Aus meiner Sicht ist das Argument "das hat man doch schon so oft gesehen" nur begrenzt tragfähig. Science Fiction als Genre hat über 100 Jahre auf dem Buckel, so ziemlich jede Frage wurde in irgendeinem Buch oder irgendeiner Serie schon gestellt. Wenn man die Klassiker liest (Herbert, Lem, Asimov, Heinlein und Co.) merkt man auch immer wieder, wie sehr letztlich auch Scifi-Serien und Filme von diesen Vorlagen geklaut haben.

Das stört mich nicht, so lange ein Thema ansprechend umgesetzt wird. Es gibt immer wieder Möglichkeiten, bekannte Thematiken von einer neuen Seite zu beleuchten und dem Scifi-Kanon so eine originelle Idee hinzuzufügen. Nehmen wir einmal Farscape als originelle Interpretation der alten Geschichte des Helden, der durch einen Unfall in eine fremde Welt versetzt wird auf der er sich zurecht finden muss als gelungenes Beispiel.

Stargate hielt sich hier stets an das beliebteste (weil simpelste) Strickmuster der Pulp Sci-fi und low fantasy: Eine fiese, übermächtige Alienrasse (in der Fantasy sind das Orks, Trolle etc.) die von einer Truppe dynamischer Helden bekämpft werden muss. Dabei ließ sich wenig falsch machen, da sich so ein Handlungsbogen beliebig hinauszögern lässt - siehe die 8 Jahre währende Vorherrschaft der Würmchen in SG1. Das nun von Dr. Rush angerissene Thema aber ist erheblich komplexer und droht wesentlich leichter, in die Lächerlichkeit abzugleiten - da lag tubbacco mit seiner Anspielung auf Star Trek V schon goldrichtig.

Wenn sich begabtere Showrunner wie Moore bei BSG oder Abrams Crew bei LOST völlig in dieser Art Mythologie verheddert haben, dann traue ich es unseren Snoregate-Machern einfach nicht zu, diese Hindernisse zu überwinden. Aus meiner Sicht haben diese Herren nach 13 Jahren Stargate kreativ abgewirtschaftet, ganz ähnlich dem Team Braga und Berman bei Star Trek vor ein paar Jahren.

Das Beste was dem Stargate-Franchise passieren kann ist eine Denkpause von ein paar Jahren und eine Wiederbelebung auf der großen Leinwand mit neuen Leuten und frischen Iden - siehe das erfolgreiche Star Trek Reboot.

Mit Euren Erklärungsversuchen bez. der amerikanischen Gesellschaft habt Ihr natürlich Recht. Religiosität bzw. Spiritualität gehören ebenso zur amerikanischen Kultur wie ein unheimliches Sendungsbewusstsein, beides Dinge die uns Europäern und gerade uns Deutschen mittlerweile eher fremd sind. Das wenige Bischen an Serien Science Fiction das uns geblieben ist - wie eben Stargate oder die hochwertigere Serie Fringe - ist dabei mittlerweile überaus gegenwartsbezogen und hat nur noch wenig mit den utopischen Zukunftsvisionen früherer Tage zu tun. Die penetrante Gegenwartsbezogenheit der heutigen Serien finde ich mittlerweile nur noch nervig. Es gibt eben bereits genug hochwertige Dramaserien, man muss diesen Schauplatz also nicht unbedingt auf ein Raumschiff am anderen Ende des Universums verlegen. Dieser Schauplatz bietet doch ganz andere Möglichkeiten, Geschichten zu erzählen als die Frage, wer mit wem vögelt oder wer wen prügelt.

Ich finde das schade, da Abenteuer Science Fiction im Besten Sinne, diese Maxime des "to boldly go where no man has gone before" nach wie vor für mich eine der reizvollsten Ausgestaltungen von Serien Scifi ist. Ich glaube auch, dass diese Art Eskapismus beim Zuschauer wesentlich besser ankommt als verzweifelt auf Drama gebürstete Kost wie SGU. Ich lege zum Beispiel ab und zu eine alte Episode von TNG oder DS9 ein, und stelle stets fest dass ich dabei wesentlich mehr Spaß habe als in den Korridoren der Destiny. Und das obwohl ich all diese Geschichten schon kenne.

Wo ist der Platz für diese Serien hingegangen?