Anm. d. Verfassers: da ich meine Kritik in einem anderen Forum auf eine bereits gepostete Kritik schrieb, und mich in dieser auch auf die vorangegangene beziehe, habe ich sie miteinkopiert.

Der ewige Krieg
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Ein weiteres Buch, welches ebenfalls als Comic herausgebracht wurde (Carlsen Verlag). Dieser Roman führt den Leser über die Jahrhunderte hinweg in eine weit entfernte Zukunft.
Die Geschichte beginnt im 22. Jahrhundert mit einem Zwischenfall. Die Menschheit ist auf eine fremden Rasse gestoßen. Durch nicht geklärte Umstände kommt es zu einem Konflikt, der sofort eskaliert. Ein Krieg mit den Fremden bricht aus. Der Protagonist des Buches meldet sich für den Dienst als Soldat bei der Armee und wird eingezogen und ausgebildet. Dadurch, daß die Raumschiffe mit annähernder Lichtgeschwindigkeit reisen kommt es zu drastischen Auswirkungen der Besatzungen auf die Zeitlinie. Während an Bord nur wenige Wochen oder Monate vergehen, vergehen auf der Erde Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte. Die Soldaten, die die ersten Kämpfe überstanden haben und nach Hause zurückkehren erkennen ihre Heimat kaum wieder. Geschwister und Freunde sind alt geworden Verwandte teilweise sogar gestorben. Die Welt hat sich politisch, witschaftlich und moralisch verändert. Durch den Krieg sind Wirtschafts- und Industriezweige entstanden, die vorher gar nicht existierten. Überall wird aber weiterhin die Bevölkerung aufgeputscht. Aufgrund der Veränderungen entschließen sich die meisten, der noch jungen Soldaten erneut auf Tour zu gehen und sich für weitere Jahre zu verpflichten.
Jedes Mal, wenn sie zurückkehren hat sich die Welt immer abstrakter verändert. Wo Homosexualität anfangs noch selten aber dennoch geduldet wurde, hat es sich nach einigen hundert Jahren als nicht nur in sondern normal und als Standard entwickelt. Es gibt fast kaum noch heterosexuelle Paare. Frauen lassen sich künstlich befruchten, damit der Mensch nicht ausstirbt. Natürlich hat diese Entwicklung einen Grund. Er entstand ursprünglich aus der Überbevölkerung und den daraus resultierenden schlechten Verhältnissen für die Menschen und hatte sich mitlerweile zur allgemein gängigen Norm entwickelt. Heterosexualität ist abnormal und wird geächtet. Obwohl die Soldaten mittlerweile Multimilliardäre sind, da ihr monatlicher Sold pünktlich auf ihre Konten gezahlt wurde und das über Jahrhunderte hinweg mit Zinsen usw., kommen sich die Überlebenden wie lebende Fossilien vor und gehen abermals auf Touren in einem Krieg, der für sie subjektiv erst wenige Monate oder Jahre andauert. Gegen einen Feind, den man bisher noch nicht mal gesehen hat.

Die weitere Entwicklung ist äußerst spannend und interessant. Wissenswert ist auch, daß der Autor dieses Romans im Vietnam Krieg gedient hat und in diesem Buch seine Erlebnisse verarbeitet. Es ist teilweise äußerst brutal und zeigt die Verrohung des Menschen in einem Krieg, der ihn seelisch auszehrt. Der ewige Krieg ist im Grunde genommen ein Anti-Kriegs Roman, da er vor Augen führt, was Mißverständnisse auslösen können und daß ein Krieg kaum einen Sinn ergibt. Die Komponente mit den vergehenden Zeitaltern ist besonders interessant und hat bei mir einen wahren Wissensdurst ausgelöst, der mich dazu veranlaßt hat das Buch förmlich aufzusaugen. Die Vorstellung der Entwicklung der Menschheit über die Jahrhunderte hinweg ist hier sehr realistisch dargestellt worden.

Natürlich ist die Sache mit der Homosexualität nicht das Hauptthema, aber doch ein Bestandteil der Geschichte, die die Entfremdung der Protagonisten (hautsächlich ein Mann und eine Frau / hetero) zu ihrer eigenen Rasse veranschaulicht. Die Entwicklung in speziell diesem Punkt geht natürlich noch weiter und verändert sich um einiges drastischer, als man bis dahin denken mochte.

Die Kämpfe, gerade die im Weltraum zwischen zwei Raumschiffen sind sehr realistisch. Es ist ein Krieg, in dem man den Gegner nicht sieht, bis es zu spät ist. Im Weltraum sind die feindlichen Parteien hunderttausende Kilometer und zig Stunden von einander entfernt, wenn das Gefecht begonnen wird. Nur ein falsches Flugmanöver in einem ungünstigen Winkel für wenige Sekunden und man ist innerhalb der nächsten 10 Stunden tot. Dadurch alleine wirkt der Roman und die futuristischen Schlachten sehr authentisch.

Der ewige Krieg wurde in den 70ern schon einmal publiziert. Damals war das Buch ein Skandal, da es zeigte, daß in der Armee Männer und Frauen ihren Dienst tun und miteinander schlafen wie sie wollen (psychologische Wirkung, die zur Festigung der Gruppenloyalität und der Moral dienen soll). Das Buch wurde damals entschärft und umgeschrieben, damit Moralapostel nichts mehr zu kritisieren hatten. Jetzt ist es neu veröffentlicht worden und das in seiner Originalfassung. Ich kann es nur empfehlen.

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Wie schön, dass Amazon, Ex-Flaggschiff der New Economy, scheinbar doch noch zu was gut ist. Nach nur zwei Bestellungen meinerseits bei unserem Internet-buchhändler, machte der mir beim nächsten Besuch einen Verkaufsvorschlag:
"Der ewige Krieg" von Joe Haldeman.
Da die Kritik durchweg positiv war, und auch die Story interessant klang, habe ich mir das Buch kurzerhand bestellt.
Nach 3 Tagen hatte ich es ausgelesen. Ein derartig spannendes und realistisches Buch ist mir selten untergekommen.

Wie von Fabi bereits beschrieben - anders als in Fantasy-universen von Star Wars, Star Trek bis Babylon 5, wird einem hier bewusst, wie gefährlich der Weltraum wirklich ist. So überstehen zum Beispiel nur 40% der Soldaten die Ausbildung (die Soldaten sind übrigens eine Elite, da nur Menschen mit einem IQ höher als 130 eingezogen werden), und nur 1/3 einen Kampfeinsatz.
Während man in Star Trek den Eindruch gewinnt, jeder Planet wäre ein freundliches Paradies, oder wenn es mal ganz schlimm kommt, eine Anhäufung von Felsen aus Pappmaché Marke "Ödnis" mit Blitzeffekten, trainieren die Soldaten hier auf Gasplaneten bei Minus 200 Grad. Das hat dann z.B. die Auswirkung, dass ein Soldat, falls er in seinem Kampfanzug ausrutscht, auf einer Blase gefrorenen Gas landet, welche sich durch die Ausdünstungen seiner Klimaanlage in millisekundenschnelle erwärmt und explodiert. Selbiges gilt natürlich für die Benutzung von Laserschneidern und ähnlichem. Selbst ein falscher Schritt mit dem Fuss und der durch den Schuh strahlenden Wärme kann sich tödlich auswirken - wie das ganze dann in Kampfsituationen erst aussieht, kann sich sicherlich jeder lebhaft vorstellen.

Was auch interessant an den Weltraumkämpfen ist, ist, dass die Soldaten nie wissen, was sie erwartet. Fliegt ein Schiff z.B. 100000 Lichtjahre, dann braucht es dafür nominell 350 Erdenjahre. Fliegt der Gegner jetzt nur 30000 Lichtjahre zum Kampfpunkt, ist er technologisch 200 Jahre voraus, und damit überlegen - und beim nächsten Kampf kann es wieder anders aussehen.

Über dieses Buch ließe sich sicherlich noch manches erzählen, jedoch sollte ein eindeutiger Hinweis KAUFT EUCH DIESES BUCH! SOFORT! von meiner Seite erstmal ausreichen.