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Thema: Anakin Skywalker als Borderline-Patient diagnostiziert

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  1. #11
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Standard AW: Anakin Skywalker als Borderline-Patient diagnostiziert

    Zitat Zitat von DerBademeister Beitrag anzeigen
    Meine Rede.
    Ein klassischer Fall des overthinking it.
    ...
    so habe ich das nicht gemeint. ich hab nur von meiner persönlichen haltung gegenüber starwars geredet. dass es aber fans gibt, die darin mehr entdecken können, halte ich nicht für abwegig. und auch nicht für banales "overthinking". letztlich ist doch jedem selbst überlassen, wo er seine faszination findet und seinen wissenshunger stillt. was du z.b. im analysieren politischer zusammenhänge entdeckst, kann ein sciencefiction-fan genauso in george lucas' sternenepos finden. das eine ist nicht wertvoller oder gesellschaftlich relevanter als das andere. schließlich reagierst du auf deine erkenntnisse mit passivität: du redest zwar gern und ausführlich darüber, setzt deinen erkenntnisgewinn aber nicht in konkretes handeln um. was soll also an deinem theoriewälzen gewinnbringender sein als an dem exkurs in die psychologie von starwars? der effekt ist letztlich derselbe: geistige (ggf. auch seelische) erquickung. nicht mehr, aber auch nicht weniger.

    die symbolik, die nevermore in "sw - episode 1" entdeckt hat, finde ich z.b. durchaus interessant. sollte ich mir diesen film irgendwann nochmal antun, werde ich ihn vielleicht mit anderen augen sehen und werte darin erkennen, die mir bisher nicht bewusst waren. oder ich stelle abermals fest, dass der film es leider doch nicht schafft, mir diese erkenntnisse zu vermitteln. und anakins roboterbastelfähigkeiten bleiben dann eben nur ein recht offensichtlicher versuch, die figuren r2d2 und c3po einzuführen und den jungen darth vader per holzhammermethode als gaaanz besonderes wunderkind darzustellen. oder noch plumper: george lucas findet einfach roboter cool und wollte, wie auch immer, möglichst viele davon in die story einbauen. oder die cgi-technologie war damals erst soweit ausgereift, dass man sie am besten auf wandelnde blechbüchsen anstatt auch "echte" lebewesen anwenden konnte. oder oder oder... die möglichkeiten sind vielfältig und irgendwie steckt wahrscheinlich überall ein fünkchen wahrheit drin.

    Zitat Zitat von nevermore Beitrag anzeigen
    Man nennt es "Werkinterpretation", oder im Fremdwort, "Hermeneutik". In grauer Vorzeit wurde diese obskure Disziplin mal in den Schulen unterrichtet. Ich kann mich noch dran erinnern. Irgendwie ist das anscheinend aus der Mode gekommen. Jedenfalls begegne ich in Foren kaum noch Leuten, die dazu willens oder in der Lage sind. Es wird nur noch konsumiert.
    bademeister bezog seine aussage erstmal nur auf starwars. so wie ich ihn aus anderen threads kenne, ist er durchaus nicht nur plumper konsument, sondern widmet sich auch gern mal einer umfangreichen werkinterpretation. aber, ähnlich wie bei mir, gibt SW für ihn eben nicht genug interpretierenswertes her. deshalb eine generelle unlust am interpretieren zu unterstellen, halte ich für leicht übertrieben.

    Zum Thema "tiefsinnige und vielschichtige Charakterisierung in BSG". Ich halte ja BSG wirklich auch für eine der besten Science Fiction-Shows, die ich gesehen habe (was bei der Konkurrenz in den TV-Serien allerdings zu relativieren ist). Aber wenn ich etwas von "tiefsinniger und vielschichtiger Charakterisierung" lese, muss ich immer lachen. In einem amerikanischen Forum hörte ich von einer PhD-Dissertation in Psychologie, die die BSG-Charaktere untersuchte und zu dem Schluss kam, dass es sich um eine Ansammlung psychologisch Schwergestörter handelt. Anakin würde in diesem Haufen gar nicht weiter auffallen.
    dissertationen sind auch nur eine auslegung. nur weil der stempel "wissenschaftlich" darauf steht, muss das ganze nicht 100%ig korrekt sein. bei psychologen ist es ähnlich wie bei ärzten anderer fachrichtungen: frag 5 ärzte und du bekommst 10 meinungen.

    beim ergründen der BSG-charaktere ist z.b. wichtig, im hinterkopf zu behalten, dass diese menschen gerade zusehen mussten, wie ihr gesamter planet ausgelöscht wurde. der daraus entstehende schockzustand ist für uns bequem lebende wohlstandskinder überhaupt nicht zu ermessen. deshalb sind vergleiche anhand der uns bekannten maßstäbe völlig unsinnig. hinzu kommt, dass die menschen an bord der galactica so gut wie keine möglichkeiten haben, ihre traumata therapeutisch aufzuarbeiten. fachpersonal ist mangelware, genauso sicherlich viele medikamente nicht ausreichend verfügbar sind.

    natürlich will ich damit nicht behaupten, dass die charakterzeichnung in BSG völlig perfekt ist. so wie in jedem medienprodukt, haben wir es hier nunmal mit fiktiven charakteren zu tun, die sich nicht wie echte menschen entwickeln. es liegt bei den autoren, wie glaubhaft sie einen menschlichen entwicklungsprozess nachstellen können. gerade im bereich der sciencefiction-serien gab es da bisher nur wenig lernbeispiele. ron moore und sein team haben also neuland betreten, das erstmal erkundet werden musste. dabei waren sie, meines empfindens nach, weitaus mutiger als george lucas. denn man setzt sich kritik und scheitern wesentlich offensiver aus, wenn man die psychologie der charaktere so unverblümt zeigt wie in BSG - anstatt sich, so wie bei SW, zumeist hinter verschwommener symbolik zu verstecken.

    Zitat Zitat von nevermore Beitrag anzeigen
    ... Grade in Sachen Star Wars ist das, wie die Menge akademischer Arbeiten darüber zeigt, mehr als unangebracht. ...
    du argumentierst gern auf der basis akademischer arbeit. ich halte das nicht für einen besonders wichtigen maßstab. es gibt sicherlich viele akademische arbeiten, die so wichtig sind wie der berühmte sack reis in china. ich kenne relativ viele leute, die beim finden eines diplomarbeits- oder master-themas ziemlich planlos und überfordert sind. auch akademiker sind nur menschen und manchmal greifen sie sich als thema für ihre arbeiten aus bequemlichkeit eben gerade das heraus, womit sie bereits einen großteil ihrer jugend verbracht haben. da fällt das schreiben leichter. ob dabei immer etwas substantiell wertvolles heraus kommt, steht auf einem anderen blatt. jedenfalls ist es bei einem derart großen und langlebigen franchise wie SW nicht sonderlich überraschend, dass es auch eine entsprechende anzahl von akademikern gibt, die ihre kindheits- und jugenderlebnisse daraus in ihrer wissenschaftliche arbeit verwerten.

    davon abgesehen, gibt es auch viele andere scheinbar banale themen, über die man eine menge hochwissenschaftlicher ergüsse finden kann. hier im ruhrpott wird z.b. immer wieder das thema "trinkhallen / kioske" hervorgekramt. ein scheinbar banales stück alltag wird so zum dauerthema in akademikerkreisen. haben die trinkhallen dadurch an gesellschaftlicher bedeutung gewonnen? nö, eigentlich nicht.

    die relevanz eines franchise an der menge der dazu verfügbaren arbeiten zu messen, ist vielleicht für akademiker spannend, aber für den großteil des fandom wahrscheinlich eher irrelevant. womit ich aber nicht sagen will, dass ich es unsinnig oder nutzlos finde. wie gesagt: jeder mensch hat ein recht auf seinen persönlichen weg des erkenntnisgewinns.


    .
    Geändert von Dr.BrainFister (08.06.2010 um 11:17 Uhr)
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

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