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Thema: WikiLeaks ... und nun!?

  1. #21
    Die Super-Checkerin Avatar von Teylen
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    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

    Den einmal ernsthaft was hält einen davon ab einfach zu schreiben:
    "Amazon hat den Server auf dem WikiLeaks gehostet war abgeschaltet." (*)

    Ich mein vor die Tür gesetzt könnte ebenso bedeutet haben das den Angestellten bei der privaten Nutzung des Internets untersagt wurde Dokumente mit Confidential Status mittels WikiLeaks zu lesen. Zumal noch nicht jeder weiß das Amazon überhaupt auch WebHosting anbietet. Geschweige den was Amazon genau mit Paypal zu tun hat.
    [Eine Antwort die man mir ohne polemische Keule schaffte in einem Chat zu geben, wofür ich den Leuten dort danken möchte]

    Wobei ich an den Umstand das ein Unternehmen, das Kenntnis davon hat, das sich Material mit zweifelhaften rechtlicher Absicherung auf ihren Servern befindet, diese abschaltet für nicht unbedingt negativ bemerkenswert halte. Es findet sich in bisher allen mir bekannten AGBs von Webhostern wider und selbst bei Foren wie diesen.
    Das heißt weder könnte ich hier einen ggf. künstlerisch anspruchsvollen, in Deutschland jedoch indizierten, Film in ungekürzter Fassung zum Download anbieten noch auf ein solches Angebot verweisen.


    (*) Sollten sie mehr getan haben so ist es mir nicht bekannt
    Desweiteren weiß ich nach wievor nicht was PayPal damit zu tun hat.
    Wobei ich deren Dienste eh (noch) nicht nutze.

    Ansonsten, was wäre den, aus Sicht jener welche das abschalten des WikiLeak Servers verurteilen, eine gangbare Alternative für Amazon gewesen?
    Geändert von Teylen (06.12.2010 um 02:14 Uhr) Grund: Ergänzung

  2. #22
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

    Zitat Zitat von Teylen Beitrag anzeigen
    Desweiteren weiß ich nach wievor nicht was PayPal damit zu tun hat.
    paypal hat eines der spendenkonten gesperrt, über die sich wikileaks finanziert:
    http://www.focus.de/panorama/vermisc...id_578607.html
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  3. #23
    Die Super-Checkerin Avatar von Teylen
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    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

    Nur als Frage, die mir dazu nicht aus dem Kopf geht.
    In wie weit gibt es ein Recht auf Vertraulichkeit?

    Das heißt in der privaten Kommunikation gibt es das Brief Geheimnis.
    Das jenen die sich darüber austauschen zusichert das ihre Kommunikation vertraulich bleibt.
    Wenn ich es richtig verstehe ist es hierbei sogar illegal wenn eine Seite das Brief Geheimnis bricht und die Kommunikation offen legt.
    Es gab, zumindest früher mal, auch das Bank Geheimnis.
    Das ist zwar eingeschränkt aber nach wie vor intakt.

    Darf ein Staat dann keine vertrauliche Kommunikation haben und keine vertrauliche Dokumentation besitzen?


    Nun wenn man dem Staat ein Recht auf vertrauliche Kommunikation und Dokumentation zugestünde,
    wie wäre der Sachverhalt wenn Amazon einen Server entfernt den Börsianer nutzen und der erkennbar zum nächsten Crash führt.
    Einen solchen, um das Klischee zu bedienen, über den die Koordination eines Anschlag getätigt würde.
    Einen Server auf dem sich eine "schwarze Liste" von Leuten befindet [Und wenn man die Dokumente bedenkt, könnten die von WikiLeaks veröffentlichten Dokumente nicht auch Zeugenschutz Programme sprengen, verdeckte Ermittler enthüllen sowie polizeiliche / staatliche Kontakte bloßstellen die ihre Kooperation daraufhin beenden?].
    Darf oder muss Paypal Konten sperren von denen das Unternehmen die Kenntnis hat das sie illegalen Zwecken dienen?


    Wie kann ein Unternehmen wie Amazon überhaupt verantworten nicht zu handeln?
    Weniger den Kunden gegenüber als z.B. auch seinen Angestellten oder auch den abhängigen Firmen?
    Fehlende Kenntnis von den Vorgängen kann man ja nicht vorwerfen.
    Ist es nicht schon eine Leistung gewesen WikiLeaks trotz allem noch recht lange oben zu lassen?
    [Mit recht lange beziehe ich mich vor allem auf den Zeitraum nach der Veröffentlichung der ersten diplomatischen Dokumenten]
    [[Wobei auch schon zuvor Datenmaterial aus den USA über WikiLeaks die Veröffentlichung fand und wohl auch der Umfang der Kläger - nicht nur aus den USA - exponentiell zugenommen hat]]

  4. #24
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

    Zitat Zitat von Teylen Beitrag anzeigen
    Nur als Frage, die mir dazu nicht aus dem Kopf geht.
    In wie weit gibt es ein Recht auf Vertraulichkeit?

    Das heißt in der privaten Kommunikation gibt es das Brief Geheimnis.
    Das jenen die sich darüber austauschen zusichert das ihre Kommunikation vertraulich bleibt.
    Wenn ich es richtig verstehe ist es hierbei sogar illegal wenn eine Seite das Brief Geheimnis bricht und die Kommunikation offen legt.
    Es gab, zumindest früher mal, auch das Bank Geheimnis.
    Das ist zwar eingeschränkt aber nach wie vor intakt.

    Darf ein Staat dann keine vertrauliche Kommunikation haben und keine vertrauliche Dokumentation besitzen?


    Nun wenn man dem Staat ein Recht auf vertrauliche Kommunikation und Dokumentation zugestünde,
    wie wäre der Sachverhalt wenn Amazon einen Server entfernt den Börsianer nutzen und der erkennbar zum nächsten Crash führt.
    Einen solchen, um das Klischee zu bedienen, über den die Koordination eines Anschlag getätigt würde.
    Einen Server auf dem sich eine "schwarze Liste" von Leuten befindet [Und wenn man die Dokumente bedenkt, könnten die von WikiLeaks veröffentlichten Dokumente nicht auch Zeugenschutz Programme sprengen, verdeckte Ermittler enthüllen sowie polizeiliche / staatliche Kontakte bloßstellen die ihre Kooperation daraufhin beenden?].
    Darf oder muss Paypal Konten sperren von denen das Unternehmen die Kenntnis hat das sie illegalen Zwecken dienen?


    Wie kann ein Unternehmen wie Amazon überhaupt verantworten nicht zu handeln?
    Weniger den Kunden gegenüber als z.B. auch seinen Angestellten oder auch den abhängigen Firmen?
    Fehlende Kenntnis von den Vorgängen kann man ja nicht vorwerfen.
    Ist es nicht schon eine Leistung gewesen WikiLeaks trotz allem noch recht lange oben zu lassen?
    [Mit recht lange beziehe ich mich vor allem auf den Zeitraum nach der Veröffentlichung der ersten diplomatischen Dokumenten]
    [[Wobei auch schon zuvor Datenmaterial aus den USA über WikiLeaks die Veröffentlichung fand und wohl auch der Umfang der Kläger - nicht nur aus den USA - exponentiell zugenommen hat]]
    wikileaks hat ja nicht selbst bei der us-regierung spioniert und daten geklaut. also liegt kein vertrauensbruch vor. diese organisation veröffentlicht lediglich das material, das sie über ihre informanten bekommt. so funktioniert journalismus schon immer. würden die medien die möglichkeit nicht haben, material von internen informanten zu nutzen, könnten sie nur noch die schön zurechtgestutzten pressemeldungen von unternehmen und regierungen verwerten (die sowieso schon über 60% der berichterstattung ausmachen).
    Geändert von Dr.BrainFister (06.12.2010 um 03:05 Uhr)
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  5. #25
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    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

    Zitat Zitat von Dr.BrainFister Beitrag anzeigen
    wikileaks hat ja nicht selbst bei der us-regierung spioniert und daten geklaut. diese organisation veröffentlicht lediglich das material, das sie über ihre informanten bekommt. so funktioniert journalismus schon immer.
    Wobei die USA in einem erstaunlich dichten Fokus von WikiLeaks zu stehen scheinen.
    So halten sich die Enthüllungen zu Deutschland oder Belgien doch in Grenzen.
    Wobei gerade Deutschland nicht unbedingt ein geringeres Sicherheitsproblem hätte.
    (Dort wurden, Schilderungen betroffener zu Folge, z.B. teilweise vertraulisches Material auch schonmal von Wehrdienstleistenden kopiert)

    könnten sie nur noch die schön zurechtgestutzten pressemeldungen von unternehmen und regierungen verwerten
    Wobei WikiLeaks das Material selbsständig sichtet, zurechtstutzt und es dann zunächst an Presseagenturen weitergibt bevor es online kommt.
    Dennoch, so habe ich den Eindruck, fehlt der Aspekt der journalistischen, sinnvollen Aufarbeitung.
    Es scheint ähnlich wie die teilweise die BILD zu sein die beiweilen Fakten highlightet die unter dem speziellen Licht verzerrt wirkten.

    Ansonsten, finde ich, die Frage nach der Vertraulichkeit / Datensicherheit nicht beantwortet.

  6. #26
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

    Zitat Zitat von Teylen Beitrag anzeigen
    Wobei die USA in einem erstaunlich dichten Fokus von WikiLeaks zu stehen scheinen.
    So halten sich die Enthüllungen zu Deutschland oder Belgien doch in Grenzen.
    Wobei gerade Deutschland nicht unbedingt ein geringeres Sicherheitsproblem hätte.
    (Dort wurden, Schilderungen betroffener zu Folge, z.B. teilweise vertraulisches Material auch schonmal von Wehrdienstleistenden kopiert)
    ja, ich finde es auch etwas zu unausgewogen, dass bisher der fokus immer auf amerika lag. warum das so ist, weiß ich nicht. vielleicht ändert sich das noch. die entwicklung von wikileaks steht ja eigentlich erst am anfang.

    Wobei WikiLeaks das Material selbsständig sichtet, zurechtstutzt und es dann zunächst an Presseagenturen weitergibt bevor es online kommt.
    Dennoch, so habe ich den Eindruck, fehlt der Aspekt der journalistischen, sinnvollen Aufarbeitung.
    Es scheint ähnlich wie die teilweise die BILD zu sein die beiweilen Fakten highlightet die unter dem speziellen Licht verzerrt wirkten.
    ich weiß nicht, ob wikileaks die materialien zurechtstutzt oder ob z.b. die diplomatenpapiere vollständig/ungekürzt weitergegeben wurden. welche schlagzeilen die presse dann aus diesen informationen herausholt, liegt letztlich nicht mehr im verantwortungsbereich von wikileaks. man hätte in den dokumenten sicherlich auch andere themen finden können als den beleidigenden diplomatentratsch.

    Ansonsten, finde ich, die Frage nach der Vertraulichkeit / Datensicherheit nicht beantwortet.
    wie schon gesagt: wikileaks hat die vertraulichkeit und datensicherheit der us-regierung nicht selbsttätig angegriffen. sie haben lediglich material veröffentlicht, das ihnen von einem informanten zugespielt wurde. sowas müsste eigentlich mit der pressefreiheit bzw. dem recht auf freie meinungsäußerung abgedeckt sein. der informant hat sich allerdings strafbar gemacht. welche konsequenzen das für ihn haben wird, ist mir jedoch nicht bekannt.
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  7. #27

    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

    Zitat Zitat von Teylen Beitrag anzeigen
    WAS SPRICHT DEN GEGEN AMAZON?
    =>
    Aufgrund eines Befehls des als Internet-zensoren bereits früher berüchtigten US-Senatoren Lieberman haben Amazon, Paypal und Co. mittlerweile unter reichlich fadenscheinigen Gründen Wikileaks vor die Tür gesetzt.
    Warum sollte ich einem Konzern Geld in den Rachen schieben der in vorauseilendem Gehorsam den Wünschen eines einzelnen Politikers Folge leistet? Es gibt keinen Zwang für Amazon diese Wünsche zu erfüllen, es ist einfach nur das Appeasement eines Siebzigjährigen der für seine Internetzensurpolitik berüchtigt ist. Ein peinliches Gebaren in einem Land das die Meinungsfreiheit wie eine Monstranz vor sich herum trägt.

    Als Kunde kann ich erwarten dass mein Anbieter - wie in dem Fall der Hostingzweig von Amazon - das Vertrauensverhältnis von Kunde und Anbieter soweit es rechtlich möglich ist schützt, und mich nicht beim ersten Anzeichen möglicher Probleme vor die Tür setzt. Amazon hat dieses Vertrauen missbraucht und damit gezeigt, wie viel ihnen ihre Kunden Wert sind.

    Das Gebaren der US-Regierung und Konzerne gegenüber wikileaks wirft letztlich auch wieder ein Schlaglicht auf ein sehr grundlegendes Problem des Internets: Seine vollständige Kontrolle durch die US-Regierung. Die Internet-kontrollorgane wie das ICANN müssten dringend bei der UNO angelegt werden statt wie bisher unter Kontrolle des US-Handelsministeriums zu stehen. Dass die US-Regierung über Druck (wie auf den Domainhoster von wikileaks.org, easyDNS) oder technische Maßnahmen jederzeit einzelen Internetadressen oder ganze Länder-Kennungen abschalten kann, ist inakzeptabel.
    Geändert von DerBademeister (06.12.2010 um 10:44 Uhr)

  8. #28
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    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

    In wie weit hat Amazon tatsaechlich auf Druck des Senators gehandelt?
    Zunaechst ist Lieberman, sofern ich es in einigen Berichten richtig nachvollziehen kann, nicht irgendein unbedeutender Senator der hinteren Baenken, sondern immerhin Chairman des Homeland Security Committee. Wenn ich es richtig uebersetze ist er damit Vorsitzender des Komitee der amerikanischen [innern] Staatsicherheit.
    Ich bin nicht vollstaendig ueber den Aufbau der amerikanischen Politik auf Senats Ebene informiert, aber der Titel erweckt nicht den Eindruck als sei Senator Lieberman eine Person die man gaenzlich ignorieren kann.

    Sentor Lieberman kommentierte das Vorgehen wie folgt:
    “This morning Amazon informed my staff that it has ceased to host the Wikileaks website. I wish that Amazon had taken this action earlier based on Wikileaks’ previous publication of classified material. [..]"

    Offensichtlich ist Mr. Lieberman bereits zuvor auf Amazon zugegangen und hat die Beendigung des Hosting Angebots von WikiLeaks gefordert.
    Eine Forderung der sich Amazon wie offenbar wurde widersetzte.
    Betrachtet man den Ablauf so liegt zwischen der Veroeffentlichung sowie dem abschalten des Servers mindestens 5 Tage, nachdem es fuer die Amerikanische Politik und damit auch die Homeland Security den Hinweis gab was dort veroeffentlicht werden wird. Das Amazon erst nach 2 Wochen mit der Bitte um Abschaltung kontaktiert wurde halte ich fuer unwahrscheinlich.

    Was jedoch bekannt ist das neben dem etwaigen Gebahren des US Senators Lieberman weitere rechtliche Verfahren gegen die Initiatoren der WikiLeak Seite laufen. Sowohl amerikanische als auch solche aus dem entsprechenden Ausland.
    In wie weit kann dies ein Unternehmen Schultern?
    Zumal die AGBs Amazon nicht nur den Vertrieb illegalen Materials sowie die Ausfuehrung illegaler Handlungen verbietet sondern ebenso das verbreiten von Inhalten "that may be harmful to our users, operations, or reputation".

    Zitat Zitat von Dr.BrainFister Beitrag anzeigen
    ich weiß nicht, ob wikileaks die materialien zurechtstutzt oder ob z.b. die diplomatenpapiere vollständig/ungekürzt weitergegeben wurden.
    WikiLeak arbeitet das Material auf und gibt es nur Stueckchenweise an die Presse.
    TP: Völkerverständigung durch WikiLeaks
    Weshalb manches schneller leakte als beabsichtigt:
    "Aufgrund einer Vertriebspanne in Basel gelangten Spiegel-Hefte an einem Kiosk zu früh in Umlauf, was sich sofort über Twitter verbreitete: Der Leak wurde selbst vorzeitig geleakt! Der Tagesspiegel wollte schon eine Stunde nach der schließlich vorgezogenen Spiegel-Veröffentlichung wissen, dass der Leak "niemandem nütze"."

    wie schon gesagt: wikileaks hat die vertraulichkeit und datensicherheit der us-regierung nicht selbsttätig angegriffen. sie haben lediglich material veröffentlicht, das ihnen von einem informanten zugespielt wurde. sowas müsste eigentlich mit der pressefreiheit bzw. dem recht auf freie meinungsäußerung abgedeckt sein.
    Fuer das Briefgeheimnis bzw. die Tatsache der Klassifizierung als Vertraulich ist es doch irrelevant wie bzw. von wem die Informationen entwendet wurden?

    Angenommen ein Postbote entscheidet sich sich mir, anstelle von IBM, vertrauliche Briefwechsel, ueber unter anderen deren Betriebsgeheimnisse oder Marketingstrategien, zu zustellen.
    So gibt mir das etwaige Verbrechen des Postboten weder das Recht die Informationen selbst zu lesen, noch sie an meine Firma weiter zu geben und ganz sicher nicht sie in meinem Blog zu veroeffentlichen. Tatsaechlich macht man sich allerspaetensdens mit letzter Handlung - zumindest in Amerika - strafbar.

  9. #29
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

    Zitat Zitat von Teylen Beitrag anzeigen
    ...
    Fuer das Briefgeheimnis bzw. die Tatsache der Klassifizierung als Vertraulich ist es doch irrelevant wie bzw. von wem die Informationen entwendet wurden?

    Angenommen ein Postbote entscheidet sich sich mir, anstelle von IBM, vertrauliche Briefwechsel, ueber unter anderen deren Betriebsgeheimnisse oder Marketingstrategien, zu zustellen.
    So gibt mir das etwaige Verbrechen des Postboten weder das Recht die Informationen selbst zu lesen, noch sie an meine Firma weiter zu geben und ganz sicher nicht sie in meinem Blog zu veroeffentlichen. Tatsaechlich macht man sich allerspaetensdens mit letzter Handlung - zumindest in Amerika - strafbar.
    die konsequenz aus deinem standpunkt wäre ein journalismus, der nur noch das veröffentlichen kann, was unternehmen/regierungen bereitwillig rausgeben. dies gilt übrigens nicht erst seit wikileaks, sondern schon immer. was meinst du, wie z.b. "watergate" aufgedeckt wurde? die journalisten haben damals sicherlich nicht bei präsident nixons presseabteilung angerufen und von dort alle relevanten dokumente ordern können.

    wie stellst du dir also kritischen journalismus in zukunft vor, wenn die redaktionen nur noch vorgefertige pressemeldungen und werbematerialien als recheremittel zur verfügung haben?

    In wie weit hat Amazon tatsaechlich auf Druck des Senators gehandelt?
    niemand weiß genau, was sich bei amazon hinter den kulissen abgespielt hat. du nicht und ich auch nicht. aber letzlich spielt es doch keine rolle, ob amazon erst einige tage nach der veröffentlichung der diplomatenpapiere gehandelt hat. inwiefern macht das denn einen unterschied? der politische druck hat sich in den tagen nach der veröffentlichung vielleicht so gesteigert, dass dieser konzern irgendwann weich geworden ist. jedenfalls scheint es nicht so als hätte man diese entscheidung dort wegen verstößen gegen die AGB oder gegen irgendwelche anderen standards getroffen. wäre das der fall, hätte amazon wikileaks schon viel früher den hahn abgedreht.
    Geändert von Dr.BrainFister (06.12.2010 um 19:07 Uhr)
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  10. #30
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    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

    Und schnapp der naechste setzt WikiLeaks vor die Tuer:
    Telepolis pnews: Schweizer Postfinance kündigt WikiLeaks-Konto

    Zitat Zitat von Dr.BrainFister Beitrag anzeigen
    niemand weiß genau, was sich bei amazon hinter den kulissen abgespielt hat. du nicht und ich auch nicht. aber letzlich spielt es doch keine rolle, ob amazon erst einige tage nach der veröffentlichung der diplomatenpapiere gehandelt hat.
    Es spielt meines Erachtens eine gewaltige Rolle.
    Amazon wird schliesslich vorgeworfen, ohne grosse Not, auf die unverbindliche Bitte eines Senators, aus reiner, fauler Bequemlichkeit dem antidemokratischen Verlangen nachgegangen zu sein und WikiLeaks boeswillig vor die Tuer zusetzen. Weshalb man Amazon verachten sollte und dort nicht mehr einkaufen.

    Wenn sich Amazon jedoch nicht fahrlaessig verhalten hat, sondern sich, im Mass der unternehmerischen Moeglichkeiten, entgegen von widrigkeiten fuer WikiLeaks einsetzte - in dem das Angebot trotz eines vorhandenen Druck weiter bestehen bleibt - besteht meines Erachtens kein Anlass fuer einen Boykott.

    Eher sollte man Amazon Achtung dafuer entgegen bringen das sie sich im Rahmen der eigenen Moeglichkeiten dafuer einsetzten.

    jedenfalls scheint es nicht so als hätte man diese entscheidung dort wegen verstößen gegen die AGB oder gegen irgendwelche anderen standards getroffen.
    Sowohl die rechtliche Problematik als auch die hinsichtlich des Rufs besteht faktisch.
    Waere WikiLeaks nicht politisch, aus der Sicht Amazon positiv, engagiert haette man sie bereits frueher vor die Tuer gesetzt.

    die konsequenz aus deinem standpunkt wäre ein journalismus, der nur noch das veröffentlichen kann, was unternehmen/regierungen bereitwillig rausgeben.
    Das waere lediglich die die unverhaeltnismaessig ueberzeichnete Konsequenz.
    Schliesslich liesse sich mit der Argumentation auch die Veroeffentlichung aller personen bezogenen privaten Kommunikationen rechtfertigen. Andernfalls sei es nicht zu verantworten das man Gefahr laeuft Verbrecher freie Hand zu lassen.

    In Bezug auf Watergate wurden Missbraeuche recherchiert und offengelegt.
    Es wurde mitnichten die gesamte Kommunikation der Nixon Administration offengelegt, diese gar ohne journalistische Aufarbeitung, offengelegt. Noch verbreitete man sich ueber Informationen die keinen Bezug zu einem Missbrauchsfall haben.

    Es mag den Boulevard erfreuen das bekannt ist welche Diplomaten welche Politiker wie einschaetzen, jedoch bringt es abseits des Schadens fuer die amerikanische Administration, keinen journalistischen Nutzen. Es lag kein Missbrauch, Betrug oder Verbrechen vor.

    Wuerde "WikiLeaks" ein neues Watergate geschaffen haben waere dies in positiver Weise bemerkenswert.
    Der eigentliche Skandal ist jedoch soweit das es offenbar nicht der Fall ist.

    Um den strapazierten Firmengeheimnis-Vergleich aufzugreifen.
    Wenn man enthuellt das IBM heimlich Daten sammelte und die Chips nach einem bestimmten Zeitraum einen Selfdestruct Button haben waere es journalistisch sinnvoll es zu recherchieren und zu veroeffentlichen. Jedoch nur saemtliche Betriebsinterna und Geheimnisse zu ermitteln und zu veroeffentlichen ist journalistisch weder sinn- noch verantwortungsvoll.
    wie stellst du dir also kritischen journalismus in zukunft vor, wenn die redaktionen nur noch vorgefertige pressemeldungen und werbematerialien als recheremittel zur verfügung haben?
    Ich habe nicht gefordert das Redaktionen nur noch vorgefertigte Pressemeldungen zur Verfuegung gestellt bekommen.
    Geändert von Teylen (07.12.2010 um 12:06 Uhr)

  11. #31
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    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

    Mastercard zieht nach:
    Enthüllungen: Mastercard sperrt Zahlungen an WikiLeaks - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik

    Mittlerweile ist Assange gefasst, was ich bemerkenswert finde ist die Berichterstattung in Belgien und Deutschland. Ich erfuhr, kurz nachdem aufwachen, das Assange sich stellen geht. Dann trug man mir den SPON Artikel zu das Assange gefasst wurde. Also gefasst wie "gestellt", respektive des Eindrucks des Artikel nach "vom Computer weggezerrt":
    Vergewaltigungsvorwurf: Britische Polizei setzt Julian Assange fest - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik
    [Ich glaube die haben den Bericht ueberarbeitet @.@]

    Dem hingegen schildert es der Volkskrant wesentlich sachlicher und unspektakulaerer:
    WikiLeaks-oprichter Julian Assange gearresteerd - WikiLeaks - VK
    "Assange meldde zichzelf vanochtend bij het politiebureau in Londen, waar hij werd gearresteerd. Eerder werd al bekend dat de WikiLeaks-voorman praatte met de politie over zijn eventuele arrestatie. Hij wordt later vandaag voorgeleid aan de rechtbank van Westminster City."
    Frei uebersetzt:
    "Assange meldete sich selbst heute morgen bei einem Polizeibureau in Londen, wo er festgenommen wurde. Es wurde bereits schon frueher bekannt gegeben das der WikiLeaks-Kopf mit der Polizei ueber eine moegliche festnahme sprechen wollte. Er wird heute im Verlauf des Tages vor das Gericht Westminister City gefuehrt werden."
    Geändert von Teylen (07.12.2010 um 12:15 Uhr)

  12. #32

    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

    WikiLeaks cut off from Amazon servers - CNN.com

    Wikileaks war nur wenige Tage auf Amazon gehostet. Amazon hat Herrn Liebermann über die Durchführung der zuvor geforderten Abschaltung informiert bevor der Kunde selbst oder die Öffentlichkeit darüber informiert wurde.

    Zumal die AGBs Amazon nicht nur den Vertrieb illegalen Materials sowie die Ausfuehrung illegaler Handlungen verbietet sondern ebenso das verbreiten von Inhalten "that may be harmful to our users, operations, or reputation".
    So eine Klausel hat ein jeder Webhoster in den AGB um die Geschäftsbeziehung mit Kunden die sich aus irgendeinem Grund nicht lohnen (z.B. weil sie zu viel Bandbreite verbrauchen) einseitig beenden zu können. Amazon wollte es vermeiden sich mit einem einflussreichen Politiker zu verscherzen und hat von diesem Persilschein zur einseitigen Kündigung Gebrauch gemacht. Rechtlich verpflichtet war amazon dazu nicht.

    Man darf davon ausgehen dass die USA derzeit jeden Geschäftspartner von wikileaks massiv unter Druck setzen, ob national oder international, sich von diesem Projekt zu lösen. Die USA sind nach wie vor das mit Abstand mächtigste Land der Welt und - wie übrigens auch die jüngsten wikileaks Dokumente zeigen - nie darum verlegen ihre Interessen notfalls mit der Brechstange durchzusetzen.

    Wikileaks die notwendigen technischen Mittel zur Verbreitung seines Angebotes zu entziehen ist letztlich auch nichts Anderes als eine Zeitung von den Papierherstellern oder Logistikunternehmen die sie ausliefern abzuschneiden. War übrigens nach dem Krieg eine beliebte Methode der Amerikaner um kritische Artikel über die Besatzungsmächte zu unterbinden.

  13. #33
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

    Zitat Zitat von Teylen Beitrag anzeigen
    ...
    Es spielt meines Erachtens eine gewaltige Rolle.
    Amazon wird schliesslich vorgeworfen, ohne grosse Not, auf die unverbindliche Bitte eines Senators, aus reiner, fauler Bequemlichkeit dem antidemokratischen Verlangen nachgegangen zu sein und WikiLeaks boeswillig vor die Tuer zusetzen. Weshalb man Amazon verachten sollte und dort nicht mehr einkaufen.

    Wenn sich Amazon jedoch nicht fahrlaessig verhalten hat, sondern sich, im Mass der unternehmerischen Moeglichkeiten, entgegen von widrigkeiten fuer WikiLeaks einsetzte - in dem das Angebot trotz eines vorhandenen Druck weiter bestehen bleibt - besteht meines Erachtens kein Anlass fuer einen Boykott.
    amazon hat mit dem wikileaks-boykott nicht das erste mal gezeigt, dass sie erst "farbe bekennen", wenn der öffentliche/politische druck steigt. mit ethischen unternehmensgrundsätzen hat dieses handeln wahrscheinlich nicht viel zu tun. ein gutes beispiel für diese doppelmoral von amazon sind die nazi-/npd-verstrickungen der letzten jahre. da tauchten auch jahrelang immer wieder handfeste vorwürfe auf:
    Amazon vermittelt Nazi-Literatur
    http://www.taz.de/1/netz/artikel/1/b...lag-bei-amazon
    http://de.indymedia.org/2009/06/252715.shtml

    weil sich mit den nazis aber gutes geld verdienen ließ und das thema lange zeit nicht so stark in der öffentlichkeit stand, sah amazon erstmal keinen grund, einzuschreiten. erst als der druck der politiker stieg und das wort "boykott" durch die medien ging, wurde gehandelt:
    heise online - Politiker kritisieren "Geschäftsbeziehung" zwischen Amazon und NPD
    heise online - Amazon schließt NPD von Partnerprogramm aus

    Eher sollte man Amazon Achtung dafuer entgegen bringen das sie sich im Rahmen der eigenen Moeglichkeiten dafuer einsetzten.
    ok, du hast mich überzeugt! ich werde den konsumboykott von meiner todo-liste streichen und stattdessen amazon zu weihnachten eine spende überweisen, weil sie sich für das bewahren der meinungs- und pressefreiheit eingesetzt haben.

    teylens argumente decken sich übrigens fast 1:1 mit den presseerklärungen von amazon:
    heise online - Amazon bestreitet politischen Druck wegen Wikileaks [4. Update]

    in dem heise-artilkel wird aber auch darauf verwiesen, dass bisher nicht geklärt hat, ob das webhosting für wikileaks erst abgestellt wurde, nachdem senator lieberman amazon mit einem boykott gedroht hat.

    ...
    In Bezug auf Watergate wurden Missbraeuche recherchiert und offengelegt.
    Es wurde mitnichten die gesamte Kommunikation der Nixon Administration offengelegt, diese gar ohne journalistische Aufarbeitung, offengelegt. Noch verbreitete man sich ueber Informationen die keinen Bezug zu einem Missbrauchsfall haben.

    Es mag den Boulevard erfreuen das bekannt ist welche Diplomaten welche Politiker wie einschaetzen, jedoch bringt es abseits des Schadens fuer die amerikanische Administration, keinen journalistischen Nutzen. Es lag kein Missbrauch, Betrug oder Verbrechen vor.

    Wuerde "WikiLeaks" ein neues Watergate geschaffen haben waere dies in positiver Weise bemerkenswert.
    Der eigentliche Skandal ist jedoch soweit das es offenbar nicht der Fall ist.
    ...
    warum reitest du eigentlich so auf diesen diplomatenpapieren herum, von denen bisher nur ein winziger ausschnitt (ca. 250 von 250.000) veröffentlicht wurde? du gehst in keiner zeile auf die bisherige arbeit von wikileaks ein. angeblich bist du ja kriegsgegnerin und übst gern virtuelle kritik an den einsätzen in afghanistan. gerade zu diesem thema hat wikileaks wichtige materialien aufgedeckt, die zeigten, wie oft die tödlichen fehlschläge des militärs in diesem krieg verdeckt wurden:



    außerdem:
    http://www.zeit.de/politik/ausland/2...ks-afghanistan

    und auch in den zuletzt veröffentlichten diplomatenpapieren sind schon dinge aufgetaucht, die den missbrauch politischer macht offenlegen. oder hältst du es auch für eine hochachtungsvolle handlung, dass die us-außenministerin ihre mitarbeiter damit beauftragt hat, die kollegen in der EU auszuspionieren:
    Spiegel: Wikileaks Veröffentlichungen
    Hillary directed US diplomats to spy: WikiLeaks

    ist sowas nicht ebenfalls ein missbrauch politischer macht, der ans licht der öffentlichkeit kommen sollte?

    außerdem wissen wissen wir noch gar nicht, was in den restlichen diplomatendokumenten steckt, die bisher nicht veröffentlicht wurden. das sind noch fast 250.000 seiten an material. ist es da nicht ein bisschen zu früh, um über die relevanz dieser enthüllungen zu urteilen?
    Geändert von Dr.BrainFister (07.12.2010 um 17:24 Uhr)
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  14. #34

    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

    Bücher kann ich auch lokal bei meinem Buchhändler bestellen über die ISBN-Nummer. Vorteil: Ich stütze damit den Binnenmarkt und die heimische Wirtschaft hier am Ort - unsere Buchläden sind in der Regel nicht eben mit riesigen Gewinnspannen gesegnet und können den Umsatz brauchen. Von den Gewinnen Amazons hat Deutschland als Standort rein gar nichts, da diese woanders versteuert werden. Selbst wenn man also die wikileaks-Diskussion außen vor lässt ist es sinnvoll, solche Erwägungen bei dem Gebrauch der eigenen Marktmacht als Konsument zu nutzen.

    Bezüglich wikileaks sollte man sich eine einfache Frage stellen nach folgender Feststellung: Der investigative Journalismus ist weltweit auf dem Rückzug. Das hat verschiedene Gründe, Zunahme staatlicher Überwachung welche die Arbeit der Journalisten z.B. im Bereich des Quellenschutzes behindert (auch hier in Deutschland), Konzentration von immer mehr Medienmacht bei wenigen, milliardenschweren Konzernen (die beiden Sekretärinnen Liz Mohn und Friede Springer beherrschen z.B. einen wesentlichen Teil der deutschen Medienlandschaft und Journaille), wirtschaftliche Probleme der Zeitungen und Magazine da die Werbung vom print ins Internet zieht (google ads und co) - guter, investigativer Journalismus kostet Geld. Ist riskant für den Journalisten und seine Quellen.

    Die Frage die man sich angesichts dieser Situation stellen muss ist Folgende: Ist die Welt mit Wikileaks eine Bessere - oder ohne? Brauchen wir - gerade in Ländern mit wenig Presse- und Meinungsfreiheit - so eine Plattform um Menschen eine sichere Möglichkeit zu geben Geheimnisse über Korruption und Lügen seitens Regierungen und mächtiger Konzerne zu veröffentlichen, eine Möglichkeit die sie sonst mangels Alternativen nicht haben?

  15. #35

    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

    Rechtsanwalt Udo Vetter fasst den rechtlichen Stand der Wikileaks-Debatte zusammen:

    Aber darüber hinaus findet sich von der Spiegel-Affäre bis Cicero in allen Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts zum Thema die klare Ansage, dass die Presse sich gerade auch auf Informationen stützen darf, denen vordergründig der Makel des Illegalen anhaftet. Es gibt schlicht kein Berichterstattungsverbot über zugespielte Papiere aus Ministerien, Fraktionen, Geheimdiensten oder Polizeibehörden, mögen diese auch doppelt und dreifach als “vetraulich” oder sogar “geheim” gestempelt sein.
    Aus den Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts ist deutlich zu lesen, dass die Presse ihrer Rolle als 4. Gewalt überhaupt nur dann gerecht wird, wenn sie nicht nur Pressemitteilungen aus Politik, Verwaltung und Gerichten abnudelt. Nein, sie kann und soll den anderen Gewalten auf die Füße treten, indem sie gerade Informationslecks nutzt, um auch die unbequemen Dinge ans Licht zu bringen. Damit erst befriedigt die Presse den Anspruch des Bürgers auf “umfassende Information”, und zwar über den wahren Zustand der Gesellschaft, in der er lebt. Die Pressefreiheit umfasst auch die gesamte Verwertungskette. Informanten- und Quellenschutz sind deshalb keine Phrasen aus Agentenfilmen, sondern handfeste juristische Realität.

    Brain ging schon darauf ein welch ein wichtiger Bestandteil der Pressefreiheit es ist, "geheime" Informationen veröffentlichen zu können. Angesichts aktueller Spitzel- und Überwachungsskandale wie z.B. bei der Telekom welche hunderte Mitarbeiter und Journalisten auf der Suche nach Lecks überwachen ließ, ist das auch bei uns hochaktuell.


    Zum Thema rechtliche Verantwortung der Geschäftspartner von Wikileaks:
    Überdies dürfte auch erst staatlicher Druck dazu geführt haben, dass Privatunternehmen wie Amazon, PayPal, Mastercard und jetzt auch Visa WikiLeaks den Speicherplatz entziehen und Zahlungswege austrocknen. Was wegen der noch geltenden Meinungsfreiheit wahrscheinlich kein US-Gericht abgesegnet hätte, wird so über die Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Unternehmen durchgesetzt. Dieses nicht mal ernsthaft kaschierte Foul Play dürfte die USA langfristig wahrscheinlich mehr Sympathie kosten, als sie durch die ohnehin nicht mehr zu stoppenden Botschaftsdepeschen jemals verlieren konnten.
    Quelle: Kriegsgerät Serverplatz | law blog


    Die US-Regierung kann keinen Anbieter zwingen Wikileaks vor die Türe zu setzen. Auch dort gilt die Gewaltenteilung und solche Entscheidungen sind Sache der Gerichte. Die Konzerne haben also letztlich eine Güterabwägung getroffen - ist es für ihr Geschäft schädlicher weiter mit wikileaks zusammenzuarbeiten und somit einflussreiche Politiker zu verärgern die dem Unternehmen von Nutzen sein können, oder ist es schädlicher wikileaks rauszuwerfen und zu riskieren damit die eigenen Kunden zu vergraulen? Da nur wenige Kunden von ihrer Marktmacht entsprechend Gebrauch machen und die Konzerne abstrafen werden, ist die nun getroffene Entscheidung dem Druck der eigenen Regierung nachzugeben aus rein marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten sicherlich korrekt.


    Die Frage ist, ob ein Unternehmen auch eine Verantwortung ethischer oder moralischer Natur für seine Kunden und sein Land hat, eine Verantwortung die über bloße Kosten/Nutzen-rechnungen hinausgeht.


    Zur Vergewaltigungs-anklage gegen Assange:
    Der Fall Assange und die schwedische Justiz: Verschwörung, Zufall oder Routine - taz.de
    'Sex by Surprise' at Heart of Julian Assange Criminal Probe


    Diese Geschichte hat angesichts des massiven Drucks den die USA seit längerem auf Schweden ausüben - man denke hier z.B. an die Gefängnisstrafen für die Pirate Bay-Gründer - schon einen gewissen Beigeschmack.

  16. #36
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

    nun muss auch der fdp-maulwurf dran glauben:
    FDP entlässt Helmut Metzner | Startseite*- Frankfurter Rundschau

    vielleicht war ja sogar das guidomobil verwanzt... wer weiß, welche enthüllungen da noch auf uns zukommen. wäre ich die fdp, hätte ich den helmut metzner allerdings behalten. schließlich kann so ein erfahrener maulwurf doch prima dabei helfen, aus den untiefen des umfragelochs einen weg ins freie zu buddeln:

    Geändert von Dr.BrainFister (08.12.2010 um 21:31 Uhr)
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  17. #37
    Forum-Aktivist Avatar von Reiner
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    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

    ... besser nicht. Drin bleiben bitte.
    "Glaubst Du noch, oder denkst Du schon?" Giordano Bruno / "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." Albert Einstein. /"Ich kann zwar die Bewegungen von Himmelskörpern berechnen, aber nicht die menschlichen Verrücktheiten." Sir Isaac Newton. / Das Mitlesen in diesem Beitrag ist verboten, wenn Ihr zu jung dafür seid. https://anchor.fm/reiner-krauss/

  18. #38

    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

    Von mir jetzt mal ein Kommentar ganz ohne politischen Gehalt: Verleiht die ganze Wikileaks-Geschichte und das Drumherum wie z.B. sowas hier Euch auch so ein bißchen das Gefühl, dass die Realität sich einem 90er-Jahre Cyberpunk-Roman annähert (oder vielleicht auch der Anime-Version davon)? Irgendwie hatte ich gerade mal wieder so einen "wow, wir leben wirklich in der Zukunft!"-Moment. ;-)

  19. #39

    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

    Zitat Zitat von Dr.BrainFister Beitrag anzeigen
    nun muss auch der fdp-maulwurf dran glauben:
    FDP entlässt Helmut Metzner | Startseite*- Frankfurter Rundschau

    vielleicht war ja sogar das guidomobil verwanzt... wer weiß, welche enthüllungen da noch auf uns zukommen. wäre ich die fdp, hätte ich den helmut metzner allerdings behalten. schließlich kann so ein erfahrener maulwurf doch prima dabei helfen, aus den untiefen des umfragelochs einen weg ins freie zu buddeln:

    Horschti Seehofer ist aber immer noch auf der Suche nach dem Maulwurf in der CSU, welcher die Amerikaner über den Geisteszustand unseres Ministerpräsidenten informiert:

    Er habe genug von diesen Durchstechereien, empörte er sich am Montag vor versammelter Mannschaft im CSU-Vorstand. Er werde dadurch in den US-Geheimdepeschen als Politiker aus der Provinz hingestellt.
    [...]
    Auch eine persönliche Begegnung mit Bayerns Ministerpräsident meldeten die US-Diplomaten im Februar 2010 nach Washington. Sie ist wenig schmeichelhaft für Seehofer: Er habe nur eine "schwache außenpolitische Expertise" zu erkennen gegeben, als er sich am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz mit Botschafter Murphy getroffen habe. Der Ministerpräsident habe nicht einmal gewusst, wie viele US-Soldaten in Bayern stationiert seien: "Insgesamt hatte Seehofer zu außenpolitischen Themen wenig zu sagen und schien selbst über grundlegende Dinge nicht informiert."
    Quelle: Spiegel

    Als Mann im radikalfeministischen Paradies Schweden sollte man jedenfalls vorsichtig sein, mit welchen Frauen man schläft. Da kann unser Kachelmann schon froh sein, nicht vor Staatsanwältin Marianne Ly gelandet zu sein.

  20. #40
    Kleiner SpacePub-Besucher Avatar von greeen
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    Standard AW: WikiLeaks ... und nun!?

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