Zitat Zitat von Falcon Beitrag anzeigen
Ich weiß. Wobei Du auch nicht für alles unter allen Umständen haftbar bist (aber das weißt Du sicher), aber mitunter kann man in der Tat einigen Ärger kriegen, wenn ein Dritter hier über die Stränge schlägt. Finde ich ebenso nicht okay.


Wobei "Wikipediasierung" ja schon die zweite Stufe der Problematik ist. Viele schauen ja offenbar nicht mal dort nach, sondern nirgends und verzapfen deswegen Mist, der sich durch die Nutzung von Wikipedia bereits hätte verhindern lassen. Mal gucken, was bei Wikipedia steht, ist ja immerhin der erste Schritt in die richtige Richtung. Eine ordentliche Recherche sollte dann aber natürlich darüber hinaus gehen.
Wikipedia wird jedenfalls nicht als seriöse Quelle für Recherche im studentischen Umfeld anerkannt, nachsehen kann man dort natürlich immer, aber gerade bei Artikeln politischer Natur ist größte Vorsicht angesagt, da diese immer wieder manipuliert werden.

Letztlich braucht guter Journalismus erstens eine gewisse Manpower die Geld kostet, und zweitens Freiheit von wirtschaftlichen Interessen. Dies ist heute immer weniger gegeben, und investigativer Journalismus wird von kaum zu erkennender PR ersetzt. In den USA soll das Verhältnis von PR-Spin Doctors zu Journalisten bereits 2:1 betragen, Tendenz steigend.

Ein gutes Beispiel ist die Sueddeutsche Zeitung, bei der mein Vater in leitender Funktion arbeitete vor seinem Ruhestand. Das Unternehmen wurde früher von fünf Verlegerfamilien paritätisch geführt. Die Kinder der Gründer hielten nur noch wenig von dieser publizistischen Verantwortung, wollten Kasse machen und verkauften den Verlag an einen Medienkonzern, welcher seinerseits den Kauf über Kredite finanzierte. Die Banken erwarteten eine schnelle Begleichung der Kreditlinien, was sich nun durch die Wirtschaftskrise und wegbrechende Gewinne bei der Zeitung enorm schwierig gestaltet. Die einzige Möglichkeit die Vorgaben zu erfüllen, ist also der Dreh an der Kostenschraube - und das ist vor Allem die Belegschaft, die nun auch im journalistischen Bereich weiter abgebaut werden wird. Weniger Journalisten müssen also dieselbe Arbeit wie vorher erledigen, das heißt weniger Zeit für Quellenrecherche, mehr Zwang zum mittlerweile üblichen Abschreiben von Agenturmeldungen etc.

Eine gefährliche Entwicklung, da neue Medien wie Blogs zwar interessante Alternativen anbieten, aber lange nicht die Breitenwirkung eines wichtigen Massenmediums haben. Die meisten "Bildungsbürger" werden sich weiterhin über SZ, FAZ, Spiegel und Co. informieren. Leider entspricht das Renomée dieser Medien was die Qualität ihrer Berichterstattung angeht, sehr oft nicht mehr der Realität. Hier wird - gerade bei einem neoliberalen Käsblatt wie dem SPIEGEL - stark vom Rum der Vergangenheit gezehrt.