Ich habe 16 Jahre lang in einem so genannten Inhaber-Kino gearbeitet. Also keine große Kette. Da sollte man meinen, dass etwas mehr Wert auf Kollegialität bzw. die Mitarbeiter gelegt wird. Leider nein.

Wir bekamen - und bekommen nach letzter Nachfrage immer noch - 7,50 Euro .... pro Vorstellung. Nicht pro Stunde. Eine Vorstellung geht an einem Tag von 19:15 bis 21:00 Uhr und am anderen Tag von 19:15 bis 22:30 Uhr. Jetzt könnt ihr euch den Stundenlohn selbst ausrechnen.
Ach so "Wir" das sind die Platzanweiser. Wir haben aber nicht nur Plätze angewiesen, wir waren/sind auch für die Schaufenster und das Werbematerial verantwortlich. Ergo wurde nach dem Einlass und früher dem - von mir verhassten - Eisverkauf die Schaufenster dekoriert. Plakate und Bilder auf- bzw. abgehängt, von ausgelaufenen Filmen das Bildmaterial verpackt und von neuen Filmen das Material erfasst. Freitags mussten wir dann noch die Schaufenster putzen. Apropos putzen. Früher wurde nur nach der Kindervorstellung (Samstag und Sonntag 15:00 Uhr) gesaugt. Irgendwann fiel der Chefin aber auf, dass auch die Erwachsenen genug Dreck machten und so wünschte sie, dass wir auch nach der 17:00 Uhr und nach der 20:00 Uhr Vorstellung nochmal saugten.
Nach der Vorstellung war eh aufräumen angesagt. Es ist nicht zu glauben, was für einen Dreck erwachsene Menschen hinterlassen
Wir waren also Platzanweiser und Putzfrau bald in Personalunion. Als wir dann am WE bald nach jeder Vorstellung saugen sollten, hab ich das Handtuch geworfen. Wir hatten schon genug zu schleppen. Müll und die Getränkeflaschen ... dazu dann noch saugen? Nein. Nicht mehr mit mir. Dabei hab ich mir den Rücken kaputt gemacht.

Versichtert waren wir nur pauschal. Wir hätten uns auch richtig versichern lassen können, aber ihr könnt euch ja selbst ausrechnen, was dann noch übrig geblieben wäre. Ein Witz. Und Ausbeutung. Aber damals ist mir das nicht so aufgefallen. Ich habs nebenher gemacht. Hatte also eine sozialversicherungspflichtige Arbeitsstelle. Aber meine Kollegin war das nicht. Sie hat sich das zur Sozialhilfe dazu verdient. Kein Anspruch auf Rentenzeiten.

Unsere Schicht ging von Montag bis Sonntag. Wir hatten mal ausgerechnet, dass wir so durchschnittlich 35 bis 40 Stunden im Kino waren. Ergo eigentlich ein Vollzeitjob.
Wenn wir fertig waren mit Reklame und Müll trennen und was sonst noch zu machen war, hatten wir zwar Freizeit, durften/sollten das Kino aber nicht verlassen. Es hätte ja mal der Film reißen können oder so. Es herrschte also Anwesenheitspflicht.
Ich hab die Zeit meist genutzt, mir die Filme anzusehen. Aber ... so schön manche Filme sind, irgendwann hat man sie über.

Aber ich will nicht nur motzen. Ich habe gerne dort gearbeitet. Ich hätte nur etwa 3 oder 4 Jahre früher aufhören sollen. Wegen des Geldes war es nur am Anfang. Dann später kam das tolle Zusammenarbeiten mit meiner damaligen Kollegin dazu. Und natürlich die Möglichkeit Filme anzuschauen, so oft ich wollte.

Ich habe noch heute Kontakt zu den Mitgliedern meiner Schicht und das wird auch so bleiben. Auch wenn ich leider immer weniger Zeit habe, ins Kino zu gehen.
Dort noch mal anfangen zu arbeiten? Niemals!!

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