"Wie kommt es, dass du noch lebst, Hexer? Ich habe es geahnt, dass noch einige Schwarzmagier dem Zorn der Kirche Aeryns Der Sonnigen entronnen sind... zum Übel der Menschheit!"
Der Mann stürzte sich auf Darkon, dem es jedoch gelang, die Arme des Mannes zu greifen und sie ihm auf den Rücken zu drehen.
"Wer bist du? Und wovon redest du? Ich habe, bis ich dieses Dorf betrat, seit Jahren keinen Menschen mehr gesehen", sagte Darkon.
"Spottest du mir, Ausgeburt des Bösen? Bis vor drei Jahren war ich, Peelo, geachteter Priester Aeryns, bis... bis Großherzog Crais der Schwarze die Kirchengüter einzog, die Kirchenschätze verkaufte, die Diener Aeryns entliess, verbannte, vertrieb oder hinrichtete... Die Schwarzmagier haben Gift in seine Ohren und sein Herz geträufelt!"
Darkon ließ den schluchzenden Mann los. Der Wirt näherte sich. "Verzeiht bitte die Unannehmlichkeiten, Meister. Teles," er blickte auf den Schankburschen, "bring Peelo in die Scheune." Unterwürfig blickte er Darkon an. "Nach diesem unerquicklichen Vorfall geht Kost und Logis aufs Haus. Falls Ihr sonst noch Wünsche habt..."
"Nein, schon gut. Wer war übrigens der Mann?"
"Das war Peelo," sagte der Wirt. "Er war einst Priester der Kirche Aeryns der Sonnigen. Großherzog Crais führte den neuen Glauben Aeryns der Reinen ein und ließ die alten Kirche ausrotten."
"Aha. Und was ist da der Unterschied?"
"Nun..." Der Wirt schaute leicht abwesend "Der Kult Aeryns der Reinen ist der wahre Glaube. Er besagt, dass man allein durch Glauben ins reine Licht der Göttin gelangen kann..."
Die Wirtin unterbrach ihn: "Das heisst für Crais, seine neue Kirche braucht keine Priester und keine weltlichen Besitztümer. Er muss keine Pfaffen bezahlen, und die ganzen kirchlichen Güter und Gebäude sind in seinen Besitz übergegangen..."
Ein alter Bauer sagte: "Jetzt gehören sie ihm meist nicht nicht mehr. Das Kirchenland in der Gegend ist größtenteils verkauft, und die Bodenpreise sind im Keller. Meine Felder unten am Fluss waren vor 3 Jahren noch 4mal so wertvoll! Das Land, das jetzt noch zum Verkauf steht, kann sich trotzdem keiner mehr leisten, die Steuern rauben uns hier die letzten Münzen und das letzte Korn. Ach übrigens, falls ihr hier günstig ein Haus kaufen wollt, die alte Kirche wär noch zu haben. Fand sich bisher kein Käufer..."
Die Wirtin meinte: "War ja eine Schande, dass sie den ganzen Schmuck, die Statuen und die Bilder aus der Kirche genommen haben. Die ganzen schönen Sachen..."
Der Wirt verschwand in der Küche, und schien seiner Frau ein Zeichen zu machen.
Darkon fragte: "Was ist mit den Sachen passiert?"
Die Wirtin zuckte mit den Achseln. "Weggebracht, was weiss ich."
"Und die Leute des Herzog stören sich nicht am alten Peelo?"
"Welche Leute des Herzogs? Unser hiesiger Vasall, Baron Witt, hat kaum Büttel, die sich um sowas kümmern könnten. Fast jeder, der mit einer Waffe umgehen kann, ist im Krieg im Süden. Im übrigen hat er schätzungsweise schon genug damit zu tun, aus uns normalen Leuten genug Steuern rauszuquetschen, um seine jährliche Abgabenquote beim Herzog vollzumachen." Sie machte eine Pause. "Mögt ihr bitte entschuldigen, ich habe was auf dem Feuer."
Mit seinen magisch verstärkten Sinnen konnte Darkon der Unterhaltung der Wirtsleute in der Küche folgen.
Der Wirt sagte: "Was fällt dir ein, Frau, dich mit ihm wie mit einem Gleichen zu unterhalten? Du kennst doch die Gerüchte darüber, wer wahrhaft hinter Crais stecken soll..."
"Pah, Gerüchte. Ich denke, unser ehrenwerter Großherzog ist ganz alleine verrückt, da brauchts keine geheimnisvollen Hintermänner. Im Übrigen sieht der Fremde gut aus..."
"Wird Zeit, dass wir den Laden dicht machen, es wird spät", sagte der Wirt.

Darkon begab sich zu seinem Zimmer. Dort angekommen, öffnete er das Fenster und stieß den geistigen Ruf aus, der Seleen zu ihm bringen würde.