Okay, ich äußere mich dann mal der Reihe nach.

1. Ich beispielsweise habe noch nie einen Joint konsumiert und habe es auch nicht vor.

2. Und die Hemmschwelle existiert doch. Es gibt sicherlich genug Leute, die sagen: "Ich würde es ja mal probieren, aber immerhin ist es verboten. Und da ich auch sonst unbescholten bin, lasse ich es sein. Außerdem möchte ich bloß zur Befriedigung meiner Neugierde nicht in gewissen Kreisen suchen müssen." Klingt das abwegig und nach Kasper? Nein, denn diese Gedankengänge sind doch wohl mindestens nachvollziehbar, wenn man den Standpunkt auch nicht vertritt. Und zu allen nachvollziehbaren menschlichen Gedankengängen gibt es auch Menschen, die diese Gedanken hegen. Und solche Menschen greifen sicherlich aus Neugierde dann zum Joint, wenn sie ihn sich in der Apotheke holen können.

3. Ich habe nicht gesagt, daß Marihuana cooler ist, weil es verboten ist. Sicherlich macht das für manchen auch einen gewissen Reiz aus. Der ist aber mindestens genauso groß wie der Reiz, der aufgrund der gewissen Exotik dieser Droge existiert. Und diese Exotik wird auch nach einer Legalisierung nicht verschwinden.

4. Zigaretten machen körperlich abhängig. Und da willst Du mir erzählen, daß THC nicht den selben Effekt hat? Raucher, die versuchen aufzuhören, verspüren einen großen "Lungenschmacht", eindeutig eine körperliche Reaktion. Außerdem zeigen sie einen Hang zur Nervosität, ergo eine Reaktion auf das Nervensystem, das auch ein Teil des Körpers ist. Zigaretten, Alkohol und damit auch Marihuana sind Drogen, die direkt schädigend auf den Körper einwirken.
Daß Zigaretten und Alkohol legal sind, ist eigentlich schlimm genug, auch mir schmeckt der Alkohol manchmal ein bißchen zu gut. Wir müssen die zwei "Volksdrogen" nicht zu einem Dreigestirn erheben, bloß weil die Wirkungen von Marihuana höchstens genauso verheerend sind. Du sagst die ganze Zeit, daß die Harmlosigkeit eine Legalisierung legitim macht, das geht aber doch völlig am Punkt vorbei! Worum es geht ist doch, nicht noch eine dritte, den Körper schädigende Quelle für Volksabhängigkeit zu schaffen!

5. Computer, Spielhallen und Fernseher machen auch abhängig, wirken sich aber bis auf gewisse Einbußen in der Sehstärke nicht direkt auf den Körper aus, wie es die Drogen aus Punkt 4 tun.

6. Das Argument mit dem Brotmesser kommt aus dem Affekt und ist völliger Blödsinn. Ein Brotmesser ist eben zum Schneiden und Schmieren von Broten gedacht, das Zustechen bei Mitbürgern ist eine böswillige Zweckentfremdung. Das Rauchen eines Joints ist aber keine Zweckentfremdung, denn dazu ist er doch da.

7. Ich wäre höchst dankbar, wenn Du nicht nur meine Argumente angreifst, bei denen Du angreifen kannst, sondern auch zugibst, daß ich mit der nicht vorhandenen Verringerung der organisierten Kriminalität richtig liege. Das organisierte Verbrechen versorgt eben das Volk auf illegale Weise mit den Waren Sex, Glücksspiel und Drogen. Wenn eine der drei Einnahmequellen wegfällt, werden die anderen beiden ausgebaut.
Sicherlich wird die Beschaffungskriminalität unter den Junkies abnehmen, aber demnächst zahlen doch die Fußballvereine an Stelle der Steuerzahler für die Polizeieinsätze bei großen Spielen. Die so freiwerdenden Millionenbeträge können zur Verringerung der Beschaffungskriminalität eingesetzt werden, ohne daß eine Legalisierung nötig ist. Solche Maßnahmen zum effizienten Mitteleinsatz können mit den richtigen Einsparungen vielfach gefunden werden.

Zum Abschluß mit Verlaub: Ich höre aus Deinen Argumenten nicht den Wunsch nach Gerechtigkeit und Gleichberechtigung durch Legalisierung, sondern den Wunsch nach unproblematischer Beschaffung von Marihuana im Bedarfsfall, was nicht gerade zu einer Qualifizierung zählt, sich zu diesem Thema zu äußern.
Wenn ich mich irre und Deine Argumentation tatsächlich "höhere Zwecke" verfolgt, bitte ich bereits jetzt tausendfach um Entschuldigung.