Ich habe zum Thema nichts mehr zu sagen, möchte aber gern Roac antworten. Deshalb sorry fürs Off-Topic! Ich halte das für richtig, was sie mir damals beigebracht hat, Roac. Weil es mir einleuchtet, logisch ist. Uns Menschen rutschen immer mal wieder Sätze raus wie beispielsweise: "Der Autor möchte dem Leser des Textes erklären, was [...]" - aber das ist grober Unfug, wenn du dir so einen Satz genau anschaust. Du kannst nicht wissen, was die Intention des Autors beim Verfassen des jeweiligen Textes war. Warum er den Text geschrieben hat, was er mit dem Text verdeutlichen oder erklären möchte, kannst du nicht sicher sagen. Vorausgesetzt er war zum Zeitpunkt des Schreibens im Besitz all' seiner geistigen Kräfte, weiß er das möglicherweise selbst. Aber auch darüber kannst du bestensfalls spekulieren. Er kann dir zwar sagen, warum er das und das geschrieben hat, und welchen Zweck der Text hat. Aber mehr als es ihm glauben kannst du dann nicht. Mal abgesehen davon, dass sich ein Autor aber recht selten über eines seiner Werke äußert, ist eine verläßlichere Methode generell, dem Zweck eines Textes mit Hilfe einer Interpretaion auf die Spur zu kommen. Anhand von Textmerkmalen wie z.B. Wortwahl, verwendeter Stilmittel, Satzbau oder Satzlänge bestimmst du mehrere wahrscheinliche Bedeutungen. Die wahrscheinlichste nimmst du als richtig an, den Rest verwirfst du.

Um dahinter zu kommen, was der Autor möchte, brauchst du eine Portion Erfahrung bei der Textinterpretation - und das Werkzeug. Soll heißen ein Regelwerk, das festlegt wie dieses oder jenes zu interpretieren ist. Halte dir aber unbedingt vor Augen, dass du niemals, unter keinen Umständen sicher sein kannst den Text richtig verstanden zu haben. Der Umkehrschluß daraus ist folgender: Du kannst "richtiges" Textverständnis als Schreibender nicht sicherstellen. Wenn du gut bist, kannst du durch deinen Stil zwar ein Mißverständnis beinahe ausschließen, aber eben nicht völlig unmöglich machen. Es hört sich vielleicht übertrieben an, ist bei eingehender Betrachtung aber nicht weniger oder mehr als die Wahrheit. Ich nehme unsere Sprache inzwischen in etwa so wahr: nehmen wir an jemand redet gerade mit mir. Ich kann in 99 % aller Fälle sofort sagen, was dieser jemand von mir möchte. Und ich bin dann meistens so verwegen und behaupte, dass ich mir sicher bin. Doch genau das ist falsch. Wie eben erklärt, geht das nicht. Manche Menschen suchen dann bei einem tatsächlichen Mißverständnis den Fehler lieber erst mal beim anderen, anstatt bei sich. Das passiert mir dummerweise auch ziemlich oft. Ich kann manchmal selbst nicht begreifen, dass ich eine vermeintlich eindeutige Aussage falsch verstanden habe. "Der muss sich falsch ausgedrückt haben, ich hab' ihn schon richtig verstanden, anders kann es nicht sein..." Klar, die Wahrscheinlichkeit, dass ich mein Gegenüber bei dem Satz "Mir ist heiß" falsch verstehe, ist verschwindend gering, aber nie gleich Null! Hier im Internet ist sie ungleich höher als bei 'ner vergleichbaren Situation im Real-Life. Hier gibt es keine Gestik, Mimik etc.

Richtiges Textverständnis ist so unendlich viel schwerer als es scheint. Nun doch noch ein kleines Texthäppchen zum Thema: je mehr Stilmittel in einem Text verborgen sind, desto anfälliger wird er für Mißverständnisse. Zynismus setzt dieser Anfälligkeit meiner Meinung nach die Krone auf, da er die gefährliche Gratwanderung zwischen genau richtigem Verständnis und völlig falschem sein kann. Beim Sarkasmus, der Vorstufe des Zynismus, ist es einfacher, eigenen Humor richtig einzubringen, aber auch das kann relativ schnell in die Hose gehen wie der anscheinend mißverstandene Text von Holger Voss zeigt.

//edit: da hatte ich doch glatt ein Detail vergessen...