Die Zahl der Wissenschaftler in Deutschland, die sich mit der Analyse von Einkommens- und Vermögensverteilungen beschäftigen ist recht überschaubar. Damit kann man nämlich nicht viele Blumentöpfe gewinnen.
Ich kann nur annehmen, dass du nicht weißt, weswegen die Vermögenssteuer als verfassungswidrig erklärt wurde.Wenn Gesetze verfassungswidrig sind, schreibt der Bundestag einfach die Verfassung um und beschließt das Gesetz dann noch mal.
Andernfalls möchtest du mir bitte erklären, wie man den Gleichheitsartikel umschreiben will. Es wird dir vermutlich bekannt sein, dass für verschiedene Grundgesetzartikel verschiedene Erfordernisse gelten, um sie "umzuschreiben". Bei manchen geht das gar nicht.
Im Übrigen habe ich in keinem der von dir verlinkten Artikel bzw. Interviews einen Hinweis auf DIW-Zahlen gefunden. Aber sicherlich kannst du mir dazu einen Link geben bzw. mich auf das entsprechende Zitat verweisen.
Die von dir genannte Quelle nennt die BCG (das ist eine Unternehmensberatung, falls das nicht bekannt sein sollte) als Quelle der Studie.
Das SOEP (und daher hat das DIW seine Zahlen) fragt Vermögensbilanzen alle 5 Jahre ab. Die letzte Abfrage war 2007. Das kannst du gerne nachprüfen, die Fragebögen sind ja online. Selbst wenn es Daten von 2009 gäbe, wage ich sehr zu bezweifeln, dass sich das DIW mit einer Aussage wie der in der Thread-Überschrift aus dem Fenster lehnen würde. Denn das ist ein seriöses Institut und die wissen genau, dass ihr Datensatz im Hinblick auf diese Bevölkerungsgruppe nicht repräsentativ ist. Ansonsten werden vom Statistischen Bundesamt Vermögensbilanzen im Rahmen der EVS abgefragt. Die letzte Abfrage war 2008 und das Mikrodatenfile (und allein dieses erlaubt Vermögensanalysen) ist noch nicht da. Des weiteren muss davon ausgegangen werden, dass in der EVS wegen der Kappungsgrenze auf 18.000 Euro Haushaltsnettoeinkommen monatlich Vermögensmillionäre gar nicht enthalten sind.
Die anderen bekannten Panels wie SILC und tns infratests FMDS fragen das Gesamtvermögen nicht ab.
Bottom line: Woher BCG eine repräsentative Erhebung über Vermögensmillionäre im Jahr 2009 haben will, ist mir völlig schleierhaft. Vom DIW oder von Destatis oder aus einer anderen anerkannten Erhebung haben sie sie jedenfalls nicht. Vermutlich wieder irgendein obskurer Datensatz, über dessen Zustandekommen oder Repräsentativität nur dürftige Informationen vorliegen.
Aber wenn du mir eine vernünftige Quelle für neuere Daten nennen kannst, bin ich die erste, die dir dafür dankbar ist. Ich bin nämlich grade mit einem Projekt beschäftigt, in dem ein halbes Dutzend Leute alles mögliche anstellen, um an aktuellere Daten über die Vermögensverteilung zu kommen. Also, immer her damit.
Ich habe prinzipiell überhaupt nichts gegen die Wiedereinführung der Vermögenssteuer. Wogegen ich aber etwas habe, ist populistisches Geschrei. Ich habe bisher noch keinen verfassungsmäßigen Vorschlag dazu gesehen.
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