Er hat das Interview soweit ich verstehe auf dem Rückflug von Afghanistan gegeben, es würde mich sehr wundern wenn dieses Interview nicht vom Präsidialamt autorisiert wurde. Es handelt sich hier immerhin um unser Staatsoberhaupt, und nicht um einen x-beliebigen Musiker der interviewt wird.

So oder so sind wir uns sicher einig, dass dies nur ein vorgeschobener Rücktrittsgrund war, für Probleme die bereits länger bestehen, und sich in der zweiten Amtszeit zugespitzt haben. Die Personalpolitik und das Klima in seinem Haus waren eine Katastrophe. Aus meiner Sicht hätte er sich nie zur Wahl stellen sollen, ihm haftete von Anfang an der Makel an, nach Stoiber und Schäuble nur dritte Wahl gewesen zu sein (der eine wollte nicht, der Andere durfte nicht). Er ist eine typische Beamtenseele, kein Genius wie von Weizäcker und kein Volkspräsident wie Rau - mit den Fähigkeiten wäre er besser Präsident des IWF geblieben (wo er ironischerweise ebenfalls nur zweite Wahl war), der IWF-Posten war schließlich auch ein internationaler Spitzenjob. Die Macht des Bundespräsidenten ist keine Institutionelle, sondern stützt sich vorrangig auf seine persönliche Autorität, seine Integrität und Überparteilichkeit. Horst Köhler hatte nicht die Statur, um dieses Amt so auszuüben wie seine Vorgänger. Selbst der etwas weinerliche Roman Herzog konnte da mehr Impulse setzen, und wurde überparteilich respektiert.

Man kann nur hoffen dass die nächste Wahl eine Klügere wird, aber diese Hoffnung ist gering - durch den plötzlichen Rücktritt von Köhler muss der nächste Präsident in nur 30 Tagen vereidigt werden, eine monatelange Findungsphase und Staffelübergabe wie zu Ende der regulären Amtszeit wird es nicht geben.