Aus meiner Sicht gehören Staat und organisierte Religion generell getrennt - das betrifft die Muslime aber weit weniger als die protestantische und katholische Kirche, die beide sehr viele und äußerst wertvolle Privilegien genießen, welche z.T. auf ein Gesetz aus dem Jahr 1805 (!) zurückgehen. Die muslimischen Glaubensgemeinschaften sind weder steuerbefreit, noch werden sie vom Staat mit einer halben Milliarde Euro Transferzahlungen pro Jahr unterstützt, noch übernimmt der Staat das Eintreiben von Steuern für sie. Diese ganzen Privilegien sind allerdings Selbstverständlichkeiten für unsere Amtskirchen.
Gebetszimmer gehören für mich ebensowenig in Schulen, wie konfessionsgebundener Religionsunterricht und Kruzifixe.
Ich kann nicht qualifiziert beurteilen wie das in anderen Bundesländern ist, aber bei uns in Bayern kommen diese Kinder mit ihren Eltern ins Land, werden direkt auf die Grund- oder Hauptschule geschickt und fallen dann eben immer wieder durch, weil sie unsere Sprache nicht verstehen und dem Unterricht nicht folgen können. Sie enden schnell als Schulabbrecher oder auf der Sonderschule, die nicht mehr als ein Parkplatz für Kinder ist die man aufgegeben hat, weil aus ihnen sowieso nichts mehr wird. Die einzige Chance dieser Kinder sind engagierte Eltern die auf eigene Faust dem Nachwuchs auf die Sprünge helfen - das ist aber oft nicht gegeben bei der Art von niedrigqualifizierten Migranten die wir uns ins Land holen - und unser Bildungssystem ist leider nicht so gestaltet dass es diesen Ausfall des Elternengagements auch nur im Mindesten kompensieren könnte. Demselben Ausgrenzungsprinzip dürfen sich auch deutsche Kinder aus sozial schwachen und schlecht gebildeten Schichten stellen, wenn es auch nicht ganz so trostlos ist, da hier die diversen Probleme des Migrantendaseins (unsicherer Aufenthaltsstatus, fehlende Sprachkenntnisse etc.) entfallen. Von Chancengleichheit kann aber auch dort keine Rede sein.Sorry, aber so ganz kann ich der Headline und dem Tenor dann nicht folgen. Umgekehrt wird nämlich auch ein Schuh draus, denn es sollte sich jeder der Angesprochenen fragen nach über 3 Jahrzehnten: Warum können sie kein Deutsch, warum haben sie die Angebote nicht wahrgenommen, die es doch längst gibt?
Es ist was an der Verbesserung von Angeboten geschehen, zudem mit dem Wunsch und nach dem Motto „fördern und fordern“. Dieses soll auch bei Leistungen zu Hartz IV gelten, so soll es auch mit den Integrationsangeboten gelten. Doch mir scheint, bei Hartz IV hat man das „Fördern“ vernachlässigt und bei der Integration das „Fordern“.
Jetzt plötzlich jammern und beleidigt tun ist auch durchsichtig, denn keiner der Angesprochenen kann behaupten er hätte nicht die Chance, Zeit und Gelegenheit gehabt Deutsch zu lernen und das Grundgesetz zu respektieren.
Doch "wo kein Wille ist, ist auch kein Weg"
Meine Mutter arbeitet seit 13 Jahren in einem Ausländerhilfeverein der hauptsächlich Migrantenkinder unterstützt, und die Begleitung dieser Kinder ist angesichts unseres erbärmlichen Schulsystems eine unglaubliche und häufig sehr frustrierende Syssyphosarbeit. Die einzigen Kinder die wirklich eine halbwegs anständige Schulbildung und -Abschluss bzw. eine anschließende Ausbildung schaffen, sind jene, bei denen auch die Eltern mit anpacken. Selbstredend geht von diesen Kindern keines aufs Gymnasium, und ein Studium ist so illusorisch wie eine Reise zum Mond. Wenn die den Hauptschulabschluss schaffen und eine Lehrstelle bekommen, dann ist das schon ein sehr großer Erfolg hinter dem eine Menge ehrenamtliche Arbeit steht.
Hier müsste man eine Menge Geld in die Hand nehmen um umzusteuern, ein Bildungssystem à la Finnland mit Einzelförderung kostet eben eine Menge Geld. Ein Bildungssystem Marke Bayern, wo wir schon zu meiner Grundschulzeit vor 20 Jahren Klassen mit 34 Schülern hatten, kann das nicht leisten. Auch eine bessere Vernetzung und personelle Ausstattung der Behörden z.B. im Sozialbereich und der Kinder- und Jugendarbeit kostet Geld. Davon würden nicht nur Migranten profitieren, sondern ebenso Deutsche aus sozial schwachen Familien.
Daran haben Menschen wie Sarrazin aber gar kein Interesse. Dummerweise kann man die 15 Millionen Migranten die hier z.T. schon seit mehreren Generationen leben (und überwiegend den deutschen Pass besitzen) nicht einfach nach Polen deportieren wie in der guten alten Zeit - einfache und schnelle Lösungen gibt es nicht. Die Verarmung und Verdummung immer breiterer Bevölkerungsschichten umzukehren wird eine Menge Zeit und Geld kosten, und weit mehr politischen Willen als ich es bei unserer derzeitigen Champagner-"Elite" zu erkennen vermag.
Zu den üblichen warmen Worten unserer Kanzlerin
kann ich nur mit einem amerikanischen Sprichwort antworten: Talk is cheap.Auch für die Kanzlerin ist Integration eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit. "Man muss Probleme klar benennen, aber man darf Fortschritte auch nicht verschweigen", sagte Merkel der türkischen Tageszeitung "Hürriyet".
Als Lesezeichen weiterleiten