Langsam wird es krass

[Glottisfly]

Im Grunde genommen kann man Freak zustimmen: Ein Großteil der Gesellschaft ist geil auf diese Art von Reality-TV; würde man sich nur aufs Zeitungslesen beschränken, müßte man so etwas, wie vom Bademeister beschrieben, nicht sehen. An diesen Gegebenheiten etwas ändern zu wollen, hieße, den Papst zum öffentlichen Masturbieren aufzufordern; es ist schlichtweg naiv und wird nicht funktionieren. Ich halte es auch für falsch und pervers, einerseits die Nachrichten zur Prime Time mit Blut und Gewalt vollzukleistern, und andererseits eher harmlose Filmchen, die 'eh schon nach zwölfe kommen, dann auch noch bis zur Unkenntlichkeit zu cutten. Ein Schüler mit einer gewaltigen Macke im Kopf und einem schlechten Elternhaus (und hier meine ich schlechte Erziehung, das muß nichts mit 'asozial' zu tun haben) kann sich bei den o.g. Nachrichtenberichten genauso Inspirationen holen wie bei den Filmchen. Aber hier in Deutschland ist das ja alles noch harmlos, wenn man den Blick mal über den großen Teich wirft, sieht man schon ganz andere Zustände was Scheinheiligkeit und Gewaltbereitschaft betrifft.
Ich finde Indizierungen (die im Übrigen nicht von der FSK vorgenommen werden, sondern von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, kurz BPjS oftmals auch für übertrieben. Aber es ist halt einfacher, den Schwarzen Peter auf die Medien zu lenken, wenn die Erziehung nicht greift und der Verstand sich abschaltet; das hat's, wenn auch unter einer anderen Intention, schon im Dritten Reich gegeben.

[MinasTirith]

Absolut Richtig!
Ich glaube nicht, dass ein ruhiger und besonnener Mensch durch das anschauen eines Gewaltfilms zum Amokläufer wird. Es liegt, wie Glottisfly sagte, an der Erziehung und am Charakter des einzelnen. Es gibt genug Menschen, die aus einem 'guten' Elternhaus kommen, aber eine schlechte Erziehung haben und einfach über ein natürliches hohes Gewaltpotential verfügen und die explodieren halt schneller. Dazu brauche ich aber nicht unbedingt einen Film, bei solchen Menschen reicht auch eine Nachrichtensendung oder auch ein Comic und sie legen los.

Und in unserer heutigen Gesellschaft ist die Gewaltbereitschaft auch deutlich höher als früher und ich bin mir sicher, es liegt nciht daran, dass wir mehr Gewaltfilme haben, sondern es liegt wohl eher an der zum Teil doch einfach fehlenden Erziehung.
Antiauthoritäre-Erziehung funktioniert halt nicht, zumindest nicht so wie man sich das damals vorgestellt hat. Man muss einfach lernen wo die Grenzen sind und wenn man das nicht lernt, dann kann man einfach nur schlecht oder gar nicht einschätzen wo das Limit ist.

Ich weiss, hört sich an wie von einem Hochschulprof, aber so isses halt.

[Glottisfly]

Ja, so isses tatsächlich. Und was mich am meisten aufregt, ist diese Ignoranz und Scheinheiligkeit der Amis. Man kann sich nur an den Kopf packen, wenn man die Berichte von den Amokläufern an Schulen hört, und dann Rockbands wie Marilyn Manson oder Nirvana Schuld daran sein sollen. Musik, Computerspiele und andere Medien haben höchstens eine Katalysatorfunktion, aber es wird zu gerne ignoriert, daß zunächst ein psychischer Unterboden da sein muß, damit diese Kids durchdrehen und irgendwelche kaputten Rapper-Texte in die Tat umsetzen. Fünfjährige werden von ihren ebenso patriotischen wie knallköpfigen Vätern mit der Waffe vertraut gemacht, frei nach dem Motto 'Auge um Auge, Zahn um Zahn'. Aber so etwas wird natürlich nicht beachtet, wo kämen wir denn dahin?! Wenn jemand in Amerika mal ein paar Titten zeigt, ist dort in manchen Staaten die Hölle los, aber wenn man als Kleinkind mit der Waffe rumfuchtelt, ist das völlig normal.
Und Deutschland? Hier wird immer mehr auf diese Schiene aufgeprungen. Teilweise sieht man dilettantische Berichte von Computerspielen oder Horrorfilmen, die angeblich höchst gefährlich für die Jugend sind, Berichte, bei denen man fast seinen Fernseher fressen möchte, auf übelstem Bild-Niveau, einseitig und mangelhaft recherchiert. Das ist krank und mich macht es krank, aber ich habe es aufgegeben, daran etwas ändern zu wollen. Ich hoffe, daß die nächsten Generationen und auch unsere Generation ein bißchen mehr Intelligenz an den Tag legt und sich um längst überfällige psychologische Aufklärung bemüht. Amen.

[MinasTirith]

Ein frommer Wunsch. Aber ich fürchte mehr auch nicht.
Etwas ändern kann man als einzelner eh nicht und für dieses Thema gibt es leider viel zu wenige die so denken wie wir. Mir hat man mal wegen dieser Einstellung gesagt ich sei ein absoluter Hinterwäldler der keine Ahnung von der echten Welt hätte und ich sei total veraltet in meiner Einstellung und Erziehung.
Meine Reaktion war einfach ein Lachkrampf und damit war ich dan vollenz unten durch.

Was das Thema Nachahmung in D angeht kann ich dir nur zustimmen. Man versucht immer die USA zu imitieren und merkt dabei gar nicht, das das oft nicht funktioniert und mehr Schaden bringen kann als Vorteile. Aber in D hält sich das noch in Grenzen. Geh mal nach HR und schau dir mal an was da passiet. Man versucht dort D zu 110% zu kopieren.

Aber wie heisst es so schön: Alles was aus den USA kommt ist super dupper toll und da kann man halt nichts dran kritisieren.
So was nenn ich Scheuklappen mit Blindenbrille kombiniert.

[DerBademeister]

Das Imitieren einer anderen Kultur ist natürlich ein Thema für sich. Da liegt, insbesondere was den Fall Amiland angeht, sicherlich einiges im Argen.

Sowas ist halt der moderne Imperialismus. Was die Bomben und Soldaten nicht schaffen, bringen Filme, Serien, Spielzeuge, Software etc. fertig.

Aber sowas hat auch gute Seiten. Welcher Unternehmens-kaffeekocher wollte nicht schon immer mal "Community Support Manager" genannt werden, welcher Dröge Werbefritze liebt es nicht, mit dem Schild "Creative Consulting Director" anzugeben, und wer lässt sich nicht lieber CEO (Chief executive Officer) schimpfen, als von seinen Kumpels am Bau einfach mit "Cheffe" angeredet zu werden.

Fairerweise muss man natürlich erwähnen, dass der "kulturelle Austausch" hin und wieder auch in umgekehrter Richtung stattfindet.

Ansonsten gäb's wohl kein jährliches "Octoberfest" in jeder Stadt über dem Teich, die was auf sich hält, und amerikanische Präsidenten würden sich nicht mit Teilchengebäck vergleichen.

[MinasTirith]

Bei dem Oktoberfest wäre ich vorsichtig....

Eigentlich warte ich nur noch darauf wann die Amis damit anfangen. Die Japaner haben es ja schon eingeführt. Die Berichte musst du dir mal anschauen, die stellen ein Zelt auf und lauen dann alle in Lederhosen rum. :boom: