Es stimmt, dass zwischen der Nordallianz und den Taliban Unterschiede bestehen. W?hrend die Taliban 90% des Landes unter einer einzigen Diktatur vereint haben, ist die Nordallianz eine zerstrittene Bande von Stammesf?rsten, die lediglich nach dem Motto der Feind (Taliban) meines Feindes (anderer Stammesf?rst) ist mein Freund - bis der Krieg vor?ber ist. Der Nordallianz-Eroberer von Massar I Scharif hatte ja selber 'ne Zeit lang sein autokratisches K?nigreich in Nordafghanistan, bis ihn die Taliban verjagt haben.
Super. Dass schafft sicher Stabilit?t im Land, wenn es von einem Haufen Warlords kontrolliert wird.
Lies mal die Geschichte von Massar I Scharif der letzten Jahre. Jedesmal wenn eine Partei die Stadt mal wieder erobert hatte, wurde die Gegenseite inklusive unbeteiligter Zivilisten umgebracht. Die Nordallianz hat ?brigens das Ritual erfunden, Taliban in Container zu stecken, wo diese dann durch die Aufhitzung qualvoll eingingen - die Taliban ihrerseits fanden diese Methode so klasse, dass sie sich bei der Zur?ckeroberung dachten. "Hey, dass k?nnen wir aber auch!"
Mit vom "gleichen Schlag" meine ich also, dass beide Parteien sich in Grausamkeiten in nichts nachstehen, und dass durch eine instabile Warlord-"regierung" kaum Frieden in der Region einkehren kann. Dass die Nordallianz keine religi?sen Fanatiker vom Schlage der Talibanregierung (einen derartigen Fundamentalismus gibt es vergleichbar wohl nur noch im Iran) sind, ist mir auch klar.
Eine L?sung des Konfliktes ist eine von der UN kontrollierte Regierung aus allen Volksgruppen (die Nordallianz stellt ja im Prinzip nur eine Ansammlung ethnischer Minderheiten dar), die sich, wie ich schon gesagt habe, nach geeigneter Zeit durch Wahlen zu legitimieren hat.
Auch habe ich mit keiner Silbe geschrieben, dass ich meine, dass unsere Art zu leben die beste und tollste w?re, die wir allen anderen in der Welt aufzwingen m?ssen.
Den Menschen definiert die F?higkeit zu denken. Denken kann nur, wer frei ist. Eine gelebte humane Demokratie ist IM MOMENT die beste Regierungsform, dem Menschen diese Freiheit zu garantieren. Eine durch gerechte Wahlen eingesetzte Regierung ist in einem islamischen Land genauso realisiebar, wie in einem christlichen. Dazu ist allerdings die Trennung von Staat (durch Wahl legitimiert) und "Kirche" n?tig. Ich halte es nicht f?r westliche Gro?mannsucht, wenn wir reformerische Kr?fte in einem solchen Land f?rdern.
Damit disrespektiere ich nicht die Religion und die Bev?lkerung, sondern diejenigen, die im Namen der Religion ein Volk knechten und unterdr?cken. Das ist f?r mich legitim.
Der Grad dieser Legitmit?t ist allerdings zugegebenerma?en ?u?erst schmal.
--
Derjenige Sch?ler ist ?rmlich, der seinen Meister nicht ?bertrifft. - Da Vinci





Zitieren
Als Lesezeichen weiterleiten