Manchmal gibt es Filme, die man sich als Hobbyfilmemacher reinzieht und denkt: \"Dieser Film ist absolut perfekt; ich w?nschte, ich h?tte ihn gemacht.\"

So geschehen zuletzt bei Paul Thomas Andersons Magnolia, und diesen Samstag v?llig unerwartet in Baz Luhrmanns Moulin Rouge (jawohl, der selbe Baz Luhrmann, der auch die uns?glich grottige Romeo&Julia-Verfilmung mit Onkel DiCaprio auf dem Gewissen hat).

Das Besondere an dem Film ist nicht wirklich die Handlung, denn die hat man schon tausendmal gesehen: Ein gl?ckloser, idealistischer Theaterschreiberling kommt nach Paris, geht ins Moulin Rouge, schlie?t sich einer Trupper verr?ckter Schausteller und Artisten an, will ein St?ck schreiben, verliebt sich in das sch?nste M?dchen aus dem Tanzschuppen, ein stinkreicher B?sewicht kommt auf den Plan, es gibt romantische Entwicklungen zuhauf und das Ende ist nat?rlich h?chst tragisch.

Der Film gewinnt also nicht in Sachen Story, daf?r ist er das stylischste, das ich jemals gesehen habe. (Der Film hatte mich schon am Anfang gek?dert, als ein Vorhang das 20th-Century-Fox-Logo enth?llte, w?hrend ein wildgewordener Dirigent im Vordergrund die Fanfare vorantrieb.)
Was als n?chstes auff?llt, sind die schnellen, hervorragend getimeten und geplanten Schnitte und Kameraeinstellungen, die dem Film einen kinetischen Rhytmus geben, der nicht auch nur einmal aussetzt. Dazu kommen die knalligen Farben (viele kr?ftige Rot- und Blaut?ne), die das Geschehen absolut unterstreichen. Aber am besten gelungen ist das Design der Sets. W?hrend die Pariser Kulissen in einem Moment absolut hyperrealistisch aussehen (und das, obwohl der Streifen in Australien gedreht wurde), sind sie im n?chsten Moment absolut eindeutige und auch gewollt k?nstliche, zweidimensionale Kulissen, die sowohl das absurde Treiben unterst?tzen als auch daf?r sorgen, da? der Film ?ber weite Strecken wie ein surrealer Traum vor dem Auge abl?uft.

Habe ich schon erw?hnt, da? dieser hoffnungslos durchgeknallte und romantische Film ein Musical ist? Sollte ich aber, denn die Musik l??t einfach nie nach. Und wer glaubt, jetzt pseudo-dramatischen Einheitsbrei a la Andrew Lloyd Webber zu h?ren, der hat sich get?uscht. Von Nirvanas Smells Like Teen Spirit bis Elton Johns Your Song ist alles vertreten, in fantastischen Neuarrangements und von Nicole Kidman und Ewan McGregor gesungen (beide lassen ihre Stimmen nicht doublen, gerade McGregor ?berrascht durch seine Stimmgewalt). Und wer einmal Jim Broadbent geh?rt hat, wie er Like a Virgin schmettert, wird nie wieder Madonna wollen.

Fazit: Wer diesen Film nicht liebt, hat entweder ein Herz aus Stein, keine Phantasie oder ha?t Musik. F?r mich war es jedoch der bisher beste Film des ganzen Jahres. Man f?hlt sich, als w?rde man zwei Stunden lang mit einem ganzen Zirkus im Aufzug steckenbleiben.
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We may be through with the past, but the past ain\'t through with us