Der folgende Beitrag bezieht sich auf den in der Überschrift erwähnten Film. Jeder der ihn noch nicht gesehen hat sollte, schon aus eigenem Interesse, nicht weiterlesen.
Ich habe lange überlegt was ich zu diesem Film schreibe. Nebenbei wundere ich mich das noch niemand damit angefangen hat. Nun ja, Mouse hat mal im alten Forum was dazu geschrieben. Ich habe es nicht gelesen. Ich wollte mir, im Gegensatz zu manch anderen die, obwohl sie den Film noch nicht gesehen haben, das hier jetzt gerade lesen, nicht das Seherlebnis kaputt machen. Vielleicht hätte er mich dazu gebracht die DVD, die ich mal in den Händen hielt, doch zu kaufen?
Der Plot, klingt so schön cineastisch, ist doch eigentlich recht simpel. Auch der Hintergrund, das fiktive Japan das lange Zeit besetzt wurde und sich vom Krieg erholt, ist irgendwie nicht wirklich originell. Da gibt es mal wieder den typischen Ausnahmenzustand wo Terroristen den Staat stürzen wollen und den Staat der die Bürger unbedingt vor den Terroristen schützen will. Der Protagonist, Kazuki Fuse, Mitglied einer Spezialeinheit, ist mal wieder der Wolf der im Rudel gefangen ist und sich in den Feind verliebt.
Klingt kitschig. Ist auch irgendwie kitschig. Gestern hat mir jemand gesagt das der Film kitschig ist, und eigentlich sogar langweilig.
Es muss also irgendetwas geben was mich dazu zwingt den Film ein ums andere mal zu schauen.
Vielleicht liegt es an den Bildern? Nicht das sie besonders spektakulär sind. Vielmehr sind sie wunderbar deprimierend. Es gibt keine Farben, selbst Rotkäppchen ist nicht richtig rot. Alles ist grau, auch bei Tageslicht strahlt irgendwie nie die Sonne. Unterstützt wird diese Atmosphäre noch von der äußerst stimmigen musikalischen Untermalung.
Irgendwo habe ich mal gehört das man sich im Laufe seines Lebens höchstens 3 mal verändert. Damit ist nicht das übliche „Möbel verrücken“, was selbst ich ab und zu praktiziere, man bekommt danach irgendwie eine ganz neue Perspektive, gemeint. Sondern so richtig. Die restliche Zeit ist man gefangen, eingezwängt in einem Leben was man nur denkt selber zu kontrollieren, wie anhängig man von seiner Umwelt ist und wie sie einen manipuliert, all das weiß man zwar, verdrängt es aber lieber.
Nehmen wir mal Fuse. Er erschießt das Mädchen in der Kanalisation nicht. Der Film benutzt das Symbol des Wolfes der sein Rudel verlassen will. Er bekommt plötzlich Zweifel ob es richtig ist was er tut. Man erkennt dies ja deutlich an seinen Albträumen. Trotzdem lässt er sich weiterhin benutzen. Dieser innere Konflikt wird entschieden dadurch das er am Schluss Kei erschießt (Skeptiker schauen bitte noch mal genau, es steigt Rauch auf, der Schütze im Haus legt den Bolzen, oder wie auch immer das Ding heißt, zurück). Er war also nicht fähig sein Fell abzustreifen.
Aber auch Kei agiert mit derselben Unentschlossenheit, oder besser: Unfähigkeit sich zu ändern.. Ja, sie bittet ihn mit ihr weg zu laufen. Ändert sie aber selber etwas? Nein, ich erinnere mich noch gut an die Szene in dem Museum. Dort erzählt sie ihm ganz emotionslos von der Verschwörung, sie hat sich halt mit der ihr aufgezwungenen Rolle abgefunden. Dann, später in der Kanalisation, schreit sie: „Was hätte ich denn sonst tun sollen?“ Ich denke mal diesen Satz hat schon jeder mal von sich gegeben. Aber hätte man wirklich nichts anderes tun können?
Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch das Märchen, Rotkäppchen. Beide kennen die Geschichte und wissen was kommt. Aber niemand hat den Mut / Kraft, oder wie auch immer man es nennen will, einen anderen Weg einzuschlagen. Hollywood hat uns beigebracht das die Liebe Menschen verändert. Das mag sein, Jin Roh macht aber deutlich das sie einen nicht den zuvor eingeschlagenen Weg verlassen lässt.
Welcher Weg der richtige ist? Am Anfang des Films wird gesagt das die Öffentlichkeit, beide, die Hauptstadtpolizei und die Sekte, verurteilt. Außerdem lernen wir ja schon von Kindesbeinen an das weglaufen auch keine Lösung ist. Man könnte ja jemanden fragen was man tun soll? In Jin – Roh aber ist selbst das sonst unschuldige Rotkäppchen für den Tod unzähliger Menschen verantwortlich. Und wer kennt schon das „echte“ Rotkäppchen?
Hm, es gibt da eine Stelle in Alice im Wunderland, da fragt Alice die Katze nach dem Weg:
Vielleicht ist das ja die Antwort? Hauptsache man fängt an seine eigenen Entscheidungen zu treffen und geht weiter. Denn eigentlich weiß man doch gar nicht wo man genau hin will."Would you tell me, please, which way I ought to go from here?"
"That depends a good deal on where you want to get to," said the Cat.
"I don't much care where --" said Alice.
"Then it doesn't much matter which way you go," said the Cat.
"--- so long as I get somewhere," Alice added as an explanation.
"Oh, you're sure to do that," said the Cat, "if only you walk long enough."
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