Lobbyismus ist nicht per se schlecht - Gewerkschaften und Sozialverbände betreiben beispielsweise genauso Lobbyismus. Ohne den Lobbyismus gäbe es schließlich kaum gesellschaftliche Einflussnahme auf die Politik, vom Wahlkreuzerl alle vier Jahre abgesehen. Der Lobbyismus gehört also grundsätzlich zu einer aktiven Demokratie. Problematisch ist eher dass sich der Lobbyismus und die PR-Arbeit der Unternehmer- und Arbeitgeberverbände enorm professionalisiert hat. Da können Vereine und Gewerkschaften einfach nicht mithalten, weil sie nicht annähernd diese finanziellen Ressourcen auffahren können.

Was hier hilft wäre zum Ersten eine Karenzzeit für Spitzenpolitiker die ihnen verbietet direkt nach dem Ausscheiden aus der Politik einen Job in der Wirtschaft anzunehmen der unmittelbar mit ihrer vorigen Tätigkeit zusammenhängt - Beispiel Roland Koch, Beispiel Gerhard "Gazprom" Schröder, Beispiel Mietmaul Peer "nie da im Bundestag, trotzdem danke fürs Gehalt" Steinbrück. Die Halbwertszeit der meisten Politiker ist nämlich für die Unternehmen eher kurz, da sich deren Wertigkeit an ihrem Bekanntheitsgrad und der Aktualität ihrer Kontakte ausrichtet. Wer mehrere Jahre von der Bildfläche weg ist, wird kein Vorstandschef bei Bilfinger-Berger mehr oder kassiert zigtausende Euros für Vorträge.

Zum Zweiten die Ratifizierung der UN Konvention zur Abgeordnetenkorruption. Diese liegt seit sieben Jahren dem Bundestag vor, der sich aber aus bekannten Gründen weigert sich selbst strengere Korruptionsmaßstäbe aufzuerlegen. Damit befinden wir uns leider in guter Gesellschaft von Bananenrepubliken und Diktaturen und machen uns international bei allen Konferenzen und Initiativen der Korruptionsbekämpfung mehr und mehr lächerlich. So kann ich als deutscher Unternehmer z.B. straffrei einen Bundestagsabgeordneten bestechen, wandere aber vor den Kadi wenn ich einen Abgeordneten eines ausländischen Parlaments besteche - das ist nämlich strafbar. Dies ist absurd.

Drittens brauchen wir mehr Transparenz. Jeder Hartz IV Empfänger wird finanziell bis auf die Unterhose durchleuchtet, was unsere Abgeordneten nebenher verdienen verschwimmt aber nach wie vor im Nebel, da nur Nebentätigkeiten ab einer beträchtlichen Höhe überhaupt angezeigt werden müssen - und dann muss noch nicht einmal angegeben werden, wie viel derjenige z.B. für einen Vortrag vor der Versicherungsindustrie oder dem Bankenverband einkassiert hat. Bei Guido Westerwelle waren das z.B. 2008 mindestens 500.000 Euro - vermutlich deutlich mehr. Dagegen ist sein Gehalt als Abgeordneter und Parteichef schon beinahe ein Taschengeld. Wenn ich aber als Wähler genau weiß was mein Abgeordneter nebenbei macht, kann ich auch wesentlich eher einschätzen ob er meine Interessen vertritt, oder eher die von Herrn Ackermann. Mehr Transparenz sorgt also dafür dass wir bessere Wahlentscheidungen treffen können um Menschen in unsere Parlamente zu schicken die den Abgeordnetenjob nicht als bloßen Nebenerwerb ihrer sonstigen Tätigkeiten für Banken, Energiekonzerne und Versicherungen betrachten.