Absolut. Das wollte ich eh noch machen. Hab es einmal komplett durch und jage jetzt in Abständen noch die restlichen Trophäen.

Es ist definitiv anders. Ob anders gut oder anders schlecht muss glaube ich wirklich jeder selbst entscheiden. Einigen wird das reine "Zuschauen" und Abzweigen/Spielverlauf beeinflussen durch Quicktime-Events entweder auf die Nerven gehen oder nicht fordern.

Heavy Rain ist für mich ein interaktiver Film, wie ausgenudelt dieser Begriff seit den 90ern auch sein mag. Am Nächsten kommt da wohl das Akte-X-Spiel ran, was ne ziemlich großartige interaktive Episode, allerdings mehr Adventure mit Inventar war.

Neu hier ist jedoch, die für mich großartig stimmungsvolle Atmosphäre. Ich wurde total in das Geschehen hereingezogen und da es ein PSYCHOTHRILLER ist, mit etwaigen SAW-artigen Elementen, musste ich den Controller auch öfters mal weglegen um Abstand zu gewinnen. Das mit der "emotionalen Bindung" an komplett virtuelle Charaktere geht für mich hier voll auf und erschreckt mich auch ein wenig. Abgebrühte Spieler wird das vermutlich kaum beeindrucken, aber wenn man sich da echt drauf einlässt, pumpt gerade bei entscheidenden Events das Adrenalin ordentlich durch den Körper und man is wie gebannt die richtige verfickte Tastenkombi zu treffen, da kommen dann nämlich auch auf Reaktionszeit ausgelegte Momente. Trotzdem ist es so "addictive", dass man irgendwann weitermachen muss (ich mag auch diese Blade-Runner-artige Atmo mit dem Regen).

Ich hab mehr als einmal laut "KRASS" gerufen. Allerdings ist das auch eher ein einmaliges Erlebnis beim ersten Durchspielen, dass abstumpft, je öfter man es durchspielt oder nur gezielt einzelne Kapitel aufruft (den Ablauf druchbricht). Das ist wie mit entsprechenden Filmen, die ihre "Gruseligkeit" oder "Schockmomentigkeit" verlieren; was natürlich auch daran liegt, dass der Killer nur einmal enthüllt werden kann und man mit dem Vorabwissen ab dem zweiten Mal auch ganz anders spielt.

Die Steuerung ist nicht wahnsinnig innovativ - Quicktime Events und Tastenkombis halt - manche Handlungen sind gar erschreckend langweilig (man rasiert sich eben auch, isst was oder geht pinkeln...), aber die Macher haben eine großartige, dichte Geschichte geschrieben, die weit besser ist als viele nicht-interaktive Filme aus der Sparte, die einen fesselt. Gepaart mit der richtigen Atmosphäre, die die Grafikfähigkeiten der PS3 richtig nutzt, ist das denke ich auch viel mehr wert, als noch ein mittelmäßiger Shooter (SOCOM 4, anyone?).

Das Konzept mit den vielen möglichen Enden und der Mischung aus pseudo-Entscheidungen und echten Abzweigungen (man weiss eben nicht im Voraus welcher Event wirklich etwas ändert und welcher sich auch komplett ohne Eingreifen löst) erinnert mich eben auch an das Blade-Runner-"Adventure" von Westwood, das ja auch sehr filmisch war und das mochte ich auch sehr sehr gern. Ausserdem gibt es zunächst mal kein Zurück. Getroffene Entscheidungen sind getroffen und unumkehrbar (es gibt natürlich die Möglichkeit schnell ein Kapitel abzubrechen, wenn es nicht das gewünschte Ergebnis bringt und vom letzten Punkt zu laden, aber das ist sinnfrei). Stirbt einer der Helden, muss man versuchen mit den restlichen zum Ende zu kommen.

Ich liebe Heavy Rain. Dafür dass es mich herausgefordert und in seine Story hineingesaugt hat.

Fünf von fünf Origami-Kranichen.