So, wer wird sich uns' Tilo Buch Morgen kaufen? Bei Amazon ist es schon bar jeglicher Rezensionen nur durch die Vorabdrucke in Bild und Spiegel auf Platz 1 gelandet - alles Vorbestellungen.

Der Mann weiß, wie man die extrem kurzlebigen und faktenresistenten Medien und Medienkonsumenten des Jahres 2010 mit aufgepeppten Sprechblasen genügend reizt, um die 23 Euro für sein Buch zu investieren. Das Ganze dürfte ein nettes Zusatzeinkommen für den Hartz IV-Jäger mit dem 250.000 Euro Jahresgehalt werden.

Ein Schreiberling der SZ fasst das Erfolgsprinzip Sarrazin kurz und prägnant zusammen:
Es ging um die Frage, woher Sarrazins viel zitierte, im Brustton der Faktizität vorgetragene Behauptung eigentlich kommt, dass siebzig Prozent der türkischen und neunzig Prozent der arabischen Bevölkerung Berlins den Staat ablehnten und in großen Teilen weder integrationswillig noch integrationsfähig seien. Sarrazin gab zu, dass er keinerlei Statistiken dazu habe. Er gab zu, dass es solche Statistiken auch gar nicht gibt.

Bisher hat schlichtweg kein Meinungsforscher der türkischen und arabischen Bevölkerung Berlins diese Frage gestellt. Thilo Sarrazin behauptet also etwas, von dem er schlicht und einfach nichts weiß. Wenn man aber keine Zahl hat, erklärte Sarrazin dem Reporter weiter, muss »man eine schöpfen, die in die richtige Richtung weist, und wenn sie keiner widerlegen kann, dann setze ich mich mit meiner Schätzung durch«. Danke dafür. Hier zeigt das, was wir derzeit »Debatte« nennen, wenigstens einmal seine erschreckende Fratze.

Es geht darum, schwachsinnige, ideologische, gefährliche Pseudofakten in die Welt zu setzen und irgendjemand anderem die mühsame und kostspielige Arbeit zu überlassen, den Schwachsinn faktisch und wissenschaftlich zu widerlegen. Was natürlich unmöglich ist. Leute wie Sarrazin und Westerwelle können Pseudfoakten mit einer Geschwindigkeit in die Welt setzen, die jede Nachprüfung und Widerlegung unmöglich macht.
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/33007

Man werfe zwei Fakten, fünf Lügen, 10 Erfindungen und 20 Halbwahrheiten in einen Topf, rühre das Ganze gut durch, lasse es mit Probeverkostungen an ausgewählte Gourmands köcheln - und fertig ist eine deftige Suppe Demagogie, die der Michel sich schmecken lässt.

"Man wird ja wohl noch sagen dürfen..."