Hab den Maron-Text gerade nochmal gelesen (hatte ihn früher diese Woche schonmal überflogen) und finde ihn immer noch seltsam.

Vor allem aber hat der Islam den in diesem Land üblichen Umgang mit der Religion außer Kraft gesetzt. Wir alle, Christen, Juden, Orthodoxe, Atheisten, sind gezwungen, fast täglich über den Islam zu sprechen und nachzudenken, wir sollen den Koran lesen und die Hadithen, damit wir den Islam verstehen lernen. Aber ist es nicht unser Recht, vom Islam nichts zu verstehen und nur zu erwarten, dass wir von ihm nicht mehr behelligt werden als von allen anderen Religionen?
Das ist ja wohl die zentrale These der Autorin. Aber wer zwingt uns denn, "fast täglich über den Islam zu sprechen" usw.? Das sind doch nicht die Muslime. Ich habe eine streng muslimische Freundin und die hat mich in den nunmehr 24 Jahren unserer Freundschaft noch nie dazu gezwungen, über den Islam zu sprechen. Wir haben in der ganzen Zeit vielleicht dreimal über Religion diskutiert - also, *richtig* über Religion geredet. (Natürlich kommen so Themen wie Kopftuch bei der Arbeitssuche usw. auch mal auf, aber das zählt für mich jetzt wirklich nicht als Religionsdiskussion per se. Ist halt Teil ihres Alltags, und ich möchte schon wissen, was im Leben meiner Freunde so los ist.) Und einmal, nach fast zwanzig Jahren, hat sie mir mal eine Mohammed-Biografie geschenkt (nein, nichtmal den Koran - bloß eine Biografie). Auch wieder ohne Lese- oder Diskussionszwang. Wenn das ein Bekehrungsversuch war, war's ein ziemlich dezenter. Und ich glaube, ich wäre auch etwas beleidigt, wenn sie, als jemand, der glaubt, dass der Glaube über das ewige Seelenheil entscheidet, nicht zumindest diesen bescheidenen Versuch gemacht hätte, mir ein Türchen zu ihrem Glauben zu öffnen - das würde dann ja bedeuten, dass es ihr egal wäre, wenn ich in die Hölle komme. ;-) Aber, wie gesagt, sie hat nicht versucht, mir das Thema aufzudrängen. Nie. (Ich bin da mit meinem dauernden Gerede über meine Obsession des Jahres wesentlich penetranter. ;-))

Dazu mal im Vergleich, wer in meinem Umfeld mir Islam-Diskussionen "aufzwingt":

- deutsche, deutschstämmige, nicht persönlich mit Muslimen bekannte Freunde meiner Eltern
- ein paar meiner Verwandten
- dieser Thread hier ;-)

--> allesamt deutsch und nicht-muslimisch.

Okay, ist nur meine eigene Erfahrung, und es mag sein, dass der Rest der deutschen Bevölkerung andauernd von penetranten missionarischen Muslimen belästigt wird und mir das nur zufällig noch nie passiert ist... aber das scheint mir doch irgendwie eine gewagte Annahme.