Zitat Zitat von nevermore Beitrag anzeigen
Du scheinst davon auszugehen, dass es sowas wie ein akkurates, objektives Bild einer Gesellschaft gibt. Oder von Menschen. Das glaube ich nicht. Meiner Meinung nach ist jede Wahrnehmung durch die Erfahrung des Wahrnehmenden geprägt und entsprechend gefärbt.

Und ich bin durchaus der Meinung, dass die anteilsmäßige Zusammensetzung von Mitläufern, Anführern, Machtgeilen, Gierigen und Selbstlosen je nach Gesellschaftsform varrieren kann. Weil manche Gesellschaftsformen geeignet sind, es der einen oder anderen Gruppe einfacher oder schwerer zu machen.
Der Punkt ist, dass es keine Gesellschaft gibt in der Gruppen wie Machtgeile oder Gierige nicht vertreten sind, und genau das wäre z.B. meine Rassismuskritik an Avatar wenn diese Na'Vi eben keine Aliens sondern Indianer wären.

Ich finde dass gerade Historienfilme die Pflicht haben hier so genau wie möglich zu sein und Kulturen nicht einfach in ein gut/böse Schema zu pressen, weshalb ich Filme wie "Last samurai" in diesem Aspekt sehr kritisch sehe - auch wenn der Film dramaturgisch gut gemacht ist. Es gibt auch viele Kritiker die in Werken wie Avatar oder District 9 diesen Rassismus am Werke sehen, weil es für sie zu offensichtlich ist dass Kulturen wie die Na'vi (Indianer) oder die prawns (Schwarze in Ghetto-townships/Apartheid) einfach nur eine durchsichtige Analogie und Kommentar zum Zeitgeschehen darstellen.

In Avatar beispielsweise wird das auch noch an anderen Beispielen deutlich, wie der Wahl bestimmter Begriffe die einen eindeutigen Gegenwartsbezug haben, z.b. die "daisy cutter" oder die "shock and awe" Taktik, beides eindeutige Anspielungen auf das US-Militär und den Irakkrieg.

Diese zweifellos vorhandenen Komponenten gewichtet eben jeder Zuschauer anders bei seinem Sehvergnügen, ich persönlich finde solche penetranten Gegenwartsbezüge auch eher störend in einem Blockbuster-fantasyfilm, da sie einen völlig aus dieser fiktiven Welt herausreißen.