@Corny
Huiuiui, "perfekt" ist ein großes Wort. Aber natürlich gönn ich's dir, wenn du das so empfunden hast und freu mich, dass die Serie für dich einen würdigen Abschluss bieten konnte.Übrigens ist es auch nicht so, dass fast alle LOST-Fans davon enttäuscht waren. Ich hab viele Kommentare/Reviews gelesen, die es ähnlich betrachtet haben wie du. Kann also nicht beurteilen, wie die Verteilung der Meinungen zum Finale im Fandom aussieht, vielleicht sind die zwei Lager sogar recht ausgewogen. Die Stimmen der Nörgler waren zwar lauter, aber in der Überzahl müssen sie deshalb nicht gewesen sein. Dein Fazit ist also nicht unbedingt ein Kandidat für "Corny's Anti-Mainstream-Liste".
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Kann mir allerdings auch vorstellen, dass LOST insgesamt besser wirkt, wenn man es am Stück ohne längere Pausen anschaut. Ein großer Minuspunkt beim Finale war sicherlich, dass es sich über 3-4 Monate ziemlich zäh hinzog und man irgendwann auf dieser langen Strecke den Spaß daran verlor, auf die versprochenen Antworten zu warten. Vielleicht hätte ich mich auch lieber bis zur DVD-Veröffentlichung gedulden sollen.
Doch wenn ich mich jetzt zurückerinnere, kann ich zumindest mit der Auflösung des Mystery-Parts nach wie vor nicht viel anfangen. Ja, die Idee wie man die Figuren im Jenseits zusammengeführt hat, war durchaus gelungen. Aber so gut wie alles was die Geheimnisse rund um die Insel betraf (die ich im Gesamtkonzept von LOST genauso wichtig fand wie die Charaktere), läuft unter'm Strich auf ziemlich banale Antworten hinaus, die man sich als Fan auch selbst irgendwie hätte zurechtschwurbeln können:
1) Es geht um den Kampf zwischen Gut und Böse (bzw. Weiß und Schwarz). Wow.
2) Die Insel wird von irgendeiner mysteriösen Energie "angetrieben", die für all die komischen Ereignisse dort sorgt. Tatsächlich?Also, dass irgendeine sehr mächtige Energiequelle auf dieser Insel beheimatet ist, die Einfluss auf das Gleichgewicht der Erde hat, wussten wir doch spätestens seit der 2. Staffel. Alles, was uns das Finale zu diesem Rätsel anbot, war eine Visualisierung dieser Energie: Schaut her, es ist ein goldenes Licht mit einer magischen Quelle und am Boden gibt es sogar einen dicken Korken! Boaahhhh! Wahnsinn!
3) Unsere Helden wurden auf die Insel geholt, weil ihr Leben von einigen schweren Schicksalsschlägen geprägt war und sie sich deshalb zu "besonderen" Persönlichkeiten entwickelten. Hmmm, also wenn das so ist, könnte man eigentlich ca. 90% der Weltbevölkerung auf die Insel holen.Ich kenne nämlich niemanden, der nicht schon ähnliche Erfahrungen wie Jack (Vaterkonflikt, Suchtverhalten), Kate (kaputte Familie, kriminelle Laufbahn), Hurley (Außenseiterrolle, Pechvogel) oder Sawyer (tragische Familiengeschichte, kriminelle Laufbahn) durchlebt hat. Warum dann gerade diese Leute auf die Insel geholt werden mussten - mit dem Preis, dass für sie sogar ein voll besetztes Flugzeug abgestürzt ist - bleibt somit weiter unklar.
Fazit:
Ich erwarte gar nicht, dass man nach einem so enormen Buildup wie bei LOST wirklich allen Rätseln und Handlungssträngen gerecht wird. Aber andererseits denke ich, dass in der 6. Staffel genügend Zeit verfügbar war, um die Mystery-Antworten etwas interessanter und intelligenter auszugestalten. Vieles in den Flash-Afterlifes hätte auch kürzer abgehandelt werden können. Am Ende war's ja sowieso "nur" der jenseitige Abschied von Jack. Musste man dafür wirklich die Hälfte der Sendezeit aufwenden? So entstand für mich letztlich der Eindruck, dass vieles von dem, was uns in der Finalstaffel geboten wurde, aus halbgarem Füllmaterial anstatt aus gut ausgearbeiteten Ideen bestand. Für eine Serie, die genügend Zeit hatte, um sich auf ihr Ende vorzubereiten (diesen Luxus haben die wenigsten Serien), ist dieses Ergebnis insgesamt doch ziemlich schwach.
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