Dr.BrainFister: und Forrest Gump funktioniert imho weniger als Beziehungsdrama.
für mich ist es eine der schönsten und bewegendsten liebesgeschichten. wesentlich realistischer als "vom winde verweht", denn man erlebt wie lange es manchmal dauern kann bis zwei liebende zusammenfinden und welche inneren hürden dem im wege stehen können. das ist für mich näher am "wahren leben" als die rebell-nagelt-mädchen-aus-gutem-hause-story. ok, damals war das vielleicht noch originell, aber heutzutage...
Wow, ich hab ganz vergessen das, hinter der Glaswand deines Einmachglases, ein richtiger Romantiker steckt.

Ich gebe dir mal recht, die Liebesgeschichte in Forrest Gump ist bewegender als die von z. B. Titanic. Ich meine, was wäre z. B. gewesen wenn die Titanic im Hafen angekommen wäre? Also kein Eisberg und Riesenkatastrophe. Am Zielhafen wird Jack dann auf der Rampe erschossen, und Rose flüchtet mit dem Diamanten? Also endet es als Tragödie. Beide entkommen? Wäre es die übliche Schnulze geworden. So wäre Titanic sicherlich nicht der 2t erfolgreichste Film der Welt geworden.

Bei Forrest Gump frag ich mich ja immer, wieso er so beharrlich er an seiner Jenny festhält. Egal was sie macht, ihm ist das egal. Es ist und bleibt seine Jenny. Die Liebesgeschichte hat ja auch irgendwie was tragisches. Sie müsste mir also gefallen. Er kann tun was er will, aber liebt ihn seine Jenny? Also so richtig. Umso öfter ich den Film schaue, umso mehr bezweifle ich das. Deshalb will die Liebesgeschichte, für mich, wohl einfach nicht wirklich funktionieren. Ich weiß, die 2 haben die Kindheit zusammen verbracht, aber irgendwie reicht mir das nicht. Vielleicht übersehe ich es, aber mir fehlt die Magie. Der Moment wo ich sehe, das sich dieser ziemlich naive Junge unsterblich in seine Jenny verliebt hat. Und zwar so sehr, das er Jahrzehnte an niemand anderes denken kann. Selbst später im Film, in den Szenen wo die beiden zusammen sind, fehlt mir das besondere Etwas.

Wenn ich an so etwas wie eine bewegende Liebesgeschichte geht, dann denke ich eher an Chungking Express oder,. als Extrabeispiel für dich, damit nicht wieder über schrullige Musik etc. lästerst, z. B. Before Sunrise. Gerade letzteres ist halt doch ein nettes Gegenbeispiel, weil der Film äußerst minimalistisch daher kommt. Mann verguckt sich in Frau bzw. Frau verguckt sich in Mann. Während des Film geht kein Schiff unter, es muss keine Planet gerettet werden, es wird einfach geredet. Über all das was man halt so redet, wenn man gerade dabei ist sich zu verlieben. Mal kommt da was kluges bei raus, dann ist mal wieder total peinlich, spannend, etc. aber nie langweilig. Selbst die Stadt als Schauplatz, die Musik, die schrulligen Nebencharaktere, unterstützen das nur, und drängen sich nie in den Fordergrund. Klar, geht es in Before Sunrise in aller erster Linie darum ein Gefühl zu erzeugen. Dieses merkwürdige Gefühl, wenn man jemandem begegnet, der einem einfach den Atem raubt. Interessanterweise klappt das ja bei den meisten Menschen, was nicht viele sind, die den Film gesehen haben.

Bei Forrest Gump bin ich damals aus dem Kino gekommen, und hatte Forrest seine Reise irgendwie als großes Abenteuer in Erinnerung. Vom Ping Pong spielen übers Schrimpf fischen, alles sehr unterhaltsam. Alles nett, aber auch weit weg. Bald hatte ich den Film schon vergessen. Before Sunrise hat mich noch lange verfolgt. Weil der Film, ganz still und heimlich, ohne das man es merkt, einen halt an so viele Dingen erinnert, die das Leben so lebenswert machen.