hauptsächlich über dieses seite. aber genauso wie die print-ausgabe des Spiegel schon lange nicht mehr die institution ist, die sie mal war, kann man das auch von Spiegel-Online nicht behaupten. die qualität der artikel ist durchwachsen. vieles ist massenware, die offenbar von niedrig qualifizierten studentischen hilfskräften erstellt wird, und außerdem ist die Spiegel-redaktion meines erachtens nach sowohl bei print als auch online nicht neutral, sondern parteisch. das erste mal fiel mir das bei der bundestagswahl 2005 auf. aber es gibt auch viele weitere beispiele, wie bei der sehr einseitigen darstellung des islamismus in zahlreichen print-ausgaben (dazu gibt es ein sehr gutes kabarett-stück von hagen rether: >>klick<< (http://www.youtube.com/watch?v=QL65dcC_UNM) und >>klick<< (http://www.youtube.com/watch?v=6DA5742QIZI) - Zitat: "Am Sonntagabend wirst du weich geklopft bei Christiansen und montags morgens wirst du mariniert vom Spiegel - dann weißt du, was du den Rest der Woche zu denken hast." bzw. "Die Diskurs-Hoheit hat derjenige, der die besten reißerischen Titelbilder aufzuweisen hat...").

ich persönlich lese Spiegel-Online schon lange nicht mehr. die print-ausgabe ist sowieso geld-, zeit- und papierverschwendung. eine gute informationsquelle sind seiten wie bildBlog oder das blog von stefan niggemeier. dort wird man einerseits über das politische geschehen auf dem laufenden gehalten und andererseits erfährt man gleichzeitig, wieviel bullshit dazu in den medien verzapft wird. gerade bei einem megamassenmedium wie dem internet, finde ich eine aufklärung und kontrolle der dort populären publikationen enorm wichtig.

bei dem "willhelm"-fall war das ganze eindeutig als fehler zu erkennen. bei komplexeren zusammenhängen, die expertenwissen voraussetzen, wird es schon schwieriger. ich merke es ja bereits, wenn ich für fictionBOX einen newsmeldung recherchiere. wenn man die quellen miteinander vergleicht, entdeckt man bei all den namhaften seiten jede menge fehler und widersprüche.


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Reiner
12.02.2009, 07:56
... was sagt uns das:

Schnelligkeit - gerade in Zeiten des ach so schnellen Internets - zählt.

Nur noch schnell, schnell, weil ja TWITTER und Co. noch schneller und näher sind. Man hechelt hinterher ... darin unterscheiden sich (hoffentlich noch) die Printausgaben mancher Zeitungen und Magazine.

Gerade so Zeitungen wie FR oder eben SPIEGEL sind ja mittlerweile diejenigen die die "Geschichte hinter der Geschichte" zu Papier bringen. Nur damit unterscheidet man sich wohl noch vom Internet, die Onlineausgaben sind dann eher dem Tempo und der schnellen Verbreitung zum Opfer gefallen ... wen wunderst?


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Vielfach wird halt gerade online schnell übernommen.

Hier mal am Beispiel von Satelittenzusammenstoss gezeigt:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,607095,00.html
http://www.stern.de/wissenschaft/kosmos/:Risiko-ISS-Satelliten-All/654546.html
http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/astronomie/all-satellit-kollidiert-mit-weltraumschrott_aid_370348.html

... von gleichen Quellen gesammelt.

Dazu kommen Portale wie GMX, web.de etc ... die von einem Content-Inhaltsbetreiber gefüllt werden ... also überall die gleichen Nachrichten (ob richtig oder falsch)

Hier einer davon:
http://www.coremedia.com/

Teylen
12.02.2009, 11:19
Wieso sollte es um Schnelligkeit gehen?
Gerade wenn es darum geht nur die Namen eines Ministers herrauszufinden. Die herauszufinden fuer einen normalen Journalisten auch keine Herrausforderung stellen sollte.
Da gibt es Adelsverzeichnisse, Eintragungen, das Archive mit Presse Meldungen.
Zumal es ja gerade nicht die Print Ausgabe war.

Zumal gerade der Spiegel (Online) nicht 'nur' bei Wikipedia abgeschrieben hat, sondern den Leser zusaetzlich in die Tasche luegt das der Minister sich in einem Interview dem Spiegel gegenueber so vorgestellt habe.

Der Unterschied in der Printausgabe wird doch dann wahrscheinlich nur sein das mehr Informationen aus Wiki abgetippt werden und das ganze noch ideenreicher ausgeschmueckt.

Nun und zumindest den Reportern der Printausgabe der TAZ tut es wohl auch gar nicht leid das sie bei Wikipedia abschrieben. Die bitten nur noch drum es doch ordentlich zu halten.
Das ganze kam ja noch nicht einmal von nem Content Provider,...

Reiner
12.02.2009, 11:22
Nun, seit den Tagen des Internets haben Printmedien (Zeitungen besonders) doch mit schwindenten Auflagen zu kämpfen). Hinzu kommt das ihre Onlineinhalte auch gratis sein müssen - sonst will sie niemand. Aber damit lässt sich kein Redakteur bezahlen. Hinzu kommt das die Zeitung von morgen früh ja nur das schreibt was sie eben heute abend noch erfahren haben kann. Aktuell ist eben eher das Internet.

Gefahr dabei jedoch: Je schneller man sein will, desto weniger Zeit für (eigene) Recherche oder die Lust dazu. So kommt eins zum anderen ...


Ich wundere mich da wenig drüber.

In einem anderen Zusammenhang geschah und geschied ähnliches. Man hatte vor Jahren doch wild darüber beklagt das sich die Ladenöffnungszeiten zu sehr eingeschränkt hätten in Deutschland. In USA könne man gar rund um die Uhr einkaufen und gar am Sonntag etc.

Nun, auch hier galt und gilt weiter: Das Personal wird nicht wegen mehr Öffnungszeit aufgestockt, sondern im günstigsten Fall nur anders verteilt. Nachteil: Immer weniger Personal im Geschäft.

Wer was anderes erwartet hat - ist selber schuld. ;)

Falcon
12.02.2009, 12:13
eine gute informationsquelle sind seiten wie bildBlog oder das blog von stefan niggemeier. dort wird man einerseits über das politische geschehen auf dem laufenden gehalten und andererseits erfährt man gleichzeitig, wieviel bullshit dazu in den medien verzapft wird. gerade bei einem megamassenmedium wie dem internet, finde ich eine aufklärung und kontrolle der dort populären publikationen enorm wichtig.


Ich lese die beiden Blogs auch gerne und regelmäßig. Aber man sollte sich natürlich auch da eine gewisse Skepsis oder Vorsicht wahren. Auch dort kann Mist stehen oder es wird mitunter nur eine Sichtweise vertreten und ein Sachverhalt somit evtl. nicht ausreichend beleuchtet.

Generell habe ich so mein Problem damit, dass Web2.0 oder die Blogger-Szene von vielen oft als grundsätzlich "überlegen" gegenüber den "etablierten Medien" angesehen wird. Dabei ist doch natürlich auch nicht alles Gold was glänzt. Letztlich gibt's dort genau die gleichen Probleme: Falschmeldungen können sich genauso gut in der Bloggerszene rasend schnell ausbreiten. Auch dort macht sich sicherlich nicht jeder, der ein Thema von woanders aufgegriffen hat, die Mühe, dies detailliert nachzurecherchieren.
Auch gerade diese Minister-Story hat ja beispielsweise gezeigt, wie anfällig die Wikipedia mitunter ist. Wobei dies natürlich keine wirklich neue Erkenntnis ist. Besonders kritisch ist die Gefahr dieser Selbstbestätigung von Informationen: Wikipedia -> Medien -> Wikipedia.

Reiner
12.02.2009, 12:31
Immerhin ...

http://www.bildblog.de/

Bis auf BILD haben sich die meisten entschuldigt und eine Korrektur vorgenommen. Manche gut manche weniger gut ...
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/er-sacht-willem-ich-sach-wat/

"Nahezu alle Medien saßen am Montag dem „Wilhelm”-Fälscher auf. Und der Zeitdruck war groß."
Wie ich schon angedacht habe: Der Zeitdruck ist groß im Online-Geschäft. Auch wenn man ihn sich selber macht.

Es ist ja aber auch schlimm mit so einem Namen ... Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jakob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg ... und da soll man mal sich lang und breit auseinandersetzen ob der ein oder andere Name dann richtig oder falsch ist ... in den üblichen "gratis Quellen". ;)