Leider habe ich die vorgängerfilme zu "die another day" nicht mehr gut genug in erinnerung, aber zumindest goldeneye hatte mir damals sehr gut gefallen.

Der neue Bond aber hat mich maßlos enttäuscht.

Der anfang war noch ganz in ordnung. Es hat mich zuerst nicht weiter gestört, dass Bond nach über einjährigem kerkeraufenthalt inklusive folter und allem was dazugehört keinerlei geistigen wie körperlichen schaden davongetragen hat.
Denn logik spielt bei bond bekanntlich nie eine grosse rolle - solange sich der film nicht zu ernst nimmt. Und hier liegt meiner meinung nach das grosse manko. Bond unter folter, dreckig, unrasiert und mit ständigen flashbacks, Bond aus dem MI6 geworfen, Bond auf Rachetrip, diese düsteren seiten passen einfach nicht, sind in sich nicht stimmig und zu allem überfluss auch noch inkonsequent umgesetzt. Der vergnügliche oberflächliche mix aus flotten sprüchen, schnellen autos, schönen frauen, viel action, einem starken gegenspieler und einer stimmigen story krankt hier an vielen stellen und nimmt sich viel zu ernst, die "witzigen" stellen kommen zu aufgesetzt daher, die feine ironie wird durch vorschlaghammerartige sprüche ersetzt, direkt, aufdringlich und peinlich.

Die begegnung mit Halle Berry als "Jinx" war für mich auch schon der erste tiefpunkt. Die anzüglichen dialoge liessen jeglichen charm und witz vermissen.
Beim ersten zusammentreffen mit bösewicht Gustav Graves wurde es dann richtig übel. Kaum aufeinander getroffen, gingen die beiden auch schon, ihr alter und jegliche geistige reife vergessend mit scharfen schwertern aufeinander los. "You've seen them both naked, you can tell them who's is bigger", fiel mir da nur ein. Die figur des Graves war so dramatisch schlecht in szene gesetzt, dass sie mir nachhaltig den film verdorben hat. Diesem charakter kann man den bösewicht einfach nicht abnehmen. Ich kann mich an keinen mieseren bond-gegner erinnern.

Dass der film nichts neues zu erzählen hat, weil Bond nur noch von sich selbst abkupfert (Diamanten, Bedrohung aus dem erdorbit, dunkelhäutige CIA-agentin) hat mich dann gar nicht weiter gestört.

Vielleicht ist meine kritik auch den zu hohen erwartungen entsprungen, die ich an einen film hatte, wegen dem ich schon 5:30 aus dem bett gekrochen und ins kino gegangen bin (kostenlose radiogesponserte vorführung mit frühstück).
Bei dem radiogeplärr und belanglosen gequatsche der 2 moderatoren ("seid ihr gut drauf? Yeah!" - wie schaffen die das nur, um die zeit eine permamente gute-laune-stimmung zu fahren?) ist der bond-soundtrack von madonna, der mühelos das prädikat "schlechtester bond-titelsong aller zeiten" gewinnt, gar nicht weiter negativ aufgefallen. Bisher waren die bond-songs immer etwas besonderes, klassiker ihrer zeiten, von dem unpassenden madonna-pop-gedudel bleibt definitiv nichts hängen.

Mein fazit:

Pierce Brosnan macht zwar nachwievor einen super eindruck als James Bond, aber der alte flair liegt unter trümmern aus ausgeleierten charakterklischees und dümmlichen dialogen begraben. Was bleibt ist ein buntes, flaches actionspectacel im stile hollywoods, was als solches sicher sehenswert ist, dem namen "James Bond" aber nicht gerecht wird.